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Samstag, 3. Dezember 2016

Bob Dylan holt seinen Nobelpreis nicht in Stockholm

Einar Schlereth
3. Dezember 2016
Bob Dylan 2015 bei der MusiCares Preisverleihung
Diese Nachricht hat mich zuerst erfreut und noch mehr die Meldung, dass er auch die Einladung Obamas ins Weiße Haus abgelehnt  hat. Bei näherer Überlegung habe ich jedoch meine Meinung geändert, denn beides ist nichts Halbes und auch nichts Ganzes, will sagen, dass sie nicht auf eine prinzipielle Haltung deuten. Es ist nicht so, dass Bob Dylan nicht von einem Kriegsverbrecher wie Obama geehrt werden wollte. Denn vor einem Jahr hat Dylan keine Skrupel gehabt, einen Orden aus der Hand des Herrn Obama entgegenzunehmen.

Also keine prinzipielle Haltung - mal geht er hin, mal nicht. Offenbar ist ihm auch nicht der Gedanke gekommen, den Preis nach dem Vorbild von Sartre oder Lê Đức Thọ (der den Preis zusammen mit Kissinger erhielt, aber deswegen ablehnte. Leider ist er danach selbst auch zum Kriegsverbrecher geworden, da er den Befehl zum vietnamesischen Einmarsch in Kambodscha gegeben hat) anzunehmen, wenn ein Schurke wie Obama ihn erhalten hat.

Das gilt natürlich auch für das Nobel-Komitee, bzw. die Nobel-Komitees. Denn es sind zwei - das in Oslo ist für den Friedensnobelpreis zuständig und das in Stockholm für die Literatur und alle anderen Preise. Aber beide haben sich selbst gründlich diskreditiert. Man könnte sagen, sie vergeben die Preise an Hinz und Kunz, wobei das weniger schlimm wäre, als die Vergabe an Mörder und Kriegsverbrecher wie Kissinger, Obama, EU oder den Literaturpreis an eine Lyrikerin wie Swetlana Alexijewitsch oder Alexander Solschenizyn, die alle beide nur anti-kommunistische Propagandisten sind. Die Preise sind nicht mehr an echte Leistungen und Verdienste geknüpft, sondern werden allein politisch motiviert.

Noch übler ist es, dass häufig die Absichten von Alfred Nobel missachtet werden. Dazu gibt es in Schweden eine ganze Menge Literatur, wie etwa hier und hier und hier, aber vor allem dieser Artikel, den ich 2013 aufgelegt habe. Ich habe keine Ahnung, ob es auch in der übrigen Welt Diskussionen darüber gegeben hat, von Missfallensbekundungen über die eine oder andere Preisverleihung abgesehen.

Mich hat diese Haltung Dylans zugegebenerweise sehr geärgert, da ich ihn lange sehr geschätzt habe. In den sechziger Jahren hatte ich sogar in Stockholm mit einem Inder - Brahmane und Regisseur - eine sehr scharfe Auseinandersetzung über Dylan, die zum Bruch führte. Für ihn war Bob Dylan ein Prolet und seine Lyrik hielt er für Scheiße. Das Bild des Proleten vernagelte ihm das Hirn. Da braucht es einen nicht verwundern, wenn die Angehörigen der hohen Kasten in Indien die Adivasis und Dalits einfach nicht als Menschen wahrnehmen können.

Später dann  bekam meine Hochschätzung von Dylan jedoch einen Knick, nachdem ich seine blinde Gefolgschaftstreue für das faschistische Israel bemerkte. Aber wie kann man den einfachen Deutschen, Italienern, Spaniern oder Portugiesen einen Vorwurf machen, den Faschisten hinterhergerannt zu sein, wenn kluge Leute wie Bob Dylan und massenweise deutsche Intellektuelle damals dem Hitler und heute der israelischen Entität Treue schwören oder selbst ein Geistesgigant wie Noam Chomsky in seiner Haltung zu den Palästinensern wacklig ist? Ich denke, bei ersteren ist es verzeihlich, bei den letzteren nicht.