Ein sehr gutes Gespräch mit einer Frau, die weiß wovon sie redet. Mali wurde zu Zeiten des Kolonialismus geplündert, es wurde nach der Unabhängigkeit geplündert und der jetzige Krieg findet statt, um die Plünderung zu verewigen und nebenbei so viel Malier wie möglich umzubringen. Ein Land kann unmöglich eine wirkliche Unabhängigkeit erreichen, wenn ihm alles von außen aufgezungen wird: das ökonomische System, die politischen und wirtschaftlichen Bedingungen, eine im Westen erzogene Elite und eine westlich trainierte Armee, die nur die Interessen dieser Eliten verteidigen soll. Dieses ganze paraasitäre Geschmeiß muss aus dem Land verjagt werden - nicht nur aus Mali, sondern aus ganz Afrika - vorher wird es keinen Frieden, keine Entwicklung, keine Unabhängigkeit geben.
Kontext TV-Interview mit Aminata Traoré
Auf dem Weltsozialforum war Aminata Traoré
eine sehr gefragte Rednerin, aber als Gegnerin der französischen
militärischen Angriffe in Mali wurde ihr am 19.04.2013 die Einreise in dieses Land verboten.
Kontext TV: Wenn vom Konflikt in Mali die Rede ist, spricht man viel von Sicherheit, von Islamismus, Terrorismus aber selten von Wirtschaft. Was ist die wirtschaftliche Situation in Mali und welche Rolle spielt die Wirtschaft in dem jetzigen Konflikt?
Aminata Traoré:
Man schließt die wirtschaftliche Dimension absichtlich von den Debatten aus. Denn wenn wir von der Tatsache ausgehen, dass Mali zuerst der Modellschüler der internationalen Gemeinschaft war, was wirtschaftlichen Liberalismus und liberale Demokratie angeht, und wenn nach 22 Jahren versuchter Demokratisierung – die von der internationalen Gemeinschaft stark finanziert wurde – wenn ein solches System zusammenbricht, dann muss man sich logischerweise fragen: Warum ist der Norden des Landes in diesem Zustand, warum die Rebellion, warum der Staatsstreich?