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Sonntag, 1. Oktober 2017

Der Kalte Krieg damals. Der Kalte Krieg jetzt.


William Blum
26. September

Aus dem Englischen: Einar Schlereth

Die anti-russische/anti-sowjetische Voreingenommenheit in den amerikanischen Medien scheint keine Grenzen zu kennen. Man sollte denken, dass sie genug Selbstbewusstsein und genug journalistische Integrität hätten, um sich um ihr Image zu kümmern. Aber es kommt immer mehr, wird immer weiter und immer höher gestapelt.

Einer der jüngsten Fälle ist die Rezension einer neuen Biographie über Michail Gorbatschow in der New York Times Book Review (10. September). In der Rezension heißt es, dass Gorbatschow "kein Held des eigenen Volkes" sei, weil er "der Zerstörer ihres Reiches" sei. So vermeidet die New York Times, etwas Positives über das Leben in der Sowjetunion oder über den Sozialismus sagen zu müssen. Sie möchten die Leser glauben lassen, dass es der Verlust solcher etwa der Tschechoslowakei oder Ungarns u. a. war, der das russische Volk erschütterte, und nicht der Verlust unter Gorbatschows Perestroika eines anständigen Lebensstandards für alle, ein Verlust, der sich auf Miete, Beschäftigung, Urlaub, medizinische Versorgung, Bildung und viele andere Aspekte des sowjetischen Wohlfahrtsstaates auswirkte.

In dieser Rezension steht ein Zitat aus einer Times Review von 1996 aus Gorbatschow's eigenen Memoiren, das besagte:

„Es ist für die Westler ein Rätsel, dass Michail Gorbatschow in seinem eigenen Land verhasst und verspottet wird. Das ist der Mann, der die Welt ein paar Schritte vom nuklearen Abgrund entfernt hat und seinen Landsleuten eine tödliche Angst genommen hat, der blutige Auslandsabenteuer beendete und Osteuropa befreite. .... Doch seine Ablehnung zu Hause könnte kaum vollständiger sein. Sein politischer Comeback-Versuch im Juni brachte weniger als 1 Prozent der Stimmen."

Gorbatschows Unpopularität beim eigenen Volk wird damit weiter in die Kategorie "Mysterium" verbannt und nicht den tiefgreifenden gesellschaftlichen Veränderungen geschuldet.

Es sei darauf hingewiesen, dass USA Today 1999 berichtete:

„Als die Berliner Mauer fiel [1989], stellten sich die Ostdeutschen ein Leben in Freiheit vor, in dem Konsumgüter im Überfluss vorhanden waren und die Not verblassen würde. Zehn Jahre später sagen bemerkenswerte 51%, dass sie im Kommunismus glücklicher waren."[1]

Frühere Umfragen hätten wahrscheinlich sogar mehr als 51% eine solche Stimmung zum Ausdruck gebracht, denn in den zehn Jahren waren viele von denen, die sich mit einer gewissen Vorliebe an das Leben in Ostdeutschland erinnerten, verstorben; owohl selbst noch 10 Jahre später, im Jahr 2009, konnte die Washington Post berichten:
"Westberliner sagen, sie hätten die Neigung ihrer östlichen Kollegen satt, nostalgisch über die kommunistische Zeit zu reden."[2]