Ein Leser schrieb, dass ihn der gestrige Artikel über
Weißrussland getroffen und berührt habe. Und er schickte eine
kleine Geschichte, die er gerne veröffentlicht sähe. Das tue ich
mit Freude und ich danke dir, denn es sind gerade die kleinen
Stories, die oft tiefe Eindrücke hinterlassen.
"Lieber Honig voneinander kaufen, als aufeinander zu schießen."
Vor 12 Jahren beschlossen wir Studienfreunde, einen Kommilitonen nachhause in den Osten von Weißrussland zu begleiten. In ein Dorf ca. 5 km von der russischen Grenze 60 km südlich von Orscha. Es war September. Durch die Obstbäume in den Gärten erinnert, fragte ich, ob es einen Imker im Dorf gäbe. Ja klar! Den können wir besuchen, na klar!
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Nun schickte unser Freund ein eingescanntes Foto von den authentischen, selbst gebastelten Bienenstöcken. |
Er hatte den Honig in einer großen Zinkwanne unter seinem Bett und füllte mir 2 oder 3 große Gläser voll. Zum Abschied meinte der Imker: "Unsere Väter haben gelernt, aufeinander zu schießen - es ist aber besser, voneinander Honig zu kaufen." Mir treibt es heute noch die Tränen in die Augen ob dieser Aussage.
Zum Abschluss unserer Reise haben wir die Nationale Gedenkstätte Chatyn besucht (nicht zu verwechseln mit Katyn). Den offiziellen Zahlen nach hat die deutsche Besatzung etwa ein Viertel der Bevölkerung das Leben gekostet. Die drei Birken und die brennende Flamme als Symbol in dem schwarzen Steinquadrat sollen dies verdeutlichen.
Allerdings weiß - insbesondere die ältere Bevölkerung - dass diese Zahlen wohl deutlich geschönt sind und eher ein Drittel der Bewohner umgekommen ist.