Dienstag, 25. Januar 2011

Der Zustand der US-Nation

Heute hat ein Freund aus den USA mir einen Brief zugeschickt, in dem es um eine Diskussion geht, die wir anlässlich eines Artikels im http://www.alternet.org/story/149659/ führten, bei dem es um die neuen "Austerity"-Pläne (Schnall den Gürtel enger"-Pläne) der Regierung geht. Der Autor Mark Ames beweist, dass eine derartige Politik noch nie zum Ziel geführt hat, nämlich die Wirtschaft wieder in Schwung zu bringen, ganz im Gegenteil. Denn die Gier der Superreichen wird nie gesättigt, das Elend und die wachsende Armut um sie herum stacheln sie nur zu erneuten Raubzügen in der ganzen Welt, Schachzügen zur Senkung ihrer minimalen Einkommenssteuern an, wobei sie Sprüche ähnlich jenem von Marie-Antoinette von sich geben, die kurz vor der Französischen Revolution auf den Bericht, dass die Menschen kein Brot hätten, antwortete: "Dann sollen sie doch Kuchen fressen."
Hier folgt ein Auszug von Davids (der seit 1 1/2 Jahren als 2-sprachiger Sozialarbeiter für Wohlfahrt tätig ist) Brief als Ergänzung zum oben genannten Artikel:
"Massenweise kommen Menschen und suchen um Hilfe und Unterstützung nach, die ständig weiter gesenkt wird (eine Mutter  mit einem Kind und ohne Einkünfte erhält jetzt monatlich 385 $ in bar statt zuvor 453 $). Es kommen Leute, die in ihrem ganzen Leben nicht daran gedacht haben, Stütze zu beantragen. Manche sind mitsamt allen ihren Kollegen gefeuert worden, damit die Bosse neue Arbeiter mit niedrigeren Löhnen und ohne Sonderleistungen einstellen können. Manche haben ihre Häuser verloren, weil sie nicht mehr die Hypotheken bezahlen können. Immer mehr junge Leute machen "Couch-surfen", leben hier und dort bei Freunden und schlafen auf der Couch, weil sie keine Arbeit und keinen Platz zum Leben haben. Menschen weinen vor dem Besuchsfenster, weil sie nicht zum Arzt gehen können und "nicht wussten, dass sie nach lebenslanger Arbeit und Bezahlung von Steuern" nicht für die Krankenkasse qualifiziert sind,  weil es die nicht gibt, es sei denn, man ist "uralt, blind und behindert" oder man ist Elternteil eines Haushalts mit Kindern und keinerlei Einkommen.
Ich versuche mit den Leuten in Begriffen zu reden, die sie nicht von anderen hören. Eine Sache ist, dass ich mich als "Sozialist" bezeichne. Das ist ein Wort, das man hier nicht hört, es sei denn, man will jemanden wie Obama angreifen, was natürlich völlig absurd ist. Ich benutze auch andere verbotene Wörter wie "herrschende Klasse" (was ich in Zusammenhang mit dem "Zwei-Parteien-Konsens der herrschenden Klasse" verwende). Ich erkläre den Leuten, dass wir niemals, wenn wir nicht das Instrument und die Waffe der Sprache benutzen, die durch den Schweiß, das Blut und den Geist von Jahrhunderten des Kampfes geschaffen wurde, die kapitalistischen, imperialistischen, faschistischen Ratten beschreiben, verstehen und bekämpfen können. Aber du glaubst nicht, wie schwer eine solche Diskussion ist, selbst mit sogenannten "Liberalen", "Progressiven", "Linken", Bezeichnungen, die heute keine Bedeutung mehr haben.
Aber was ist denn ein Linker ohne eine Klassenanalyse"? Wenn man einen sozialen Konsens akzeptiert, dass man Wörter wie "herrschende Klasse" oder "sozialistisch" nicht benutzen kann, dann ist man besiegt, bevor man begonnen hat."
Es ist tröstlich zu hören, dass es sogar in den USA noch Leute gibt, die selber denken und an andere denken. Deshalb schickte ich an David ein warmes Dankeschön.


1 Kommentar:

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