Mittwoch, 30. März 2011

Ergänzung zur scharfen Kritik von Petras/Abaya über EU/US Krieg gegen Libyen

Gleich vorweg sei gesagt, dass der Artikel von James Petras und Robin E. Abaya
The Euro-US War on Libya: Official Lies and Misconceptions of Critics (Offizielle Lügen und Missverständnisse der Kritiker) äußerst lesenswert ist. (Der Link ist   hier.)
Sie behandeln zunächst die sechs Mythen über den Libyen-Komplex. Erstens die 'humanitäre Interventien', was ja im Grunde ein Lacher ist, nur kann einem bei den Ergebnissen vor Ort wirklich nicht zum Lachen zumute sein. Es ist im Gegenteil 'deprimierend zu sehen, wie selbst anständige Liberale den Mist glauben können', wie Tariq Ali gestern schrieb.
Sodann kommen P/A zur Frage des Erdöls, das von 'Linken' gerne als Grund der Aggression angeführt wird. Die Autoren meinen, dass sie irrelevant sei, da alle großen Erdölgesellschaften der Welt ja von Gaddafi vor Jahren bereits ins Land geholt worden waren und dicke Geschäfte machten. Wohl richtig, aber meinen die Autoren, dass es dasselbe ist, ob "unsere" Gesellschaften im Lande sind oder ob wir mit ein paar Divisionen im Lande stehen und direkt am Hahn drehen können? Sicherlich nicht. Wie oft wurden die westlichen Gesellschaften über Nacht aus dem Lande geworfen, wenn das Volk oder ein nationalistischer Führer genug davon hat, dass der Westen sich das Öl billig aneignet? Also läuft die US-Strategie seit langem darauf hinaus, das Öl von der Quelle, über die Pipelines und Seefahrtslinien bis zum jeweiligen Bestimmungsort und zum Verbraucher unter Kontrolle zu bringen. In unseren Zeiten, wo wir ausrechnen können, wann der letzte Tropfen Öl aus dem Hahn kommt, ist das für die Superweltmacht ein nicht zu vernachässigender Punkt. Dies ist das eine. Das zweite ist, dass Erdöl eben nicht nur Erdöl ist, sondern auch eine Waffe, die über Leben und Tod entscheidet.
Ich möchte den Lesern in Erinnerung rufen, dass der 2. Weltkrieg im Pazifik damit begann, dass die USA Japan von allen seinen Erdölnachschublinien abschnitten. Und das war eine klare Kriegserklärung, auf die Japan zu Recht mit Pearl Habor antwortete. Es versteht sich wohl von selbst, dass dies die Stimme der Imperialisten ist und ncícht meine.) Erdöl war damals schon lebenswichtig für eine Industriemacht, umso viel mehr heute. Kleine Überlegung: Was passiert, wenn Deutschland über Nacht der Gas- und Ölhahn abgedreht wird?
Wenn nun die USA auch Libyen in der Tasche haben werden, haben sie die europäischen Mächte, die zu den Hauptabnehmern des libyschen Öls gehören, noch viel besser im Griff als ohnehin schon. Aber das sehen solche Idioten wie Sarkozy, Cameron & Co von ihrem Gesichtspunkt im Arsch des Ungeheuers natürlich nicht so gut.
Der dritte Punkt der Autoren ist "Gaddafi ist ein Terrorist". Naja, gestern war es nicht und auch vorgestern nicht und schon seit 2004 nicht mehr, als er von der
US-Terroristenliste gestrichen wurde. Aber hier verweisen P/A auf einen wichtigen Punkt: Gaddifi hat sich durch seine 100-Grad-Drehung selbst in den Fuss geschossen. Er hat freiwillig sein Land von 'Massenvernichtungswaffen' befreit und somit verwundbar gemacht, und er hat sich von allen seinen 'linken'
Freunden getrennt und somit selbst in die Isolation gebracht. Das machte ihn zu einem 'leichten Angriffsziel für die Militaristen in Washington'.
Der vierte Mythos sind die 'revolutionären Massen' in Libyen. Sicher gab es den einen oder anderen wohlmeinenden Demokraten und vielleicht auch Revolutionär. Aber Massen? Nun, das kann jeder selbst nachlesen.
Der fünfte Punkt ist Al Qaida. Als Gaddafi darauf verwies, wurde er ausgelacht.
Im Chor, gut orchestriert von Washington. Aber natürlich wusste man dort, dass es stimmte. Aber die sind jetzt Teil der 'Rebellen'.
Im sechsten Punkt gehen die Autoren auf den Unterschied zu den übrigen Revolten in der arabischen Welt ein, die explizit friedlich und gewaltfrei waren. In Libyen gab es einen bewaffneten Aufstand und somit einen Bürgerkrieg. Und auch Bürgerkriege haben es an sich, dass auf beiden Seiten Gräueltaten begangen werden. Allerdings sprach man hier nur von den Gräueln der Regierung (die kräftig aufgebauscht wurden - so hat es z. B. kein Bombardement von Tripolis gegeben) und blendete die der anderen Seite einfach aus.
In der Schlussfolgerung kommen die Autoren zwar auf die Doppelzüngigkeit der US-Aggressoren zu sprechen - in Palästina, Bahrain, Jemen usw. wird bedenkenlos gemordet, aber das sind ja 'unsere' Jungens - aber dann kommen sie auf den für sie entscheidenden Punkt für die Aggression gegen Libyen und zwar:   "Weil Gaddafi sich geweigert hat, aktiv zu den westlichen militärischen Operationen in Afrika und dem Nahen Osten einen Beitrag zu leisten."
Dies halte ich nun für ein sehr schwaches Argument. Auf die paar Männiken, die das kleine Libyen hätte zur Verfügung stellen können, konnte man doch gut und gerne verzichten.
Ich sehe einen anderen Punkt, der eigentlich ins Auge springt, aber vielleicht deshalb nicht gesehen wird. Werfen wir nur einen kurzen Blick zurück. Die USA
steckten wirklich in der Bredouille. Ihre großartige, mit Milliarden gefütterten Geheimdienste CIA, FBI und wie sie alle heissen, hatten nicht die leiseste Ahnung von dem, was in den arabischen Ländern vor sich geht und auf sie zukommt. Sie fielen aus allen Wolken (denn die Araber sind doch unfähig zur Demokratie, träge, defätistisch etc.). In aller Eile wurden Drähte gezogen, Boten hin- und hergescheucht, Telefone liefen heiss, aber nichts klappte richtig. Das Feuer breitete sich immer weiter aus. Sprang über nach Jemen, Palästina, Bahrain, Kuweit und sogar nach Saudiarabien. Wirklich eine brenzlige Situation. Und da
sandte Gott ein Zeichen. In Libyen fingen auch ein paar Burschen an, eine 'Revolution zu machen'. Und die gingen gleich in die Vollen. Ballerten auch gleich drauf los. Gaddafi fiel auch aus allen Wolken, ballerte zurück und ein Bürgerkrieg war im Gange. Und auch Bürgerkriege haben es an sich, dass Gräuel begangen werden, auf beiden Seiten. Und in dem Moment brachte man die gesamte schwere Artillerie der Medien ins Gefecht. Naja, die ganze Litanei, die man bis zum Erbrechen bereits kennt. Gaddafi - schon wieder ein Hitler - eine Gefahr für die USA, ja für die ganze Welt, der die "eieieieigenen" beschießt usw. Den Hintergrund gaben die 'Humanitären' mit ihrem Geheul ab. Und - surprise, surprise - man hatte sogar Al Jazeera auf seiner Seite. Schlagartig wurde der Fokus weg von dem wirklich demokratischen Getümmel auf den arabischen Straßen auf Libyen gerichtet. Libyen, Libyen, Libyen auf allen Sendern, allen Fernsehkanälen. Die Israelis nutzten die Stunden und bombten fleissig die Leute in Gaza zusammen, Saleh in Jemen massakrierte die eigenen, allerdings friedlichen Demonstranten, in Bahrain marschierte die saudische Armee ein - nichts von alledem bekam man zu sehen, nur noch Libyen.
Wenn das kein Geschenk des Himmels für die Yankees war. Sie wurden von allen westlichen Demokratien, von den Liberalen, den Humanitären und ihren arabischen Freunden um Hilfe gerufen. Nun, da griff man halt zu und ließ sich schweren Herzens zu einer 'humanitären Intervention' herbei. Und nun konnten sie zeigen, dass sie wirklich 'the good guys' sind, die auf der Seite der Guten stehen. And forget about the rest.
Es ist genau, wie es Jan Myrdal in seinem neuen Buch 'Red Star over India' beschreibt. Die Inder bekämpfen seit über 40 Jahren die Naxaliten - mit wechselndem Erfolg, doch in den vergangenen 10 Jahren mit immer weniger Erfolg. Also machten sie zuerst diese Armen, die Indigenen und Dalits (die Unberührbaren), die für Gerechtigkeit und ein anständiges Leben kämpfen, zu Terroristen und riefen dann die Amerikaner herbei. Mit allergrößtem Vergnügen. Wenn die 'größte Demokratie der Welt' um Hilfe bittet, dann sind wir auf der richtigen Seite. Und Jan Myrdal verweist auch darauf, dass die Inder über kurz oder lang auch von der 'Linken' Hilfe erhalten werden, wenn man denen erzählt, dass die indische Regierung "diesen armen, zurückgebliebenen Ureinwohnern nur helfen will, ihnen den Fortschritt und Entwicklung und Ausbildung bringen will, aber die bösen Maoisten, die verhindern das."
Nur begreifen die Inder nicht, dass die Amis sie am Ende in den Sack stecken werden. Wo die erst einmal drinnen sind, gehen sie nicht mehr raus. Die Inder sind bescheuert, und der Grund ist ihr Rassismus. Sie glauben, sie machen einen guten Deal, wissen aber nicht, was die Amis von ihnen halten. Das gleiche, was sie von ihrem eigenen Volk halten: mofussil, Pack, Idioten, Schwarzköpfe. Es wird ihnen gehen, wie den Pakistanis, auch wenn sie sich natürlich selbst für viel viel klüger halten.

1 Kommentar:

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