Mittwoch, 15. August 2018

Ein EU 'disinfo-busting' Outlet nimmt ‘Russophile' à la McCarthy unter Beschuss zur Förderung ihrer Lügen



Danielle Ryan
14. August 2018


Aus dem Englischen: Einar Schlereth

Danielle Ryan ist eine irische freie Schriftstellerin mit Sitz in Dublin. Ihre Arbeiten erschienen in Salon, The Nation, Rethinking Russia, teleSUR, RBTH, The Calvert Journal und anderen. Folgen Sie ihr auf Twitter @DanielleRyanJ


Mit einem Coup, der Joe McCarthy stolz gemacht hätte, versuchte ein in Brüssel ansässiger Think Tank, Twitter-Nutzer zu brandmarken, die über einen Skandal mit dem ehemaligen Leibwächter des französischen Präsidenten Emmanuel Macron als "Russophile" berichteten.

EU DisinfoLab, dessen Daseinsberechtigung es ist, "Desinformation mit innovativer Methodik zu bekämpfen", veröffentlichte einen Bericht über "hyperaktive" Twitter-Konten, die Nachrichten über Alexandre Benalla, Macrons ehemaligen stellvertretenden Stabschef und Bodyguard, der im Juli entlassen wurde, als bekannt wurde, dass er einen Demonstranten während einer jährlichen Maikundgebung gewaltsam angegriffen hatte.

Die französischen Medien waren begeistert vom DisinfoLab-Bericht (Die Russen! Die Russen!) und bald erschienen Schlagzeilen über russische "Bots" und ihre offensichtliche Verwicklung in den Benalla-Skandal, die nationale Diskussionen darüber auslösten, was getan werden könnte, um die Manipulation der sozialen Medien durch die "Russophilen" zu bekämpfen. Während der ganzen Hysterie beschloss das EU-DisinfoLab freundlicherweise, seine Ergebnisse zu klären, um zu sagen, dass nicht alle Berichte über Benalla von der Sorte "Russophile" seien. Doch laut dem Mitbegründer der NGO, Nicolas Vanderbiest, war der Fall ein heißes Thema für das "Russophile Ökosystem" und beachtliche 27 Prozent der Konten waren Teil des "Russischen Desinformationssystems".

Falls ihr euch wundert: das "russische Desinformationssystem" besteht laut DisinfoLab aus jedem, der Inhalte von RT oder Sputnik verbreitet oder die "russische Erzählung" in irgendeiner Weise fördert.

Denn in guten, freien, offenen demokratischen Gesellschaften ist es inakzeptabel, etablierte Erzählungen in Frage zu stellen und ein ausreichender Grund für öffentliche Beschimpfung und die sofortige Platzierung eures Namens auf einer Art Twitter-Blacklist. Ihr könnt auch genauso überrascht sein wie ich, dass es offenbar für jedes Weltereignis eine übergreifende "russische Erzählung" gibt, unabhängig davon, ob es sich in irgendeiner Weise auf Moskau bezieht oder nicht.

Erschwerend kam hinzu, dass die NGO die Rohdaten, die sie in ihrer Forschung verwendete, offenbar mit Labels wie "jüdisch", "lesbisch" und "homo" kategorisierte - und damit Fragen von Nutzern nach dem Grund solch politischen Profilierung in der Öffentlichkeit aufwarf. Die NGO löschte dann scheinbar die Dateien und lehnte es ab, sie zu veröffentlichen, bevor sie die Veröffentlichung zugeben und eine Entschuldigung an die Betroffenen herauszugeben wollte.
Ironischerweise wurde die Finanzierung des Berichts über diese angeblich verdächtige russische Twitter-Aktivität von niemand anderem als Twitter selbst bereitgestellt. Glücklicherweise hatte Twitter etwas Geld für solche Zwecke herumliegen; genau das Geld, das es von RT und Sputnik erhalten hatte, um Anzeigen auf seiner Plattform zu schalten. Nachdem Twitter den Fehler bemerkte, versprach man, dieses Geld an "zivilgesellschaftliche" Projekte wie EU DisinfoLab zu geben - die glücklich über die 125 000 $ war, wie die Organisation selbst zugab.

Sofort erinnerte mich der Furor um die "Russophilen"-Liste an einen ähnlichen Versuch einer europäischen "Denkfabrik", jeden, der entfernt mit RT in Verbindung gebracht wird, als Kreml-Handlanger zu brandmarken. Im Oktober letzten Jahres veröffentlichte die von der US-Regierung finanzierte, in Prag ansässige Organisation "European Values" eine Liste von 2.327 Personen, die als Gäste bei RT aufgetreten sind und sie als "nützliche Idioten" für den Kreml brandmarken.

Auf dieser Liste standen die bekannten russischen Agenten Greta van Susteren, Gloria Steinem, Bob Woodward, Dick Cheney, Naomi Klein, Kofi Annan, Perez Hilton, Denzel Washington und Pierce Brosnan.

Die Denkfabriken, die völlig sinnlose Berichte wie diese produzieren, behaupten, dass alles dem Bemühen gilt, die Desinformation zu bekämpfen und die Nachrichtenumgebung von falschen oder irreführenden Informationen zu reinigen. In Wirklichkeit sind diese Berichte nichts anderes als öffentliche Beschimpfungsübungen und dienen keinem legitimen, nützlichen Zweck. Sie sind nicht dazu bestimmt, die Wahrheit an sich zu schützen oder zu fördern, sondern die eigene bevorzugte Erzählung zu stärken und sicherzustellen, dass niemand sonst gefährlichen Ideen oder Perspektiven ausgesetzt wird - und wenn, sie schnell mit sichereren, sanktionierten Erzählungen zu versorgen.

Sie sind Teil einer langen Geschichte im Westen - aber vor allem in den USA - politische Gegner oder Dissidenten mit Russland zu verbinden, um sie zu diskreditieren. Sie sind die moderne Inkarnation (wenn auch weit weniger effektiv) der McCarthy-Pamphlete der 1950er Jahre, in denen Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens (oder heutzutage nur noch zufällige Twitter-Nutzer) für das angebliche Verbrechen der Sympathie für die Sowjetunion/Russland verunglimpft wurden.

Das berüchtigte Red Channel Pamphlet, das 150 Schauspieler, Schriftsteller, Journalisten, Musiker und andere Entertainer auflistete, die angeblich kommunistische Sympathisanten waren, beendete ihre Karriere und drohte, ihr Leben zu ruinieren. Zweifellos wären EU-DisinfoLab und die European Values gerne so einflussreich, aber zum Glück ist es in der heutigen Medienlandschaft viel einfacher, sie als die Betrüger zu bezeichnen, die sie sind.

Wenn man bedenkt, dass, wie EU DisinfoLab zugegeben hat, nur 27 Prozent derjenigen, die über die Benalla-Affäre berichten, "Russophile" sind (und der Rest vermutlich nicht) und dass es keine Beweise für eine "Einmischung" der russischen Regierung in den Fall gibt, scheint es wahrscheinlicher zu sein, dass eine große Vielfalt französischer Bürgerinnen und Bürger, von allen Seiten des politischen Spektrums nicht von der Tatsache erfreut waren, dass der Leibwächter ihres Präsidenten vorgab, ein Polizeibeamter zu sein und Leute bei einem Protest zu verprügeln - und entschieden, ihre Frustrationen zu twittern, was ihr gutes Rrecht ist.

Etwas schwieriger wäre es aber, einen "Desinformationsbericht" darüber zu erstellen.


Quelle - källa - source

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