Dienstag, 20. Oktober 2020

Evos Parole ‘Wir kommen wieder’ hat sich bewahrheitet

Einar Schlereth

20. Oktober 2020

Evos Parole ‘Wir kommen wieder’ hat sich bewahrheitet

 

                                Evo Morales kündigt seine Rückkehr an ...

Farooque Chowdhury hat auf countercurrents.org einen begeisterten Brief über die angesagte Rückkehr von Evo Morales und den Sieg des Finanzministers Luis Arce in der vormaligen Regierung von Evo Morales geschrieben. Er war nicht allein – auch in Kuba, in Mexico, in Venezuela und an vielen anderen Orten der Welt wurde gejubelt und gefeiert.

Ehrlich gesagt, hatte ich nicht felsenfest daran geglaubt; ich rechnete eher mit einem Blutbad. Gewiss gab es Streiks und riesige Demonstrationen fast täglich, die manchmal von Polizei und Armee brutal angegriffen wurden, aber nie aufgelöst werden konnten. Die Polizei wagte sich sogar nach Potosí hinein, das Zentrum der Bergarbeiter hoch in den Anden und stellte ein Massaker an. Auch wenn alle diese Aktionen gewissermaßen zaghaft waren, weder Panzer oder Luftwaffe eingesetzt wurden, hatte ich ständig das Gefühl, dass die Regierung noch etwas in der Hinterhand hatte.

Gleichzeitig wurde aber deutlich, dass die Putschregierung kein Konzept, keinen Plan hatten. Sie schafften die Gesetze von Evo Morales ab und brachten es fertig, in wenigen Monaten die Wirtschaft gegen die Wand zu fahren. In kurzer Zeit brach Hunger aus, womit sich die Putschisten selbst ein Armutszeugnis ausstellten. Das Regime wurde schließlich gezwungen, Wahlen auszuschreiben, da es ja ständig von Demokratie quatschte. Aber gab es wirklich Putschisten, die angesichts der protestierenden Volksmassen daran glaubten, eine Wahl zu gewinnen?

Das machte mich andererseits so misstrauisch. Ich hielt es einfach für unwahrscheinlich, dass sich das US-Empire den saftigen Brocken entreißen lassen würde, der immerhin mit einigem Aufwand und US-Kapital-Interessen gewonnen wurde (man denke an die gewaltigen Lithium-Vorkommen im Alto Plano).

Irgendetwas muss passiert sein, was einen Rückzieher nötig machte. Erstens ist halb Südamerika in Aufruhr. Es brodelt in der US-Bastion Kolumbien, in Ecuador, wo die USA auch einen soft-Putsch gemacht hatten, in Peru, in Chile und in Venezuela sind alle Putschversuche gescheitert. Auch in Mittelamerika hat die USA an Boden verloren. Der blutige Putsch in Honduras ist nicht vergessen. Ebensowenig die Aufstandsversuche in Nicaragua. Nun ja, und wie sieht es in den USA selbst aus? Dort kündigt sich ein Debakel erster Ordnung an. Viele Kommentatoren sprechen nur noch von Bananenrepublik oder 3. Weltland.

Aber auch in Bolivien muss etwa schief gelaufen sein. Es ist zu vermuten, dass auf die Armee kein Verlass ist. Sie besteht überwiegend aus Indios, die in ihrer Mehrheit wohl nicht bereit sind, gegen iher Volksgenossen zu marschieren, zumal sie wahrlich nicht im Luxus leben. Was manch einer dem Evo nach dem Putsch vorgeworfen hat, dass er sich offenbar keine Basis in der Armee verschafft hat, ist scheinbar nicht die ganze Wahrheit. Evo hat allein durch seine Rhetorik den Indios ein Selbstwertgefühl vermittelt, das sie in der langen Kolonialgeschichte nirgends erfahren haben. Schließlich war Evo Morales der erste indigene Staatschef eines Landes in Amerika, der es nicht nur geschafft hate, sein Land aus der Armut zu führen, eine beispielhafte wirtschatliche Entwicklung einzuleiten, sondern auch den Menschen ihre Kultur, ihre Sprache, ihre ureigenen Werte zurückzugeben. Ich nehme also an, dass dies bei den einfachen Soldaten auch Anklang gefunden hat.

Ich hoffe, dass wir in den kommenden Monaten eine ganze Menge Hintergründe erfahren werden, die bislang unter dem Teppich gehalten wurden. Und ich hoffe auch, dass Luis Arce und Evo eine erfolgreiche Politik führen werden.


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