Mein Resumee des vorigen Jahres ist ja gewesen: Ein beschissenes Jahr. Mit drei toten Freunden und jede Menge sonstigem Ärger. Hinzu kam, wie wir wissen, die Ausweitung des US/NATO-Krieges gegen Syrien, verstärkter US-Drohnenkrieg gegen Pakistan, Somalia, Jemen. Intensivierte US-Infiltration ganz Afrikas. Schlimmer kann es eigentlich nicht werden. Dachte ich. Falsch gedacht.
Hier die kurze Zusammenfassung der vergangenen vier Tage. Eine Lehre aus dem Tod meines Freundes Hannes für mich war, endlich mein Testament aufzusetzen, um nicht auch meine Mitmenschen in solch eine Bredouille zu bringen. Wie erwartet, war dies mit einer Menge Fahrerei, Gerenne, Juristengesprächen, Entwürfen, endgültigen Fassungen, Verbesserungen verbunden. Bis endlich die echte engültige Fassung vorlag, die dann von mir im gleichzeitigen Beisein zweier Nachbarn unterzeichnet wurde und von ihnen auch, womit sie beglaubigten, dass ich im Vollbesitz meiner geistigen Kräfte bin.
Dann druckte ich das Dokument dreifach aus: Nr. 1 ist das Original und bleibt hier. Nr. 2 geht an einen deutschen Freund, der als Testamensvollstrecker fungiert und Nr. 3 geht an das Bestattungsunternehmen FONUS in Växjö (das gleichzeitig als 'Ersatzmann' für Nr. 2 dient). Die haben dafür speziell geschulte Juristen, die ihre Dienste umsonst anbieten (nun ja, im Grunde ist es ein Vorschuss).
Schon am Samstag ging es mir nicht besonders gut. Aber eisern die Zähne ... naja usw. und den kritisierten Artikel fabriziert, den ich jetzt gelöscht habe. Auch noch in die Sauna gefahren, aber danach recht bald ins Bett gegangen. Schlecht geschlafen. Mich durch den Sonntag gequält. Konnte nichts machen, nichts denken, nichts lesen und gedöst, etwas gelaufen, während die Schmerzen immer nur zunahmen. Alle Gliedmaßen taten mir weh, auch der Hals. so gut wie nichts gegessen und getrunken und nur auf den Montag gewartet. Um18 Uhr hingelegt und knappe sechs Stunden geschlafen. Es war 30 Minuten nach Mitternacht, als ich aufwachte. Die Schmerzen von der Entzündung im rechten Arm waren inzwischen so stark geworden, dass an Schlaf nicht mehr zu denken war. Also aufgestanden.
Geheizt, ein paar Haferflocken und einen Apfel gegessen und 2 Tassen Kaffee getrunken. Es wurde um sieben schon etwas hell. Warf den Vögeln Futter hin, stellte die Elektroheizung an und verließ um 7.30 das Haus.
Um 8.30 beim Fonusjuristen Erik und ihm das Testament gegeben. Wenige Minuten nach 8 Uhr endlich im ' Akuten' (Ambulanz des riesigen Krankenhauskomplexes). Hatte Glück. War die Nummer drei. Und dann lief alles im enormen Tempo ab.
Ein junge hübsche Ärztin (das bekomme ich wahrscheinlich noch in Vollnarkose mit) entriss mich quasi der Dame, die mir die erste Blutabnahme gemacht hatte und ich wurde in das Nervenzentrum vom 'Akuten' geschoben - eine große Halle unter Glas - mit einer Menge Leute an Computern, Kontrollschirmen, Krankenschwestern, Sanitätern und Betten an der Peripherie, wo ich auch eingereiht wurde. Wurde an Strippen und Schläuche angeschlossen - Tropf und Sauerstoff - Blut-, Urin-, Speichel und Nasenschleimproben wurden entnommen. EKG wurde gemacht und der Blutdruck wurde gemessen.
Nach und nach wurde das Bild klarer. Ich war dehydriert, hatte Fieber und viel zu niedrigen Blutdruck, unregelmäßigen Herzschlag und Herzflimmern. Großartig. Und das, nachdem 1 1/2 Jahre zuvor alle Untersuchungen die allerbesten Ergebnisse gezeigt hatten.
Obendrein wurde die starke Entzündung am rechten Arm als Wundrose (siehe hier) identifiziert und sofort mit intravenösem Antibiotikum behandelt. Sehr ansteckend, weshalb ich gleich in ein Isolationszimmer kam. Das Herzflimmern wurde mit WARAN behandelt. Der Arzt erklärte mir, dass Herzflimmern noch vor kurzem als mehr oder weniger harmlos angesehen wurde, was nach neuen Untersuchungen jedoch nicht aufrechterhalten werden kann. Es können durch das Geflimmer Blutpfropfen gebildet und ins Gehirn katapultiert werden, wo es dann zu einem Stroke kommen kann. Deshalb wird das Blutverdünnungsmittel Waran eingesetzt.
Genau dieser Fall ist bei meinem Freund Hannes eingetreten. Bei ihm war es allerdings zu einem tödlichen Stroke gekommen, was aber sehr häufig eben nicht der Fall ist. Deshalb, liebe Leute, nehmt euch dies zu Herzen, buchstäblich.
Auch bei mir war es vor ein paar Monaten erstmals aufgetreten und ich hatte es nicht ernst genommen.
Nun hat sein Tod mich erstens dazu gebracht, ein ordentliches Testament zu erstellen und sogar - nur Stunden nach Abgabe des Testaments - durch den reinen Zufall der Wundrose vor einem ähnlichen Schicksal bewahrt.
Heute Mittag bin ich entlassen worden. Das neueste EKG hat nicht einmal mehr die kleinste Abweichung gezeigt. Auch die Entzündung am Arm ist drastisch rückläufig. Die Behandlung wird medikamentös weitergeführt und dann wird sich zeigen, ob ich die Waran-Behandlung ganz oder teilweise einstellen kann. Zum Teil ist dieser Erfolg mit Sicherheit der hervorragenden Teamarbeit der jüngeren und älteren Ärzte auf dieser Station zuzuschreiben. Und so etwas wird natürlich durch die Privatisierung des Gesundheitswesens ein Ding der Unmöglichkeit.
Im Wiki-Artikel zur Wundrose könnt ihr auch lesen, was ich tun soll: den Arm schonen (eigentlich Bettruhe!). Ich werde mich mehr oder weniger dran halten müssen. Werde meine Kommentare halt mit links schreiben müssen.
Alles Gute und gute Besserung von Unbekannt zu Unbekannt.
AntwortenLöschenBei dieser Gelegenheit möchte ich Ihnen ein großes Lob für Ihren Blog aussprechen. Machen Sie sich nichts draus einem Fake aufgesessen zu sein, vertrauen Sie Ihren Lesern. Ihr Blog ist für mich eine Bereicherung.
Danke!
Auch von mir die besten Wünsche und gute Besserung!
AntwortenLöschenAuch in Wikipedia stand ja, dass eine "Behandlung über zehn Tage empfohlen wird" und schon deshalb ist Ruhe erforderlich, denn der Anteil der Selbstheilungskräfte sollte niemals unterschätzt werden, trotz Antibiotika.
Vielen Dank auch für den Hinweis betreffs unregelmäßigem Herzschlag und Herzflimmern, was ja auch unter Angst und Depressionen auftreten kann und wogegen dann z.B. Yoga helfen soll ("Yoga reduziert Herzflimmern und Angstzustände"); dass allerdings wie von Dir beschrieben ein tödlicher Stroke, also Herzinfarkt bzw. Schlaganfall, eintreten kann, war von mir schon immer befürchtet worden und auch diese Form ohne jegliche Beteiligung von dauerhaften Gefäßverengungen ist eben überhaupt nicht zu unterschätzen - vielen Dank für den Hinweis auch für andere.
Liebe Grüße!
Gute Besserung!
AntwortenLöschenWer meine Hinweise verpasst hat:
Doku; Syrien: Die Syrien-Falle - Deutschland und der Krieg gegen Assad ARD 2013
http://www.youtube.com/watch?v=zkqqcufoAEg
Hej Einar,
AntwortenLöschenÖnskar dig ett snabbt tillfrisknande och fortsatt styrka för dina översättningar och artiklar.
FH
Da bin ich froh, dass Du solch ein Glück gehabt hast - Du bist dem Tod gerade noch einmal von der Schippe gesprungen. Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag.
AntwortenLöschenLieber Einar,
AntwortenLöschenfreut mich auch sehr, dass du rechtzeitig so eine gute Behandlung bekommen hast und uns hoffentlich noch lange erhalten bleibst!
Fühl dich gedrückt,
Susanne
Bei so vielen guten Wünschen muss es mir ja schnell wieder gut gehen. Die Ruhe einzuhalten ist jedoch nicht so einfach. Ich versuche vor allem, den rechten arm zu schonen. Aber heue konnte ich eine menge wegschaffen, so dass ich hoffentlich morgen zum laufen komme. Mein Bein will ja auch gepflegt werden. so lässt sich das altwerden auch beschreiben - alle gliedmaßen wollen was von dir. Früher waren die einfach da. Allerseits einen schönen Abend noch.
AntwortenLöschenHallo Einar,
AntwortenLöschenich wünsche Dir von Herzen alles Gute! Möge dieses Jahr besser werden.
Lese gerne in Deinem Blog.
Lieben Gruß
Lieber Einar,
AntwortenLöschenna das klingt ja echt dramatisch - Pole sana....!! Hoffen wir, dass Du bald wieder der " Alte " bist ! ich glaube wir müssen mal wieder nach dem rechten schauen...ist ja auch mindestens 10 Jahre her, dass wir bei Dir in Schweden waren !
liebe Grüße von Petra (...lakini,nicht anonym ! )
Asante sana, Petra. Das wäre schön, euch mal wiederzusehen. Leider wird dann ja die 'kleine' Hanna nicht dabei sein. Sie ist inzwischen eine große Dame geworden, die ihre eigenen Wege geht. Grüße an sie und Günter und bis bald. Ciao Einar
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