Donnerstag, 21. Februar 2013

Irak - „Schlimmer als die Zionisten“


Endlich habe ich wieder einen Artikel von der wunderbaren Layla Anwar übersetzt. Ihre Artikel werden auf Uruknet veröffentlicht, eine in Italien beheimatete Seite, die ich abbestellte, nachdem dort widerliche Artikel zu Libyen und Syrien veröffentlicht wurden. Plötzlich bekam ich die Seite wieder zugeschickt. Ich konnte fesstellen, dass man in Bezug auf Libyen, Mali, Jemen eine Wende vollzogen hat, nicht jedoch mit Hinsicht auf Syrien. Sie ist also nach wie vor mit Vorsicht zu genießen. Aber Laylas Artikel, die ich seit Jahren verfolge, werden dort immer noch publiziert. Ihr Blog wurde 2011 zum besten Irak-Blog erkoren.
Sie ist eine Künstlerin und lebt irgendwo im Exil. Sie schreit ihr Leid über Iraks Schicksal mit Leidenschaft und ungeheurer Wut in die Welt hinaus, weshalb sie von vielen Seiten angegriffen wurde. Aber ich verstehe ihre Wut. Ich war immer wieder überrascht, wie ähnlich meine Gefühle waren (und immer noch sind). Was in Irak geschehen ist - und immer noch geschieht - ist ein solch gigantisches Verbrechen, wie es weder von Hunnen oder Mongolen begangen wurde. Ein Land, das wahrlich in die Steinzeit zurück gebombt wurde. Wo alles mit penibler Sorgfalt zerstört wurde - Millionen Kinder, Frauen, Männer, Alte und Junge, das Land radioaktiv verseucht, was tausende und aber tauseden Missgeburten hervorruft und zahllose Krebskranke, die Infrastruktur von der Kanalisation bis zur Trinkwasserreinigung, von den Bildungsanstalten bis zu den Krankenhäusern, von der Stromversorgung bis zur Industrie und bis hin zur systematischen Ermordung von Wissenschaftlern, Professoren, Künstlern, Sängern, Malern, Schriftstellern durch zionistische und amerikanische Todesschwadronen. Von der bewussten Zerstörung von Bibliotheken, Museen, Kulturdenkmälern und dem Diebstahl ungezählter alter Kunstwerke ganz zu schweigen. Jeder, der sich dies alles mal plastisch vor Augen führt, wird diese Frau verstehen können. Hoffe ich.

Layla Anwar
16. Februar 2013


Rasende Proteste in ganz Irak … tausende und aber tausend Menschen verlangen das Folgende:


  • Ende der sektiererischen Shia-Herrschaft
  • eine neue Fassung der irakischen Verfassung (die von den Amerikanern und Iranern geschrieben wurde)
  • Ende der willkürlichen Tötungen und Verhaftungen, Vergewaltigungen und Folter aller Verhafteten auf Sekten-Basis sowie ihre Freilassung
  • Ende der diskriminierenden Politik bei Anstellungen, Erziehung etc., die sektenabhängig ist
  • Zuteilung der Regierungsdienste an alle
  • Ende der Korruption
  • keine Trennung zwischen Shiiten und Sunniten, ein Islam für alle irakischen Muslim und ein Irak für alle Iraker

Die Proteste in Anbar, Fallujah, Sammara, Baquba, Tikrit, Kirkuk, Mosul … und in verschiedenen Teilen von Baghdad betonen immer wieder 1. ihre spontane Natur einer „Volksrevolution gegen Unterdrückung und Ungerechtigkeit“, 2. ihre friedliche Natur, d. h. unbewaffnet 3. ein Willkommen für alle, sich den Protesten anzuschließen unabhängig vom Glauben oder Rasse als EIN irakisches Volk und 4. einen Marsch nach Baghdad.

Sammara, Anbar, Mosul, Baquba, Tikrit, Kirkuk, Fallujah usw. sind belagert. Dies ist eine Politik der sektiererischen Shia-Regierung, um sicherzustellen, dass die Proteste nicht Baghdad erreichen.

Und innerhalb der allgemeinen Abschirmung der Provinzen und der Hauptstadt gibt es die Belagerung der Sunni-Viertel (Aadhamiya, Ameriya, Saydiyya) in Baghdad, um einen allgemeinen Marsch auf Baghdad zu verhindern.

Das am schlimmsten betroffene Viertel durch exzessive Sicherheitsmaßnahmen, Checkpoints, Stacheldrahtverhaue, Zementblöcke, Durchsuchungen, Verhaftungen ist Aadhamiya, das bereits seit über einer Woche eingekesselt ist.

Niemand kommt nach Aadhamiya hinein oder heraus. Sicherheitskräfte sowohl in Uniform als auch in Zivil verhören und verhaften. Aadhamiya ist seit der Besatzung zu einem Ghetto geworden mit Zementblocks und Checkpoints. Es ist auch das Viertel wo die Abu Hanifa Moschee liegt, der Schrein des Imam der Hanafis.

Heute wurde niemandem erlaubt, überhaupt nur in die Nähe der Abu Hanifa Moschee zu kommen, nicht einmal Leute aus der Gemeinde selbst. Anders als sonst, war die Abu Hanifa Moschee am heutigen Freitag fast leer.

Frauen wurden gründlich untersucht und wurden auch nicht in die Nähe der Moschee gelassen. Männer durften einen bestimmten Abstand nicht überschreiten und selbst jene über 45 Jahre durften nicht zum Freitagsgebet.

Eine Frau sagte: „So habe ich seit Jahren gelebt. Und wenn ich nun nach Aadhimiya zum Beten gehen will? Ich bin Irakerin, ich habe das Recht, nach Najaf, nach Anbar, nach Baghdad zu gehen … dies ist AUCH mein Land“.

Ein Mann über 40 aus der Gemeinde musste gewaltsam entfernt werden. Er sagte: „Ich gehöre zur Gemeinde, ihr könnt alle hier fragen (nnatürlich kennt im Ghetto jeden jeden – das ist natürlich im Ghetto). Lasst mich durch und beten. Selbst die Zionisten erlauben Palestiniern über 40 in der Al-Aqsa-Moschee beten, und ihr wollt mich nicht in meiner eigenen Gemeinde beten lassen“. Darauf antworteten die Männer von der Sicherheit: „Was dich und deine Sekte angeht, so sind wir schlimmer als die Zionisten“.

Der Mann sagte: „Na endlich habt ihr es zugegeben... Wir haben uns immer über die amerikanische Besatzung beklagt. Aber jetzt sind wir unter eine noch schlimmere Besatzunge gekommen.“

In Najaf andererseits hat Muqtada al Sadr (Shia) und seine Anhänger einen Protest organisiert, um Solidarität mit der Opposition (Shia) in Bahrein zu zeigen, während tausende Iraker seit über 50 Tagen mit sit-ins demonstrieren und in ihrem eigenen Land belagert werden.

Und auf einer Pressekonferenz der US-Militärkommandos wurden „Besorgnis und Beunruhigung [geäußert] über die gegenwärtige Instabilität, die von den Protesten in Irak verursacht werden“.

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