Montag, 17. September 2018

Neue Post aus Russland vom 17. September 2018


Stefan Lindgren

Aus dem Schwedischen: Einar Schlereth


Russland erhöht den Zinsfuß


Russlands Zentralbank erhöht den Zinsfuß mir 025 % auf 7,5 %. Das beruht vor allem darauf, dass ein Ansteigen der Inflation auf 5 – 5,5 % für 2019erwartet wird, die 2020 wieder auf 4 % sinken wird. Damit versucht Russland auch das Interesse der globalen Investoren wach zu halten, in einer Zeit, wo «der Markt» die Aussichten für Wachstums-Ökonomien unter dem Wildwuchs amerikanischer Sanktions-Drohungen und Zoll-Erhöhungen in Frage stellt.

Russland erhöhte den Zins einen Tag nachdem die Türkei ebenfalls eine kräftige Erhöhung des Zinsfußes ankündigte und ähnliche Maßnahmen folgen in Argentinien, Indonesien und anderen Entwicklungs-Ökonomien.

Der Zins in allen BRICS-Ländern ist höher als in der westlichen Welt. Brasilien hat 6,5 %, China 4,35 %, Südafrika 6,5 % und Indien wird am Ende des Quartals auch auf 6,5 % erhöhen.

Der russische Zinsfuß lag Ende 2014 bei 17 % und auch damals war die Ursache vor allem in Störungen, die von der westlichen Sanktionspolitik ausgingn. Der Wert des Rubels iat um 14 % gegenüber dem Dollar bisher im Jahr gesunken, aber stieg um 9,7 % am Freitag.

https://www.cbr.ru/eng/press/keypr/, wsj 14/9




London sucht noch mehr Verdächtige



Die Verdächtigung zweier Russen, Alexander Petrow und Ruslan Bsjirow des Mordversuchs am Doppelagenten Sergej Skripal und dessen Tochter führte in dieser Woche dazu, dass die beiden Russen vorzogen, im russischen Fernsehen aufzutreten für ein 20 Minuten Interview.

Sie versicherten, dass sie gewöhnliche Touristen seien, die Salisbury wegen u. a. der berühmten Kathedrale besuchen wollten. Ihr Zeugnis wurde in den Westmedien wegewischt als schlechter Versuch «um zu retten, was zu retten ist» (Anna-Lena Laurén in DN). Im übrigen waren die Männer sehr verschwiegen darüber, wer sie sind. Gewöhnliche Touristen? [Wieso, sie sagten, dass sie Sportler coachen würden. Das reicht doch. Und Putin sagte, sie sind keine Geheimdienstler. D. Û.]

Großbritannien wird monatlich von ca. 22 000 russischen Touristen besucht und viele machen, laut britischen Medien, Ausflüge außerhalb Londons, wobei Salisbury mit seiner Kathedrale und dem Original der «Magna Charta» übliche Ziele sind.

Der frühere Diplomat Craig Murray, der genauestens das Alibi der beiden Russen untersuchte, sagte, dass das wasserdicht sei (https://t.co/EyLjQv0WOh).

Interfaks 13/9, tass 14/9



Pensionsprotest in Novosibirsk



Laut Arrangeuren nahmen am Donnerstag 3000 Personen an einer zugelassenen Demonstration gegen das erhöhte Pensionsalter teil. Laut Behörden nur 600.

Laut dem Vorsitzenden der Gewerkschaftsorganisation in Novosibirsk, Alexander Kozlow, waren es mindestens 2000 Teilnehmer und viele öffentlich Angestellte wurden gedrängt, nicht hinzugehen.

Vielleicht können die Verluste von «Vereintes Russland» zum Teil auch auf dem Widerstand gegen die Pensionsreform beruhen.

Das «Vereinte Russland» konnte nicht 50 % der Stimme im ersten Wahldurchgang gewinnen. Es verlor nur in drei Regionen – Irkutsk, Uljanovsk und Chakasien – in allen Fällen gegen die Kommunisten.

In Primorsky Krai, Russlands östlichster Region, sah es lange so aus, als ob ein Kommunist den Gouvereusposten gewinnen würde. Als 97,87 % der Stimmen ausgezählt waren im zweiten Wahldurchgang am gestrigen Sonntag, den 16. September, führte der Kommunist Andrej Istschenkow, aber als 99,03 % ausgezählt waren, hatte der aktuelle Gouverneur Andrej Tarasenko (Vereintes Russland) mit 49,02 % gewonnen. Istschenko ist in den Hungerstreik getreten, aber die zentrale Wahlkommission verspricht, alle Klagen zu untersuchen.



Interfaks 13/9, tass 17/9
Ungleichheit übertrieben



Laut Awara, eine Konsultfirma in Moskau, die vom finnischen Advokaten Jon Hellevig betrieben wird, zeigt eine neue Studie, dass die Ungleichheit in Russland übertrieben wurde u. a. von dem französischen Ökonom Thomas Piketty.

«Unsere korrigierten Daten zeigen, dass die 10 % reichsten Russen weniger als 30 % der nationalen Einnahmen verdienen, statt 45 – 50 %, wie Piketty sagt. Entsprechend zeigen auch unsere korrigierten Daten, dass die 10 reichsten Russen 39 % des privaten Reichtums besitzen und 32 % des totalen Nationalvermögens anstatt 70 %, wie Piketty angibt.


https: //www.awaragroup.com/blog/the-case-
against-thomas-piketty/




Die Militärübungen beunruhigen den Westen




Die kürzlich abgeschlossene wochenlange Militärübung in den östlichen Teilen der Russischen Föderation Vostok 18 umfasste auch Atomraketen, 1000 Flugzeuge, 80 Kriegsschiffe und 300 000 Soldaten, beinahe doppelt so viele wie bei Vostok 14 vor vier Jahren.

Der Umfang der Übung hat Unruhe in den Westmedien verursacht. Das letzte Mal, dass etwas Gleichwertiges stattfand, war 1981, als die SU auf dem Gipfel ihrer militärischen Macht stand, meint The Times (London):

«Vor einem Jahrzehnt konnte eine Übung wie Vostok 18 als im wesentlich defensiv betrachet werden. Seither hat Russlands Annektion der Krim, sein aktives militärische Engagement in der Ukraine und Georgien und sein massives Eingreifen in Syrien derartige Manöver in ein bedrohliches Licht versetzt.»

Eine andere Bedrohung sieht die britische Zeitung in Chinas Teilnahme an den Manövern. Etwa 3000 chinesische Soldaten und 30 Flugzeuge übten zusammen mit den Russen. «Die sicherste Weise, so etwas (eine russisch-chinesische Annäherung) zu verhindern», schreibt die Zeitung, «ist, dass ein hohes Niveau der westlichen Verteidigungsausgaben gehalten wird und die hochqualifizierte amerikanische Führung auf der Weltarena. Laut der Zeitung hat die USA jedoch nur den ersten Punkt erfüllen können.


Times 12/9


Ein junger schwedischer Ornitologe begab sich kürzlich auf eigene Initiative nach Bratsk am Fluss Angara in Sibirien. «Ich traf viele freundliche Menschen und bekam interessante Vögel und eine spannende Natur zu sehen. Das Bild ist von einem Ausflug, den ich zusammen mit dem Priester Vater Nikolai zu einer neu renovierten Kirche in dem kleinen Dort Sjumilovo machen konnte.»
Stefan Lindgren nennt dies ein Vorbild.


Zusammenarbeit Russland – Korea



Das koreanische Thema auf dem Ostökonomischen Forum 2018, das vom 11 – 13. September in Wladiwostok stattfand, war sehr bemerkenswert, schreibt Georgij Toloraja, russischer Forscher in BRICS-Fragen, der an dem Forum teilnahm.

Der Frage wurde viel Zeit auf dem Gipfeltreffen zwischen Russland, China, Japan, Südkorea und dem Führer der Mongolei stattfand.

Niemals in der Geschichte war Südkorea so freundlich gegenüber einer Zusammenarbeit mit Russland gestimmt. Und Nordkorea ist bereit für eine trilaterale Kooperation. Über 40 koreanische Unternehmen haben sich in Russland niedergelassen nach dem Tauwetter auf der koreanischen Halbinsel.

Während des Forums wurde eine interessante Idee aufgeworfen von einer Schaffung einer Art Kooperations-Zentrum zwischen Russland, Nord- und Südkorea. Das könnte zwischen der Stadt Rajin und Wladiwostok liegen und selbst auch auf chinesischem Territorium und könnte dadurch zu einer Kombination von Logistik-, Industrie-, Landwirtschafts- und Handelsmöglichkeiten werden. Große Erwartungen werden jetzt an den innterkoreanischen Dialog gerichtet, vor allem das bevorstehende Treffen zwischen Moon Jae-in und Kim Jong-un in Pjöngjang am 18.-20. September.

Niemals zuvor haben die Südkoreaner so positiv über die Möglichkeiten für Kooperation in einem trilateralen Format gesprochen. U. a. wurde davon gesprochen, die Eisenbahn Hasan-Rajin zu renovieren, die Nordkorea mit Russland verbindet und sie auszubauen, um Container im Transit aus Südkorea und anderen asiatischen Ländern nach Russland und Europa zu schicken.

Die trilaterale Zusammenarbeit kann von großer geopolitischer Bedeutung sein. Sie kann nicht nur Wohlstand und Gewinn für alle berührten Partner bringen, sondern auch dazu beitragen zu einem aktiveren Dialog zwischen beiden Korea und eine friedliche Atmosphäre auf der koreanischen Halbinsel schaffen, was extrem wichtig für Russland ist.

Alle diese Zukunftsvisionen sind jedoch verknüpft mit einem Vorbehalt, und der ist, dass die USA sich nicht in den Weg stellt.

Valdai discussion club 12/9



USA-Experiment beunruhigt Georgien


Die amerikanische Armee führt Tests durch mit biologischen und bakteriologischen Waffen an Menschen in der ehemaligen Sowjetrepublik Georgien durch.

Dies wird unter der Vorspiegelung gemacht, um kranke Menschen mit verschiedenen mit abhärtenden Vaccinen zu behandeln. Dies enthüllte der ehemalige georgische Sicherheitsminister Igor Giorgadze auf einer Pressekonferenz in Moskau am Dienstag.

Laut Giorgadze werden die heimlichen Experimente an georgischen Bürgern im «Richard Lugars Forschungszentrum für Volksgesundheit» durchgeführt.

Laut Dokumenten, die Girorgadze von Personen erhalten hat, dier er als verlässlich einschätzt (sie werden in den nächsten Tagen veröffentlicht) starben im Dezember 2015 ganze 30 Menschen, die gegen Hepatitis C behandelt wurden. 24 von ihnen starben an ein und demselben Tag und in den Todesattesten wird angegeben, dass die Todes-Ursache «unbekannt» sei.

Im April 2016 starben 30 Personen bei experimenteller Behandlung und im August desselben Jahres 13 Menschen ebenfalls an «unbekannter» Todesursache.

Außerdem gab Giorgadze bekannt, dass gewisse Patienten gegen ihren Willen der experimentellen Behandlung ausgesetzt wurden. Gleichzeitig gab Giorgadze zu, dass die Identität der verstorbenen Personen ihm noch nicht bekannt sei, da die Patienten nicht unter ihrem Namen behandelt werden, sondern mit einem Ziffernkode, der ihnen vom Laboratorium zugewiesen wird.

Igor Giorgadze bittet nun den US-Präsidenten Donald Trump, die Gesetzlichkeit der Tätigkeit des Lugarlaboratoriums in Georgien zu untersuchen, die zwischen den früheren Präsidenten beider Länder (Saakasjvili – Obama) abgfesprochen wurde.

Ihm zufolge wird das georgische Volk aufrichtig dankbar sein, wenn Trump Georgien verschont wird von «unkontrollierter Versuchstätigkeit mit doppelten Anwendungsbereichen in der Biologie und Bakteriologie». Giorgadze erinnerte daran, was in Tuskegee, Alabama passierte. 1997 wurde der damalige Präsident Clinton gezwungen, die schwarze Bevölkerung um Entschuldigungzu bitten für die Experimente, die gemacht wurden, um ein Medikament gegen Syphilis zu finden zwischen 1932 und 1972. 325 von 399 Syphilis-Erkrankten starben bei den Experimenten. 40 Hausfrauen wurden infiiert und 19 Kinder wurden geboren mit angeborener Syphilis.

Bereits 2015 gab das russische Außenministerium seiner Unruhe Ausdruck über die Versuche des Pentagons, «seine medizinischen und biologischen Laboratorien in die Nähe der Grenzen Russlands zu legen».


War and peace 11/9



Das russische Wada wird wieder gnädigst aufgenommen



Es sieht so aus, als wird der Status von Russland in dieser Woche wieder voll hergestellt beim Wada, dem internationalen anti-Dopingsbüro. Russland wurde im November 2015 vom Wada ausgeschlossen wegen der internationalen Mobbing-Kampagne gegen russische Sportler – was zum teilweisen Ausschluss von Russland führte, sowohl bei der Sommer-Olympiade in Brasilien als auch der Winter-Olympiade in Südkorea.

Der Wada-Vorstand wird seinen Beschluss am 20. September fassen. Den Ausschluss aufzuheben, stößt jedoch auf harten Widerstand Englands und ein verlängerter Ausschluss ist nicht undenkbar, obwohl Russland alles erdenklich nur Mögliche getan hat, um Wadas Forderungen nachzukommen.

Der russische Doping-Skandal bedeutete, dass das Land von der Winterolympiade in Pjöngjang vom Internationalen Olympischen Komitee (IOK) ausgeschlossen wurde. Die Situation hat auch zu Spannungen zwischen Wada und IOK geführt sowie zwischen Wada und Russland.

https://www.afp.com/en/news/207/wada-rein-
state-russia-after-doping-suspension-statement-doc-19403x1




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