Colonel Cassad
29. Juni 2017
Aus dem Englischen: Einar Schlereth
Ganz kurz zu den Entscheidungen der Kiewer Stadtrates und den
Erklärungen in der Verkhovna Rada über die Notwendigkeit für
Poroschenko zurückzutreten.
1. Das Wichtigste ist zu verstehen, dass die Quelle von
Poroschenkos Macht nicht „das ukrainische Volk“ ist, sondern der
gute Wille seiner ausländischen Herren. Wenn er mehr oder weniger
Washington als Präsident genehm ist, dann wird er weitermachen
(mindestens bis zum Ende seiner Amtszeit) als Präsident. Wenn er
seinen „Vertrauenskredit“ verliert, dann werden wir eine
Machtveränderung erleben – entweder durch vorgezogene Neuwahlen
oder durch Straßenproteste oder beides. Als Beispiel kann man sich
an Saakaschwili erinnern, der das Vertrauen verlor und durch passende
Charaktere ersetzt wurde, und obendrein konnte er sein verlorenes
Vertrauen bis heute nicht wiedergewinnen. Das liegt der ganzen
Schmeichelei von Poroschenko, Klimkin und dem Rest der Clique für
Trump zugrunde. Sie verstehen sehr gut, dass ihre Zukunft von seinem
„guten Willen“ abhängt, da die USA der wichtigste Garant ihrer
Legitimität ist. Als Kolomoiski diese Legitimität herausfordern
wollte, wurde er vom US-Botschafter kontaktiert und jetzt muss Benya
(Kolomoiskis Spitzname) vor Poroschenko kriechen. Folglich müssen
sie alle ihm (Trump) jede Art von Aufmerksamkeit widmen und
sorgfältig vorgeben, dass ihre Unterstützung für Clinton ein
kleines Missverständnis war. Denn es gibt das Risiko, dass Trump
seine Marionetten-Mannschaft in der Ukraine ummodeln will und dass
Poroschenko nicht zur neuen Mannschaft gehört. Deshalb wird das
Verkhovna Rada (das Parlament), solange die US-Unterstützung anhält,
nicht für die Amtsenthebung stimmen. Aber wenn die Unterstützung
wegfällt, sind mehrere Optionen denkbar mit Saakaschwili, Yatsenjuk,
Naliwaischenko oder Tymoschenko, aber das hängt nicht von ihnen ab.
2. Da Poroschenkos politische Gegner mit solch einer Situation
nicht glücklich sind, jammern sie ständig über seine Korruption
und sein autoritäres Verhalten und das beabsichtigte Publikum für
diese Klagen ist keineswegs in der Ukraine zu finden. Sie versuchen
vielmehr, die Amerikaner zu bewegen, ihre Wahl zu überdenken.
Da ihnen vollkommen klar ist, dass die einzig reale Legitimität
in der Ukraine eine externe Legitimität ist, kämpft diese ganze
Gruppe um das Recht, der erste zu sein, der die Füße des Herrn
küsst, aber wo sie von Poroschenko immer verscheucht werden. Der
gegenwärtige Versuch, Druck auf Poroschenko auszuüben, ist bei
weitem nicht der erste – man kann an die vergeblichen Versuche von
Kolomoiski denken, das „Yarosh Referendum“, „die Kampagne der
Bataillone gegen Kiew“, „Semenschenkos totale Blockade“,
„Tymoschenkos 3. Maidan“ und noch viel mehr.
Warum scheiterten alle diese Versuche? Und warum wird der
aktuelle auch scheitern? Die Initiatoren können die Amerikaner nicht
überzeugen, dass sie besser als Poroschenko sind. Aus vielerlei
Gründen, aber sie können es nicht. Und wenn sie es nicht können,
dann wird es kein Signal für einen „neuen Maidan“ geben und
Poroschenko zu stürzen und den Welt-Hegemon zu übergehen. Dazu hat
diese Gruppe nicht die Macht und auch nicht die politischen
Möglichkeiten. Maidans gibt es nur von alleine in den Mythen und
Legenden der Himmlischen Hundert. Daher läuft alles darauf hinaus,
Dampf abzulassen, indem man die Pfeife bläst oder Anschuldigungen
herbeizuzaubern, um vorgezogenen Wahlen zu erreichen, wodurch
Poroschenkos Stellung auf natürliche Weise geschwächt würde. Aber
sie sind nicht mal dazu in der Lage, von einer Amtsenthebung ganz zu
schweigen.
Quelle - källa - source
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