Donnerstag, 3. August 2017

Tod im Kongo: Warum tötete die USA Patrice Lumumba?



Das ist jetzt 57 Jahre her und ich weiß, dass es mich damals schon empört hatte. Und natürlich wussten wir damals schon, wer die Meuchelmörder gewesen sind: die Amis. Aber wir kannten nicht die Details und viele habe ich auch erst hier erfahren. Von den Massakern wusste ich noch nichts. Obwohl sie das ja immer machten. Wie in Korea, in Vietnam, in Indonesien gleich millionenfach, im Irak, Libyen, Syrien und dutzenden anderen Ländern. Alle fortschrittlichen Elemente - nicht nur die Kommunisten, die waren immer als erste dran wie unter Hitler - sondern auch liberale, demokratische, nationalistische Elemente, also alle Leute, die ihr Hirn zumindest teilweise benutzten. Bei Professor Gideon Polya könnt ihr die genauen Zahlen für jedes einzelne Land nachlesen. Auch der Amerikaner William Blum hat genaue Listen aufgestellt (Die geheimen Kriege der CIA), die aber nur die unmittelbar militärischen Tötungen und Morde umfassen. Wie kann so ein Land demokratisch genannt werden? Das war mir immer ein Rätsel und wird es wohl bis an mein Ende bleiben. Und mit der Ermordung von Mondlane, Cabral, Sankara, Gaddafi und vielen mehr schafften es die Washingtoner Schurken und ihre europäischen Knechte wirklich, wie Feldman schreibt, die "authentische Freiheitsbewegung Afrikas zu zerstören".

Bob A. Feldman

25. Juli 2017
Aus dem Englischen: Einar Schlereth

„ … Ich habe viel über William A. M. Burden II aus „Peggy and I" gelernt und ich … war sehr vertraut mit seinem 20-jährigen Amt als Vorsitzender des Instituts für Verteidigungsanalysen (IDA) und seinem Beitrag für die Qualität der Ergebnisse dieses „think-tanks im Dienst des Verteidigungsministers und des Vereinigten Generalstabs … Seine Regierungs-Dienste erreichten ihren Höhepunkt in seinen zwei Jahren 1959 – 1961 als Botschafter in Belgien … Er ist in diesen Jahren immer ansprechbar für die Bedürfnisse der Columbia Universität gewesen, der er als Kurator diente ...“ - General und ehemaliger IDA Präsident Maxwell Taylor im Vorwort des Columbia University Kurators William A. M. Burden Buch von 1982 „Peggy and I: A Life Too Busy for A Dull Moment“:

„Bevor ich den Posten als Botschafter in Belgien akzeptierte, wurde mir 1957 … die Ernennung ‚eines öffentlichen Kurators‘ am Institur für Verteidigungsanalysen angetragen. Es wurde eine meiner Top-Prioritäten meines Lebens – Ich … wurde 1959 im Mai zum Vorsitzenden gewählt … Eine der unglücklichen Nebenwirkungen der Studenten-Protest-Bewegung gegen den Vietnam-Krieg war, dass der IDA auch das Ziel der anti-Kriegs-Proteste wurde, und seine Universitäts-Mitglieder wurden von der Fakultät und den Studenten unter Druck gesetzt, ihre Verbindungen aufzugeben ...“ - William A. M. Burden in seinem Buch „Peggy and I ….“

„Reine Klugheit, auf Basis, dass die Lumumba-Regierung unsere vitalen Interessen im Kongo und Afrika im allgemeinen bedroht, zu planen. Ein prinzipielles Ziel unseres politischen und diplomatischen Handelns muss daher sein, die jetzt entstandene Lumumba-Regierung zu zerstören ...“ - A. M Burden am 19. Juli1960 in einem Kabel an das US-Außenministerium.

„Die Belgier spielten irgendwie mit der Idee, dafür zu sorgen, dass Lumumba ermordet wird. Ich ging über meine Anweisungen hinaus und sagte, nun gut, ich denke auch, dass es keine schlechte Idee wäre, aber ich habe natürlich dies niemals an Washington berichtet - aber Lumumba wurde ermordet. Ich denke, dass es nur zum Guten war ...“ - A. M. Burden 1968 in einem Interview für Oral History für die Journalismus-Schule an der Uni Comumbia für Fortgeschrittene Internationale Berichterstattung mit dem Programm-Direktor John Luter.

* * *

Als die Columbia und Barnard Studenten das erste Mal am 23. April 1968 die Hamilton Hall an der Columbia Uni besetzten, war eine ihrer sechs Forderungen, „dass die Universität alle Verbindungen mit dem Institut für Verteidigungsanalysen (IDA) abbricht und dass der (damalige) Präsident Kirk und der Kurator Burden von ihren Posten im Exekutiv-Komitee in dieser Situation sofort zurücktreten.“


Columbia Kurator William A. M. Burden’s
(Quelle: Find A Grave Memorial)

Zufälligerweise, außer Vertreter der Columbia Universität – mit dem (jetzt verstorbenen) Grayson Kirk – 1968 im Exekutiv Komitee des IDA Waffenforschungs-think-tank des Pentagon war Kurator William A. M. Burden auch der US-Botschafter in Belgien, der vor 57 Jahren im Juli 1960 empfahl, dass „es ein prinzipielles Ziel“ der republikanischen Verwaltung in Washington des ehemaligen Präsidenten des Columbia Universitäts-Präsidenten sein muss, die demokratisch gewählte „Lumumba-Regierung, wie sie jetzt besteht zu zerstören“ in Belgiens ehemaliger Kongo (Zaire) Kolonie. Wie David Talbot sich in seinem Buch von 2015 „The Devil‘s Chessboard: Allen Dulles, the CIA and the Rise of America‘s Secret Government“ erinnert:

„Dulles, Doug Dillon (damals Vize-Außenminister) und William Burden, der Botschafter in Belgien, leiteten das Kommando in der Eisenhower Verwaltung, (Patrice) Lumumba erst zu dämonisieren und dann beiseite zu schaffen. Alle drei Männer hatten finanzielle Interessen im Kongo. Die Investment Bank der Dillon-Familie kontrollierte die Aktien-Ausgaben des Kongo. Die alte Anwaltfirma von Dulles vertrat American Metal Climax (später AMAX), ein Bergwerk-Gigant mit Besitz im Kongo … Botschafter Burden war ein Unternehmens-Direktor … Botschafter und ein Vanderbilt-Erbe …

Burden, der seinen Botschafter-Posten erworben hatte, indem er viel Geld in die Eisenhower-Kampagne steckte, verbrachte seine Tage in Brüssel und besuchte Diplomaten-Empfänge … Er war der Botschafter, der als erster Alarm schlug über den aufsteigenden Patrice Lumumba … Burden begann, aufgeregte Kabel an Dulles in Washington zu schicken, lange vor der Wahl von Lumumba … Im … Sommer (1960) kabelte Burden nach Washington, ‚die Lumumba-Regierung zu zerstören‘, da sie eine vitale Bedrohung ‚unserer vitalen Interessen im Kongo sei‘ ...“

„… Bei einem Treffen des NSC (Nationaler Sicherheitsrat) im August 1960 gab Eisenhower (CIA-Direktor) Allen die direkte Zustimmung, Lumumba ‚zu eliminieren‘. Robert Johnson, der Protokollant beim NSC-Treffen … sagte, dass Eisenhowers tödlicher Befehl unzweideutig war. ‚Ich war überrascht, dass ich jemals von einem Präsidenten so etwas hören würde in meiner Anwesenheit oder in Anwesenheit einer Gruppe von Leuten‘ ...“

„… Lumumba‚ würde eine schwere Gefahr sein‘, sagte Dulles einem NSC-Treffen am 21. September 1960, ‚so lange er noch nicht beseitigt ist‘ ...“

Ein Kurator auf Lebenszeit der Columbia Universität seit 1956 war Burden (der 1984 starb) unter den „Leuten in der Eisenhower-Verwaltung“ einer, der „nach Wegen suchte, den Einfluss von Lumumba zu reduzieren“ und zusammen mit CIA Direktor Allen Dulles „und dem Mann der CIA in Leopoldville (Kinshasa)“ Larry Devlin „das Vorgehen ausdachte“, laut Katholieke Universiteit Leuwen Geschichtsprofessor Emmanuel Gerard und dem Geschichts -Professor Bruce Kuklick in ihrem Buch von 2015 „Tod im Kongo: die Ermordung von Patrice Lumumba“.

Dasselbe Buch notiert auch, dass Devlin „seit Ende der 40-er Jahre CIA-Agent“ war, der schon 1958 „in Brüssel für die CIA zu spionieren begann, wo er eine Deck-Position als Attaché hatte“ und wo er „Kontakte knüpfte mit Kongos Politikern, die für verschiedene Überlegungen nach Brüssel kamen“. Nach seiner Ernennung als CIA-Chef im Kongo in „der zweiten Hälfte von 1959“, ging „Devlin mit Burden dorthin“ im März 1960, als der Columbia Kurator auf Lebenszeit und seine Frau durch das noch nicht unabhängig Belgisch-Kongo reisten. Rein zufällig war Burden auch noch ein Kurator der Farfield Foundation, die von der CIA in der Ära des Kalten Krieges der 50-er und 60 Jahre benutzt wurde, um insgeheim Projekte und Zeischriften zu finanzieren, wie das ‚American Congress of Cultural Freedom‘ (CCF) und das ‚Encounter Magazine‘, die außenpolitische Ziele der US-Machtelite förderten.

Nach seinem März-Trip im Kongo mit dem Chef der CIA-Station Devlin „berichtete Burden dem Außenministerium, dass Amerika nicht erlauben dürfe, dass der Kongo nach der Unabhängigkeit links würde“, laut ‚Tod im Kongo‘. Und nachdem dem Kongo (Zaire) am 30. Juni 1960 die formale Unabhängigkeit gewährt wurde, behielt Burden „auch während seines Botschafter-Jobs eine leitende Stellung in der American Metal Climax, deren Kupferinteressen in Rhodesien, das Unternehmen zum führenden Multi-Verteidiger einer konservativen Ordnung … in Katanga (wo belgische Truppen ein illegal errichtetes sezessionistisches Regime am 11. Juli 1960 zu unterstützen begannen), laut Roger Housens Schrift von 2002 „Warum wünschten die USA Premierminister Kongos Lumumba zu ermorden?“ Und Burden begann Druck zu machen, den demokratisch gewählten anti- imperialistischen kongolesischen Premier-Minister zu beseitigen. Madeline Kalb beschrieb in ihrem Buch von 1982 ‚The Congo Cables: The Cold War in Africa‘:

Die US-Botschaft in Brüssel nahm als Antwort auf die Anfrage des US-Außenministeriums im Juli 19… eine sehr harte Linie gegen Lumumba ein und empfahl offen zum ersten Mal, dass die USA versuchen solle, ihn aus dem Amt zu entfernen. Der US-Botschafter William Burden sagte, er glaube, dass die Situation ‚ernste Maßnahmen auf verschiedenen Ebenen‘ erfordere. … Burden schloss mit der Bemerkung, dass zwar die US-Botschaft in Leopoldville (Kinshasa) die hauptsächliche Verantwortung für die Handhabung mit der internen politischen Situation im Kongo habe, die CIA in Brüssel jedoch ‚separat einige spezifische Vorschläge machen werde‘.“

Das Buch ‚
Tod im Kongo‘ bemerkte auch:

„… Burden bombardierte Washington mit Memos und bat um mehr Sympathie für die (belgischen) Imperialisten … Er verstand, so sagte er (dem US-Außenminister Christian) Herter, warum die USA die Probleme aus dem Gesichtspunk des Kongo sehen würden. Nichtsdestoweniger sollte Amerika stattdessen Druck auf die UNO ausüben, Belgien zu unterstützen. Am Ende des Juli informierte Burden Dulles, als er nach Washington für Diskussionen kam. Wieder in Europa fuhr Burden fort, als Megafon für den mehr rabiaten anti-Kommunismus von Dulles in seinem Report für den NSC zu agieren ...“


Lawrence R. Devlin Anfang 1960, als er 
Stationschef im Kongo war 
(Quelle: The New York Times).
Columbia-Kurator Burden übte offenbar auch Druck auf den Eigner des Time Magazins Henry Luce aus, keine Cover-Story von Lumumba mit seinem Bild auf der Titelseite herauszubringen. Das war während der Diskussionen in Paris im Juli 1960 über die Situation im Kongo zwischen Burden und US-Botschafter in Frankreich Amory Houghton sowie dem US-Botschafter im Kongo Clair „Tim“ Timberlake und dem CIA-Stationschef im Kongo Larry Devlin. Devlin erinnert sich in seinem Buch von 2007 „Chief of Station, Congo: A Memoir of 1960-67 (Stationschef im Kongo: Erinnerungen von 1960-67)“:

Wir (Devlin und „Tim“) zogen in das Büro von Botschafter Houghton, wo Burden dazustieß für detailliertere Diskussionen betreffs des Kongo und seinen Problemen. Wir wurden in der Residenz von Botschafter Houghton untergebracht und speisten dort mit zwei Botschaftern. Dabei brachte Tim eine delikate Angelegenheit zur Sprache: ‚Das Time Magazin plant eine Coverstory über Lumumba zu bringen mit seinem Bild auf der Titelseite.‘ Er fuhr fort: ‚Berühmtheits-Berichte zuhause wird es noch schwieriger machen, mit ihm fertig zu werden. Er ist ohnehin schon ein Problem erster Klasse.‘
Warum sorgen Sie nicht dafür, dass die Story stirbt?“ fragte Burden. „Oder zumindest verändert wird?“
Ich versuchte, den Time-Mann in Leopoldville zu überreden bis mir der Mund fusselig wurde,‘ antwortete Tim. ‚Aber er sagte, dass er nichts dagegen tun könne, weil die Story bereits nach New York geschickt worden sei.‘
'Von einem Journalisten auf der Ebene kannst du nichts erwarten,‘ sagte Burden und zog seine Adress-Buch heraus und blätterte. Er griff zum Telefon und bestellte ein Gespräch zum persönlichen Assistenten von Henry Luce, Besitzer von Time.

Luce antwortete schnell. Nach einem kurzen, freundlichen Gespräch, das seine persönliche Beziehung zu Luce verdeutlichte, sagte ihm Burden geradeheraus, dass er die Lumumba-Story ändern müsse. Luce sagte offenbar, dass das Magazin schon in die Presse ginge. ‚Ach Henry,‘ sagte Burden, ‚du musst doch noch andere Cover-Stories zur Hand haben.‘ Sie redeten noch ein paar Minuten, bevor Burden aufhängte.

Ein paar Tage später besorgten wir uns ein Time-Exemplar und es hatte eine neue Coverstory und Lumumba war auf die internationalen Seiten verschoben worden ...“


Der Tod im Kongo trug einen Grund vor, warum der Columbia Kurator Burden so einflussreich im Establishment der USA war, dass er das Time Magazin stoppen konnte, einen Artikel mit Lumumba auf der Frontseite im Sommer 1960 zu bringen:

Burden war in die kolossal reiche Vanderbilt Familie geboren worden. Er hatte Flug- und Finanz-Kenntnisse – Burden benutzte seinen großen Reichtum und seine Kontakte, um Regierungserfahrungen auf höherer Ebene zu machen und pflegte Umgang mit reichen, international orientierten Republikanern ...“

[Sein
Enkelkind Wendy Burden hat ein Buch über ihr Leben, ihre Eltern und Großeltern geschrieben, in dem sie enthüllt, dass ihr Großvater nicht nur ein verbisserner anti-Kommunist war, sondern auch anti-Semit und Alkoholiker war. Hier weiterlesen. D. Ü.
Hier weiterlesen. D. Ü.]

1973 z. B.
saß Burden, der bereits Columbia Kurator und Ehrenvorsitzender des Pentagon-Instituts für Verteidigungs-Analysen (IDA) und ehemaliger Assistent für Forschung und Entwicklung des Luftwaffenministers war, auch im Vorstand von Lockheed, CBS, Manufactourers Hanover Trust and Allied Chemical und war auch noch Direktor der American Metal Climax (AMAX), laut einem Artikel vom 6. Februar 1973 des Columbia Daily Spectator. Außerdem saß er noch 1973 im Vorstand des Museum of Modern Art.

Im August 1960 fürchtete der ehemalige Columbia Universitäts-Präsident Eisenhower „dass Lumumbas rednerische Talent ihn zu einem Dorn in ihrem Fleische machen würde, selbst wenn man ihn von der Macht entfernen könnte“ und „beschloss, dass es sinnvoller wäre, ihn zu ermorden“, laut Mark Zepezauers Buch von 1994 „
The CIAs Greatest Hits“. Nachdem der Chef des CIA im Kongo Devlin den CIA-Direktor Dulles im CIA Hauptquartier getroffen hatte und im August 1960 in den Kongo zurückgekehrt war, forderte Eisenhower die Beseitigung von Lumumba am 18. August 1960 beim Treffen des Nationalen Sicherheitsrates. Laut Tod im Kongo geschah das Folgende:

Das Projekt Wizard wurde ins Leben gerufen. Es entstand aus Devlins Idee, aber auch aus den Vorschlägen aus Brüssel CIA … Am folgenden Tag kabelte die CIA an Devlin, mit verschiedenen richtig schmutzigen Tricks zu beginnen … Die letzte formelle Zustimmung von den richtig unschönen Jobs der Regierung kamen von einem permanenten Unter-Komitee aus vier Personen des NSC, die ‚Spezial-Gruppe‘. Außer einem Protokollant bestand es von einem Spitzenman des Außenministeriums, Dulles, und vom Sicherheitsberater des Weißen Hauses Gordon Gray, der für den Präsidenten sprach. Er umriss die zunehmenden anti-Lumumba-Aktionen des Projektes Wizard … Nach einer Diskussion kam die Spezialgruppe überein, nicht die Erwägung ‚auszuschließen‘ … von ‚einer besonderen Art von Aktivitäten, die dazu beitragen könnte, Lumumba loszuwerden.‘

Am folgenden Tag rief Dulles persönlich Devlin an wegen der ‚Beseitigung‘ von Lumumba als ‚ein dringendes und vorrangiges Ziel‘. Mit Billigung des Außenministeriums erlaubte Dulles Devlin einige Operationsfreiheit und vereinbarte ‚aggressivere Aktion, wenn sie geheim bleiben kann‘. Die CIA
gewährte auch … zusätzliche 100 000 $ (entspricht 2017 etwa 821 000 $), um diese Ziele zu erreichen, wenn eine ‚besondere Gelegenheit‘ sich bieten sollte und sollte Devlin nicht Zeit haben, entweder die Botschaft im Kongo oder die CIA zuhause erreichen ...“

Wie der jetzt verschiedene Devlin sich in seinem Buch 2007 ‚Chef der Station Kongo‘ erinnerte:


„ … Nach besten Wissen und Gewissen hatte nie ein anderer Stationschef solch eine Handlungsfreiheit … Wenn es weiterer Beweise bedurfte, dass Washington unsere eigene Schlussfolgerung unterstützte, Lumumba auszutauschen, dann war es diese … Wir überwachten auch schon die Parlamente und ermutigten und leiteten Aktionen verschiedener parlamentarischer Oppositionsgruppen, die wir unterwandert hatten … Wir benutzten auch (einen belgischen Bürger und CIA-Agent mit Namen) Jacques, um anti-Lumumba-Artikel in die führenden Zeitungen des Landes zu bringen …
Mit der vollen Unterstützung des Hauptquartiers begann die Station an einem Plan zu arbeiten, um Lumumba von der Macht zu entfernen. Eine unserer ersten Operationen, die von Jacques organisiert wurde, der Gelder beischaffte, war eine anti-Lumumba-Demonstration, als er auf einem Treffen der afrikanischen Außenminister in Leopoldville am 25. August 1960 eine Rede hielt. Bei seiner Ankunft schrien feindliche Demonstranten ‚nieder mit Lumumba‘ und als er zu sprechen begann, übertönten sie ihn mit anti-Lumumba-Schlagworten.“

Dann, laut
Tod im Kongo, „rief am Abend des 3. September 1960 der kongolesische Präsident Joseph Kasa-Vubu“ den Sonderbeauftragten des UN-General-Sekretärs Andrew Cordier an und lud ihn zu einem Treffen ein. Ganz zufällig hat der Columbia Kurator und US-Botschafter im Kongo Burden 1962 Cordier zum Dekan der Schule für Internationale Angelegenheiten berufen und 1968 zum Columbia-Präsidenten, der Grayson Kirk nachfolgte und 1970 wieder für die Schule für Internationale Angelegenheiten von 1970 -1972. Dasselbe Buch schreibt auch:

Cordier und Kasa-Vubu hatten weitere Treffen an den nächsten zwei Tagen, dem 4. und 5. September … Wenige Minuten vor 20 Uhr schickte Kasa Vubu seinen belgischen Berater Jef Van Bilsen zu Cordier mit einer formellen Ermahnung. Cordier sollte die Flugplätze schließen und die Radiostation von Leopoldville überwachen. Dann um 20.12 kam er in die Station und versicherte nervös, dass er Lumumba entlassen würde … Cordier setzte sofort die schriftlichen Aufforderungen von Kasa Vubu durch … Die Entlassung war ungültig … Lumumba machte die Illegalität von Kasavubus Trick in einem Brief deutlich … der um 4 Uhr am 6. September Cordier übergeben wurde … Mittwoch nachmittag am 7. September im Congohaus der Parlamentarier hat Lumumba erneut die Illegalität von Kasavubus Handlungen erläutert … 5 Tage lang erhielt Cordier Anweisungen von Politikern, die dazu keine Berechtigung hatten. Er hatte den Sender geschlossen und die Lufthäfen gesperrt, weil Kasavubu es verlangt hatte … Als Kasavubu Lumumba (den Premier) entließ, hatte Kongos (zeremonieller) Präsident die Hilfe von belgischen und UN-Behörden … und auch den guten Willen der CIA. Zu dem Zeitpunkt setzten die Amerikaner Joseph Ileo, Kasavubus Wahl als Premier, auf die Gehaltsliste, obwohl er bereits bezahlt worden war für seine Wahl zum Präsidenten von Kongos Senat ...“

Laut dem Buch des Professors für politische Wissenschaften George Nzongola-
Ntalaja von 2003 „The Congo from Leopold to Kabila: A People‘s History“ jedoch haben ‚beide Häuser‘ von Kongos Parlament, wo Lumumba immer noch die Mehrheit hatte, ihm das Vertrauen ausgesprochen und die Entscheidung von Kasavubu als null und nichtig verworfen.“ Aber am 14. September 1960 hat der künftige Diktator des Kongo (Zaire) Mobutu „seinen ersten Militär-Statsstreich mit Hilfe der CIA durchgeführt.“ Vor Mobutus Staatsstreich war CIA-Direktor Dulles nach Brüssel geflogen, um Burden über die „neuesten Entscheidungen des NSC“ zu informieren. Er sagte Burden, dass „er glaube, dass der Führer, auf den wir uns verlassen könnten bei einem Zusammenstoß mit Lumumba der junge Oberst Joseph Mobutu wäre, zweithöchster Befehlshaber in der kongolesischen Armee,“ laut Burdens ‚Peggy and I‘ Buch.

Zurück in den Vereinigten Staaten haben am 19. September 1960 „Dulles und seine unmittelbaren Untergebenen einen top-geheimen Kommunikationskanal zu Devlin eingerichtet, genannt PROP, wo nur die Ermordung von Lumumba“ diskutiert wurde, laut ‚
Tod im Kongo‘. „In einem Dokument das im Oktober 1960 unterzeichnet wurde, erklärte der damalige belgische Minister für afrikanische Angelegenheit Graf Harold d‘Aspremot Lyden ausdrücklich, dass die belgischen Interessen „erforderten ‚die endgültige Eliminierung von Lumumba‘, laut ‚The Congo from Leopold to Kabila‘. Und Ende Januar 1961 war der demokratisch gewählte und illegal abgesetzte kongolesische Premierminister physisch „eliminiert“ worden.

Zufällig
hat A. M. Burden 1968 in einem Interview für Oral History für die Journalismus-Schule an der Uni Comumbia für Fortgeschrittene Internationale Berichterstattung mit dem Programm-Direktor John Luter weniger als 8 Jahre später den folgenden Kommentar über den Mord an Lumumba und zwei Kollegen, dem kongolesischen Senats-Vizepräsident Joseph Okito und dem kongolesischen Minister für Jugend und Sport Maurice Mpolo am 17. Januar 1961 in dem Katanga-Gebiet Kongos abgegeben:

Die Belgier spielten irgendwie mit der Idee, dafür zu sorgen, dass Lumumba ermordet wird. Ich ging über meine Anweisungen hinaus und sagte, nun gut, ich denke auch, dass es keine schlechte Idee wäre, aber ich habe natürlich dies niemals nach Washington berichtet - aber Lumumba wurde ermordet. Ich denke, dass es nur zum Guten war ...“

Bur schrieb in seinem Buch von 1967 ‚
Challenge of the Congo, Kwame Nkrumah‘ (der demokratisch gewählte ghanaische Staatschef, der 1966 von einem CIA-orchestrierten Militärstreich aus dem Amt gezwungen wurde) das Folgende über das, was im Congo während Columbia-Kurator Burdens Amtszeit als Botschafter in Belgien und in der Periode, als Columbia-Präsident Cordier der Sonterbeauftragte des UN-Generalsekretärs im Kongo war, geschah:

Irgendwo in Katanga im Kongo … sind drei unserer Brüder, alle Freiheitskämpfer zu Tode gekommen … Sie sind getötet worden, weil die Vereinten Nationen … der gesetzlichen Regierung des Kongo … Mittel zum Selbst-Schutz verweigerten … Der Mord an Patrice Lumumba und zwei seiner Kollegen … ist einzigartig darin, dass zum ersten Mal in der Geschichte ein legaler Herrscher eines Landes zu Tode kommt mit der Mitwisserschaft einer Weltorganisation, in die der Herrscher Vertrauen setzte … Kasavubu versuchte illegal, Patrice Lumumbu aus dem Amt zu treiben und durch eine andere Regierung zu ersetzen. Als Lumumba wünschte, über Radio zum Volk zu sprechen, um zu erklären, was geschehen war, hinderten ihn die Vereinten Nationen … mit Gewalt am Reden …

Die UNO, die ihre Autorität benutzen konnte, um Lumumba an einer Radiorede zu hindern, war, so behauptet sie, unfähig seine Verhaftung durch Meuterer zu verhindern oder seinen Überführung durch Benutzung von Flugplätzen, die unter Kontrolle der UN standen … Die UN wollte nicht effektiv eingreifen, um das Leben des Premierministers und seiner Kollegen zu retten … Unsere teuren Brüder Patrice Lumumba, Maurice Mpolo und Joseph Okito sind tot …“

Und Ludo De Witte erinnerte sich in seinem Vorwort zur englischen Ausgabe seines Buches ‚
The Assassination of Lumumba“:

„ … Ohne die von Washington und der UNO unternommenen Schritte in den vorangegangenen Monaten hätte der Mord niemals verübt werden können. Im Juli 1960, nachdem die Belgier im Kongo interveniert hatten und nachdem der reiche Kupferstaat Katanga sich abgetrennt hatte, schritten die USA zur Tat … US Präsident Dwight Eisenhower hatte seine Helfer instruiert, Lumumba zu liquidieren und eine top -geheime CIA-Einheit wurde aufgestellt mit der Aufgabe, ihn zu eliminieren … Lumumba wurde nach Katanga überführt und seinen schlimmsten Feinden übergeben, was in vollem Wissen von Lawrence Devlin geschah, dem CIA-Stationschef … Die UN-Komplizität wird deutlich durch die Hilfe, die Mobutus Soldaten gegeben wurde, um Lumumba einzufangen … Die Ermordung Lumumbas und zehntausender anderer kongolesischer Nationalisten zwischen 1960 und 1965 war der endgültige Versuch des Westens, die authentische Unabhängigkeits-Bewegung in Afrika zu zerstören ...“
Dieser Artikel wurde ursprünglich von Bob Feldman 68 veröffentlicht.


Quelle - källa - source

Copyright © Bob A. Feldman, Bob Feldman 68, 2017

10 Kommentare:

  1. Der letzte Absatz ist eine Erklärung dafür, dass die USA möglichst keine eigenen Studenten haben wollen. Ihre eigenen Landsleute können sie nicht ausweisen, wenn sie Widerstand leisten. Deshalb nimmt man lieber fertigstudierte Ausländer, die können nicht protestieren, sonst fliegen sie sofort wieder raus. Seit über 100 Jahren werden Wissenschaftler importiert.
    Solche Leute wie W Bush waren an den Universitäten keine Gefahr, weil sie unterbelichtet sind, aber die bringen das Land nicht voran.
    MfG. grillbert aus Hamburg.

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  2. Das ist ein guter Gesichtspunkt, an den noch nie dachte. Aber auch die eigenen guten Leute haben sie ja am Arsch. Wenn sie aufmüpfig werden, fliegen sie aus der Uni raus, verlieren Pensionen etc. Kürzlich sind erst welche wieder aus Harvard geflogen, weil sie die ISRAEL Politik kritisierten. Und das sieht man doch überall - auch natürlich bei uns - dass die allermeisten richtiggehend an ihren Sesseln kleben - Anstand hin oder her.

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  3. Ich habe grade versucht Dir eine Antwort zu posten. Nach mehreren Versuchen war sie dann verschwunden.
    grillbert

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  4. Grundsatz : Die USA haben viel zu wenig Uni-Studienplätze. Öffentlich wird das nie kritisiert.
    Während eines Besuchs bei Cears (Kaufhäuser, Versandhaus) in New York hatte ich ein Gespräch mit einem Abteilungsleiter (Maßanzug) bei dem er merkte, dass ich kein Ami bin. Darauf stellte ich ihm die Frage, ob er wisse wo dieses Germany auf diesem Globus liege. Er schaute angestrengt gegen die Decke und antwortete dann : Es muss irgendwo bei Korea liegen !
    Das ist exemplarisch für die amerikanische Bildung, habe ich öfter erlebt.
    Wie wenig sich dort in der Bildung, in den letzten 100 Jahren getan hat, kann man in einem Büchlein eines Deutsch/Schweizer Professors nachlesen das er in den 60er Jahren geschrieben hat. Er war Professor an Deutschen Unis, ferner in Südamerika und in den USA. Seine Analysen sind immer noch hochaktuell.
    L.L. Matthias "Die Kehrseite der USA" rororo (Antiquar sehr günstig)

    MfG grillbert aus Hamburg.

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    1. 1979 flog ich mit einem Freund in den Semesterferien in die USA, hatten wenig Geld, fuhren meist per Anhalter. Ein junger Mann nahm uns mit, als er uns deutsch sprechen hörte fragte er, ob wir aus Mexiko kommen. Ich sagte "nein, aus Deutschland". Er fragte, ob das südlich von Mexiko liegt oder nördlich von Kanada. Ich sagte "nein, Deutschland liegt in Europa".
      Ich wechselte noch ein paar Worte mit meinem Kumpel auf deutsch und der Ami sagte "das klingt so spanisch, das wird wohl südlich von Mexiko liegen".

      Ich hielt es für zwecklos, ihm zu erklären, das Kolumbus 1492 als erster Mensch von Amerika nach Europa gesegelt ist, und das war auch noch die Heimeise.

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    2. Entschuldigt, jetzt habe ich die Fahrt von Erik dem Roten unterschlagen, und wahrscheinlich waren es noch weitere, die sind aber nicht berühmt geworden, haben kaum Spuren hinterlassen, im Gegensatz zu Kolumbus und seinen vielen Nachfolgern.

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  5. PS. Es müsste SEARS heißen.
    grillbert

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    1. Ja, es wurden ja schon Umfragen gemacht, wie viele Länder an die USA grenzen. Konnte eine Mehrheit nicht beantworten. Es sind zu viele.

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  6. Ich hoffe mir nimmt es keiner übel, wenn ich als jemnand, der in den 70er Jahren geboren wurde, die in den Medien und in der Geschichte verankerte Tötung von J..en durch A.H., nicht im ganzen Umfang glaube. Eher glaube ich, dass A.H. sich von den Amerikanern nicht befehligen lassen wollte und sodann in Ländern einmaschierte, die unter der Kolonialherrschaft entweder Grossbritaniens oder der USA litten, um u.U. diese Länder zu befreien. Dies mag ein träumerisches Scenario sein, jedoch ist es meine Ansicht, da ich an den HC nur teilweise glaube. Ich glaube zudem auch noch, dass für die toten J..n auch die Amerikaner verantwortlich sind, wie in allen bisher angegriffenen Ländern auch und sich die Menschen mit jü.....en Glauben vor den Karren spannen lassen. Die Amerikanische Elite ist für mich das BÖSE auf Erden und sollte gestoppt werden ...

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  7. Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.

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