Natürlich hat Indien
auch Medien – ich kenne kein anderes Land mit so vielen
Nachrichtenkanälen, die alle gesponsert oder im Besitz von Multis
sind, einschließlich Bergwerks-und Infrastruktur-Unternehmen. Die
große Mehrheit aller Nachrichten wird durch Reklame bezahlt, also
kann man sich vorstellen, was damit einhergeht. Der Premierminister
des größten Demokratie der Welt, Manmohan Singh, der mehr oder
weniger von dem IWF installiert wurde, hat nie in seinem Leben eine
Wahl gewonnen. Er hat sich für eine Wahl aufgestellt und verloren,
aber danach saß er plötzlich da. Er ist die Person, die, als er
Finanzminister war, wirklich alle Gesetze augehoben hat und das
globale Kapital nach Indien hereinließ.
Wir sollten nicht sagen,
besteuert die Reichen, wir sollten sagen, nehmt ihr Geld und verteilt
es, nehmt ihren Besitz und verteilt ihn.
Einmal war ich bei einer
Versammlung der Arbeiter einer Eisenerzmine und Manmohan Singh war
Führer der Opposition. Ein Hindi-Poet las ein Gedicht 'Was macht
Manmohan Singh in diesen Tagen?'. Die ersten Zeilen lauteten: 'Was
macht Manmohan Singh in diesen Tagen? Was macht das Gift, nachdem es
im Blutkreislauf ist?' Sie wußten, dass, was immer er zu tun hatte,
getan war, und dass es nur noch den geplanten Verlauf nahm.
2005, die erste Amtszeit
der gegenwärtigen Regierung, hat sie hunderte von Memoranden of
Understanding (MOU's = Absichtserklärungen) unterschrieben mit
Bergwerk- und Infrastruktur-Unternehmen usw. , um die riesigen
Waldgebiete in Zentralindien zu entwickeln. Indien hat bis zu 100
Millionen indigene Menschen, und wenn Sie sich eine Karte von Indien
anschauen, liegen all die Erze, die Wälder und diese Menschen auf
derselben Stelle. Viele der MoUs waren mit Bergwerkunternehmen 2005
geschlossen worden. Damals gründete die Regierung mit dem Geld
dieser Unternehmen in Chhattisgarh, wo jetzt der große Bürgerkrieg
im Gang ist, eine Miliz aus Indigenen, die den Urwald durchforsten
und ihn von den Leuten säubern sollte, damit die MOUs verwirklicht
werden konnten. Die Medien nannten das große Waldgebiet den
”Maoisten-Korridor”. Manche von uns nannten es den
”MOUisten-Korridor”. Zu der Zeit verkündete man auch, dass der
Krieg ”Operation Green Hunt” (Grüne Jagd) genannt wurde. 200 000
paramilitärische Truppen drangen in die Wälder ein zusammen mit der
Miliz, um sie von den von der Regierung 'Maoisten' genannten Menschen
zu säubern.
Die Maoisten-Bewegung hat in verschiedenen Formen in Indien seit 1967 bestanden, als der erste Aufstand begann. Das war in dem Ort Naxalbari in Westbengalen, weswegen die Maoisten manchmal Naxaliten genannt werden. Natürlich ist es eine verbotene Untergrund-Partei. Sie hat jetzt eine Volksbefreiungsarmee. Tausende Mensche sind in diesem Konflikt gestorben. Heute sitzen tausende Menschen im Gefängnis und alle werden sie Maoisten genannt, obwohl nicht alle wirkliche Maoisten sind, weil, wie ich sagte, jeder, der Widerstand leistet, heute als Terrorist bezeichnet wird. Armut und Terrorismus haben sehr zugenommen. In den nordöstlichen Staaten haben wir Gesetze wie das Armed Forces Special Powers Act (Spezialvollmachten der Armee), das den Soldaten erlaubt, auf Verdacht zu töten. In ganz Indien haben wir das 'Unlawful Activities Prevention Act' (Gesetz zur Verhütung von ungesetzlichen Aktivitäten), was im Grunde schon das Denken eines anti-Regierungs-Gedankens strafbar macht, wofür man bis zu 8 Jahren eingesperrt werden kann.
Die Maoisten-Bewegung hat in verschiedenen Formen in Indien seit 1967 bestanden, als der erste Aufstand begann. Das war in dem Ort Naxalbari in Westbengalen, weswegen die Maoisten manchmal Naxaliten genannt werden. Natürlich ist es eine verbotene Untergrund-Partei. Sie hat jetzt eine Volksbefreiungsarmee. Tausende Mensche sind in diesem Konflikt gestorben. Heute sitzen tausende Menschen im Gefängnis und alle werden sie Maoisten genannt, obwohl nicht alle wirkliche Maoisten sind, weil, wie ich sagte, jeder, der Widerstand leistet, heute als Terrorist bezeichnet wird. Armut und Terrorismus haben sehr zugenommen. In den nordöstlichen Staaten haben wir Gesetze wie das Armed Forces Special Powers Act (Spezialvollmachten der Armee), das den Soldaten erlaubt, auf Verdacht zu töten. In ganz Indien haben wir das 'Unlawful Activities Prevention Act' (Gesetz zur Verhütung von ungesetzlichen Aktivitäten), was im Grunde schon das Denken eines anti-Regierungs-Gedankens strafbar macht, wofür man bis zu 8 Jahren eingesperrt werden kann.
Die
indische Regierung – die größte Demokratie der Welt – plant,
die Armee in Zentralindien einzusetzen, um gegen die ärmsten
Menschen der Welt zu kämpfen.
Dies
ist die Atmosphäre, die geschaffen wurde, und für die Medien waren
die 'Maoisten-Terroristen' eine Orgie. Sie verschmolzen sie mit der
Lashkar-e-Taiba [islamistische Terroristengruppe in Pakistan. D. Ü.],
die man im Fernsehen mit ihren Ski-Masken und AKWs sehen konnte, und
die Mittelklasse geiferte nach ihrem Blut. Damals hatte ich ein paar
Artikel über das Ganze geschrieben und die Fernsehleute und ihre Moderatoren
schauten mich an, als sei ich verrückt, wenn ich die Bergwerke
erwähnte. Welchen Zusammenhang gab es zwischen den rein bösen
Guerillas und den guten Bergwerksunternehmen? In meinem Buch 'Field
Notes on Democracy' [auf deutsch unter dem Titel 'Aus der Werkstatt
der Demokratie' erschienen. D. Ü.] gibt es einen Absatz darüber,
wie der höchste Gerichtshof Indiens ein Urteil erließ, in dem es
hieß, dass man unmöglich ein Unternehmen des gewissenlosen Handelns
anklagen könne. Genau so hat es geurteilt.
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Wenn
man sich die Geschichte der Kämpfe um Land in Indien anschaut, dann
ist das wirklich Traurige, dass Indien, nachdem es unabhängig
geworden war, als wichtigsten Punkt die Landreform auf der
Tagesordnung der neuen Regierung hatte. Das wurde natürlich
hintertrieben von den Politikern, die zur höchsten Klasse der
Landbesitzer gehörten. Sie bauten so viele Schlupflöcher in das
Gesetzeswerk, dass es absolut zu keiner Landverteilung kam. Dann, um
1970, kurz nachdem die Naxaliten-Bewegung entstanden war, als die
ersten Leute sich erhoben hatten, da ging es um die Neuverteilung des
Landes. Die Bewegung forderte ”Das Land in Bauernhand”. Die
Bewegung wurde von der Armee zerschlagen. Die indische Regierung, die
sich selbst demokratisch nennt, zögert nie, die Armee herbeizurufen.
Heute haben die Menschen die Idee von der Land-Neuverteilung völlig
vergessen. Jetzt kämpfen sie, um das bisschen Land festzuhalten, das
sie haben. Wir nennen das ”Fortschritt”. Der Innenminister sagte
angeblich, dass er möchte, dass 70 % der Menschen in Städten
leben, was bedeutet, dass fünf bis sechshundert Millionen
Menschen umziehen sollen. Wie will man das bewerkstelligen, ohne ein
Polizeistaat zu werden? Wie soll man das verwirklichen, wenn man
nicht riesige Staudämme und riesige Kraftwerke und AKWs baut?
Auf
vielerlei Art sind wir rückwärts gegangen. Selbst die radikalste
Politik wird von Leuten vertreten, die so privilegiert sind, dass sie
genug Land haben. Es gibt Millionen und aber Millionen Menschen die
keinerlei Land haben, die nur als Reserve von unterbezahlter
Arbeitskraft an den Rändern dieser riesigen Superstädte existieren,
die es nun in Indien gibt. Einerseits ist die Landpolitik radikal,
aber andererseits werden die ärmsten Leute übersehen, denn sie sind
nicht Teil der Gleichung. Wir reden nicht mehr über Gerechtigkeit.
Keiner von uns tut es; wir reden nur über Menschenrechte oder
vom Überleben. Wir reden nicht über Umverteilung. In Amerika besitzen
400 Leute mehr Reichtum als die Hälfte der amerikanischen
Bevölkerung. Wir sollten nicht sagen, besteuert die Reichen, sondern
sollten sagen, nehmt ihr Geld und verteilt es, nehmt ihren Besitz und
verteilt ihn.
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Quelle - källa - source
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