Montag, 29. Juli 2019

Die Klima-Krise angehen: globale Wiederaufforstung und Industrie-Hanf


Ellen Brown ist eine erfahrene Journalistin, die sich vor allem in Wirtschafts- und Finanzfragen sehr gut auskennt. Ihr liegt aber auch die Umwelt sehr am Herzen, weshalb sie hier uns neue Erkenntnisse in Bezug auf Hanf vorlegt. Vieles war mir bekannt, vieles auch nicht. Einen Punkt hat sie übersehen, den ich schon vor einiger Zeit behandelt habe: dass Ford schon vor 80 Jahren ein Auto mit einer Hanf-Karrosserie gebaut hat (findet ihr als Video im Netz), die praktisch unzerstörbar war;, auch als er mit einem riesigen Hammer draufschlug, gab es keinen Kratzer. Bedenkt man, dass die Blechschäden am Auto gleich nach den Motorschäden kommen, kann man sich ausrechnen, wieviel Milliarden die Stahlindustrie in diesem Zeitraum kassiert hat. Diese Öl-, Stahl-, Chemie- und Zeitungsmogule haben sich immer einen Dreck um die Umwelt gekümmert, wodurch der Menschheit und der Welt unendlicher Schaden entstanden ist. Aber sie zur Verantwortung zu ziehen, daran hat wohl noch niemand gedacht.




Die Klima-Krise angehen: globale Wiederaufforstung 
                           und Industrie-Hanf

Ellen Brown

27. Juli 2019
Aus dem Englischen: Einar Schlereth
Cannabis - eine Pflanze der Superlative
Milliarden Bäume in der ganzen Welt zu pflanzen, ist bei weitem die billigste und effizienteste Mehtode, die Klima-Krise in den Griff zu bekommen. Das erklärt ein Artikel vom 4. Juli in The Guardian und zitiert eine neue Analyse, die im Journal Science veröffentlicht wurde.

Wenn Bäume wachsen, absorbieren und speichern sie Kohlen-Dioxyd-Emissionen, die die globale Erwärmung fördern. Neue Forschungen schätzen, das ein weltweites Pflanzprogramm zwei Drittel aller Emissionen, die durch menschliche Aktivitäten in die Atmosphär gepumpt wurden
,beseitigen könnte, eine Zahl, die von Wissenschaftlern als atemberaubend bezeichnet wird.

Für Skeptiker, die die globale Erwärmungs-These leugnen,
wird durch Wiederaufforstung auch das kritische Problem der Massen-Auslöschung von Arten angepackt und die Umweltverschmutzung, die gut dokumentiert ist. Eine Studie von 2012 der Universität von Michigan fand heraus, dass der Verlust der Biovielfalt die Ekosysteme ebenso beeinflusst wie die Klimaveränderung und die Verschmutzung. Wälder schützen Plfanzen und die Bäume beseitigen die Verschmutzung der Luft durch Ab fangen von Feinstaub auf der Pflanzenoberfläche und der Absorbierung gasförmiger Schadstoffe über die Blätter.

Der analytische Überblick in
Science schätzte, wieviele zusätzliche Bäume global gepflanzt werden könnten ohne auf Ackerland oder städtische Flächen zurückgreifen zu müssen. Man fand, dass es 1.7 Mrd. Hektar baumloses Land gibt, auf dem 1.2 Billionen einheimische Baumsetzlinge natürlich wachsen könnten. Wenn die effektivsten Methoden benutzt würden, könnten für nur 300 Mrd. $ 1 Billion Bäume wiederhergestellt werden – weniger als 2 Prozent der niedrigsten Schätzungen des Green New Deal der progressiven Demokraten im Februar 2019.

The Guardian zitierte Prof. Tom Crowther von der Schweizer Uni ETH Zürich, der sagte:
«Was mich total überrascht, ist der Maßstab. Ich dachte mir, dass Wiederherstellung unter den 10 ersten an der Spitze liegen würde, aber dass sie die überragend stärkste Methode von allen vorgeschlagenen Methoden sein würde, wusste ich nicht.»

Er sagte, dass es auch die bei weitem billigste Methode wäre, die je vorgeschlagen wurde. Der Hauptnachteil der Wiederaufforstung als Lösung der Klimakrise, so der
Guardian sei, dass die Bäume so langsam wachsen. Die vorgeeschlagene Wiederherstellung könnte 50 bis 100 Jahre dauern, um die Kohle-Eingrenzung zu erreichen.


Eine schnellere und effizientere Lösung


Glücklicherweise gibt es jetzt seit Dezember 2018 eine billigere und weit effizientere Alternative – eine, die vor beinahe einem Jahrhundert unterdrückt wurde, aber jetzt auf nationaler Ebene legalisiert wurde, als Präsident Trump das Agrikultur-Verbesserungsgesetz 2018 unterzeichnete. Das ist die massive Kultivierung von Industri-Hanf, die nicht berauschende Form von Cannabis, das wegen der Fiber für Kleidung, Öl, Nahrung und andere Zwecke angebaut wird. Hanf wird in 100 Tagen über 4 m hoch, was es zum schnellst wachsenden Umwandler von CO2 in Biomasse macht. Industriehanf kann nachweisbar mehr CO2 absorbieren pro Hektar als irgendein Wald oder kommerzielle Pflanze, wodurch Hanf zum idealen Kohlenstoff-Vernichter wird. Es kann auf fast allen Böden angepflanzt werden mit sehr wenig Wasser und ohne Düngemittel.

Hanfprodukte können die Biodiversität fördern und die Umweltverschmutzung umkehren, indem sie petrochemische Kunststoffe ersetzen, die jetzt mit einer Rate von einem Müllwagen pro Minute in den Ozean geschüttet werden. Eine Million Seevögel sterben jedes Jahr an der Einnahme von Plastik, und bis zu 90 Prozent haben Plastik in ihrem Darm. Mikrokunststoffe (die durch den Zerfall größerer Teile durch Sonnenlicht und Wellen entstehen) und Mikroperlen (die in Körperwaschmitteln und Gesichtsreinigern verwendet werden) wurden als Smog des Ozeans bezeichnet. Sie absorbieren Giftstoffe im Wasser, gelangen in die Nahrungskette und enden schließlich beim Menschen. Um das alles zu vermeiden, können wir Kunststoff aus Hanf verwenden, der biologisch abbaubar und ungiftig ist.

Andere Umweltgifte stammen aus der Textilindustrie, die nach der Landwirtschaft in Bezug auf die von ihr verursachte Verschmutzung und den voluminösen Wasserverbrauch an zweiter Stelle steht. Hanf kann mit minimalem Wasseraufwand angebaut werden und Hanf-Fabriken kommen ohne giftige Kemikalien aus.

Umweltverschmutzung durch Verbrennung von fossilen Brennstoffen kann ebenfalls durch Hanf umgekehrt werden, das effizinter und umweltfreundlicher ist als selbst Weizen und Mais als sauber verbrennender Bio-Treibstoff.

Hanf-Kultivierung fördert auch die Biovielfalt im Boden durch Regenerierung von Ackerböden, die seit langem durch Nutzung giftiger Kemikalien erschöpft wurden. Hanf ist ein «Unkraut» und wächst auch so, der flächendecken alles andere aus dem Feld schlägt undohne Pestizide oder Hebiside auskommt; und sein großes Wurzelsystem hält den Boden und leitet das Wasser tiefer in die Erde. Anders als die meisten anderen Aufforstungsprojekte kann Hanf auch auf bestehenden Ackerland angebaut werden und in einen Fruchtwechsel des Bauernhofs eingebunden werden mit positivem Effekt auf die Erträge und die Profite für die kommenden Ernten.

Eine sich selbst-finanzierende Lösung

Der Hanfanbau ist in vielerlei Weise profitabel - so profitabel, dass er eine selbstfinanzierende Lösung für die Umweltkrise ist. Laut einem Artikel in Forbes vom April 2019 mit dem Titel "Industrial Hemp Is the Answer to Petrochemical Dependency" (Industrie-Hanf ist die Antwort auf die petro-chemische Abhängigkeit) können die Ernteerträge von Hanf zwischen 20.000 und 50.000 US-Dollar pro Hektar liegen. Der flächendeckende Anbau kann ohne staatliche Subventionen erfolgen. Investitionen in Forschung, Entwicklung und Anreize würden den Prozess beschleunigen, aber die Marktkräfte werden diese Veränderungen vorantreiben, selbst wenn der Kongress nicht handelt. Alles, was die Landwirte für einen Anreiz brauchen, ist ein Markt für die Produkte, den die Hanflegalisierung ermöglicht hat. Aufgrund der jahrhundertelangen Unterdrückung der Kulturpflanzen muss die Infrastruktur zur Nutzung ihrer vielfältigen Möglichkeiten noch ausgebaut werden, aber die Infrastruktur sollte mit den neu eröffneten Märkten einhergehen.

Hanf kann unsere Abhängigkeit von der Petrochemie nicht nur für Kraftstoffe, sondern auch für Kunststoffe, Textilien, Baustoffe und vieles mehr durchbrechen. Seit Jahrtausenden wird es tatsächlich für industrielle und medizinische Zwecke angebaut, und heute wird es in Hunderten von Ländern außerhalb der USA legal für den industriellen Gebrauch angebaut. Vor dem US-Verbot behauptete ein Artikel der Popular Mechanics von 1938, es handele sich um eine Milliarden-Dollar-Kultur (das entspricht heute etwa 16 Milliarden Dollar), die in 25.000 Produkten von Dynamit bis Zellophan nützlich sei. Es werden weiterhin neue Verwendungsmöglichkeiten gefunden, darunter die Beseitigung von Smog aus Brennstoffen, die Schaffung einer saubereren Energiequelle, die die Kernkraft ersetzen kann, die Entfernung von radioaktivem Wasser aus dem Boden und die Bereitstellung einer sehr nahrhaften Nahrungsquelle für Mensch und Tier. Cannabidiol (CBD), ein nicht-psychotoxisches Derivat von Hanf, hilft in jüngster Zeit, die Opioidabhängigkeit, die heute eine nationale Epidemie ist, einzudämmen.

Hanf kann auch helfen, unsere schrumpfenden Wälder zu retten, indem das Fällen von großen Waldflächen für Papier-Zellstoff vermieden wird. Laut der USDA produziert 1 Morgen mit Hanf bepflanzt ebenso viel wie 4,1 Morgen mit Bäumen; und anders als Bäume kann Hanf zwei bis dreimal im Jahr geerntet werden. Hanf-Papier ist auch feiner, stärker und dauerhafter als Holz-Papier. Benjamin Franklins Papierfabrik benutzte Hanf. Bis 1883 war Hanf eins der größten landwirtschaftlichen Nutzpflanzen (manche sagen, die größte) und 80 -90 % des Papiers weltweit wurde aus Hanf hergestellt. Es war auch das Material, aus dem die meisten Gewebe, Seife, Treibstoff und Fasern hergestellt wurden; und es war eine wichtige Ressource für jedes Land mit einer Schifffahrtsindustrie, da Segel aus ihm hergestellt wurden. In den frühen USA wurde der Hanfanbau als so wichtig erachtet, dass es für die Bauern illegal war, ihn nicht anzubauen. Hanf war von 1631 bis Anfang 1800 gesetzliches Zahlungsmittel, und damit konnten sogar Steuern bezahlt werden.

Durch Konkurrenz verboten?

Die Wettbewerbsdrohung für andere Industrien dieser extrem nützlichen Pflanze mag der Hauptahtrieb für die scheinbar grundlose Kriminalisierung in den 30-er Jahren. Hanf ist nicht Marijuana und hat so niedrige psychoaktive Komponenten, dass es kein Marijuana»high» bewirken kann. Es wurde vor beinahe hundert Jahren verboten, weil es zur selben Pflanzenart wie Marijuana gehörte. Cannabis wurde in den 30-er Jahren in allen seinen Formen angefeindet. Warum? Hanf konkurrierte nicht nur mit der Holzindustrie, sondern auch mit der Ölindustrie, der Baumwollindustrie, der petrochemischen Industrie und der pharmazeutischen Industrie. Viele haben spekuliert, dass es von diesen mächtigen Konkurrenten unterdrückt wurde.

William Randolf Hearst, der Zeitungs-Magnat, besaß riesige Waldländereien, die er zur Herstellung von Zeitungs
zellstoff verarbeiten wollte. Das bilige Hanfpapier würde seine Wald-Investitionen zu einem großen Verlustgeschäft gemacht haben. Hearst war ein Meister des «gelben Journalismus» (Schund-Journalismus). Er war alliiert mit dem DuPont Unternehmen, das die Chemikalien lieferte, um den Holzzellstoff zu bleichen und für den Papier-Prozess zu bearbeiten. Dupont war auch vorbereitet, Fibern auf Petroleumbasis wie Nylon zu produzieren, und da waren die Hanffabriken ein starker Konkurrent.

Tatsächlich bedrohte Hanf die gesamte Petroleum-Industrie. Henry Ford entwarf als erster Autos für Alkohol aus Bio-Treibstoff, aber die Kriminalisierung von sowohl Hanf als auch Alkohol zwang ihn, zum schmutzigeren, weniger effizienten fossilen Treibstoff überzugehen, der heute noch den Markt dominiert. Eine Infrastruktur auf Basis von Bio-Treibstoff würde ein vollständig dezentralisiertes Stromnetz herstellen, womit die gigantischen monpolistischen Energie-Unternehmen beseitigt würden. Die Gemeinden könnten ihre eigene Energie liefern, indem sie leicht erneuerbare Pflanzen nutzen.

Nichts von dem hier ist wirklich neu. Hanf-Historiker haben seit Jahrzehnten über die unzähligen Anwendungen von Hanf und das sinnlose Verbot geschrieben (seht u. a. ‘The Emperor Wears no Clothes’ von Jack Herer, 1992; ‘Hemp for Victory: A Global Warming Solution’ von Richard Davis 2009). Was neu ist, dass der Anbau im ganzen Land wieder rechtlich zugelassen worden ist. Die Zeit, den Planeten und seine schwindende Artenvielfalt zu retten, ist kurz. Statt endlos über Kohlenstoff-Steuern und Technologien nach Silicon Valley- Art zu debattieren, müssen wir unsere Böden regenerieren, unsere Wälder und unsere Ozeane mit den Natur-eigenen Pflanzen-Lösungen.

Ellen Brown ist Vorsitzende des Public Banking Institute und hat dreizehn Bücher geschrieben, darunter ihr neuestes, Banking on the People: Demokratisierung des Geldes im digitalen Zeitalter. Sie ist auch Mitveranstalterin einer Radiosendung auf PRN.FM namens "It's Our Money". Ihre mehr als 300 Blog-Artikel werden auf EllenBrown.com veröffentlicht. Sie ist eine häufige Mitarbeiterin von Global Research.

3 Kommentare:

  1. Nigel Calder sagte es schon 1998:
    https://pbs.twimg.com/media/D5oQ0DZWkAw1QXZ.jpg

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  2. Den Schmarrn, den er von sich gegeben hat, hättest du hier ruhig anzeigen können. "Is was Doc?" Nö, immer weiter wursteln, wie gehabt.

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    1. Man müsste sehr viel für die Umwelt tun, die Verringerung des CO2-Ausstoßes ist das unwichtigste von allem

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