Gerade habe ich einen wichtigen Artikel zu Fukushima übersetzt und auf unsere Seite gelegt (siehe hier). In unseren Medien ist das Thema ja durch. Das wird nur noch von diesen verbohrten, technikfeindlichen Anti-AKW-Spinnern diskutiert. Außer in Deutschland und stellenweise in den USA hat es kaum nennenswerte Demonstrationen für die Abschaltung dieser Todesmühlen gegeben. Politiker und die Herren der Atomindustrie kungeln weiter in trauter Vereinigung und betreiben 'business as usual'. Obama hält fest am Neubau von AKW's, den Indern hat man gerade noch ein paar von den Dingern angedreht, obwohl es dort wohl die größten Anti-AKW Demonstrationen gegeben hat. Allerdings waren das die Adivasis, die Ärmsten der Armen, die sich dagegen wehren, dass ihnen auch noch ihr bißchen Land gestohlen wird. Die indische Allgemeinheit hat sich da rausgehalten, da sie ja nicht unmittelbar betroffen ist.
Aber nun zu Japan. Dort dampfen die 4 Reaktoren in Fukushima vor sich hin, stoßen immer größere Mengen Radioaktivität in die Atmosphäre aus, immer größere Mengen verseuchtes Wasser fließt ungehindert ins Meer, japanische und
auch schon südkoreanische Fischer gehen bankrott, aber es passiert nichts.
D. h. nein, es passiert doch etwas. Erstens hat man dem 'armen' Tepco-Unternehmen die erste Ratenzahlung von 50 Mrd. Yen als Entschädigung für die Umgesiedelten aus dem Gefahrenbereich abgenommen. Wird mit Steuergeldern beglichen. Zweitens hat man die Tepco-Arbeiter gezwungen, pardon, sie haben ganz freiwillig JA gesagt zu einer 20-25-prozentigen Verminderung ihrer Löhne. Wodurch das Unternehmen 50 Mrd. Yen sparen wird. Und drittens hat die Regierung neue Höchstwerte festgelegt für die Strahlung, die den Menschen zugemutet werden darf. U. a. wurden die Werte für Kinder, die im Umkreis von Fukushima wohnen, auf das Niveau (20 Millisieverts) gehoben, das für erwachsene Arbeiter in Kernkraftwerken heute gilt. Dies ist das 20-fache dessen, was international erwachsenen Menschen zugemutet werden darf, die nicht in der Atomindustrie arbeiten.
Dagegen hat 1 (eine) Person demonstriert - Professor Toshiso Kosako, Experte für Strahlungssicherheit an der Universität von Tokyo und Sonderberater der Regierung für nukleare Fragen. Er nahm seinen Hut und sagte: "Das kann ich als Wissenschaftler nicht verantworten."
Wie ist das nur möglich! Da werden tausende, zehntausende - wer weiss es - Kinder im unmittelbaren Gefahrenbereich bewusst und willentlich einem qualvollen Tod überantwortet. Und es geht kein Aufschrei durch das Land. Die Menschen gehen nicht zu Millionen auf die Straße, zwingen die Regierung zum Rücktritt, quartieren sie nach Fukushima um. Man fasst es nicht.
Obwohl es ja eigentlich nicht eines solch extremen Anlasses bedürfen sollte. Die 'ideale' Lage der Atomkraftwerke in Japan genau über einer der tektonisch aktivsten Erdbebenzonen der Welt sollte Anlass genug sein, um umgehend diese
Zeitbomben zu entschärfen.
Aber nein. Und warum? Weil die Japaner 70 % ihrer Energie aus AKWs beziehen. Und sie abzustellen, würde für den Moment jedenfalls eine einschneidende Maßnahme auf Kosten des - ja, des Konsums darstellen. Hier zeigt sich das wahre Gesicht unserer Gesellschaft. Wir pfeifen doch auf unsere Mitmenschen, wir pfeifen doch auf das Wohlergehen unserer Kinder- und Enkelkinder, wir pfeifen auf die Tiere und Pflanzen und die Natur insgesamt. Empathie, Solidarität oder Kinderliebe. Alles nur Gequatsche, eine elende Heuchelei. Dass nur keiner auf die Idee kommt, über die Japaner die Nase zu rümpfen. Wir gehen genausowenig nur ein Jota von unseren wohlerworbenen, wohlverdienten Konsumrechten ab. Geben wir es zu: Wir sind auf dem Niveau der schlimmsten nur vorstellbaren Barbaren
angelangt. Obwohl ich glaube, dass wir den Barbaren damit Unrecht tun.
Mittwoch, 4. Mai 2011
Donnerstag, 28. April 2011
Das Phänomen Noam Chomsky
Es gibt Menschen, die tatsächlich eine übermenschliche Vitalität besitzen. Dazu gehört der 82-jährige Noam Chomsky, Linguist - von vielen gar als der Vater der modernen Linguistik angesehen - Philosoph, kognitiver Wissenschaftler, sozialer Aktivist und Professor, der an dem renommierten Massachusetts Institute of Technology lehrte, sowie Autor von 150 Büchern. Hinzu kommen ungezählte Artikel, Vorträge, Interviews. Selbst bezeichnet er sich als libertärer Sozialist. Wenn man ihn ruhig, überlegt und klar sprechen hört, würde niemand sein Alter erraten können.
Aber ich wollte eigentlich nur einen kurzen Hinweis auf einen neuen (und recht langen) Artikel von ihm geben, der vor einer Woche hier veröffentlicht wurde. Der Titel lautet "Who Owns The World? The Contours of Global Order" (Wem gehört die Welt? Die Konturen der globalen Ordnung). Der Untertitel ist ein präzise Zusammenfassung dessen, worum es geht: "Unterstützung für Demokratie ist die Provinz der Ideologen und Propagandisten. In der wirklichen Welt ist der Widerwille gegen Demokratie der Eliten die Norm."
Um dies für die USA zu beweisen, geht Chomsky nur bis 1940 zurück, als führende Militärs und Politiker der USA bereits den kommenden Sieg im Weltkrieg und den ungeheuren Machtzuwachs der USA voraussahen und Pläne
machten. Ein Eckstein dieser Pläne war - in Abwandlung von Churchills 'bloß kein Sport' - 'bloß keine Demokratie'. Nirgends und nirgendwo, da sie für die unumschränkte Macht der USA ein Hindernis wäre.
Das ist nicht absolut neu, aber er bringt doch neue Gedanken ein, die zeigen, wie zwingend diese imperiale Logik ist. Man muss nicht mit allem einverstanden sein, was er sagt, man mag auch bedauern, dass Chomsky ein paar blinde Flecken hat (Israel und Sowjetunion), aber zumindest nimmt er die Politik seines Landes gnadenlos unter die Lupe. Und das ist sehr viel, wenn man bedenkt, wieviele selbst kluge Leute den größten blinden Fleck dort haben, wo es um ihr eigenes Land geht.
Aber ich wollte eigentlich nur einen kurzen Hinweis auf einen neuen (und recht langen) Artikel von ihm geben, der vor einer Woche hier veröffentlicht wurde. Der Titel lautet "Who Owns The World? The Contours of Global Order" (Wem gehört die Welt? Die Konturen der globalen Ordnung). Der Untertitel ist ein präzise Zusammenfassung dessen, worum es geht: "Unterstützung für Demokratie ist die Provinz der Ideologen und Propagandisten. In der wirklichen Welt ist der Widerwille gegen Demokratie der Eliten die Norm."
Um dies für die USA zu beweisen, geht Chomsky nur bis 1940 zurück, als führende Militärs und Politiker der USA bereits den kommenden Sieg im Weltkrieg und den ungeheuren Machtzuwachs der USA voraussahen und Pläne
machten. Ein Eckstein dieser Pläne war - in Abwandlung von Churchills 'bloß kein Sport' - 'bloß keine Demokratie'. Nirgends und nirgendwo, da sie für die unumschränkte Macht der USA ein Hindernis wäre.
Das ist nicht absolut neu, aber er bringt doch neue Gedanken ein, die zeigen, wie zwingend diese imperiale Logik ist. Man muss nicht mit allem einverstanden sein, was er sagt, man mag auch bedauern, dass Chomsky ein paar blinde Flecken hat (Israel und Sowjetunion), aber zumindest nimmt er die Politik seines Landes gnadenlos unter die Lupe. Und das ist sehr viel, wenn man bedenkt, wieviele selbst kluge Leute den größten blinden Fleck dort haben, wo es um ihr eigenes Land geht.
Mittwoch, 27. April 2011
Libyen - es kommt immer bunter - und blutiger
Dieses arme (reiche), kleine (Einwohnerzahl), große (flächenmäßig) Land Libyen,
das noch vor kurzem nicht viele von uns auf der Landkarte gefunden hätten, nimmt eine Bedeutung an, die ganz unfaßbar ist. Manlio Dinucci titelt auf GlobalResearch "Financial Heist of the Century: Confiscating Libya's Sovereign Wealth Funds (SWF)" [Finanzieller Raubüberfall des Jahrhunderts: Konfiszierung von Libyens souveränem Reichtumfonds. Das Original liegt hier]. Es geht also nicht allein um die 60 Milliarden Barrel Erdöl, nicht um die 1500 Milliarden Kubikmeter Naturgas, nicht allein um die jährlichen Erdöleinnahmen von ca. 30 Milliarden Dollar, nicht allein um die geostrategische Bedeutung, nicht um den Ozean von Trinkwasser unter Libyen, den Gaddafi durch gigantische Investitionen nutzbar gemacht hat, nicht allein um all die anderen Bodenschätze im Lande, nicht allein um Gaddafis Projekte der Schaffung der Vereinigten Staaten von Afrika oder die Schaffung einer einheitlichen Währung für Afrika (der Gold-Dinar), sondern ganz unmittelbar um ungeheure Geldmengen.
Da sind erstens 32 Millarden Dollar der Libyan Investment Authority (LIA = Libysche Investitionsbehörde), deponiert auf US-Banken, die Obama 'eingefroren' hat, da sind 45 Mrd. Euros, die von der Europäischen Union 'eingefroren' wurden, die alle für afrikanische Projekte gedacht waren. Nun, diese 'eingefrorenen' Gelder werden niemals mehr bei den rechtmäßigen Besitzern, dem libyschen Volk, 'auftauen', sondern werden schnell ihren Weg in den Taschen der Bankster finden. Wie die damals beschlagnahmten irakischen Milliarden auch. Behilflich bei diesem Coup war der Libyer Mohamed Layas, Vertreter der LIA, der schnell und geschmeidig die Seiten gewechselt hat.
Aber das ist noch nicht alles. John Perkins berichtet hier, dass in den Gewölben der zu 100% in staatlichem Besitz befindlichen Libyschen Staatsbank weitere geschätzte 144 Tonnen Gold liegen. Deswegen haben es die Rebellen-Hanseln unter amerikanischer Anleitung wohl so eilig gehabt, in Benghazi eine 'staatliche Bank' zu gründen.
Man kann sich allerdings fragen, wie naiv, alternativ dumm Führer in der 3. Welt sein dürfen. Die Gelder im Westen zu deponieren!!! Naja, urteilen wir nicht zu hart. Die Gewerkschaften und sogar die Kommunistischen Parteien hatten und haben auch ihre Mitgliedsbeiträge immer brav auf ihre jeweiligen Banken getragen. Hitler brauchte nur abzuräumen. Genau wie jetzt Obama.
Unterdessen eskalieren die USA den Krieg mit Hilfe von Drohnen, diese bislang feigste Waffe des Imperialismus, die jeweils zielgenau von einer Handvoll bis zu Dutzenden Menschen ins Jenseits expedieren.
das noch vor kurzem nicht viele von uns auf der Landkarte gefunden hätten, nimmt eine Bedeutung an, die ganz unfaßbar ist. Manlio Dinucci titelt auf GlobalResearch "Financial Heist of the Century: Confiscating Libya's Sovereign Wealth Funds (SWF)" [Finanzieller Raubüberfall des Jahrhunderts: Konfiszierung von Libyens souveränem Reichtumfonds. Das Original liegt hier]. Es geht also nicht allein um die 60 Milliarden Barrel Erdöl, nicht um die 1500 Milliarden Kubikmeter Naturgas, nicht allein um die jährlichen Erdöleinnahmen von ca. 30 Milliarden Dollar, nicht allein um die geostrategische Bedeutung, nicht um den Ozean von Trinkwasser unter Libyen, den Gaddafi durch gigantische Investitionen nutzbar gemacht hat, nicht allein um all die anderen Bodenschätze im Lande, nicht allein um Gaddafis Projekte der Schaffung der Vereinigten Staaten von Afrika oder die Schaffung einer einheitlichen Währung für Afrika (der Gold-Dinar), sondern ganz unmittelbar um ungeheure Geldmengen.
Da sind erstens 32 Millarden Dollar der Libyan Investment Authority (LIA = Libysche Investitionsbehörde), deponiert auf US-Banken, die Obama 'eingefroren' hat, da sind 45 Mrd. Euros, die von der Europäischen Union 'eingefroren' wurden, die alle für afrikanische Projekte gedacht waren. Nun, diese 'eingefrorenen' Gelder werden niemals mehr bei den rechtmäßigen Besitzern, dem libyschen Volk, 'auftauen', sondern werden schnell ihren Weg in den Taschen der Bankster finden. Wie die damals beschlagnahmten irakischen Milliarden auch. Behilflich bei diesem Coup war der Libyer Mohamed Layas, Vertreter der LIA, der schnell und geschmeidig die Seiten gewechselt hat.
Aber das ist noch nicht alles. John Perkins berichtet hier, dass in den Gewölben der zu 100% in staatlichem Besitz befindlichen Libyschen Staatsbank weitere geschätzte 144 Tonnen Gold liegen. Deswegen haben es die Rebellen-Hanseln unter amerikanischer Anleitung wohl so eilig gehabt, in Benghazi eine 'staatliche Bank' zu gründen.
Man kann sich allerdings fragen, wie naiv, alternativ dumm Führer in der 3. Welt sein dürfen. Die Gelder im Westen zu deponieren!!! Naja, urteilen wir nicht zu hart. Die Gewerkschaften und sogar die Kommunistischen Parteien hatten und haben auch ihre Mitgliedsbeiträge immer brav auf ihre jeweiligen Banken getragen. Hitler brauchte nur abzuräumen. Genau wie jetzt Obama.
Unterdessen eskalieren die USA den Krieg mit Hilfe von Drohnen, diese bislang feigste Waffe des Imperialismus, die jeweils zielgenau von einer Handvoll bis zu Dutzenden Menschen ins Jenseits expedieren.
Montag, 25. April 2011
Was ist los mit dem Internet?
Vor einigen Tagen kam eine Nachricht von Mike Adams, health ranger bei NaturalNews genannt, über die Berichterstattung zu Fukushima (seinen kompletten Artikel kann man hier lesen). Ihm war aufgefallen, dass keine alternativen Artikel zur Fukushima-Suche bei Google auftauchten. Auf Anfrage erhielt er die Antwort, sie seien vom Index genommen worden wegen mangelhafter Qualität und ständiger Wiederholungen. Ein snapshot von Mike ergab, dass Google sage und schreibe ZEHN große US-Zeitungen und -Sender mit haargenau demselben Wortlaut ein- und desselben Artikels aufgelistet hatte. Jeder kann sich darauf einen Reim machen.
Manche Nachrichtenbriefe - z. B. von Uruknet - kommen mit zwei Tagen Verspätung hier an und sind inzwischen teilweise überholt, von der Entwicklung
überrollt worden oder haben sich im besten Fall als falsch herausgestellt.
Zunehmend verschwinden auch Artikel unserer Tlaxcala Webseite vom Index. Man kann sie nach längerer Suche meistens auf Seiten finden, die sie von uns übernommen haben. Aber man fragt sich natürlich, was diese Spielchen zu bedeuten haben. Wenn Google weiterhin diese Schiene fährt, werden allmählich mehr Leute als nur Mike das Vertrauen in diese Suchmaschine verlieren und zum Boykott aufrufen.
Manche Nachrichtenbriefe - z. B. von Uruknet - kommen mit zwei Tagen Verspätung hier an und sind inzwischen teilweise überholt, von der Entwicklung
überrollt worden oder haben sich im besten Fall als falsch herausgestellt.
Zunehmend verschwinden auch Artikel unserer Tlaxcala Webseite vom Index. Man kann sie nach längerer Suche meistens auf Seiten finden, die sie von uns übernommen haben. Aber man fragt sich natürlich, was diese Spielchen zu bedeuten haben. Wenn Google weiterhin diese Schiene fährt, werden allmählich mehr Leute als nur Mike das Vertrauen in diese Suchmaschine verlieren und zum Boykott aufrufen.
Sonntag, 24. April 2011
Libyen und Elfenbeinküste - klassische neokoloniale Interventionen
Nachdem der Propagandastaub von Pentagon und NATO sich etwas gelegt hat, beginnt sich ein ganz anderes Bild vom "Diktator" Gaddafi und dem vom Westen auserkorenen Wahlsieger Ouattara in der Elfenbeinküste abzuzeichnen. Gaddafi bewaffnet das Volk, um gegen die neuen (alten) Kolonialherren ihr Land zu verteidigen und unterzeichnet mit der UNO ein Abkommen für humanitäre Hilfe. Unterdessen sind Ouattaras Soldateska und französische Killerbanden in der Elfenbeinküste am Aufräumen, was regelrechte Gemetzel bedeutet.
In Libyen ist es den Gaddafi-Truppen gelungen, einen hohen Al Qaida Führer im Kampf zu töten. Als Gaddafi am Anfang der Rebellion sagte, dass Al Qaida Elemente in ihr eine Rolle spielen, da hat man ihn in den westlichen Medien ausgelacht, obwohl die CIA genau wusste, dass es stimmte. Nun ja, was uns unsere Medien alles aufgetischt haben, entpuppt sich nach und nach als das, worin sie am besten sind und wofür sie schließlich bezahlt werden: als Lügen.
Er habe seine "eigenen" Leute bombardiert, er sei ein Rassist, er habe schwarze
Söldnertruppen angeworben, seine Mutter sei ein Jüdin, die Bewohner Libyens litten Hunger und was weiss ich alles. Und es bleibt nicht aus, dass bei jedem von uns auch immer etwas hängenbleibt, wenn Lügen hunderttausendfach wiederholt werden.
Ich bin insbesondere Cynthia McKinney, ehemalige US-Kongressabgeordnete und Kandidatin für die Präsidentschaft zu Dank verpflichtet, da sie in ihrem Rundbrief uns auf Quellen verwiesen hat, die von kompetenten Betroffenen stammen:
1. dem schwarzamerikanischen Molefi Asante, Professor an der Temple Universität, Historiker und Philosoph und Autor von ca. 70 Büchern, dessen Video-Vortrag man hier hören/sehen kann.
2. dem Kameruner Jean-Paul Pougala, Professor an der Diplomacy University (Diplomatie-Universität) in Genf, dessen eingehende Analyse man hier lesen kann.
Es verschlägt einem die Sprache, wenn man liest, was Gaddafi alles für ganz Afrika getan hat. Und es verwundert einen gar nicht mehr, dass die Afrikaner ihn schätzen und lieben, u.a. Mandela, der nach seiner Freilassung als erstes Gaddafi
besucht hat (wobei er dem US-Embargo trotzte), um ihm für seine Hilfe bei der Beseitigung des Apartheid-Systems und seine Freilassung zu danken.
3. dem Hauptbetroffenen Muammar Gaddafi mit seiner Rede, die er am 1. Oktober 2009 vor der Generalversammlung der Vereinten Nationen gehalten hat und die man hier auf Englisch lesen kann und auf der sehr zu empfehlenden antikrieg-Seite von Klaus Madersbacher auf deutsch hier.
Ich habe selten eine derart vernünftige und radikale Kritik an der UNO gehört oder gelesen. Dabei ist er sehr diplomatisch vorgegangen, doch gleichzeitig mit beißender Ironie. Er hat die Geschichte des grandiosen Versagens dieser Organisation für den "immerwährenden Frieden", die 65 Kriege zugelassen und sogar befördert hat, zusammengefasst und ihr ganzes Konzept in der Luft zerrissen. Aber er hat auch konkrete und vernünftige Vorschläge für ihre Umwandlung in ein wirklich demokratisches Friedensinstrument gemacht und zur Diskussion gestellt. Diese Rede sollte jeder lesen, um selbst bestimmen zu können, ob Gaddafi ein Verrückter ist oder nicht.
In Libyen ist es den Gaddafi-Truppen gelungen, einen hohen Al Qaida Führer im Kampf zu töten. Als Gaddafi am Anfang der Rebellion sagte, dass Al Qaida Elemente in ihr eine Rolle spielen, da hat man ihn in den westlichen Medien ausgelacht, obwohl die CIA genau wusste, dass es stimmte. Nun ja, was uns unsere Medien alles aufgetischt haben, entpuppt sich nach und nach als das, worin sie am besten sind und wofür sie schließlich bezahlt werden: als Lügen.
Er habe seine "eigenen" Leute bombardiert, er sei ein Rassist, er habe schwarze
Söldnertruppen angeworben, seine Mutter sei ein Jüdin, die Bewohner Libyens litten Hunger und was weiss ich alles. Und es bleibt nicht aus, dass bei jedem von uns auch immer etwas hängenbleibt, wenn Lügen hunderttausendfach wiederholt werden.
Ich bin insbesondere Cynthia McKinney, ehemalige US-Kongressabgeordnete und Kandidatin für die Präsidentschaft zu Dank verpflichtet, da sie in ihrem Rundbrief uns auf Quellen verwiesen hat, die von kompetenten Betroffenen stammen:
1. dem schwarzamerikanischen Molefi Asante, Professor an der Temple Universität, Historiker und Philosoph und Autor von ca. 70 Büchern, dessen Video-Vortrag man hier hören/sehen kann.
2. dem Kameruner Jean-Paul Pougala, Professor an der Diplomacy University (Diplomatie-Universität) in Genf, dessen eingehende Analyse man hier lesen kann.
Es verschlägt einem die Sprache, wenn man liest, was Gaddafi alles für ganz Afrika getan hat. Und es verwundert einen gar nicht mehr, dass die Afrikaner ihn schätzen und lieben, u.a. Mandela, der nach seiner Freilassung als erstes Gaddafi
besucht hat (wobei er dem US-Embargo trotzte), um ihm für seine Hilfe bei der Beseitigung des Apartheid-Systems und seine Freilassung zu danken.
3. dem Hauptbetroffenen Muammar Gaddafi mit seiner Rede, die er am 1. Oktober 2009 vor der Generalversammlung der Vereinten Nationen gehalten hat und die man hier auf Englisch lesen kann und auf der sehr zu empfehlenden antikrieg-Seite von Klaus Madersbacher auf deutsch hier.
Ich habe selten eine derart vernünftige und radikale Kritik an der UNO gehört oder gelesen. Dabei ist er sehr diplomatisch vorgegangen, doch gleichzeitig mit beißender Ironie. Er hat die Geschichte des grandiosen Versagens dieser Organisation für den "immerwährenden Frieden", die 65 Kriege zugelassen und sogar befördert hat, zusammengefasst und ihr ganzes Konzept in der Luft zerrissen. Aber er hat auch konkrete und vernünftige Vorschläge für ihre Umwandlung in ein wirklich demokratisches Friedensinstrument gemacht und zur Diskussion gestellt. Diese Rede sollte jeder lesen, um selbst bestimmen zu können, ob Gaddafi ein Verrückter ist oder nicht.
Sonntag, 17. April 2011
Was tun, wenn die Sprachlosigkeit überhandnimmt - Holz hacken!
Heute lese ich, dass die BP-Katastrophe im Golf von Mexico ein Jahr her ist. Nicht zu fassen - ich dachte, ein paar Monate. Wie auch immer. Und was steht da zu lesen? Das BP das Kapitel als abgeschlossen betrachtet. Freund Obama hat die wissenschaftlichen Forschungen über Krankheitsfälle bei Mensch, Tier, Umwelt unter den Teppich gekehrt und erlaubt BP, in ein paar Monaten weiterzubohren. Und die höchsten Bosse bei BP erhielten hohe Bonuse 'für ihren großartigen Einsatz für die Sicherheit". Träume ich, bin ich besoffen?
Zum Glück für BP kam dann ja bald die Welle der arabischen Revolutionen und dann noch der Tsunami in Japan mit folgender Fukushima Katastrophe. Das Szenario war das gleiche - verschweigen, verwischen, hinhalten und lügen, lügen, was das Zeug hält. Aber die setzen doch "die Eigenen Leute dem Tode aus" (Stimme aus dem Off) - ist das nicht ein Grund, ein Land zu bombardieren? Nja, an sich schon, aber nur bestimmte Länder, die schon lange vorher auf den Generalstabskarten der alten und neuen Imperialisten mit einem roten Kreis versehen wurden. Das waren Irak, Jugoslawien, Afghanistan, Pakistan, Somalia, Sudan, Libyen, Syrien. Irak, Jugoslaien, Afghanistan hat man ganz fertig gemacht, Sudan ist zwar schon geteilt, steht aber nach wie vor auf dem Zettel, Pakistan, Libyen, Syrien sind in Arbeit.
A propos Libyen - da gibt es bis heute nicht einen Beweis, dass Gaddafi "die Eigenen bombardiert" hat, aber hinreichend Beweise, dass die USA, England und Frankreich schon an die 1000 Zivilisten zusammengebombt haben - wahrscheinlich mit DU-Waffen (depleted uranium - abgereichertes Uran). Und es
gibt auch Beweise, was die 'Rebellen' im Osten des Landes mit gefangenen libyschen Soldaten machen (siehe hier - mit vier Videos). Enthaupten, lebend
verbrennen, foltern usw. Naja, was man halt unter US-amerikanischer Leitung so üblicherweise macht. Alles völlig legal und vom Präsidenten abgesegnet. Das Ganze nennt sich dann Demokratie.
Es spielt überhaupt keine Rolle, dass Brasilien, Russland, Indien, China, die zusammen fast die Hälfte der Menschheit repräsentieren, scharfen Protest gegen die Verfälschung der UN-Resolution 1973 eingelegt haben, das die Afrikanische Union protestiert und noch eine Reihe anderer Länder. Schließlich sind 'wir' - die weißen ehemaligen und Neo-Kolonialisten die 'Weltgemeinschaft'. Basta.
Da soll man nicht sprachlos werden?
Ich bin nur froh, dass ich vor einigen Tagen mein Holz für den nächsten Winter bekommen habe. Da bin ich fast den ganzen Tag "im Holz". Brauche mir nicht von morgens bis abends das Elend hier in der Kiste anschauen. Es erinnert mich auch an eine Einrichtung in japanischen Firmen. Ein Raum mit den Portraits der Firmenbosse und viele Wurfpfeile. Zum Abreagieren. Ähnlich funktioniert das Holzhacken.
Zum Glück für BP kam dann ja bald die Welle der arabischen Revolutionen und dann noch der Tsunami in Japan mit folgender Fukushima Katastrophe. Das Szenario war das gleiche - verschweigen, verwischen, hinhalten und lügen, lügen, was das Zeug hält. Aber die setzen doch "die Eigenen Leute dem Tode aus" (Stimme aus dem Off) - ist das nicht ein Grund, ein Land zu bombardieren? Nja, an sich schon, aber nur bestimmte Länder, die schon lange vorher auf den Generalstabskarten der alten und neuen Imperialisten mit einem roten Kreis versehen wurden. Das waren Irak, Jugoslawien, Afghanistan, Pakistan, Somalia, Sudan, Libyen, Syrien. Irak, Jugoslaien, Afghanistan hat man ganz fertig gemacht, Sudan ist zwar schon geteilt, steht aber nach wie vor auf dem Zettel, Pakistan, Libyen, Syrien sind in Arbeit.
A propos Libyen - da gibt es bis heute nicht einen Beweis, dass Gaddafi "die Eigenen bombardiert" hat, aber hinreichend Beweise, dass die USA, England und Frankreich schon an die 1000 Zivilisten zusammengebombt haben - wahrscheinlich mit DU-Waffen (depleted uranium - abgereichertes Uran). Und es
gibt auch Beweise, was die 'Rebellen' im Osten des Landes mit gefangenen libyschen Soldaten machen (siehe hier - mit vier Videos). Enthaupten, lebend
verbrennen, foltern usw. Naja, was man halt unter US-amerikanischer Leitung so üblicherweise macht. Alles völlig legal und vom Präsidenten abgesegnet. Das Ganze nennt sich dann Demokratie.
Es spielt überhaupt keine Rolle, dass Brasilien, Russland, Indien, China, die zusammen fast die Hälfte der Menschheit repräsentieren, scharfen Protest gegen die Verfälschung der UN-Resolution 1973 eingelegt haben, das die Afrikanische Union protestiert und noch eine Reihe anderer Länder. Schließlich sind 'wir' - die weißen ehemaligen und Neo-Kolonialisten die 'Weltgemeinschaft'. Basta.
Da soll man nicht sprachlos werden?
Ich bin nur froh, dass ich vor einigen Tagen mein Holz für den nächsten Winter bekommen habe. Da bin ich fast den ganzen Tag "im Holz". Brauche mir nicht von morgens bis abends das Elend hier in der Kiste anschauen. Es erinnert mich auch an eine Einrichtung in japanischen Firmen. Ein Raum mit den Portraits der Firmenbosse und viele Wurfpfeile. Zum Abreagieren. Ähnlich funktioniert das Holzhacken.
Dienstag, 5. April 2011
Westfälischer Friede, Bandung-Konferenz, Elfenbeinküste und Libyen
Was zum Teufel hat das alles miteinander zu tun? Eine ganze Menge, wie wir sehen werden.
Der eine oder andere erinnert sich vielleicht dunkel daran, dass es mit dem Ende des 30-jährigen Krieges zu tun hatte. Und das stimmt ja auch. Aber er war viel mehr - er beendete auch den 80-jährigen Unabhängigkeitskampf der Niederlande. Und er war noch viel mehr. Dieser Friede von 1648 galt fast zwei Jahrhunderte lang als Vorbild für weitere internationale Verhandlungen und anerkannte erstmals die Gleichberechtigung aller Staaten, ob groß oder klein sowie die Gleichstellung der protestantischen und katholischen Religion. Allein der Papst Innozenz X schien unzufrieden. Er nannte den Vertrag "null, nichtig, ungültig, frevelhaft, ungerecht, verdammenswert, ruchlos, eitel, leer jeden Sinnes und Effektes für alle Zeiten". Nun, das kennt man ja. Der 'Heilige Stuhl' hat sich noch immer gegen jeden, wenn auch noch so kleinen Fortschritt gestemmt.
Noch heute wird der Westfälische Friede als Ausgangspunkt einer europäischen Friedensordnung gleichberechtigter Staaten und für ein friedliches Miteinander der Konfessionen angesehen.
Und Bandung? Das ist eine große Stadt im Westen der indonesischen Insel Java, wo 1955 die erste afrikanisch-asiatische Konferenz abgehalten wurde, an der 23 asiatische und sechs afrikanische Länder teilnahmen, die mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung repräsentierten. Auf der deutschen Wikpedia-Seite wird nur allgemein davon gesprochen, dass es um Antikolonialismus ging. Nichts darüber, welche Länder teilnahmen und was beschlossen wurde. Auf der englischen Wikiseite wird die Teilnahme Chinas unterschlagen, aber im Text wird klar, dass es teilgenommen hat, und es wird immerhin auch die 'Zehn-Punkte-Erklärung zur Förderung von Frieden und Zusammenarbeit der Welt' aufgeführt (findet sich hier). Ich will nur die drei nennen, die auf die entscheidende Initiative des chinesischen Außenministers Zhou Enlai zurückgingen, um die es hier geht: Punkt 2: 'Respekt vor der Souveränität und territorialen Integrität aller Länder' ; Punkt 3: 'Anerkennung aller Rassen und der Gleichheit aller Nationen, ob groß oder klein' sowie die Aufforderung in Punkt 4: 'sich jeder Intervention oder Einmischung in die inneren Angelegenheiten eines anderen Landes zu enthalten'.
Diese revolutionären Prinzipien richteten sich natürlich in erster Linie gegen die Supermächte - damals Sowjetunion und insbesondere die USA. Aber auch der Gedanke an all die ungerechten Grenzen, die der Kolonialismus als unseliges Erbe hinterlassen hatte, spielte eine wichtige Rolle. China hat konsequent - und bis heute - darauf gedrängt, die damit verbundenen territorialen Streitigkeiten durch Diskussionen und friedliche Mittel zu lösen.
Dieses Prinzip ist leider nur in den seltensten Fällen zur Anwendung gekommen, allerdings wird heute noch anerkannt, dass der 'Geist von Bandung' wesentlich zum Entkolonialisierungsprozess beigetragen hat. Und Interventionen waren für eine gewisse Zeit verpönt. Deswegen konnten Solidaritätsbewegungen auch in verschiedenen imperialen Kriegen (Algerien, Angola, Guinea-Bissao, Mosambik und vor allem Vietnam) mehr oder weniger stark werden, auch wenn die Linke in den seltensten Fällen geeint war.
Dann kam der erste große Bruch: Der Einmarsch Tansanias 1978 in Uganda zum Sturz Idi Amins und Vietnams 1979 in Kambodscha zum Sturz Pol Pots. Ausgerechnet Tansania - das Symbol des sogenannten 3. Weges und Vietnam, das sozialistische Symbol eines siegreichen Befreiungskampfes. Beide Invasionen fanden den (fast) ungeteilten Beifall der Welt von links bis rechts. Von Moskau bis Washington, von Rom bis Tokyo. Und seit damals ist die 'Linke' noch heilloser gespalten.
Das Prinzip des Nicht-Angriffs und der Nicht-Einmischung war durchbrochen und viele Gründe für die 'humanitären Interventionen' in Kossovo, Irak, Afghanistan und nun in Libyen und Elfenbeinküste wurden damals gelegt. Und nun ist ein großer Teil dessen, was sich einmal links genannt hat, endgültig fest 'eingebettet' im imperialistischen System. Requiescat in pace.
Das war schon das von Lenin und Ho Chi Minh vorhersagte Los der damaligen Linken, die ihre Prinzipien verrieten und sich in die glorreichen Sozialdemokraten verwandelten.
Der eine oder andere erinnert sich vielleicht dunkel daran, dass es mit dem Ende des 30-jährigen Krieges zu tun hatte. Und das stimmt ja auch. Aber er war viel mehr - er beendete auch den 80-jährigen Unabhängigkeitskampf der Niederlande. Und er war noch viel mehr. Dieser Friede von 1648 galt fast zwei Jahrhunderte lang als Vorbild für weitere internationale Verhandlungen und anerkannte erstmals die Gleichberechtigung aller Staaten, ob groß oder klein sowie die Gleichstellung der protestantischen und katholischen Religion. Allein der Papst Innozenz X schien unzufrieden. Er nannte den Vertrag "null, nichtig, ungültig, frevelhaft, ungerecht, verdammenswert, ruchlos, eitel, leer jeden Sinnes und Effektes für alle Zeiten". Nun, das kennt man ja. Der 'Heilige Stuhl' hat sich noch immer gegen jeden, wenn auch noch so kleinen Fortschritt gestemmt.
Noch heute wird der Westfälische Friede als Ausgangspunkt einer europäischen Friedensordnung gleichberechtigter Staaten und für ein friedliches Miteinander der Konfessionen angesehen.
Und Bandung? Das ist eine große Stadt im Westen der indonesischen Insel Java, wo 1955 die erste afrikanisch-asiatische Konferenz abgehalten wurde, an der 23 asiatische und sechs afrikanische Länder teilnahmen, die mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung repräsentierten. Auf der deutschen Wikpedia-Seite wird nur allgemein davon gesprochen, dass es um Antikolonialismus ging. Nichts darüber, welche Länder teilnahmen und was beschlossen wurde. Auf der englischen Wikiseite wird die Teilnahme Chinas unterschlagen, aber im Text wird klar, dass es teilgenommen hat, und es wird immerhin auch die 'Zehn-Punkte-Erklärung zur Förderung von Frieden und Zusammenarbeit der Welt' aufgeführt (findet sich hier). Ich will nur die drei nennen, die auf die entscheidende Initiative des chinesischen Außenministers Zhou Enlai zurückgingen, um die es hier geht: Punkt 2: 'Respekt vor der Souveränität und territorialen Integrität aller Länder' ; Punkt 3: 'Anerkennung aller Rassen und der Gleichheit aller Nationen, ob groß oder klein' sowie die Aufforderung in Punkt 4: 'sich jeder Intervention oder Einmischung in die inneren Angelegenheiten eines anderen Landes zu enthalten'.
Diese revolutionären Prinzipien richteten sich natürlich in erster Linie gegen die Supermächte - damals Sowjetunion und insbesondere die USA. Aber auch der Gedanke an all die ungerechten Grenzen, die der Kolonialismus als unseliges Erbe hinterlassen hatte, spielte eine wichtige Rolle. China hat konsequent - und bis heute - darauf gedrängt, die damit verbundenen territorialen Streitigkeiten durch Diskussionen und friedliche Mittel zu lösen.
Dieses Prinzip ist leider nur in den seltensten Fällen zur Anwendung gekommen, allerdings wird heute noch anerkannt, dass der 'Geist von Bandung' wesentlich zum Entkolonialisierungsprozess beigetragen hat. Und Interventionen waren für eine gewisse Zeit verpönt. Deswegen konnten Solidaritätsbewegungen auch in verschiedenen imperialen Kriegen (Algerien, Angola, Guinea-Bissao, Mosambik und vor allem Vietnam) mehr oder weniger stark werden, auch wenn die Linke in den seltensten Fällen geeint war.
Dann kam der erste große Bruch: Der Einmarsch Tansanias 1978 in Uganda zum Sturz Idi Amins und Vietnams 1979 in Kambodscha zum Sturz Pol Pots. Ausgerechnet Tansania - das Symbol des sogenannten 3. Weges und Vietnam, das sozialistische Symbol eines siegreichen Befreiungskampfes. Beide Invasionen fanden den (fast) ungeteilten Beifall der Welt von links bis rechts. Von Moskau bis Washington, von Rom bis Tokyo. Und seit damals ist die 'Linke' noch heilloser gespalten.
Das Prinzip des Nicht-Angriffs und der Nicht-Einmischung war durchbrochen und viele Gründe für die 'humanitären Interventionen' in Kossovo, Irak, Afghanistan und nun in Libyen und Elfenbeinküste wurden damals gelegt. Und nun ist ein großer Teil dessen, was sich einmal links genannt hat, endgültig fest 'eingebettet' im imperialistischen System. Requiescat in pace.
Das war schon das von Lenin und Ho Chi Minh vorhersagte Los der damaligen Linken, die ihre Prinzipien verrieten und sich in die glorreichen Sozialdemokraten verwandelten.
Freitag, 1. April 2011
Japan - zumindest ein Reaktorkern ist durchgeschmolzen
Die atomare Katastrophe in Japan nimmt immer größere Ausmaße an und dabei erfahren wir nur einen Bruchteil der Wahrheit. Gerade habe ich auf Tlaxcala einen Artikel hier aufgelegt. Dieser Experte meint, die einzige Lösung sei, in jeden der Raktoren eine Mini-Atombombe zu werfen, um die Reaktion zu stoppen. Gewiss, man kann sich gut vorstellen, dass die Japaner vor dieser Lösung zurückschrecken. Aber dann hätten sie von Anfang gegen die Alternative 'Atomkraft' sein müssen, zumal sie von vielen Seiten gewarnt worden sind.
Ich finde es ungeheuerlich, wie eine zahlenmäßig kleine Lobby, wenn auch mit enormer Finanzkraft, es fertiggebracht hat, ein Parlament nach dem anderen mit jeweils hunderten 'Volksvertretern' plus einige Diktatoren auf den Rücken zu legen. All diesen Typen, die rücksichtslos mit Leben und Gesundheit von Millionen und aber Millionen Menschen spielen, hätten zumindest die Auflage bekommen sollen, dass sie neben den Atommeilern wohnen müssen.
Soll sich doch niemand der Illusion hingeben, dass der Mist dort bleibt, wo es knallt. Das müssten wir doch spätestens seit Tschernobyl alle wissen. Trotzdem werden zur Stunde neue Verträge für den Bau von Reaktoren abgeschlossen - von "unseren" Firmen und weit weg. Nur gibt es kein 'weit weg', sonst müssten wir uns wegen Japan ja keine Sorgen machen.
Lobenswert ist, dass jetzt alle alten und auch neue Atomgegner wieder auf den Plan treten. Was ich jedoch merkwürdig finde, dass von diesen ehrenwerten Damen und Herren die wenigstens ein Wort darüber verlieren, dass Stunde um Stunde, Tag für Tag, Monat für Monate, Jahr um Jahr unsere heldenhaften Armeen alle zusammen geschlossen gegen ein paar der ärmsten Länder der Welt atomare Munition massenweise einsetzen, was bereits ungeheure Opfer gefordet hat. Obwohl, ja obwohl, der radioaktive Staub, der in Irak verursacht wird, auch im Westen Europas nachweisbar ist. Lassen sich alle damit beruhigen, dass die Herren dort oben uns versichern, dass es der Gesundheit nicht abträglich sei? Glauben sie denen immer noch - nur ein einziges Wort? Phantastisch, wobei sich rumgesprochen haben sollte, dass die lügen, wenn sie das Maul aufmachen.
Tja, und denen, die auch hier warnen (wie dort weit weg in Japan), das es KEINE UNGEFÄHRLICHE DOSIS gibt, denen glaubt man nicht oder hört ihnen einfach nicht zu. Denn die allerkleinste Dosis wird im Körper gespeichert und all die kleinen Dosen summieren sich. Oder hat man vergessen, dass auch Kleinvieh Mist gibt? Na denn, gute Nacht.
Ich finde es ungeheuerlich, wie eine zahlenmäßig kleine Lobby, wenn auch mit enormer Finanzkraft, es fertiggebracht hat, ein Parlament nach dem anderen mit jeweils hunderten 'Volksvertretern' plus einige Diktatoren auf den Rücken zu legen. All diesen Typen, die rücksichtslos mit Leben und Gesundheit von Millionen und aber Millionen Menschen spielen, hätten zumindest die Auflage bekommen sollen, dass sie neben den Atommeilern wohnen müssen.
Soll sich doch niemand der Illusion hingeben, dass der Mist dort bleibt, wo es knallt. Das müssten wir doch spätestens seit Tschernobyl alle wissen. Trotzdem werden zur Stunde neue Verträge für den Bau von Reaktoren abgeschlossen - von "unseren" Firmen und weit weg. Nur gibt es kein 'weit weg', sonst müssten wir uns wegen Japan ja keine Sorgen machen.
Lobenswert ist, dass jetzt alle alten und auch neue Atomgegner wieder auf den Plan treten. Was ich jedoch merkwürdig finde, dass von diesen ehrenwerten Damen und Herren die wenigstens ein Wort darüber verlieren, dass Stunde um Stunde, Tag für Tag, Monat für Monate, Jahr um Jahr unsere heldenhaften Armeen alle zusammen geschlossen gegen ein paar der ärmsten Länder der Welt atomare Munition massenweise einsetzen, was bereits ungeheure Opfer gefordet hat. Obwohl, ja obwohl, der radioaktive Staub, der in Irak verursacht wird, auch im Westen Europas nachweisbar ist. Lassen sich alle damit beruhigen, dass die Herren dort oben uns versichern, dass es der Gesundheit nicht abträglich sei? Glauben sie denen immer noch - nur ein einziges Wort? Phantastisch, wobei sich rumgesprochen haben sollte, dass die lügen, wenn sie das Maul aufmachen.
Tja, und denen, die auch hier warnen (wie dort weit weg in Japan), das es KEINE UNGEFÄHRLICHE DOSIS gibt, denen glaubt man nicht oder hört ihnen einfach nicht zu. Denn die allerkleinste Dosis wird im Körper gespeichert und all die kleinen Dosen summieren sich. Oder hat man vergessen, dass auch Kleinvieh Mist gibt? Na denn, gute Nacht.
Mittwoch, 30. März 2011
Ergänzung zur scharfen Kritik von Petras/Abaya über EU/US Krieg gegen Libyen
Gleich vorweg sei gesagt, dass der Artikel von James Petras und Robin E. Abaya
The Euro-US War on Libya: Official Lies and Misconceptions of Critics (Offizielle Lügen und Missverständnisse der Kritiker) äußerst lesenswert ist. (Der Link ist hier.)
Sie behandeln zunächst die sechs Mythen über den Libyen-Komplex. Erstens die 'humanitäre Interventien', was ja im Grunde ein Lacher ist, nur kann einem bei den Ergebnissen vor Ort wirklich nicht zum Lachen zumute sein. Es ist im Gegenteil 'deprimierend zu sehen, wie selbst anständige Liberale den Mist glauben können', wie Tariq Ali gestern schrieb.
Sodann kommen P/A zur Frage des Erdöls, das von 'Linken' gerne als Grund der Aggression angeführt wird. Die Autoren meinen, dass sie irrelevant sei, da alle großen Erdölgesellschaften der Welt ja von Gaddafi vor Jahren bereits ins Land geholt worden waren und dicke Geschäfte machten. Wohl richtig, aber meinen die Autoren, dass es dasselbe ist, ob "unsere" Gesellschaften im Lande sind oder ob wir mit ein paar Divisionen im Lande stehen und direkt am Hahn drehen können? Sicherlich nicht. Wie oft wurden die westlichen Gesellschaften über Nacht aus dem Lande geworfen, wenn das Volk oder ein nationalistischer Führer genug davon hat, dass der Westen sich das Öl billig aneignet? Also läuft die US-Strategie seit langem darauf hinaus, das Öl von der Quelle, über die Pipelines und Seefahrtslinien bis zum jeweiligen Bestimmungsort und zum Verbraucher unter Kontrolle zu bringen. In unseren Zeiten, wo wir ausrechnen können, wann der letzte Tropfen Öl aus dem Hahn kommt, ist das für die Superweltmacht ein nicht zu vernachässigender Punkt. Dies ist das eine. Das zweite ist, dass Erdöl eben nicht nur Erdöl ist, sondern auch eine Waffe, die über Leben und Tod entscheidet.
Ich möchte den Lesern in Erinnerung rufen, dass der 2. Weltkrieg im Pazifik damit begann, dass die USA Japan von allen seinen Erdölnachschublinien abschnitten. Und das war eine klare Kriegserklärung, auf die Japan zu Recht mit Pearl Habor antwortete. Es versteht sich wohl von selbst, dass dies die Stimme der Imperialisten ist und ncícht meine.) Erdöl war damals schon lebenswichtig für eine Industriemacht, umso viel mehr heute. Kleine Überlegung: Was passiert, wenn Deutschland über Nacht der Gas- und Ölhahn abgedreht wird?
Wenn nun die USA auch Libyen in der Tasche haben werden, haben sie die europäischen Mächte, die zu den Hauptabnehmern des libyschen Öls gehören, noch viel besser im Griff als ohnehin schon. Aber das sehen solche Idioten wie Sarkozy, Cameron & Co von ihrem Gesichtspunkt im Arsch des Ungeheuers natürlich nicht so gut.
Der dritte Punkt der Autoren ist "Gaddafi ist ein Terrorist". Naja, gestern war es nicht und auch vorgestern nicht und schon seit 2004 nicht mehr, als er von der
US-Terroristenliste gestrichen wurde. Aber hier verweisen P/A auf einen wichtigen Punkt: Gaddifi hat sich durch seine 100-Grad-Drehung selbst in den Fuss geschossen. Er hat freiwillig sein Land von 'Massenvernichtungswaffen' befreit und somit verwundbar gemacht, und er hat sich von allen seinen 'linken'
Freunden getrennt und somit selbst in die Isolation gebracht. Das machte ihn zu einem 'leichten Angriffsziel für die Militaristen in Washington'.
Der vierte Mythos sind die 'revolutionären Massen' in Libyen. Sicher gab es den einen oder anderen wohlmeinenden Demokraten und vielleicht auch Revolutionär. Aber Massen? Nun, das kann jeder selbst nachlesen.
Der fünfte Punkt ist Al Qaida. Als Gaddafi darauf verwies, wurde er ausgelacht.
Im Chor, gut orchestriert von Washington. Aber natürlich wusste man dort, dass es stimmte. Aber die sind jetzt Teil der 'Rebellen'.
Im sechsten Punkt gehen die Autoren auf den Unterschied zu den übrigen Revolten in der arabischen Welt ein, die explizit friedlich und gewaltfrei waren. In Libyen gab es einen bewaffneten Aufstand und somit einen Bürgerkrieg. Und auch Bürgerkriege haben es an sich, dass auf beiden Seiten Gräueltaten begangen werden. Allerdings sprach man hier nur von den Gräueln der Regierung (die kräftig aufgebauscht wurden - so hat es z. B. kein Bombardement von Tripolis gegeben) und blendete die der anderen Seite einfach aus.
In der Schlussfolgerung kommen die Autoren zwar auf die Doppelzüngigkeit der US-Aggressoren zu sprechen - in Palästina, Bahrain, Jemen usw. wird bedenkenlos gemordet, aber das sind ja 'unsere' Jungens - aber dann kommen sie auf den für sie entscheidenden Punkt für die Aggression gegen Libyen und zwar: "Weil Gaddafi sich geweigert hat, aktiv zu den westlichen militärischen Operationen in Afrika und dem Nahen Osten einen Beitrag zu leisten."
Dies halte ich nun für ein sehr schwaches Argument. Auf die paar Männiken, die das kleine Libyen hätte zur Verfügung stellen können, konnte man doch gut und gerne verzichten.
Ich sehe einen anderen Punkt, der eigentlich ins Auge springt, aber vielleicht deshalb nicht gesehen wird. Werfen wir nur einen kurzen Blick zurück. Die USA
steckten wirklich in der Bredouille. Ihre großartige, mit Milliarden gefütterten Geheimdienste CIA, FBI und wie sie alle heissen, hatten nicht die leiseste Ahnung von dem, was in den arabischen Ländern vor sich geht und auf sie zukommt. Sie fielen aus allen Wolken (denn die Araber sind doch unfähig zur Demokratie, träge, defätistisch etc.). In aller Eile wurden Drähte gezogen, Boten hin- und hergescheucht, Telefone liefen heiss, aber nichts klappte richtig. Das Feuer breitete sich immer weiter aus. Sprang über nach Jemen, Palästina, Bahrain, Kuweit und sogar nach Saudiarabien. Wirklich eine brenzlige Situation. Und da
sandte Gott ein Zeichen. In Libyen fingen auch ein paar Burschen an, eine 'Revolution zu machen'. Und die gingen gleich in die Vollen. Ballerten auch gleich drauf los. Gaddafi fiel auch aus allen Wolken, ballerte zurück und ein Bürgerkrieg war im Gange. Und auch Bürgerkriege haben es an sich, dass Gräuel begangen werden, auf beiden Seiten. Und in dem Moment brachte man die gesamte schwere Artillerie der Medien ins Gefecht. Naja, die ganze Litanei, die man bis zum Erbrechen bereits kennt. Gaddafi - schon wieder ein Hitler - eine Gefahr für die USA, ja für die ganze Welt, der die "eieieieigenen" beschießt usw. Den Hintergrund gaben die 'Humanitären' mit ihrem Geheul ab. Und - surprise, surprise - man hatte sogar Al Jazeera auf seiner Seite. Schlagartig wurde der Fokus weg von dem wirklich demokratischen Getümmel auf den arabischen Straßen auf Libyen gerichtet. Libyen, Libyen, Libyen auf allen Sendern, allen Fernsehkanälen. Die Israelis nutzten die Stunden und bombten fleissig die Leute in Gaza zusammen, Saleh in Jemen massakrierte die eigenen, allerdings friedlichen Demonstranten, in Bahrain marschierte die saudische Armee ein - nichts von alledem bekam man zu sehen, nur noch Libyen.
Wenn das kein Geschenk des Himmels für die Yankees war. Sie wurden von allen westlichen Demokratien, von den Liberalen, den Humanitären und ihren arabischen Freunden um Hilfe gerufen. Nun, da griff man halt zu und ließ sich schweren Herzens zu einer 'humanitären Intervention' herbei. Und nun konnten sie zeigen, dass sie wirklich 'the good guys' sind, die auf der Seite der Guten stehen. And forget about the rest.
Es ist genau, wie es Jan Myrdal in seinem neuen Buch 'Red Star over India' beschreibt. Die Inder bekämpfen seit über 40 Jahren die Naxaliten - mit wechselndem Erfolg, doch in den vergangenen 10 Jahren mit immer weniger Erfolg. Also machten sie zuerst diese Armen, die Indigenen und Dalits (die Unberührbaren), die für Gerechtigkeit und ein anständiges Leben kämpfen, zu Terroristen und riefen dann die Amerikaner herbei. Mit allergrößtem Vergnügen. Wenn die 'größte Demokratie der Welt' um Hilfe bittet, dann sind wir auf der richtigen Seite. Und Jan Myrdal verweist auch darauf, dass die Inder über kurz oder lang auch von der 'Linken' Hilfe erhalten werden, wenn man denen erzählt, dass die indische Regierung "diesen armen, zurückgebliebenen Ureinwohnern nur helfen will, ihnen den Fortschritt und Entwicklung und Ausbildung bringen will, aber die bösen Maoisten, die verhindern das."
Nur begreifen die Inder nicht, dass die Amis sie am Ende in den Sack stecken werden. Wo die erst einmal drinnen sind, gehen sie nicht mehr raus. Die Inder sind bescheuert, und der Grund ist ihr Rassismus. Sie glauben, sie machen einen guten Deal, wissen aber nicht, was die Amis von ihnen halten. Das gleiche, was sie von ihrem eigenen Volk halten: mofussil, Pack, Idioten, Schwarzköpfe. Es wird ihnen gehen, wie den Pakistanis, auch wenn sie sich natürlich selbst für viel viel klüger halten.
The Euro-US War on Libya: Official Lies and Misconceptions of Critics (Offizielle Lügen und Missverständnisse der Kritiker) äußerst lesenswert ist. (Der Link ist hier.)
Sie behandeln zunächst die sechs Mythen über den Libyen-Komplex. Erstens die 'humanitäre Interventien', was ja im Grunde ein Lacher ist, nur kann einem bei den Ergebnissen vor Ort wirklich nicht zum Lachen zumute sein. Es ist im Gegenteil 'deprimierend zu sehen, wie selbst anständige Liberale den Mist glauben können', wie Tariq Ali gestern schrieb.
Sodann kommen P/A zur Frage des Erdöls, das von 'Linken' gerne als Grund der Aggression angeführt wird. Die Autoren meinen, dass sie irrelevant sei, da alle großen Erdölgesellschaften der Welt ja von Gaddafi vor Jahren bereits ins Land geholt worden waren und dicke Geschäfte machten. Wohl richtig, aber meinen die Autoren, dass es dasselbe ist, ob "unsere" Gesellschaften im Lande sind oder ob wir mit ein paar Divisionen im Lande stehen und direkt am Hahn drehen können? Sicherlich nicht. Wie oft wurden die westlichen Gesellschaften über Nacht aus dem Lande geworfen, wenn das Volk oder ein nationalistischer Führer genug davon hat, dass der Westen sich das Öl billig aneignet? Also läuft die US-Strategie seit langem darauf hinaus, das Öl von der Quelle, über die Pipelines und Seefahrtslinien bis zum jeweiligen Bestimmungsort und zum Verbraucher unter Kontrolle zu bringen. In unseren Zeiten, wo wir ausrechnen können, wann der letzte Tropfen Öl aus dem Hahn kommt, ist das für die Superweltmacht ein nicht zu vernachässigender Punkt. Dies ist das eine. Das zweite ist, dass Erdöl eben nicht nur Erdöl ist, sondern auch eine Waffe, die über Leben und Tod entscheidet.
Ich möchte den Lesern in Erinnerung rufen, dass der 2. Weltkrieg im Pazifik damit begann, dass die USA Japan von allen seinen Erdölnachschublinien abschnitten. Und das war eine klare Kriegserklärung, auf die Japan zu Recht mit Pearl Habor antwortete. Es versteht sich wohl von selbst, dass dies die Stimme der Imperialisten ist und ncícht meine.) Erdöl war damals schon lebenswichtig für eine Industriemacht, umso viel mehr heute. Kleine Überlegung: Was passiert, wenn Deutschland über Nacht der Gas- und Ölhahn abgedreht wird?
Wenn nun die USA auch Libyen in der Tasche haben werden, haben sie die europäischen Mächte, die zu den Hauptabnehmern des libyschen Öls gehören, noch viel besser im Griff als ohnehin schon. Aber das sehen solche Idioten wie Sarkozy, Cameron & Co von ihrem Gesichtspunkt im Arsch des Ungeheuers natürlich nicht so gut.
Der dritte Punkt der Autoren ist "Gaddafi ist ein Terrorist". Naja, gestern war es nicht und auch vorgestern nicht und schon seit 2004 nicht mehr, als er von der
US-Terroristenliste gestrichen wurde. Aber hier verweisen P/A auf einen wichtigen Punkt: Gaddifi hat sich durch seine 100-Grad-Drehung selbst in den Fuss geschossen. Er hat freiwillig sein Land von 'Massenvernichtungswaffen' befreit und somit verwundbar gemacht, und er hat sich von allen seinen 'linken'
Freunden getrennt und somit selbst in die Isolation gebracht. Das machte ihn zu einem 'leichten Angriffsziel für die Militaristen in Washington'.
Der vierte Mythos sind die 'revolutionären Massen' in Libyen. Sicher gab es den einen oder anderen wohlmeinenden Demokraten und vielleicht auch Revolutionär. Aber Massen? Nun, das kann jeder selbst nachlesen.
Der fünfte Punkt ist Al Qaida. Als Gaddafi darauf verwies, wurde er ausgelacht.
Im Chor, gut orchestriert von Washington. Aber natürlich wusste man dort, dass es stimmte. Aber die sind jetzt Teil der 'Rebellen'.
Im sechsten Punkt gehen die Autoren auf den Unterschied zu den übrigen Revolten in der arabischen Welt ein, die explizit friedlich und gewaltfrei waren. In Libyen gab es einen bewaffneten Aufstand und somit einen Bürgerkrieg. Und auch Bürgerkriege haben es an sich, dass auf beiden Seiten Gräueltaten begangen werden. Allerdings sprach man hier nur von den Gräueln der Regierung (die kräftig aufgebauscht wurden - so hat es z. B. kein Bombardement von Tripolis gegeben) und blendete die der anderen Seite einfach aus.
In der Schlussfolgerung kommen die Autoren zwar auf die Doppelzüngigkeit der US-Aggressoren zu sprechen - in Palästina, Bahrain, Jemen usw. wird bedenkenlos gemordet, aber das sind ja 'unsere' Jungens - aber dann kommen sie auf den für sie entscheidenden Punkt für die Aggression gegen Libyen und zwar: "Weil Gaddafi sich geweigert hat, aktiv zu den westlichen militärischen Operationen in Afrika und dem Nahen Osten einen Beitrag zu leisten."
Dies halte ich nun für ein sehr schwaches Argument. Auf die paar Männiken, die das kleine Libyen hätte zur Verfügung stellen können, konnte man doch gut und gerne verzichten.
Ich sehe einen anderen Punkt, der eigentlich ins Auge springt, aber vielleicht deshalb nicht gesehen wird. Werfen wir nur einen kurzen Blick zurück. Die USA
steckten wirklich in der Bredouille. Ihre großartige, mit Milliarden gefütterten Geheimdienste CIA, FBI und wie sie alle heissen, hatten nicht die leiseste Ahnung von dem, was in den arabischen Ländern vor sich geht und auf sie zukommt. Sie fielen aus allen Wolken (denn die Araber sind doch unfähig zur Demokratie, träge, defätistisch etc.). In aller Eile wurden Drähte gezogen, Boten hin- und hergescheucht, Telefone liefen heiss, aber nichts klappte richtig. Das Feuer breitete sich immer weiter aus. Sprang über nach Jemen, Palästina, Bahrain, Kuweit und sogar nach Saudiarabien. Wirklich eine brenzlige Situation. Und da
sandte Gott ein Zeichen. In Libyen fingen auch ein paar Burschen an, eine 'Revolution zu machen'. Und die gingen gleich in die Vollen. Ballerten auch gleich drauf los. Gaddafi fiel auch aus allen Wolken, ballerte zurück und ein Bürgerkrieg war im Gange. Und auch Bürgerkriege haben es an sich, dass Gräuel begangen werden, auf beiden Seiten. Und in dem Moment brachte man die gesamte schwere Artillerie der Medien ins Gefecht. Naja, die ganze Litanei, die man bis zum Erbrechen bereits kennt. Gaddafi - schon wieder ein Hitler - eine Gefahr für die USA, ja für die ganze Welt, der die "eieieieigenen" beschießt usw. Den Hintergrund gaben die 'Humanitären' mit ihrem Geheul ab. Und - surprise, surprise - man hatte sogar Al Jazeera auf seiner Seite. Schlagartig wurde der Fokus weg von dem wirklich demokratischen Getümmel auf den arabischen Straßen auf Libyen gerichtet. Libyen, Libyen, Libyen auf allen Sendern, allen Fernsehkanälen. Die Israelis nutzten die Stunden und bombten fleissig die Leute in Gaza zusammen, Saleh in Jemen massakrierte die eigenen, allerdings friedlichen Demonstranten, in Bahrain marschierte die saudische Armee ein - nichts von alledem bekam man zu sehen, nur noch Libyen.
Wenn das kein Geschenk des Himmels für die Yankees war. Sie wurden von allen westlichen Demokratien, von den Liberalen, den Humanitären und ihren arabischen Freunden um Hilfe gerufen. Nun, da griff man halt zu und ließ sich schweren Herzens zu einer 'humanitären Intervention' herbei. Und nun konnten sie zeigen, dass sie wirklich 'the good guys' sind, die auf der Seite der Guten stehen. And forget about the rest.
Es ist genau, wie es Jan Myrdal in seinem neuen Buch 'Red Star over India' beschreibt. Die Inder bekämpfen seit über 40 Jahren die Naxaliten - mit wechselndem Erfolg, doch in den vergangenen 10 Jahren mit immer weniger Erfolg. Also machten sie zuerst diese Armen, die Indigenen und Dalits (die Unberührbaren), die für Gerechtigkeit und ein anständiges Leben kämpfen, zu Terroristen und riefen dann die Amerikaner herbei. Mit allergrößtem Vergnügen. Wenn die 'größte Demokratie der Welt' um Hilfe bittet, dann sind wir auf der richtigen Seite. Und Jan Myrdal verweist auch darauf, dass die Inder über kurz oder lang auch von der 'Linken' Hilfe erhalten werden, wenn man denen erzählt, dass die indische Regierung "diesen armen, zurückgebliebenen Ureinwohnern nur helfen will, ihnen den Fortschritt und Entwicklung und Ausbildung bringen will, aber die bösen Maoisten, die verhindern das."
Nur begreifen die Inder nicht, dass die Amis sie am Ende in den Sack stecken werden. Wo die erst einmal drinnen sind, gehen sie nicht mehr raus. Die Inder sind bescheuert, und der Grund ist ihr Rassismus. Sie glauben, sie machen einen guten Deal, wissen aber nicht, was die Amis von ihnen halten. Das gleiche, was sie von ihrem eigenen Volk halten: mofussil, Pack, Idioten, Schwarzköpfe. Es wird ihnen gehen, wie den Pakistanis, auch wenn sie sich natürlich selbst für viel viel klüger halten.
Freitag, 25. März 2011
Blood-Guzzling and Flesh-Eating Pigfuckers
Diesen Titel darf ich nicht beanspruchen, er stammt von meinem verehrten Freund im Geiste Arthur Silber. Er ist nicht nur der härteste US-Kritiker der Mafia im Weißen Haus und ihrer Kumpane in London, Paris, Berlin etc., der mit messerscharfer Logik und beißendem Hohn die 'Geistesakrobatik' der Imperialisten und vor allem auch des 'humanitären' Bombergesindels zerpflückt, sondern er ist auch mit blühender Phantasie für ständig neue Epitheta begabt. Den link zu seinem neuesten glänzenden Artikel, den ich gerade gelesen habe, will ich niemandem vorenthalten:
http://www.uruknet.info/?new=76040 A Nation Led by Blood-Guzzling, Flesh-Eating Pigfuckers by Arthur Silber.
Außerdem las ich, dass Freunde von ihm einen Aufruf um Hilfe rausgeschickt haben, weil er arm, alt und wie so viele Amerikaner natürlich ohne Krankenkasse ist. Und es ist auch klar, dass so ein glänzender Geist mit Texten, wie er sie schreibt, keine müde Mark verdient. Ich habe ihm also gerade endlich mal geschrieben und 'befohlen', mir seine Kontonummer zu schicken, damit er uns noch eine Weile erhalten bleibt.
Heute bin ich mit der Übersetzung des neuen Buches von Jan Myrdal 'Roter Stern über Indien' fertig geworden, das im Oktober im Zambon Verlag /FFM erscheinen soll. Myrdal ist voriges Jahr doch tatsächlich mit seinen 83 Jahren in dem 'Roten Gürtel' Indiens, den von Naxaliten (Kommunistischen Partei Indiens (Maoisten) befreiten Gebieten, gewesen. Ein großartiges Dokument über diese 'größte' Demokratie der Welt, die den einzigen Schönheitsfehler hat, seit ihrer Gründung nicht eine Minute lang eine Demokratie gewesen zu sein. Denn sie führt einen ununterbrochenen Krieg gegen die Armen und ihre Minderheiten mit einer Besessenheit und Brutalität, die jeder Beschreibung spottet. Indien hat mehr Arme als alle afrikanischen Länder zusammen und auch mehr indigene Völker als irgendein anderes Land. Wie in den USA ist die Urbevölkerung nach und nach zurückgedrängt worden - nicht in die Wüsten wie in den USA - sondern in die unzugänglichen Dschungel Zentralindiens. Und wie's der Teufel will, stellte sich heraus, dass ausgerechnet dort die reichsten Mineralfunde an Eisenerz, Bauxit, Mangan etc. gemacht wurden. Also drängeln sich die größten Stahlproduzenten der Welt, um den Indern beim Abbau zu 'helfen'. Aber dazu müssen die indigenen Völker weg. Da sie nicht freiwillig abhauen, dringen Militär, Polizei, gedungene Mörderbanden ein, plündern, morden, vergewaltigen und brennen die Dörfer nieder. Bis diese Menschen anfingen sich zu wehren. Und nun ist die Empörung groß. Was tun? Na ganz einfach. Das sind Terroristen. Und strax versicherte man sich der Spezialisten bei der Terrorbekämpfung - der amerikanischen Hilfe.
Kurz und gut - das zu übersetzen hat mich ganz fertig gemacht. Das Schlimmste ist die Ohnmacht, zu der man verdammt ist. Die ständige Frage, was nutzt das, was du da machst. Kannst du damit nur ein Kind, eine Frau, einen der jungen Männer, die nichts als Krieg, Verfolgung und Unterdrückung in ihrem Leben kennengelernt haben, retten? Oder ist es nur ein Feigenblatt für deine eigene verwundete Seele? Vielleicht. Meine Hoffnung neigt sich gegen Null. Doch in Ermangelung einer Alternative mache ich einfach weiter - trotz alledem, trotz alledem, wie schon die Revolutionäre von 1948 gesungen haben.
http://www.uruknet.info/?new=76040 A Nation Led by Blood-Guzzling, Flesh-Eating Pigfuckers by Arthur Silber.
Außerdem las ich, dass Freunde von ihm einen Aufruf um Hilfe rausgeschickt haben, weil er arm, alt und wie so viele Amerikaner natürlich ohne Krankenkasse ist. Und es ist auch klar, dass so ein glänzender Geist mit Texten, wie er sie schreibt, keine müde Mark verdient. Ich habe ihm also gerade endlich mal geschrieben und 'befohlen', mir seine Kontonummer zu schicken, damit er uns noch eine Weile erhalten bleibt.
Heute bin ich mit der Übersetzung des neuen Buches von Jan Myrdal 'Roter Stern über Indien' fertig geworden, das im Oktober im Zambon Verlag /FFM erscheinen soll. Myrdal ist voriges Jahr doch tatsächlich mit seinen 83 Jahren in dem 'Roten Gürtel' Indiens, den von Naxaliten (Kommunistischen Partei Indiens (Maoisten) befreiten Gebieten, gewesen. Ein großartiges Dokument über diese 'größte' Demokratie der Welt, die den einzigen Schönheitsfehler hat, seit ihrer Gründung nicht eine Minute lang eine Demokratie gewesen zu sein. Denn sie führt einen ununterbrochenen Krieg gegen die Armen und ihre Minderheiten mit einer Besessenheit und Brutalität, die jeder Beschreibung spottet. Indien hat mehr Arme als alle afrikanischen Länder zusammen und auch mehr indigene Völker als irgendein anderes Land. Wie in den USA ist die Urbevölkerung nach und nach zurückgedrängt worden - nicht in die Wüsten wie in den USA - sondern in die unzugänglichen Dschungel Zentralindiens. Und wie's der Teufel will, stellte sich heraus, dass ausgerechnet dort die reichsten Mineralfunde an Eisenerz, Bauxit, Mangan etc. gemacht wurden. Also drängeln sich die größten Stahlproduzenten der Welt, um den Indern beim Abbau zu 'helfen'. Aber dazu müssen die indigenen Völker weg. Da sie nicht freiwillig abhauen, dringen Militär, Polizei, gedungene Mörderbanden ein, plündern, morden, vergewaltigen und brennen die Dörfer nieder. Bis diese Menschen anfingen sich zu wehren. Und nun ist die Empörung groß. Was tun? Na ganz einfach. Das sind Terroristen. Und strax versicherte man sich der Spezialisten bei der Terrorbekämpfung - der amerikanischen Hilfe.
Kurz und gut - das zu übersetzen hat mich ganz fertig gemacht. Das Schlimmste ist die Ohnmacht, zu der man verdammt ist. Die ständige Frage, was nutzt das, was du da machst. Kannst du damit nur ein Kind, eine Frau, einen der jungen Männer, die nichts als Krieg, Verfolgung und Unterdrückung in ihrem Leben kennengelernt haben, retten? Oder ist es nur ein Feigenblatt für deine eigene verwundete Seele? Vielleicht. Meine Hoffnung neigt sich gegen Null. Doch in Ermangelung einer Alternative mache ich einfach weiter - trotz alledem, trotz alledem, wie schon die Revolutionäre von 1948 gesungen haben.
Montag, 14. März 2011
Die größte, die mächtigste und die nobelste Demokratie - Indien, USA und Israel
Wer lacht denn da? Das können wir doch täglich hören oder lesen. Wäre ja nicht weiter schlimm, wenn es nicht so unglaublich viele Leute gäben, die das tatsächlich glauben. Und gegen den Glauben ist bekanntlich kein Kraut gewachsen.
Was mich nur seit Jahrzehnten wundert, wie diese drei Länder es geschafft haben, erstens diesen Mythos in die Welt zu setzen und zweitens, ihn aufrechtzuerhalten und zu einer "Wahrheit" werden zu lassen. Und das selbst in vielen Ländern, die direkt oder teilweise sehr lange unter diesen drei "Demokratien" zu leiden hatten und haben.
Dabei ist keines der drei Länder niemals nur eine Sekunde lang eine Demokratie gewesen. Für die USA hat das in "Ami go home" Rolf Winter ganz klar nachgewiesen, für Indien hat es u. a. Jan Myrdal getan, dessen zweites Indienbuch ich gerade übersetze und für Israel - das erübrigt sich eigentlich, obwohl es Berge von Beweismaterial gibt. Alle drei Länder haben in ihrer gesamten Geschichte (für Indien denke ich nur an die Zeit seiner Unabhängigkeit) kaum ein Jahr des Friedens gehabt (Winter kam für die USA - glaube ich - auf 20 Jahre).
Dass überhaupt darüber Bücher geschrieben werden müssen, verwundert mich schon. Die Fakten sind ja eigentlich allen bekannt. Von den USA weiss jedes Kind
(die Karl May Bücher werden ja immer noch gelesen), dass das Land gestohlen wurde, die Bewohner abgeschlachtet wurden und die rechtmäßigen Besitzer bis heute wie Hunde behandelt werden. Und das soll eine Demokratie sein?
In Indien hat die Oberschicht aus Angehörigen der hohen Kasten und der Bourgeoisie von Anfang an Krieg gegen die überwältigende Mehrheit des eigenen Volkes geführt - gegen die Armen, die Unberührbaren und die 70 Millionen indigenen Menschen. Mit den brutalsten Mitteln - Hunger, brutaler Ausbeutung, Folter, Vergewaltigung, Mord und Totschlag. Hat geführt und führt ihn in noch größerem Umfang bis zur Stunde. Aber es nennt sich Demokratie.
Und in Israel? Das ist ein Schandfleck für die gesamte Menschheit, zumal die ganze Menschheit (wenn man nun die UNO als Vertreter der ganzen Menscheit begreifen will - was ja durchaus angezweifelt werden kann) Schuld hat am Entstehen dieser Entität, inklusive die Sowjetunion. Wer das nicht begreift, dem könnte man nur wünschen, dass sein Nachbar ihn aus seiner Villa wirft und in die Hundehütte sperrt. Vielleicht würde ihm dann ein Licht aufgehen.
Dabei habe ich noch nicht einmal die ungezählten Kriege erwähnt, die diese drei famosen Demokratien gegen andere Länder geführt haben.
Diese Tatsachen sind also im Grunde allen bekannt, werden aber in jeder Diskussion mit leichter Hand hinweggewischt, um dann schnell von dem "Terror" der anderen zu sprechen, jener, die keinen Frieden geben. Es wäre zum Lachen, wenn es nicht zum Weinen wäre.
Bleibt also die Frage, wie kann dieser Mythos aufrechterhalten und mit unerhörter Chuzpah und Effektivität den Leuten immer wieder um die Ohren gehauen werden, so dass es am Ende tatsächlich "geglaubt" wird?
Ehrlich gesagt, ich weiss es nicht. Gewiss fällt mir das eine oder andere Phänomen ein, das aber nicht zum Kern vordringt. Es wäre doch ein tolles Thema für eine Doktorarbeit - eine echte meine ich. Aber ob sie selbst in Bayreuth oder Erlangen abgenommen würde, bezweifle ich denn doch.
Was mich nur seit Jahrzehnten wundert, wie diese drei Länder es geschafft haben, erstens diesen Mythos in die Welt zu setzen und zweitens, ihn aufrechtzuerhalten und zu einer "Wahrheit" werden zu lassen. Und das selbst in vielen Ländern, die direkt oder teilweise sehr lange unter diesen drei "Demokratien" zu leiden hatten und haben.
Dabei ist keines der drei Länder niemals nur eine Sekunde lang eine Demokratie gewesen. Für die USA hat das in "Ami go home" Rolf Winter ganz klar nachgewiesen, für Indien hat es u. a. Jan Myrdal getan, dessen zweites Indienbuch ich gerade übersetze und für Israel - das erübrigt sich eigentlich, obwohl es Berge von Beweismaterial gibt. Alle drei Länder haben in ihrer gesamten Geschichte (für Indien denke ich nur an die Zeit seiner Unabhängigkeit) kaum ein Jahr des Friedens gehabt (Winter kam für die USA - glaube ich - auf 20 Jahre).
Dass überhaupt darüber Bücher geschrieben werden müssen, verwundert mich schon. Die Fakten sind ja eigentlich allen bekannt. Von den USA weiss jedes Kind
(die Karl May Bücher werden ja immer noch gelesen), dass das Land gestohlen wurde, die Bewohner abgeschlachtet wurden und die rechtmäßigen Besitzer bis heute wie Hunde behandelt werden. Und das soll eine Demokratie sein?
In Indien hat die Oberschicht aus Angehörigen der hohen Kasten und der Bourgeoisie von Anfang an Krieg gegen die überwältigende Mehrheit des eigenen Volkes geführt - gegen die Armen, die Unberührbaren und die 70 Millionen indigenen Menschen. Mit den brutalsten Mitteln - Hunger, brutaler Ausbeutung, Folter, Vergewaltigung, Mord und Totschlag. Hat geführt und führt ihn in noch größerem Umfang bis zur Stunde. Aber es nennt sich Demokratie.
Und in Israel? Das ist ein Schandfleck für die gesamte Menschheit, zumal die ganze Menschheit (wenn man nun die UNO als Vertreter der ganzen Menscheit begreifen will - was ja durchaus angezweifelt werden kann) Schuld hat am Entstehen dieser Entität, inklusive die Sowjetunion. Wer das nicht begreift, dem könnte man nur wünschen, dass sein Nachbar ihn aus seiner Villa wirft und in die Hundehütte sperrt. Vielleicht würde ihm dann ein Licht aufgehen.
Dabei habe ich noch nicht einmal die ungezählten Kriege erwähnt, die diese drei famosen Demokratien gegen andere Länder geführt haben.
Diese Tatsachen sind also im Grunde allen bekannt, werden aber in jeder Diskussion mit leichter Hand hinweggewischt, um dann schnell von dem "Terror" der anderen zu sprechen, jener, die keinen Frieden geben. Es wäre zum Lachen, wenn es nicht zum Weinen wäre.
Bleibt also die Frage, wie kann dieser Mythos aufrechterhalten und mit unerhörter Chuzpah und Effektivität den Leuten immer wieder um die Ohren gehauen werden, so dass es am Ende tatsächlich "geglaubt" wird?
Ehrlich gesagt, ich weiss es nicht. Gewiss fällt mir das eine oder andere Phänomen ein, das aber nicht zum Kern vordringt. Es wäre doch ein tolles Thema für eine Doktorarbeit - eine echte meine ich. Aber ob sie selbst in Bayreuth oder Erlangen abgenommen würde, bezweifle ich denn doch.
Sonntag, 13. März 2011
Wie ungefährlich sind doch die AKW's
Las gerade BjörnBrums 'Hjärtsmälta in Japan'. Sah gestern nur die Videos über den Tsunami. Als ob das nicht reichte, ist nun auch noch ein Supergau zu befürchten! Aber der kann doch nur mit einer Chance von 1: 1000000 eintreffen, wie uns die Experten ständig versicherten! Nunja, haben wir halt mal wieder Pech gehabt. Und die Atomfanatiker werden eine Weile die Schnauze halten, bis wieder Moos drüber gewachsen ist, um dann wieder frisch, fromm, fröhlich und frei dort weiterzumachen, wo sie aufgehört haben.
Freitag, 4. März 2011
LYBIEN - ich glaube, ich habe mich getäuscht
Gestern abend ging ich einigen Hinweisen von Freunden nach, die Zweifel an dem Bild von Gaddafi und der Lage in Libyen hatten. Und ich stieß tatsächlich auf Dokumente, die diese Zeifel mehr als rechtfertigen. Ich wachte um Viertel vor 2 Uhr auf, dachte über eine Stunde darüber nach, auch über unsere Verpflichtung "la vérité, la vérité et rien que la vérité" (die Wahrheit, die Wahrheit und nichts als die Wahrheit) zu sagen, und es ließ mir keine Ruhe, so dass ich aufstand, Feuer machte, Kaffee kochte und nun mich an den PC setzte, um die Dokumente, die ich gestern aus dem Netz fischte, eingehender zu prüfen, und auch anderen zugänglich zu machen.
Es handelt sich erstens um den Artikel von Sara Flounders
Es handelt sich erstens um den Artikel von Sara Flounders
http://futurefastforward.com/feature-articles/5082-libya-and-imperialism-by-sara-flounders-1311
und vor allem um diesen von David Rothscum
http://www.globalresearch.ca/index.php?context=va&aid=23474
Ich werde darauf zurückkommen.
Dienstag, 1. März 2011
Das Licht der Revolutionen und die Finsternis unserer westlichen Gesellschaften
Tag für Tag versuchen wir auf http://www.tlaxcala-int.org/ für uns selbst und für unsere Leser einen Überblick zu verschaffen, was in Nordafrika und dem Nahen Osten vor sich geht. Der Ablauf der Ereignisse ist einfach überwältigend. Man gewinnt den Glauben an den Menschen, der einem manchmal droht abhanden zu kommen, zurück. Wieviel Freude, Hoffnung, Zuversicht die Menschen dort ausstrahlen, aber wie oft auch sieht man schmerzverzerrte und leidgeprüfte Gesichter durch den Verlust von geliebten Menschen oder verursacht durch schwere Verletzungen.
Aber sie scheinen zu wissen, dass sie durchhalten müssen, dass sie nicht auf halbem Wege stehenbleiben können, denn sonst wären die Opfer an Toten und Verwundeten, wären die Hoffnungen umsonst gewesen.
Und was sehen wir hier auf der Galerie, auf der anderen Seite des Mittelmeers?
Ein Ausmaß an Heuchelei, Krokodilstränen, Zynismus und abscheulichen Manövern, um den Menschen dort das Errungene - und das noch nicht Erreichte - aus den Händen zu winden.
Denn insgeheim wissen wir: würden alle diese Menschen - nicht nur im Nahen Osten und Nordafrika sondern in der gesamten sogenannten Dritten Welt - ihre Freiheit, nicht nur die politische, sondern vor allem auch die wirtschaftliche erringen, dann wären die goldenen Zeiten für uns vorbei, in denen wir die Güter aus der ganzen Welt für 'nen Appel und ein Ei bekommen (wovon wir am untersten Ende meist nicht so viel merken, aber umso mehr die großen Gesellschaften, die Konzerne, die Multis und Militäts, die Milliardengewinne einstreichen).
Und noch etwas berührt mich sehr unangenehm. Viele progressive oder meinetwegen auch linke Journalisten, Reporter verbeissen sich in "ihren" Diktator und versuchen ihn, in den allerschlimmsten Farben zu malen. Ich weiss nicht, was das soll. Glauben sie, dass Polizeiknüppel in Marokko gelinder sind als in Bahrain? Dass Gefängnisse süßer duften bei Mubarak als bei Gaddafi? Dass Folter in Algerien weniger brutal ist als in Saudiarabien? Verstehen sie nicht, dass alle diese Figuren, die von unseren Staatschefs oder Chefinnen, Diplomaten, Experten und Geschäftsleuten so fest umarmt und abgeknutscht wurden, eine Mischpoke sind? Der eine so abscheulich wie der andere.
Was mögen sie für Gefühle hegen für ihren dicken Freunde von gestern, die sie heute wie eine heiße Kartoffel fallenlassen? Man sollte sie alle zusammen auf eine einsame Insel schicken, wo sie ihren Gefühlen freien Lauf lassen könnten.
Wenn ich Glück habe, träume ich von dem Spektakel.
Aber sie scheinen zu wissen, dass sie durchhalten müssen, dass sie nicht auf halbem Wege stehenbleiben können, denn sonst wären die Opfer an Toten und Verwundeten, wären die Hoffnungen umsonst gewesen.
Und was sehen wir hier auf der Galerie, auf der anderen Seite des Mittelmeers?
Ein Ausmaß an Heuchelei, Krokodilstränen, Zynismus und abscheulichen Manövern, um den Menschen dort das Errungene - und das noch nicht Erreichte - aus den Händen zu winden.
Denn insgeheim wissen wir: würden alle diese Menschen - nicht nur im Nahen Osten und Nordafrika sondern in der gesamten sogenannten Dritten Welt - ihre Freiheit, nicht nur die politische, sondern vor allem auch die wirtschaftliche erringen, dann wären die goldenen Zeiten für uns vorbei, in denen wir die Güter aus der ganzen Welt für 'nen Appel und ein Ei bekommen (wovon wir am untersten Ende meist nicht so viel merken, aber umso mehr die großen Gesellschaften, die Konzerne, die Multis und Militäts, die Milliardengewinne einstreichen).
Und noch etwas berührt mich sehr unangenehm. Viele progressive oder meinetwegen auch linke Journalisten, Reporter verbeissen sich in "ihren" Diktator und versuchen ihn, in den allerschlimmsten Farben zu malen. Ich weiss nicht, was das soll. Glauben sie, dass Polizeiknüppel in Marokko gelinder sind als in Bahrain? Dass Gefängnisse süßer duften bei Mubarak als bei Gaddafi? Dass Folter in Algerien weniger brutal ist als in Saudiarabien? Verstehen sie nicht, dass alle diese Figuren, die von unseren Staatschefs oder Chefinnen, Diplomaten, Experten und Geschäftsleuten so fest umarmt und abgeknutscht wurden, eine Mischpoke sind? Der eine so abscheulich wie der andere.
Was mögen sie für Gefühle hegen für ihren dicken Freunde von gestern, die sie heute wie eine heiße Kartoffel fallenlassen? Man sollte sie alle zusammen auf eine einsame Insel schicken, wo sie ihren Gefühlen freien Lauf lassen könnten.
Wenn ich Glück habe, träume ich von dem Spektakel.
Montag, 14. Februar 2011
Die Tabus der US-Gesellschaft
Im Zusammenhang einer Diskussion über die ägyptische Revolution schrieb mir vorgestern ein Freund aus den USA über seine Schwierigkeiten in einer kleineren Stadt, die wirklichen Probleme zu diskutieren. Ich habe seinen Brief übersetzt und frage mich, ob der Unterschied zu unserer Lage wirklich so groß ist. Ich glaube es nicht. Der größte Unterschied ist wohl eine Frage der Allgmeinbildung, wo bei uns der Fundus auch in der arbeitenden Klasse einfach größer ist. Aber jeder kann sich selbst ein Bild machen:
Montag, 7. Februar 2011
Die revolutionäre Flut in den moslemischen Ländern
Ja, diese Flut hat uns in Tlaxcala auf die Stühle genagelt. Berichte via Internet, Al-Dschazira, Press TV, TeleSur, France 24 heures, BBC, Facebook, Videos - man möchte alles zugleich sehen, erfahren und wissen. Wir haben so viel wie möglich übersetzt und veröffentlicht mit Fotos, Videoclips, Cartoons, damit viele Menschen sich ein möglichst genaues Bild machen können. Und unsere Herzen schlagen im Takt mit denen der Menschen auf dem Tahrir-Platz in Kairo, in Suez, Alexandria, aber auch mit jenen in Jemen, Jordanien, Gaza, Tunesien etc. die auf die Barrikaden gehen und für ihre Menschenwürde kämpfen.
Und diesen Menschen fühle ich mich näher als meinen Nachbarn in meinem ruhigen, verschlafenen schwedischen Dorf, deren Gleichgültigkeit mich krank macht. Die nicht einmal Solidarität mit den Europäern in Island, Frankreich, Griechenland empfanden, als jene für ihre Rechte auf die Straßen gingen. Wie sollen sie da mit denen da unten - man weiss kaum, wo das überhaupt liegt - außerdem sind es 'svartskallar' (so nennt man sie in Schweden: Schwarzköpfe) - wie soll man mit denen Solidarität empfinden?* Natürlich gibt es Ausnahmen, nur muss man sie mit der Lupe suchen.
Aber eigentlich denke ich an etwas anderes. Können wir uns wirklich ein Bild von den Bildern machen, die uns überfluten? Wir wissen allzu wenig über die wahren Kräfteverhältnisse in Ägypten und noch weniger über die in den anderen Ländern. Wie ist die Stimmung in der Arbeiterschaft (der Aufruf der neuen Gewerkschaft zum Generalstreik scheint verpufft zu sein), wie in der 1 1/2 Mill. Armee? Und bei den Bauern, den Fellachen, die am meisten unterdrückte Klasse in Ägypten und mit 60% die größte Bevölkerungsgruppe?
Gewiss empfinde ich Solidarität mit diesen jungen, enthusiastischen Menschen, mit all den anderen Menschen, Alten, Jungen, den tapferen Frauen - gleichzeitig aber habe ich Angst um sie, Angst, dass all ihre Begeisterung, ihre Tränen der Freude und des Schmerzes, ihre Opfer, ihr Wille, zu neuen Ufern aufzubrechen, vergeblich sein könnte. Dieselbe Angst, die ich empfand, als ich die Millionen Obama bei seinem Wahlsieg zujubeln sah. Und ich spüre immer noch diese Wut im Bauch über den gigantischen Betrug dieses Rattenfängers.
Eins kenne ich genau: die wilde Besessenheit und Entschlossenheit der Imperialisten, zu retten was zu retten ist, wo nun wieder einmal ihre mit Milliarden gestopften Geheimdienste von nichts was gewusst haben.
Erst einmal Gewaltlosigkeit und Friedlichkeit den Protestlern predigen, aber selbst nicht im Traum daran denken. Sie lieben die Gewaltlosigkeit der anderen, deren gewaltlose Unterwerfung. Selbst greifen sie immer zu jedem - ich wiederhole jedem - Mittel, wenn es um ihre Interessen geht. Sie vergessen nie den Satz Maos: Die Macht kommt aus den Gewehrläufen.
Und ihre Interessen sind in diesem Fall ungeheuer umfassend. Da ist das Erdöl an erster Stelle. Die geostrategische Lage. Die Gefahr für das Schoßkind Israel. Die Gefahr für die lieben saudischen Freunde. Und natürlich die Ansteckungsgefahr für alle anderen arabischen Länder.
Und ich denke an Indonesien 1965, an Chile 1973, Gwangju in Südkorea 1980 und - ja, warum so weit gehen - an Deutschland 1989, die friedliche Revolution der Ostdeutschen. Es ging ja alles so friedlich zu. Wir haben sie umarmt, unsere lieben Brüder und Schwestern, ihnen die Mäuler mit Bananen gestopft, es wurde manipuliert und intrigiert und subventioniert und ehe sie sich versahen, waren sie alle über den Löffel balbiert. Man hatte doch längst seine Handlanger präpariert und indoktriniert und am Ende hatten wir ein Musterexemplar davon an der Spitze Deutschlands und da hatten wir den Kohl, also nicht DEN Kohl, sondern die Angela, ein Mix aus Adenauer, Strauß und Kohl. Alles ganz friedlich.
Und wenn ich sehe, mit welcher Chuzpe die Yankees es wagten, den Ägyptern ihren Oberfolterer vor die Nase zu setzen, dann schwant mir nichts Gutes. Und wie der die Moslem-Bruderschaft einzuseifen versucht und wie der Obama plötzlich die Bruderschaft gar nicht so schlimm findet. Und wie hohe Militärs und "Berater" zwischen Washington und Kairo hin- und herflitzen und die Europäer ihren dämlichen Senf dazugeben, alles mit dem einzen Ziel, die Leute auf dem Tahrir-Platz noch eine Weile ruhig und friedlich zu halten, damit sie in Ruhe ihr Süppchen gar kochen können.
Nun, ich hoffe innigst, dass ich Unrecht habe. Ich wünsche den Ägyptern einen neuen Nasser, einen besseren Nasser, der das Land wirklich unabhängig macht, der alle Berater, Experten, Globalisten rausfeutelt und auf die Kraft des eigenen Volkes vertraut. Der nicht Ägypten zur größten arabischen Macht machen will, sondern zum größten und leuchtendsten Vorbild. Das hätte dieses Land mit seiner glänzenden, uralten Kultur wirklich verdient.
*Anmerkung: Erinnert sich niemand an die großen Töne der Gewerkschaften, als sie die Trommeln für die EU schlugen? 'Wir werden stärker werden!' - 'Mit uns wird man rechnen müssen!' Pustekuchen. Die hohen Herren Gewerkschaftler sind alle unter die warme Decke der Herrschenden gekrochen - am Fußende. Froh, dass sie nicht mit einem Tritt hinausbefördert werden.
Und diesen Menschen fühle ich mich näher als meinen Nachbarn in meinem ruhigen, verschlafenen schwedischen Dorf, deren Gleichgültigkeit mich krank macht. Die nicht einmal Solidarität mit den Europäern in Island, Frankreich, Griechenland empfanden, als jene für ihre Rechte auf die Straßen gingen. Wie sollen sie da mit denen da unten - man weiss kaum, wo das überhaupt liegt - außerdem sind es 'svartskallar' (so nennt man sie in Schweden: Schwarzköpfe) - wie soll man mit denen Solidarität empfinden?* Natürlich gibt es Ausnahmen, nur muss man sie mit der Lupe suchen.
Aber eigentlich denke ich an etwas anderes. Können wir uns wirklich ein Bild von den Bildern machen, die uns überfluten? Wir wissen allzu wenig über die wahren Kräfteverhältnisse in Ägypten und noch weniger über die in den anderen Ländern. Wie ist die Stimmung in der Arbeiterschaft (der Aufruf der neuen Gewerkschaft zum Generalstreik scheint verpufft zu sein), wie in der 1 1/2 Mill. Armee? Und bei den Bauern, den Fellachen, die am meisten unterdrückte Klasse in Ägypten und mit 60% die größte Bevölkerungsgruppe?
Gewiss empfinde ich Solidarität mit diesen jungen, enthusiastischen Menschen, mit all den anderen Menschen, Alten, Jungen, den tapferen Frauen - gleichzeitig aber habe ich Angst um sie, Angst, dass all ihre Begeisterung, ihre Tränen der Freude und des Schmerzes, ihre Opfer, ihr Wille, zu neuen Ufern aufzubrechen, vergeblich sein könnte. Dieselbe Angst, die ich empfand, als ich die Millionen Obama bei seinem Wahlsieg zujubeln sah. Und ich spüre immer noch diese Wut im Bauch über den gigantischen Betrug dieses Rattenfängers.
Eins kenne ich genau: die wilde Besessenheit und Entschlossenheit der Imperialisten, zu retten was zu retten ist, wo nun wieder einmal ihre mit Milliarden gestopften Geheimdienste von nichts was gewusst haben.
Erst einmal Gewaltlosigkeit und Friedlichkeit den Protestlern predigen, aber selbst nicht im Traum daran denken. Sie lieben die Gewaltlosigkeit der anderen, deren gewaltlose Unterwerfung. Selbst greifen sie immer zu jedem - ich wiederhole jedem - Mittel, wenn es um ihre Interessen geht. Sie vergessen nie den Satz Maos: Die Macht kommt aus den Gewehrläufen.
Und ihre Interessen sind in diesem Fall ungeheuer umfassend. Da ist das Erdöl an erster Stelle. Die geostrategische Lage. Die Gefahr für das Schoßkind Israel. Die Gefahr für die lieben saudischen Freunde. Und natürlich die Ansteckungsgefahr für alle anderen arabischen Länder.
Und ich denke an Indonesien 1965, an Chile 1973, Gwangju in Südkorea 1980 und - ja, warum so weit gehen - an Deutschland 1989, die friedliche Revolution der Ostdeutschen. Es ging ja alles so friedlich zu. Wir haben sie umarmt, unsere lieben Brüder und Schwestern, ihnen die Mäuler mit Bananen gestopft, es wurde manipuliert und intrigiert und subventioniert und ehe sie sich versahen, waren sie alle über den Löffel balbiert. Man hatte doch längst seine Handlanger präpariert und indoktriniert und am Ende hatten wir ein Musterexemplar davon an der Spitze Deutschlands und da hatten wir den Kohl, also nicht DEN Kohl, sondern die Angela, ein Mix aus Adenauer, Strauß und Kohl. Alles ganz friedlich.
Und wenn ich sehe, mit welcher Chuzpe die Yankees es wagten, den Ägyptern ihren Oberfolterer vor die Nase zu setzen, dann schwant mir nichts Gutes. Und wie der die Moslem-Bruderschaft einzuseifen versucht und wie der Obama plötzlich die Bruderschaft gar nicht so schlimm findet. Und wie hohe Militärs und "Berater" zwischen Washington und Kairo hin- und herflitzen und die Europäer ihren dämlichen Senf dazugeben, alles mit dem einzen Ziel, die Leute auf dem Tahrir-Platz noch eine Weile ruhig und friedlich zu halten, damit sie in Ruhe ihr Süppchen gar kochen können.
Nun, ich hoffe innigst, dass ich Unrecht habe. Ich wünsche den Ägyptern einen neuen Nasser, einen besseren Nasser, der das Land wirklich unabhängig macht, der alle Berater, Experten, Globalisten rausfeutelt und auf die Kraft des eigenen Volkes vertraut. Der nicht Ägypten zur größten arabischen Macht machen will, sondern zum größten und leuchtendsten Vorbild. Das hätte dieses Land mit seiner glänzenden, uralten Kultur wirklich verdient.
*Anmerkung: Erinnert sich niemand an die großen Töne der Gewerkschaften, als sie die Trommeln für die EU schlugen? 'Wir werden stärker werden!' - 'Mit uns wird man rechnen müssen!' Pustekuchen. Die hohen Herren Gewerkschaftler sind alle unter die warme Decke der Herrschenden gekrochen - am Fußende. Froh, dass sie nicht mit einem Tritt hinausbefördert werden.
Dienstag, 25. Januar 2011
Der Zustand der US-Nation
Heute hat ein Freund aus den USA mir einen Brief zugeschickt, in dem es um eine Diskussion geht, die wir anlässlich eines Artikels im http://www.alternet.org/story/149659/ führten, bei dem es um die neuen "Austerity"-Pläne (Schnall den Gürtel enger"-Pläne) der Regierung geht. Der Autor Mark Ames beweist, dass eine derartige Politik noch nie zum Ziel geführt hat, nämlich die Wirtschaft wieder in Schwung zu bringen, ganz im Gegenteil. Denn die Gier der Superreichen wird nie gesättigt, das Elend und die wachsende Armut um sie herum stacheln sie nur zu erneuten Raubzügen in der ganzen Welt, Schachzügen zur Senkung ihrer minimalen Einkommenssteuern an, wobei sie Sprüche ähnlich jenem von Marie-Antoinette von sich geben, die kurz vor der Französischen Revolution auf den Bericht, dass die Menschen kein Brot hätten, antwortete: "Dann sollen sie doch Kuchen fressen."
Hier folgt ein Auszug von Davids (der seit 1 1/2 Jahren als 2-sprachiger Sozialarbeiter für Wohlfahrt tätig ist) Brief als Ergänzung zum oben genannten Artikel:
"Massenweise kommen Menschen und suchen um Hilfe und Unterstützung nach, die ständig weiter gesenkt wird (eine Mutter mit einem Kind und ohne Einkünfte erhält jetzt monatlich 385 $ in bar statt zuvor 453 $). Es kommen Leute, die in ihrem ganzen Leben nicht daran gedacht haben, Stütze zu beantragen. Manche sind mitsamt allen ihren Kollegen gefeuert worden, damit die Bosse neue Arbeiter mit niedrigeren Löhnen und ohne Sonderleistungen einstellen können. Manche haben ihre Häuser verloren, weil sie nicht mehr die Hypotheken bezahlen können. Immer mehr junge Leute machen "Couch-surfen", leben hier und dort bei Freunden und schlafen auf der Couch, weil sie keine Arbeit und keinen Platz zum Leben haben. Menschen weinen vor dem Besuchsfenster, weil sie nicht zum Arzt gehen können und "nicht wussten, dass sie nach lebenslanger Arbeit und Bezahlung von Steuern" nicht für die Krankenkasse qualifiziert sind, weil es die nicht gibt, es sei denn, man ist "uralt, blind und behindert" oder man ist Elternteil eines Haushalts mit Kindern und keinerlei Einkommen.
Ich versuche mit den Leuten in Begriffen zu reden, die sie nicht von anderen hören. Eine Sache ist, dass ich mich als "Sozialist" bezeichne. Das ist ein Wort, das man hier nicht hört, es sei denn, man will jemanden wie Obama angreifen, was natürlich völlig absurd ist. Ich benutze auch andere verbotene Wörter wie "herrschende Klasse" (was ich in Zusammenhang mit dem "Zwei-Parteien-Konsens der herrschenden Klasse" verwende). Ich erkläre den Leuten, dass wir niemals, wenn wir nicht das Instrument und die Waffe der Sprache benutzen, die durch den Schweiß, das Blut und den Geist von Jahrhunderten des Kampfes geschaffen wurde, die kapitalistischen, imperialistischen, faschistischen Ratten beschreiben, verstehen und bekämpfen können. Aber du glaubst nicht, wie schwer eine solche Diskussion ist, selbst mit sogenannten "Liberalen", "Progressiven", "Linken", Bezeichnungen, die heute keine Bedeutung mehr haben.
Aber was ist denn ein Linker ohne eine Klassenanalyse"? Wenn man einen sozialen Konsens akzeptiert, dass man Wörter wie "herrschende Klasse" oder "sozialistisch" nicht benutzen kann, dann ist man besiegt, bevor man begonnen hat."
Es ist tröstlich zu hören, dass es sogar in den USA noch Leute gibt, die selber denken und an andere denken. Deshalb schickte ich an David ein warmes Dankeschön.
Hier folgt ein Auszug von Davids (der seit 1 1/2 Jahren als 2-sprachiger Sozialarbeiter für Wohlfahrt tätig ist) Brief als Ergänzung zum oben genannten Artikel:
"Massenweise kommen Menschen und suchen um Hilfe und Unterstützung nach, die ständig weiter gesenkt wird (eine Mutter mit einem Kind und ohne Einkünfte erhält jetzt monatlich 385 $ in bar statt zuvor 453 $). Es kommen Leute, die in ihrem ganzen Leben nicht daran gedacht haben, Stütze zu beantragen. Manche sind mitsamt allen ihren Kollegen gefeuert worden, damit die Bosse neue Arbeiter mit niedrigeren Löhnen und ohne Sonderleistungen einstellen können. Manche haben ihre Häuser verloren, weil sie nicht mehr die Hypotheken bezahlen können. Immer mehr junge Leute machen "Couch-surfen", leben hier und dort bei Freunden und schlafen auf der Couch, weil sie keine Arbeit und keinen Platz zum Leben haben. Menschen weinen vor dem Besuchsfenster, weil sie nicht zum Arzt gehen können und "nicht wussten, dass sie nach lebenslanger Arbeit und Bezahlung von Steuern" nicht für die Krankenkasse qualifiziert sind, weil es die nicht gibt, es sei denn, man ist "uralt, blind und behindert" oder man ist Elternteil eines Haushalts mit Kindern und keinerlei Einkommen.
Ich versuche mit den Leuten in Begriffen zu reden, die sie nicht von anderen hören. Eine Sache ist, dass ich mich als "Sozialist" bezeichne. Das ist ein Wort, das man hier nicht hört, es sei denn, man will jemanden wie Obama angreifen, was natürlich völlig absurd ist. Ich benutze auch andere verbotene Wörter wie "herrschende Klasse" (was ich in Zusammenhang mit dem "Zwei-Parteien-Konsens der herrschenden Klasse" verwende). Ich erkläre den Leuten, dass wir niemals, wenn wir nicht das Instrument und die Waffe der Sprache benutzen, die durch den Schweiß, das Blut und den Geist von Jahrhunderten des Kampfes geschaffen wurde, die kapitalistischen, imperialistischen, faschistischen Ratten beschreiben, verstehen und bekämpfen können. Aber du glaubst nicht, wie schwer eine solche Diskussion ist, selbst mit sogenannten "Liberalen", "Progressiven", "Linken", Bezeichnungen, die heute keine Bedeutung mehr haben.
Aber was ist denn ein Linker ohne eine Klassenanalyse"? Wenn man einen sozialen Konsens akzeptiert, dass man Wörter wie "herrschende Klasse" oder "sozialistisch" nicht benutzen kann, dann ist man besiegt, bevor man begonnen hat."
Es ist tröstlich zu hören, dass es sogar in den USA noch Leute gibt, die selber denken und an andere denken. Deshalb schickte ich an David ein warmes Dankeschön.
Montag, 24. Januar 2011
Über Nackte, Islam, christliche Fundis und 'Es gab mal eine bessere Zeit ...' von Kerstin Steinbach
Einar Schlereth
Mit 'Es gab mal eine bessere Zeit' meint die Autorin Kerstin Steinbach die Jahre von 1965 - 1975 und darin wird ihr jeder, der die Zeit miterlebte, Recht geben. Der Untertitel lautet im übrigen 'Die verhassten Bilder und ihre verdrängte Botschaft', eingerahmt von Fotos schöner nackter Frauen.
Die Autorin ist Ärztin und schreibt, aus verständlichen Gründen, unter Pseudonym. Ich habe ihr Buch mit großem Vergnügen gelesen, empfand sie an vielen Stellen als mein alter Ego. Es macht Spaß, sie über die 'braune und die schwarze Diktatur', Duckmäusertum, feige Politiker und Medienfiguren, Pfaffengesindel und die feministischen Schandmäuler herziehen zu hören.
Einhergehend mit der politischen Befreiung kam es zu einer sexuellen Befreiung, die sich nur teilweise berührten und überschnitten, aber beide gleichermaßen von der Reaktion zutiefst verabscheut und gehasst wurden. Die sexuelle Befreiung, begünstigt von besseren Lebensverhältnissen, gestärkter Stellung der Frau und - der Pille manifestierte sich vor allem in der Realität: "Die Bilder schöner, junger, selbstbewusster nackter Menschen, die da auf einmal die Öffentlichkeit erreichten, waren, weil sie öffentlich waren, das Verbotenste vom Verbotenen, und wer auch nur wenige Jahre vorher gelebt hatte, wusste, dass nur eine ganz massive, außergewöhnlich starke gesellschaftliche Kraft ihnen diesen Platz hatte verschaffen können; wenige Jahre zuvor hätte schon die kleinste weibliche Brustwarze Heere von Polizisten und ihren Aasgeiern aus dem Justizapparat danach mobilisert wie heute von Schmierern und Pogromisten." Eines dieser schönen Bilder will ich niemandem vorenthalten.
Kerstin Steinbach führt die Genesis des Menschen, Geschichte und Psychologie ins Feld, um die Gründe aufzuzeigen, warum Nacktheit seit eh und je - mit seltenen historischen Ausnahmen, so verpönt, verhetzt, begeifert wird. Man darf sich keine Blöße geben - in dem Satz steckt alles drin.
KS setzt die Bewegung um 1966 an (geht gewiss auch auf die verquaste, verhunzte FKK-Bewegung kurz ein), aber da möchte ich doch aus eigener Erfahrung ein paar Anmerkungen machen. Meine Familie landete nach der Flucht aus dem Osten in einem fränkischen Städtchen, das fest in der Hand erzkatholischer Fundis war. Mein bester Freund und ich begannen während unserer Zeit auf dem Gymnasium (um 1952 herum), in der fränkischen Saale sommers wie winters nackt zu baden. Das Flussufer war von der 800 m oberhalb verlaufenden Straße gut einsehbar. Und bald tauchten im Gymnasium wiederholt Anschläge auf, die das "hüllenlose" Baden strengstens untersagten. Sie erwischten uns aber nie.
Wer dazumal küssend hinter der Stadtmauer erwischt wurde, flog gnadenlos von der Schule. Ein Lehrer zitierte die Mutter unserer Klassenschönen zu sich, um ihr zu verbieten, dass ihre Tochter einige Zentimeter zu viel von ihren schönen Brüsten zeigte.
Später (ab 1956) an den Unis von Hamburg und Freiburg/Bg. hatten wir immer Gruppen, Jungen und Mädchen, die jede Gelegenheit zum Nacktbaden nutzten. Tagsüber an Seen oder der Ostsee, nachts in Freibädern. Diese Tradition setzte ich auch mit meinen Freundinnen fort. Jahrzehntelang besaßen wir überhaupt keine Badeanzüge.
Dann in den 60-er Jahren waren wir natürlich auch von Anfang an in der Baggersee-Bewegung (wie KS es nennt) dabei - als Pioniere. Einige Baggerseen haben wir als Nacktbäder quasi von Anfang an in Beschlag genommen.
Aber richtige Pioniere waren wir doch nicht, denn ich hatte schon in den 50-er Jahren ältere Freunde - u. a. sogar aus der Schweiz - die das ungehemmte Nacktsein schon lange praktizierten.
Ein ganzes Kapitel ist diesem Thema gewidmet: 'Risse im Bekleidungszwang - die Baggerseebewegung'. Anhand von Anzeigen, Fotos, Karikaturen zeigt sie, dass "Menschen ... glücklich und unbeschwert sein können", wenn der kontinuierliche Druck des Bekleidungszwangs nachlässt oder ganz verschwindet.
Dann aber kommt ein Kapitel 'Werbung der besseren Zeiten', wo ich der Autorin absolut nicht folgen kann. Sie schreibt: "Unter einer sehr dünnen Rationalisierungsschicht schleppt auch die Linke das christliche Gerümpel mit, und so stößt eine Polemik gegen die Werbung bei allem Publikum, das sich von der Religion offen oder heimlich nicht lösen konnte, stets und leicht auf Widerhall und Mitmacher."
Nun, ich war nicht der einzige waschechte Heide in unseren Kreisen - aber in dieser Gruppe von Malern, Bildhauern, Schriftstellern, Dichtern, Architekten - die politisch von linksliberal bis ultralinks einzustufen waren, und die zum größeren Teil auch Nackheit und freie Liebe praktizierten, war Werbung absolut verpönt als etwas, was überflüssiger als ein Kropf war. Ich bin ja in einer Zeit (geb. 1937) aufgewachsen, wo Werbung nur eine sehr geringe Rolle spielte, habe sie aber dennoch von der ersten bewussten Wahrnehmung an bis heute, wo sie kiloweise den Briefkasten verstopft, gehasst mitsamt den pseudointellektuellen, affigen Reklamefritzen. Nicht nur, dass ganze Wälder und knappe Ressorcen daran glauben müssen, so ist auch mindestens 90% dessen, für das die Werbetrommel gerührt wird, einfach Schrott, der Müllberge ins Unendliche wachsen lässt, unter denen das Leben, die Mühen, der Schweiss, das Leiden und verschwendete Zeit von Millionen Menschen begraben liegt. Wir wussten auch ohne Werbung, wo man am preisgünstigsten einkauft und wo die besten Kneipen zu finden waren. Dafür gab es die Buschtrommel und die Mund-zu Mund-Propaganda. Und nicht zuletzt hat die Werbung erheblich dazu beigetragen, die letzten Reste von Pressefreiheit zu beseitigen.
Und dann stieß ich auf noch eine Bemerkung, die mich sehr erstaunt hat. Auf S. 55 ist von : "... der menschenfeindlichsten und zugleich frauenfeindlichsten Religion, die die unwissende Menschheit bisher hervorgebracht hat, dem erzfinsteren Islam ..." die Rede. Merkwürdig. Vergleiche ich die heiligen Schriften der Christen und Juden mit dem Koran, würde ich diesen geradezu als humanistische Schrift ansehen. Haben die Moslems sich drei Kontinente unter den Nagel gerissen (in dem dritten - Lateinamerika - versuchen die Indios heute unter großen Mühen, ihn den Weissen wieder zu entreissen)? Haben die Moslems - wie die christlichen Spanier und Portugiesen in Lateinamerika gleich in den ersten Jahrzehnten - 60 Millionen massakriert und hunderte Genozide vollbracht? Haben die Moslems in Spanien die Christen ausgerottet? Aber nach der christlichen Rückeroberung wurde Spanien schnell zum ersten Juden- und Moslemfreien Land Europas. Haben nicht die Moslems den ungewaschenen Christen so etwas wie Körperhygiene durch tausende öffentliche Bäder beigebracht (von wegen stinkende Moslems! Wie viel von dieser moslemischen Kultur noch übrig geblieben ist, zeigen Statistiken, aber auch Aussagen von befreundeten Ärzten und Gynäkologen, dass Frauen aus südlichen katholischen Ländern und Moslem-Frauen es mit der Genitalhygiene sehr genau nehmen, weit besser als "unsere" Frauen)? Haben Moslems nicht schon vor 1000 Jahren den ersten Staat ohne Religionszwang 180 Jahre lang ('Die Karmaten' von Peter Priskill siehe hier) genossen? Haben sie nicht in Spanien die erste aufgeklärte, tolerante Gesellschaft in Europa geschaffen, in der Moslems, Christen und Juden friedlich miteinander lebten? Im Unterschied zu Christen haben die Moslems auch keinerlei Bekehrungseifer gezeigt. Das ist eine neue, von Proselyten gelernte Errungenschaft.
Nebenbei bemerkt habe ich in islamischen Gesellschaften gelebt und niemals wollte mich ein Moslem in die Moschee schleifen (hingegen oft mit großem Eifer christliche Sektenheinis). Da ich nie ein Hehl aus meinem Heidentum (Religionslosigkeit) machte, gab es öfters Diskussionen, die offen und ohne jede Aggression verliefen.
Aber, wie gesagt, für mich ist jede Religion ein Gräuel, ist mir unbegreiflich, wie jemand all den Schmonzes glauben kann. Aber ich habe auch gelernt, dass das, was uns in der Schule über den Islam und heute in den Zeiten der Islamophobie erzählt wurde bzw. wird, nichts als Nonsense ist.
Es versteht sich wohl aber von selbst, dass ich die Unterdrückung der Frauen in den islamischen Ländern und vor allem die Verstümmelungspraktiken (die es auch in nichtislamischen Ländern gibt) aufs Schärfste missbillige und verurteile. Nur meine ich auch hier, dass sich die Christen - die vor allem - sowie Hindus usw. nicht auf ein allzu hohes Ross setzen müssen, denn von wirklicher Gleichberechtigung sind ja auch wir noch himmelweit entfernt.
Aber das Buch ist auf jeden Fall lesenswert, vor allem auch der umfangreiche Anhang über die 2002 bundesweit veranstalteten "NACKT"- Ausstellungen und der Bericht eines Betroffenen über die systematische, planvolle Zerstörung aller Baggerseen und Teiche um Freiburg/Bg. herum, die von hunderten Menschen zum Nacktbaden benutzt wurden. Ein Dokument über den permanenten Terror, die unentwegte Gewalt, die vom Staat und seinen Knechten - Polizei, Justiz, Kirche, Medien - gegen Menschen mit Freiheitsgeist geübt wird.
Das Buch ist im übrigen im Ahriman Verlag in Freiburg/Bg. zu haben.
Mit 'Es gab mal eine bessere Zeit' meint die Autorin Kerstin Steinbach die Jahre von 1965 - 1975 und darin wird ihr jeder, der die Zeit miterlebte, Recht geben. Der Untertitel lautet im übrigen 'Die verhassten Bilder und ihre verdrängte Botschaft', eingerahmt von Fotos schöner nackter Frauen.
Die Autorin ist Ärztin und schreibt, aus verständlichen Gründen, unter Pseudonym. Ich habe ihr Buch mit großem Vergnügen gelesen, empfand sie an vielen Stellen als mein alter Ego. Es macht Spaß, sie über die 'braune und die schwarze Diktatur', Duckmäusertum, feige Politiker und Medienfiguren, Pfaffengesindel und die feministischen Schandmäuler herziehen zu hören.


KS setzt die Bewegung um 1966 an (geht gewiss auch auf die verquaste, verhunzte FKK-Bewegung kurz ein), aber da möchte ich doch aus eigener Erfahrung ein paar Anmerkungen machen. Meine Familie landete nach der Flucht aus dem Osten in einem fränkischen Städtchen, das fest in der Hand erzkatholischer Fundis war. Mein bester Freund und ich begannen während unserer Zeit auf dem Gymnasium (um 1952 herum), in der fränkischen Saale sommers wie winters nackt zu baden. Das Flussufer war von der 800 m oberhalb verlaufenden Straße gut einsehbar. Und bald tauchten im Gymnasium wiederholt Anschläge auf, die das "hüllenlose" Baden strengstens untersagten. Sie erwischten uns aber nie.
Wer dazumal küssend hinter der Stadtmauer erwischt wurde, flog gnadenlos von der Schule. Ein Lehrer zitierte die Mutter unserer Klassenschönen zu sich, um ihr zu verbieten, dass ihre Tochter einige Zentimeter zu viel von ihren schönen Brüsten zeigte.
Später (ab 1956) an den Unis von Hamburg und Freiburg/Bg. hatten wir immer Gruppen, Jungen und Mädchen, die jede Gelegenheit zum Nacktbaden nutzten. Tagsüber an Seen oder der Ostsee, nachts in Freibädern. Diese Tradition setzte ich auch mit meinen Freundinnen fort. Jahrzehntelang besaßen wir überhaupt keine Badeanzüge.
Dann in den 60-er Jahren waren wir natürlich auch von Anfang an in der Baggersee-Bewegung (wie KS es nennt) dabei - als Pioniere. Einige Baggerseen haben wir als Nacktbäder quasi von Anfang an in Beschlag genommen.
Aber richtige Pioniere waren wir doch nicht, denn ich hatte schon in den 50-er Jahren ältere Freunde - u. a. sogar aus der Schweiz - die das ungehemmte Nacktsein schon lange praktizierten.
Ein ganzes Kapitel ist diesem Thema gewidmet: 'Risse im Bekleidungszwang - die Baggerseebewegung'. Anhand von Anzeigen, Fotos, Karikaturen zeigt sie, dass "Menschen ... glücklich und unbeschwert sein können", wenn der kontinuierliche Druck des Bekleidungszwangs nachlässt oder ganz verschwindet.
Dann aber kommt ein Kapitel 'Werbung der besseren Zeiten', wo ich der Autorin absolut nicht folgen kann. Sie schreibt: "Unter einer sehr dünnen Rationalisierungsschicht schleppt auch die Linke das christliche Gerümpel mit, und so stößt eine Polemik gegen die Werbung bei allem Publikum, das sich von der Religion offen oder heimlich nicht lösen konnte, stets und leicht auf Widerhall und Mitmacher."
Nun, ich war nicht der einzige waschechte Heide in unseren Kreisen - aber in dieser Gruppe von Malern, Bildhauern, Schriftstellern, Dichtern, Architekten - die politisch von linksliberal bis ultralinks einzustufen waren, und die zum größeren Teil auch Nackheit und freie Liebe praktizierten, war Werbung absolut verpönt als etwas, was überflüssiger als ein Kropf war. Ich bin ja in einer Zeit (geb. 1937) aufgewachsen, wo Werbung nur eine sehr geringe Rolle spielte, habe sie aber dennoch von der ersten bewussten Wahrnehmung an bis heute, wo sie kiloweise den Briefkasten verstopft, gehasst mitsamt den pseudointellektuellen, affigen Reklamefritzen. Nicht nur, dass ganze Wälder und knappe Ressorcen daran glauben müssen, so ist auch mindestens 90% dessen, für das die Werbetrommel gerührt wird, einfach Schrott, der Müllberge ins Unendliche wachsen lässt, unter denen das Leben, die Mühen, der Schweiss, das Leiden und verschwendete Zeit von Millionen Menschen begraben liegt. Wir wussten auch ohne Werbung, wo man am preisgünstigsten einkauft und wo die besten Kneipen zu finden waren. Dafür gab es die Buschtrommel und die Mund-zu Mund-Propaganda. Und nicht zuletzt hat die Werbung erheblich dazu beigetragen, die letzten Reste von Pressefreiheit zu beseitigen.
Und dann stieß ich auf noch eine Bemerkung, die mich sehr erstaunt hat. Auf S. 55 ist von : "... der menschenfeindlichsten und zugleich frauenfeindlichsten Religion, die die unwissende Menschheit bisher hervorgebracht hat, dem erzfinsteren Islam ..." die Rede. Merkwürdig. Vergleiche ich die heiligen Schriften der Christen und Juden mit dem Koran, würde ich diesen geradezu als humanistische Schrift ansehen. Haben die Moslems sich drei Kontinente unter den Nagel gerissen (in dem dritten - Lateinamerika - versuchen die Indios heute unter großen Mühen, ihn den Weissen wieder zu entreissen)? Haben die Moslems - wie die christlichen Spanier und Portugiesen in Lateinamerika gleich in den ersten Jahrzehnten - 60 Millionen massakriert und hunderte Genozide vollbracht? Haben die Moslems in Spanien die Christen ausgerottet? Aber nach der christlichen Rückeroberung wurde Spanien schnell zum ersten Juden- und Moslemfreien Land Europas. Haben nicht die Moslems den ungewaschenen Christen so etwas wie Körperhygiene durch tausende öffentliche Bäder beigebracht (von wegen stinkende Moslems! Wie viel von dieser moslemischen Kultur noch übrig geblieben ist, zeigen Statistiken, aber auch Aussagen von befreundeten Ärzten und Gynäkologen, dass Frauen aus südlichen katholischen Ländern und Moslem-Frauen es mit der Genitalhygiene sehr genau nehmen, weit besser als "unsere" Frauen)? Haben Moslems nicht schon vor 1000 Jahren den ersten Staat ohne Religionszwang 180 Jahre lang ('Die Karmaten' von Peter Priskill siehe hier) genossen? Haben sie nicht in Spanien die erste aufgeklärte, tolerante Gesellschaft in Europa geschaffen, in der Moslems, Christen und Juden friedlich miteinander lebten? Im Unterschied zu Christen haben die Moslems auch keinerlei Bekehrungseifer gezeigt. Das ist eine neue, von Proselyten gelernte Errungenschaft.
Nebenbei bemerkt habe ich in islamischen Gesellschaften gelebt und niemals wollte mich ein Moslem in die Moschee schleifen (hingegen oft mit großem Eifer christliche Sektenheinis). Da ich nie ein Hehl aus meinem Heidentum (Religionslosigkeit) machte, gab es öfters Diskussionen, die offen und ohne jede Aggression verliefen.
Aber, wie gesagt, für mich ist jede Religion ein Gräuel, ist mir unbegreiflich, wie jemand all den Schmonzes glauben kann. Aber ich habe auch gelernt, dass das, was uns in der Schule über den Islam und heute in den Zeiten der Islamophobie erzählt wurde bzw. wird, nichts als Nonsense ist.
Es versteht sich wohl aber von selbst, dass ich die Unterdrückung der Frauen in den islamischen Ländern und vor allem die Verstümmelungspraktiken (die es auch in nichtislamischen Ländern gibt) aufs Schärfste missbillige und verurteile. Nur meine ich auch hier, dass sich die Christen - die vor allem - sowie Hindus usw. nicht auf ein allzu hohes Ross setzen müssen, denn von wirklicher Gleichberechtigung sind ja auch wir noch himmelweit entfernt.
Aber das Buch ist auf jeden Fall lesenswert, vor allem auch der umfangreiche Anhang über die 2002 bundesweit veranstalteten "NACKT"- Ausstellungen und der Bericht eines Betroffenen über die systematische, planvolle Zerstörung aller Baggerseen und Teiche um Freiburg/Bg. herum, die von hunderten Menschen zum Nacktbaden benutzt wurden. Ein Dokument über den permanenten Terror, die unentwegte Gewalt, die vom Staat und seinen Knechten - Polizei, Justiz, Kirche, Medien - gegen Menschen mit Freiheitsgeist geübt wird.
Das Buch ist im übrigen im Ahriman Verlag in Freiburg/Bg. zu haben.
Freitag, 14. Januar 2011
Der Fall Rwanda und Burundi
Der Fall Rwanda und
Burundi
Heute
habe ich mich den ganzen Tag mit dem Fall Rwanda, Burundi, Hutu,
Tutsi und der Genozid-Anklage beschäftigt. Ich versuche
zusammenzufassen, muss aber ein paar Schritte zurückgehen.
Das
nilotische Volk der Tutsi (auch Watussi genannt) scheint etwa im 14.
Jahrhundert in das Land der Seen eingewandert zu sein und hat die
dort unsässigen Hutus (ein Bantu-Volk) unterworfen. In Rwanda
errichteten sie eine autokratische Gewaltherrschaft, die laut Basil
Davidson religiös verbrämt wurde, d. h. in eine Art von Gott
gewolltes Kastensystem. Die Hutus hatten keinerlei Rechte, waren eine
Art Sklaven oder besser vielleicht Leibeigene. Übrigens zeigen
neuere Forschungen (http://en.wikipedia.org/wiki/Tutsi)
, dass die Tutsis am nächsten mit den Bantu verwandt sind.
Als
Anfang des 20. Jhrh. der deutsche Herzog von Mecklenburg seine
Expediton in die neu gewonnene deutsche Kolonie Tanganyika unternahm,
traf er auch mit dem noch unabhängigen Sultan von Rwanda zusammen.
Er war von den Tutsis sehr eingenommen, machte sich aber schon
eingehend Gedanken darüber, was man aus diesem Land für deutsche
Kolonisten machen könnte, sobald der Sultan unterworfen sein würde.
Was auch nicht sehr lange dauerte, und da man gerade dabei war, wurde
auch das unabhängige Burundi unterworfen. Wie die deutschen
Kolonialisten im ehemaligen Deutsch-Südostafrika gehaust haben, legte
ich ausführlich an anderer Stelle dar ('Null Uhr, wenn die Sonne aufgeht ... Reisen in Tanganyika und Zanzibar', Hamburg 1981). In Tanganyika waren
jedenfalls 2/3 der Bevölkerung tot und die riesigen Viehherden
hatten sich die Deutschen unter den Nagel gerissen. Die Tutsis samt
deren Privilegien behielten sie aber als Zwischenhand bei der
Ausübung ihrer Herrschaft bei.
Nach
Ende des 1. Weltkrieges ging Tanganyika an die Engländer, Rwanda und
Burundi an die UN-Treuhand, die wiederum 1946 die Länder den
Belgiern zu treuen Händen übergab. Diese hatten ja gezeigt, wie gut
sie mit Afrikanern umgehen können: Fazit ihrer Herrschaft im Kongo
waren neun Millionen Tote.
1962
wurde das Land nach einem Referendum unabhängig, woraufhin der
Bahutu-Aufstand („ermuntert“ von Belgiern und der katholischen
Kirche s. http://sv.wikipedia.org/wiki/Rwanda)
ausbrach, der die jahrhundertelange Vorherrschaft der Tutsis brach.
150 000 Tutsis wurden vertrieben. Sie bildeten allmähliche die RPF,
die Rebellenarmee. 1964 wurde die Wirtschafts- und Währungsunion mit
Burundi aufgelöst, weil das von Tutsis beherrschte Burundi immer
wieder Invasionsversuche machte. 1973 fand in Burundi ein Massaker an
den Hutus statt, dem die gesamte Hutu-Elite zum Opfer fiel. Im selben
Jahr putschte sich der Verteidigungsminister Habyarimana in Rwanda an
die Macht. 1990 gab es eine Tutsi-Invasion, die mit Hilfe der
Franzosen zurückgeschlagen wurde. 1993 nahm er Verhandlungen mit den
Tutsis auf, um sie an der Macht zu beteiligen. Bei der Rückkehr von
den Verhandlungen wurde sein Flugzeug über dem Flughafen von Kigali
abgeschossen. Das war der Startschuß für den Volksmord.
1994
nahm die Rebellenarmee (RPF) unter Kagame die Hauptstadt Kigali ein
und 2 Millionen Hutus flüchteten in die Nachbarländer. Das Ziel war
die Ausschaltung der Tutsi-Führung und der Hutu-Opposition. Die RPF
beendete allmählich das Morden, dem 500 000 Menschen zum Opfer
gefallen waren. Die meisten Hutus kehrten zurück, aber nicht die
Hutu-Milizen, die im Ost-Kongo blieben und später von Tutsi-Armeen
aufgerieben wurden, die in den Ost-Kongo eindrangen – und dort bis
heute blieben. In Rwanda waren unter dem 1. Tutsi-Präsidenten
Bizimungu „autoritäre Tendenzen und zahlreichen
Menschenrechtsverletzungen“ zu bemerken ('Lexikon der 3. Welt',
rororo Hamburg 2002, Hgg. Dieter Nohlen). 2003 schob sich der seit
1994 starke Mann Kagame auf den Präsidentensessel.
Burundi
wurde ebenfalls 1962 unabhängig. Aber auch dort drängten die Hutus
auf gleiche Rechte. Die große Mehrheit der Hutus lebte unter der
Armutsgrenze, während die Oberschicht fast ausschließlich aus
Tutsis bestand. Nach einem gescheiterten Militärputsch (die Hutus
hatten die Wahlen gewonnen, aber der König setzte einen Tutsi ein)
wurde die gesamte Hutu-Elite eliminiert. 1993 kam nach 30 Jahren
Tutsi-Herrschaft endlich ein Hutu durch Wahlen an die Macht. Er wurde
nach 4 Monaten von Tutsis ermordet, was der Anlass zu einem
Bürgerkrieg wurde, der zum „Verschwinden“, wie Wikipedia es
euphemistisch nennt, von 200 000 Burundiern führte. Pardon: in der
englischen Wikipedia ist von 250 000 Toten bis 1993 die Rede (es
lohnt sich die verschiedenen Wikipedias anzuschauen). Die Ermordung
von Präsident Ndadaye führte zu weiteren 300 000 Toten. Der nächste
Hutu-Präsident wurde zur Abwechslung mit seinem Flugzeug
abgeschossen. Als wieder ein Hutu zum Präsidenten ernannt wurde,
„gab es eine Welle von Massakern an den Hutu-Flüchtlingen in
Bujumbura, der Hauptstadt“. Und 1996 putschte sich der Tutsi Pierre
Buyoya an die Macht. 2000 wurde in Arusha/Tansania ein
Friedensabkommen zwischen Tutsi- und Hutuparteien geschlossen, aber
erst 2003 wurde das Feuer zwischen der Tutsi- und der Hutu-Armee
eingestellt. 2005 wurde der Hutu Nkurunziza zum Präsidenten gewählt.
Nun herrscht ein prekärer Friede.
Anzufügen
bleibt erstens, dass (ïn etwa übereinstimmend mit 'Lexikon der
Völker', Komet-Verlag Köln 2002; Meyers Großes Taschenlexikon,
1989 und dem rororo 'Lexikon der 3. Welt') in Rwanda 1989 ca. 6.2
Mill. E. lebten, davon 9% Tutsis (550 000) und in Burundi ca. 4.92
Mill. E., davon 13% Tutsis (640 000). Wenn also die Zahl 1 Million
ermordete Tutsis ins Spiel gebracht wird, dürfte es heute kaum noch
Tutsis geben.
Und
zweitens: Wer diese kurze Zusammenstellung verwirrend findet, dem
kann ich nur Recht geben. Aber in Wirklichkeit ist sie tausendmal
verwirrender. Man muss sich nur vorstellen, wie viele einheimische
Akteure damals anwesend waren. Als ob das nicht genug wäre, so muss
man auch an die ungezählten ausländischen Akteure denken aus
Dutzenden von Ländern, die alle ihre Leute, ihre Agenten, ihre
Milizen, ihre Soldaten, ihre Ingenieure, Spezialisten, käuflichen
NGOs, Priester, Vertreter der Industrie und der Monopole im
Schlepptau hatten, und die immer noch dort unten anwesend sind.
Vielleicht kann man dann besser begreifen, nein, nicht begreifen –
dann braucht man sich nicht zu wundern, dass in diesen armen und so
unermesslich reichen Ländern kein Friede einkehrt.
Und
drittens: Seit ich mit 14 Jahren 'Spartacus' las, stand ich auf der
Seite der Sklaven und später auf Seiten aller Unterdrückten. Genau
wie Mark Twain, der von den Leuten schrieb, die sich über ein paar
tausend Tote der Französischen Revolution aufregten, und sagte, dass
sie weder Verständnis noch Empathie für das Volk, die Bauern
hätten, die 1000 Jahre unter dem Joch der Feudalherren gestanden,
gelitten haben und oft elend krepiert sind. Und auch nicht für die
100 000 Opfer, die die Rache der Konterrevolution gekostet hat. Nach
deren Logik ist ja auch Spartacus ein Terrorist, ein Verbrecher. Und
derselben Logik folgen auch jene, die den Hutus, die Jahrhunderte
lang ausgebeutet wurden, entrechtet wurden, deren Frauen vergewaltigt
wurden, ihre Raserei vorwerfen. ABER dazu muss gesagt werden, dass
das Volk normalerweise nicht derart grausam ist (man denke an die
deutschen Bauernkriege), sondern dass in diesem Falle Agenten der
Großmächte, vor allem der allergrößten, am Werk waren, die
gehetzt, angestachelt und das Feuer geschürt haben, denn es steht
ungeheuer viel auf dem Spiel – und das erzählt u. a. Charles
Onana.
Nun
komme ich also auf Charles Onana zu sprechen, der der
eigentliche Anlass für diesen Artikel ist.
Es gab
Bedenken, ein Video von ihm auf unsere Webseite zu legen, weil er von
gewissen Leuten als Genozid-Verneiner angesehen wird. Anlass waren
seine Bücher „Les secrets du génocide rwandais“ und Ces
tueurs tutsi au cœur de la tragedie congolaise (préface de
Cynthia
McKinney), Duboiris, 2009. Wikipedia schreibt: „ … il met en
doute la qualification de génocide et accuse Kagame … d'avoir 1994
organisé le massacre des Tutsi et des Hutu ...“ ( … er
bezweifelt die Bezeichnung Genozid und beschuldigt Kagame … 1994
das Massaker gegen Tutsi und Hutu organisiert zu haben …). Wofür
es ja auch in dem oben zitierten 'Lexikon der 3. Welt' einen Hinweis
gibt.
Dazu
ist zu sagen, dass Kagame einen Prozess gegen Onana
angestrengt und verloren hat. Einen weiteren Prozess haben Onana und
der kanadische Schriftsteller Robin Philpot gegen die
Zeitung Libération
angestrengt, in der sie von einem gewissen Ayad als Genozid-Verneiner
präsentiert wurden, der noch nicht entschieden ist. Nun, und wenn
ich mir die Liste seiner Werke ansehe
(http://fr.wikipedia.org/wiki/Charles_Onana),
dann frage ich mich, wie man auf so eine hirnrissige Idee kommen
kann.
Abschließend bin ich der Meinung, so lange wie
- keines der Kolonialländer angefangen hat, für den Diebstahl und die Plünderung gigantischen Ausmasses in der 3. Welt zu bezahlen (von den millionenfachen Morden ganz zu schweigen – das könnten nur Zionisten in Zahlen ausdrücken);
- kein deutscher Soldat jemals wegen Genozid an den Russen, Polen etc. angeklagt wurde;
- kein Soldat der USA und all ihrer allzeit bereiten willigen Alliierten der monströsen Verbrechen in den dutzenden Kriegen seit Ende des 2. Weltkrieges (von Korea angefangen bis Irak, Pakistan, Afghanistan, Palästina, Somalia etc.) angeklagt worden ist;
- kein Politiker, Waffenfabrikant, Waffenschieber, Kriegsgewinnler, Schreibtischtäter, Medienkriegshetzer, Pfaffe angeklagt ist -
so lange ist es ein Skandal, ein rassistischer Skandal, dass
Gerichtshöfe wie der in Den Haag oder Arusha installiert werden.
Wer nun meint, sagen zu müssen, dass ich riesige Massaker wie jene
in Rwanda und Burundi wohl gutheisse, der sollte schnurstracks zum
Psychiater gehen.
Einar Schlereth
Klavreström, der 13. Januar 2011
Samstag, 8. Januar 2011
Buchrezension "Die Karmaten" von Peter Priskil
Ich weiß, ich weiß, es ist lange her. Hauptsächlich hängt es damit zusammen, dass sich die Einstellungen selbsttätig verändert hatten - womit viele Blogger zu kämpfen hatten - und natürlich damit, dass ich mit HTML nicht zurechtkomme.
Gerade las ich nun, dass das Problem behoben ist. Stimmt - und danke an die Freunde, die daran gearbeitet haben.
Hier folgt nun eine Rezension von einem Buch, das ich außerordentlich spannend finde. Vor 1000 Jahren - ja TAUSEND Jahren - gab es einen gottlosen Staat. Und ur-kommunistische Züge hatte er außerdem. Und wo - zum Teufel - gab es denn so etwas? Im Süden Iraks und mit dem Zentrum Bahrein. Und die Männer, die den Staat gründeten und 180 Jahre lang halten konnten gegen den Ansturm aller religiösen Dunkelmänner nannten sich nach dem Begründer der Bewegung Quarmaten. Die Dunkelmänner waren natürlich von derselben Sorte wie jene im christlichen Abendland, die ja auch jede abweichende Bewegung - die hier allerdings meist im christlichen Gewand auftraten und als Sekten galten - meist mit Stumpf und Stil ausrotteten. Man denke nur an die riesige Arianer-Sekte oder die Katharer im Süden Frankreichs. Die Katharer wurden besonders grausam verfolgt, weil sie nicht nur im Glauben abwichen, sondern auch soziale Maßnahmen einführten.
Nun, und so mußten die Europäer fast noch 800 Jahre warten, bis sie auch den ersten gottlosen Staat durch die Große Französische Revolution geschenkt bekamen. Diese wiederum war die Frucht der Aufklärung, die wiederum - man höre und staune - eine 'unterirdische' Verbindung zu den Quarmaten hatte in Form eines ganz teuflischen Buches 'Drei Betrüger der Welt: Moses, Christus und Mohammed'.
Wem das Ganze zu teuflisch vorkommt, macht am besten Schluss mit dem Lesen. Alle übrigen sind eingeladen, dieses weltgeschichtliche Abenteuer etwas näher kennenzulernen. Wessen Neugierde dann immer noch nicht gestillt ist, kann das Buch ja selbst lesen. Ganz unten findet sich dazu ein Hinweis.
DIE
KARMATEN
PETER
PRISKIL
Von
diesem Buch lässt sich zu Recht sagen, dass es eine gewaltige Lücke
füllt, nicht nur historischer Art, sondern auch beim Publikum, wie
die in kurzer Frist erfolgte 2. Auflage beweist. Der ägyptische, in
Deutschland lehrende Prof. Karam Khella spricht gar von einer
Renaissance der Karmaten, indem er auf ein weiteres Werk verweist,
das nach der Jahrtausendwende erschienen ist: Ramahi,
Kamal / Quintern, Detlev (2006): Qarmaṭen
und Ihwān
aṣ-ṣafā’.
Gerechtigkeitsbewegungen unter
den Abbasiden und die universalistische Geschichtstheorie;
Hamburg.
Außerdem
ist das Buch ein Schlag gegen jene 'gelehrten' Diskussionen, die von
der dem Islam inhärent innewohnenden Unmöglichkeit sprechen, sich
reformieren zu können oder gar demokratische Lösungen zu finden.
Ich
war verblüfft, wie ähnlich es auch mir mit den Karmaten ergangen
war. Hie und da dunkle Andeutungen über einen Aufstand der
Schwarzen, eine Republik der Gleichen, die sich Karmaten nannten im
Gebiet des heutigen Irak. Wollte man mehr wissen, stieß man nur auf
weitere dunkle Andeutungen. Peter Priskil gebührt das Verdienst,
diesen gordischen Knoten aus Lügenmärchen und Hirngespinsten
zerschlagen zu haben und zum Kern der Geschichte vorgedrungen zu
sein, eine Arbeit, für die er viele Jahre brauchte.
Warum?
Nun, die Geschichte ist so ungeheuerlich, so undenkbar, so empörend
(über Empörer empört man sich immer), dass die Sieger – die
bekanntlich immer die Geschichte schreiben – sehr gründliche
Arbeit leisteten, indem sie alle Spuren und Quellen verwischten und
zerstörten. Mit einer solchen Gründlichkeit, dass es detektivischen
Scharfsinns bedurfte, um die Spreu vom Weizen zu trennen. Nur, es
trat kein Weizen zutage oder kaum ein paar Körner, die Peter Priskil
mit psycho-historischem und sozialpsychologischem Werkzeug freilegen
konnte. Den Rest musste er mit Hilfe der Assoziation – wobei ihm
die gründliche Kenntnis vergleichbarer Bewegungen nützlich war –
und die ebenso gründliche Kenntnis des reaktionären Geschwafels
leisten, das immer dann eingesetzt wird, wenn es um die Vernebelung
und Unsichtbarmachung brisanter und für die Herrschenden
gefährlicher Tatsachen geht.
Peter
Priskil greift weit zurück in die Vorgeschichte der
Karmaten-Bewegung. Er schildet kurz den rasanten Aufstieg des Islam
zur Weltreligion, die relativ kurze Blütezeit und die im 9.
Jahrhundert bereits beginnende Degenerierung und den Zerfall des
Riesenreiches auf Grund dynastischer aber auch religiöser Querelen.
Es begann mit der großen Teilung des Islam in Sunna und Shia und
setzte sich fort mit dem Emporschießen zahlloser Häresien und
Sekten – genau wie im Christentum auch. Die meisten der kleinen
häretischen Bewegungen konnten schnell und mit brutaler Gewalt
unterdrückt werden. Doch in dem Maße, wie die Zentralgewalt in
Bagdad, d. h. der Kalif, schwächer wurde, konnten sich manche
häretische Bewegungen stark wachsen. Dazu gehörte die Ismailiya,
eine Art „protestantische“ Bewegung, die sich wiederum auf die
Gnosis und die Mutazila, eine weitere oppositionelle Bewegung im
Islam, die schon im 8. Jahrhundert entstand, stützte. Die Islailiya
richtete sich vor allem gegen die Dogmatik und viele
Glaubensvorschriften des Islam. Allerdings hat sie lange im Geheimen
wirken müssen, bevor sie öffentlich auftreten konnte und zwar „mit
einem praktischen Aufstandsprogramm“. Sie war „die Häresie der
Unterdrückten und Ausgebeuteten“, der Sklaven und Bauern, der
entrechteten Handwerker, aber auch Teilen der kritischen Intelligenz.
Doch
die Antwort der Zentrale lässt nicht lange auf sich warten. Das
Mittel ist wie immer und überall Feuer und Schwert. Und wie immer
unter starkem äußeren Druck gedeihen Spaltpilz, Verrat und
Kompromißlertum. Die größte Abspaltung war eine Gruppe, der die
Religionskritik nicht weit genug ging, die konsequent den nächsten
Schritt in die Regligionslosigkeit tat. Diese Gruppe, die sich in der
Folge nach ihrem ersten großen Agitator Hamdun Qarmat die Qarmaten,
resp. Die Karmaten nennen, wurden nicht nur von der Orthodoxie, die
fast immer mit dem Kalifen zusammenfiel, sondern auch verbliebenen
Ismailiya, die in der Folge sogar zwei bedeutende Agitatoren der
Karmaten im Irak ermordete.
Beide
Gruppen wurden jedoch nach schweren Kämpfen aus dem Kernland des
Kalifen, das heutige Irak und Syrien, verdrängt. Die Ismailiya
flüchtete am Ende nach Nordafrika und gründete schließlich in
Ägypten die Fatimidendynastie. Die Karmaten zogen sich mehr oder
weniger geordnet nach Bahrein zurück, wo Qarmats fähigster
Agitator, Abu Said, im Jahre 899 schon den ersten Karamatenstaat
gegründet hatte, und damit den ersten religionslosen Staat der
Weltgeschichte. Religion und Staat wurden voneinander getrennt. Die
Führer und viele Anhänger waren ohne Religion, aber man verbot
nicht die Religion (es lebten Perser, Juden, Christen und Moslem in
Bahrein), sondern konnte glauben, was er wollte. Chacun à son goût.
So
etwas sollte es erst gut 1000 Jahre später wieder geben, mit dem
Erfolg der Oktoberrevolution in Russland, wenn man das kurze
Intermezzo der großen französischen Revolution beiseitelässt. Das
war damals – und auch noch die folgenden 1000 Jahre – geradezu
unerhört. Und in der Verteufelung dieser „Sekte“, wie man die
Karmaten vorszugsweise nannte, waren sich Islam und Christentum
rührend einig.
Aber
das war noch nicht alles. Als Reaktion auf Bagdads ständige Angriffe
und Provokationen schickte man 930 ein Heer nach Mekka, das die Stadt
einnahm, den schwarzen Stein aus der Kaaba brauch und zahllose Pilger
niedermachte, „ein Ereignis, das den Zeitgenossen wie ein
apokalyptischer Donnerschlag in den Ohren hallte und sie in einen
Zustand der Betäubung und Fassungslosigkeit, des Abscheus und
Entsetzens stürzte“, wie Peter Priskil schreibt, und das er mit
dem Sacco di Roma durch Karl V vergleicht, der damit das Primat der
Staatsmacht über die Kirche herstellte.
Aber
der Staat der Karmaten ging noch weiter. Es war ein Staat der
Gleichen unter einer kollektiven Führung, mit gemeinsamem Besitz an
Grund und Boden, einer einzigen Steuer – dem Zehnten, staatlichen
Mühlen, wo das Korn kostenlos gemahlen wurde, zinsfreien Darlehen
für fremde Handwerker zur Gründung von Unternehmen und der
Herrschaft des Rechtes. Dies sind einige Details, die sich bei Peter
Priskils Forschung herauskristalisierten. Wie der Staat und die
Wirtschaft im einzelnen geführt wurden, bleibt auf Grund der
Quellenlage immer noch im Dunklen.
Ein
dunkler Fleck ist allerdings, dass die Karmaten allerdings für die
Plantagenwirtschaft schwarze Sklaven einsetzten. Nun hatten die
schwarzen Sklaven kurz vor der Karmaten-Staatsgründung sich erhoben
und 15 Jahre lang gegen den Kalifen gekämpft, eine Heldengeschichte,
die durchaus vergleichbar mit der des Spartacus vergleichbar ist,
diese sogar noch übertrifft. Ihr Untergang war jedoch ebenso
tragisch.
Vielleicht
haben die Karmaten sie deshalb weiterhin als Sklaven eingesetzt, weil
sie unter ihnen gelitten haben, aber das ist nur eine Hypothese
meinerseits.
Schon
Hamdun Qarmat hatte Agitatoren weit herum geschickt – nach Syrien,
Persien, Daiman am Kaspischen Meer, Nordafrika, Oman und in den
Jemen. Im Jemen konnten die Karmaten kurz die Macht an sich reissen,
verloren sie aber schnell wieder. Qarmat war noch vor der
Staatsgründung einer Razzia des Kalifen zum Opfer gefallen. Die
Nachfolge übernahm der überaus fähige Abu Said in Bahrein, der das
Staatswesen nach innen und außen festigen konnte. Er fiel einem
Meuchelmörder des Kalifen zum Opfer. Abu Tahir, sein jüngster Sohn
übernahm die Zügel und entwickelte als Feldherr außerordentliche
Fähigkeiten. „Seine zwei Dekaden wähende Regierungszeit , die von
924-944 währte, ist vielmehr durch die Festigung und kraftvolle
Entfaltung des revolutionären Karmatenstaates gekennzeichnet, der
nun in die Offensive ging und das Kalifat an den Rand des Abgrunds
drängte“, wie Peter Priskil festhält. Er gliederte den Süden des
Irak mit Basra, einer alten Karmatenhochburg, und den Oman dem
Karmatenstaat an. Und er zwang den Kalifen zur Bezahlung von Abgaben
für die Pilgerzüge nach Mekka. Doch schon mit 38 Jahren erlag Tahir
den Pocken. Damit ging die Blütezeit des Karmatenstaats nach nur 45
Jahren zu Ende. Auch wenn der Staat noch weitere 130 Jahre Bestand
hatte, so ist dies eher ein Trauerspiel.
Unter
den konzentrischen Angriffen des Kalifen, der sich am Ende sogar mit
dem verhaßten Fatimidenherrscher verbündete, der ständigen
Wühlarbeit, Einschleusung von Saboteuren und durch Verrat zerfiel
dieses grandiose Experiment mehr und mehr, bis es 1070 endgültig
unterging. Doch sie hinterließen noch ein Vermächtnis, das 800
Jahre lang für Irritation und Unruhe sorgte. Das war eine Schrift
mit dem Titel die „Drei Betrüger der Welt: Mose, Christus und
Mahumet“, von dem Peter Priskil am Ende des Buches ein kurzes
Kompendium angelegt hat. Es ist eine gründliche Abrechnung mit der
Religion, das gesucht, verfolgt, verbrannt wurde, und imme wieder auf
verschlungenen Wegen durch Abschriften, Kompilation, Zitate
auftauchte, bis in die Neuzeit überlebte und am Ende gar für die
Aufklärung von Bedeutung war.
Peter
Priskil ist es gelungen, auf fast 400 Seiten uns ein eindringliches
Gemälde vor Augen zu führen und zwar in einer wohltuend lebendigen,
anschaulichen Sprache, die ihn aber zuweilen zu überflüssigen
Redundanzen verleitet.
Doch
ich will zwei Punkte erwähnen, die meiner Meinung nach in so einem
gründlich recherchierten Werk fehl am Platze sind, auch wenn es nur
zwei Nebensätze sind.
Da
heisst es zum einen auf Seite 8: „Von wegen 'Hindufaschismus'!“
Das sei eine US-imperialistische Propagandaformel. Was immer die
Moslem früher für Verbrechen begangen haben mögen, so ist es ein
Faktum, dass seit Bestehen der 'größten Demokratie der Welt“
Indien niemals eine Demokratie gewesen, so wenig wie die USA oder
Israel. Dass die Moslems von Anfang an Bürger 2. Klasse gewesen
sind, dass dort ein furchtbarer Genozidkrieg gegen die Adivasi und
Dalit im Gange ist, dass die Kaschmiri brutal unterdrückt werden.
Ich empfehle nur zwei Schriften, die von Arundhati Roy 'Der
aufhaltsame Aufstieg des Hindufaschismus' und 'Indias War on People'
von Gautam Navlakha und Arundhati Roy. Und merkwürdig in diesem
Zusammenhang ist ja auch, dass der US-Imperialismus engste
Beziehungen sowohl zur BJP- als der jetzigen Congress-Regierung
geknüpft hat.
Der
zweite Punkt betrifft den Satz auf S. 11, „dass Mesopotamien und
später der Iran zum Schauplatz der ersten großen Spaltung des Islam
wurden (ist kein Zuffall). Beide waren … die Wiege der
Zivilisation.“ Da ist Peter Priskil einer üblen
christlich-klerikale-eurozentristischen Kampagne aufgesessen, die
seit ca. 150 Jahren mit immer größerem Eifer geführt wird.
Von
Herodot bis Champollion-Figeac (1839) wurde von aller Welt als
Selbstverständlichkeit angesehen, dass in Ägypten die Zivilisation,
die Wissenschaft, die Kultur begann und dort in einem Wort die Wiege
der Menschheit stand, und dass die Ägypter Schwarze waren.
Dann
begann zuerst der Bruder von Champollion, sodann der Sohn zuerst in
den Schriften des Bruders und Vaters (später auch anderweitig) zu
ändern, wegzulassen, zu streichen, zu fälschen, im Gleichschritt
mit der vollen Entwicklung des Kolonialismus „denn es kann nicht
sein, was nicht sein darf“, das die Schwarzen die Fundamente
unserer Kultur geschaffen haben. Und so wurde peu à peu die Wiege
immer weiter nach Nordosten hin, näher an die Wiege des
Jesukindlein, wo ja wenigsten Semiten wohnten und keine Schwarzen.
Erst
das Standardwerk des senegalesischen Historikers und Anthropologen
Cheikh Anta Diop „The African Origin of Civilization' hat die Dinge
wieder ins rechte Licht gerückt, wofür er 1974 auf der in Kairo von
der UNESCO organisierten Archäologen-Konferenz Anerkennung und
Beifall von der großen Mehrheit erhielt. Und Basil Davidson – The
Great Old Man of African History – hat dem allzu früh Verstorbenen
in seiner 10-teiligen Serie 'Africa' ein Denkmal gesetzt.
Natürlich
mindern diese Gedanken in keiner Weise den Wert dieser hervorragenden
Arbeit.
Aber
ist es nicht ein hübscher Gedanke, dass unsere Kultur aus Afrika
kommt, unsere Demokratie von den Indianern (genauer der
Irokesenkonföderatin, mit deren Führern Washington geheime
Unterredungen führte, um herauszufinden, wie man das so macht, mit
der Demokratie. Und dann ist den Deutschen ja ihre Verfassung von
der amerikanischen durch die Besatzer abgekupfert worden.) und unsere Aufklärung von den
Arabern? Aber wir, die weißen Christen, sind natürlich die Krone
der Schöpfung.
Das
Buch ist im Ahriman Verlag erschienen, hat 410 S. und kostet €
24.80. Mehr Informationen findet man hier http://www.ahriman.com/buecher/karmaten.htm
Einar
Schlereth
Klavreström,
den 12. Dezember 2010
http://www.tlaxcala-int.org/article.asp?reference=2957
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