Freitag, 13. Dezember 2019

Das indigene Bolivien ist bereit, in den Krieg zu ziehen gegen den Faschismus.


André Vltchek

12. Dezember 2019


Aus dem Englischen: Einar Schlereth
Nach dem Staatsstreich


Bolivien, Dezember 2019, drei Wochen nach dem faschistischen Staatsstreich. Es ist teuflisch kalt. Das Auto meines Kameraden navigiert vorsichtig durch die tiefen Schlammwege. Enorme schneebedeckte Berggipfel sind in der Ferne gut sichtbar.

Der bolivianische Altiplano; geliebt, aber immer irgendwie feindlich, still, undurchdringlich.

So oft, in der Vergangenheit, bin ich hier dem Tod nahe gekommen. Sowohl in Peru als auch in Bolivien. In Peru häufiger.

Nun, was ich tue, ist total verrückt. Als Unterstützer von Präsident Evo Morales von Anfang an bis heute darf ich nicht hier sein, in Bolivien, im Altiplano. Aber ich bin es, denn diese Lehmhütten links und rechts, sind mir so vertraut und so lieb.

Mein Kamerad ist ein bolivianischer Bauer, ein Einheimischer. Seine Hände sind rot, rauh. Normalerweise redet er nicht viel, aber nach dem Putsch kann er nicht aufhören zu reden. Dies ist sein Land, das Land, das er liebt und das ihm, seiner Frau und seinen Kindern gestohlen wurde.

Wir können hier beide draufgehen, und wenn schon, das ist das Leben; wir kennen das Risiko und wir nehmen es gerne auf uns.

Carlos (nicht sein richtiger Name), mein Fahrer und ein Freund, erklärte:

"Ich rief sie, die Ältesten, und sie sagten, es sei in Ordnung, dass du kommst. Ich habe ihnen deine Essays geschickt. Weißt du, die Leute hier lesen jetzt, sogar tief im Hinterland – in den Dörfern. Nach 14 Jahren Regierung von Evo ist das gesamte Land durch das Mobilfunknetz abgedeckt. Sie lesen deine Sachen, die ins Spanische übersetzt wurden. Sie mochten, was sie lasen. Sie haben zugestimmt, dir eine Erklärung zu geben. Aber sie sagten: "Wenn er nicht wirklich ein russisch-chinesischer linker Schriftsteller ist, sondern ein Camacho-Kumpel, werden wir seinen Kopf mit einem Stein einschlagen."

Camacho; Luis Fernando Camacho, ein Mitglied der faschistischen, von den USA unterstützten revolutionären nationalistischen Bewegung, und seit 2019 Vorsitzender des Bürgerkomitees von Santa Cruz. Ein Hauptgegner von Evo Morales, ein Mann, der sich während der bolivianischen Parlamentswahlen 2019 auf die Seite des Westens und dem dem verräterischen bolivianischen Militär (ausgebildet in den Vereinigten Staaten) stellte und am 5. November 2019 den Rücktritt von Evo forderte.

Ich finde gut, was sie sagen. Wir werden gehen.

Wir fahren hinauf, und dann, auf ca. 4.100 Metern über dem Meeresspiegel, wird es ebener. Eine neue, breite Straße wird gebaut. Natürlich ist es ein Projekt aus der Zeit der Evo-Präsidentschaft.

Aber nicht nur auf den Straßenbau treffen wir überall. In jedem Dorf gibt es Wassertürme und Wasserpumpen und Wasserhähne. Wasser ist kostenlos, für alle. Es gibt Schulen, medizinische Zentren sowie Sportanlagen und sorgfältig gepflegte Felder.

Die Fahrt ist lang und hart. Aber irgendwann sehen wir ein paar Busse und Autos, die auf der Spitze eines Hügels parken.

Es gibt ein kleines Plateau und einen riesigen weißen Lautsprecher, der in der Mitte des Feldes sitzt.

Überall auf dem Platz sind Menschen in bunten Kleidern verstreut: Männer, Frauen und Kinder. Eine Gruppe von Ältesten sitzt in einem geschlossenen Kreis. Sie singen, und ihr Appell wird vom Lautsprecher übertragen. Sie wenden sich an das, was ihnen heilig ist: Mutter Erde. Sie brauchen Kraft, um weiterzumachen, zu kämpfen, sich zu verteidigen.

Ich werde zuerst von den Leuten "gescannt" und darf mich erst dann an die Ältesten wenden. Ich erkläre, wer ich bin, und bald sind die Formalitäten erledigt

"Sie können Aufnahmen machen, aber aus Gründen der Sicherheit nicht unsere Gesichter auf", wird mir gesagt. "Aber später kannst du das Publikum filmen."

Bald danach setze ich mich hin und sie beginnen zu reden:

"Die Situation, in der wir heute in unserem Land, in den Gemeinschaften hier oben, in den Andengemeinschaften leben, ist sehr schwierig. In Wirklichkeit fühlen wir uns frustriert, oft verlassen, weil wir uns während der vorherigen Regierung unter der Leitung von Präsident Evo Morales als Bauern und Einheimische sehr wohl gefühlt haben. Auch wenn wir manchmal nicht allzu viel Hilfe erhalten haben, ist die Regierung, der Präsident Evo Morales, von unserem eigenen Blut, aus unserer eigenen Klasse. Aus diesem Grund haben wir ihn unterstützt. Und wir unterstützen ihn weiterhin."

"Und das, was wir haben, ist jetzt eine Regierung - eine Diktatur. Sie sagen das Gegenteil, aber es ist eine faschistische Regierung. Es ist eine Regierung, die Wiphala, unser Symbol, verbrennt. Es entehrt uns. Wir fühlen uns gedemütigt, wir fühlen uns diskriminiert. Aus diesem Grund erkennen wir, dass wir nicht scheitern können; wir können hier nicht so bleiben, wir werden weiter kämpfen. Es wird Wahlen in unserem Land geben, und wir werden weiterhin diese eine Person unterstützen, die unseren Namen erhöht hat; den Namen der Ureinwohner, der Arbeiter, der Werktätigen und der Armen."
"Zuerst werden wir zu den Wahlen gehen, wenn es denn Wahlen geben wird. Wir werden gehen und unsere Leute, unsere Führungskräfte unterstützen. Falls sie Wahlbetrug verursachen, dann ja, werden wir uns erheben!"

Ich sagte ihnen, dass ich ihr Land und Altiplano seit mehr als 25 Jahren kenne. Alles hat sich geändert. In die Dörfer, die aus Lehmhütten bestehen, kam neues Leben. Sie wachten auf, begannen zu blühen. Das Wasser für alle begann durch die von der Regierung gelegten Leitungen zu fließen. Es wurden moderne Krankenwagen eingesetzt wie überall im ganzen Land. Gesundheitszentren öffneten ihre Türen und Schulen wuden für Millionen Schüler errichtet, ebenso Berufschulen. Es wurden neue Straßen gebaut. Die Regierung förderte den ökologischen Landbau.

Bolivien, seit Jahrzehnten und Jahrhunderten unter einer monströsen Apartheid lebte, wurde ausgebeutet, erniedrigt und ständig beraubt, ist aber in kurzer Zeit wieder auf die Beine gekommen.

Ich habe ihnen erzählt, wie ich in den 90er Jahren immer wieder aus Peru hierher kam, einem Land, das vom sogenannten "Dreckigen Krieg" verwüstet war, den ich in meinem Roman "Point of No Return" beschrieben habe. Peru war schrecklich zerstört, aber hier, in Bolivien, waren die Menschen halbwegs gesund. Es gab keine Hoffnung, nur stilles, erschreckendes Elend.

Jetzt ist Bolivien, einst das ärmste Land Südamerikas, Peru weit voraus, das Land, das durch das neoliberale Wirtschaftsmodell unerbittlich ausgesaugt wurde und das immer noch rassisch und sozial extrem gespalten ist.

Ich fragte die Ältesten, ob sie dem zustimmen würden. Das taten sie.

"Sicherlich. Denn mit eigenen Augen haben wir enorme wirtschaftliche Veränderungen erlebt und erlebt, wie Bolivien aufstieg und nach 14 Jahren diese gesamte lateinamerikanische Region überholte."

Dann filmte ich und fotografierte.

Bevor wir losfuhren, näherte sich eine ältere Frau dem Auto und schrie etwas in einer Landessprache.
Carlos übersetzte:

"Wir werden alle jene bösen Wesen bekämpfen, die sich zu unseren Herrschern erklärt haben. Wenn sie nicht verschwinden, werden wir bald wieder die Straßen zwischen El Alto und La Paz schließen, und sie werden ihren eigenen Kot fressen müssen. Unser Volk wird nie wieder besiegt werden. Sag das, wohin du auch gehst!"

Ich sagte, dass ich es tun werde.

1971 veröffentlichte der große uruguayische Schriftsteller, Journalist und Dichter Eduardo Galeano sein Buch «Die offenen Adern Lateinamerikas» (Open Veins of Latin America, das bald zum wichtigsten Buch für die lateinamerikanischen linken Denker und Revolutionäre wurde.

In dem Buch, das regelmäßig auf dem ganzen Kontinent verbotern wurde, hat Galeano über die 500 Jahre monströser Plünderung, Betruges und Grausamkeit geschrieben, die von den Europäern und den Nord-Amerikanern an den Völkern Zentral- und Südamerikas begangen wurden. Einige der schrecklichsten Verbrechen wurden auf dem Gebiet des heutigen Boliviens begangen, insbesondere in den Silberminen der Stadt Potosi, die dazu beitrugen, Europa reich zu machen, aber woran zehntausende Menschen starben, als sie gezwungen waren, als Sklaven zu leben und zu arbeiten.

Kurz bevor er starb, arbeitete ich mit Eduardo Galeano in seinem Café in der Altstadt von Montevideo.

Es war während der hektischen Tage der "Pink Revolutions" Welle. Wir feierten unsere Siege und teilten die Hoffnung auf die Zukunft.

Aber irgendwann hielt Eduardo inne und sagte schlichr:

"Weißt du, alle unsere Kameraden, die jetzt die Macht haben, müssen sehr vorsichtig sein. Sie müssen verstehen, dass die armen Menschen, die sie gewählt haben oder die sie unterstützt haben, als sie die Macht übernahmen, nur noch eine Sache in ihrem Leben haben, und das ist Hoffnung. Du nimmst ihnen die Hoffnung, und dann bleibt ihnen nichts mehr.. Sie der Hoffnung zu berauben, bedeutet, sie zu töten. Deshalb sage ich es ihnen immer, wenn ich unseren linken Führern begegne, und das tue ich sehr oft: Kameraden, vorsichtig, spielt nicht mit der Hoffnung! Versprecht den Leuten niemals, was ihr nicht halten könnt. Und haltet immer Wort."

Juan Evo Morales Ayma, der erste bolivianische indigene Präsident, verstand Galeano und seine Arbeit sehr gut. Er und seine Bewegung für den Sozialismus (MAS) haben das Vertrauen der Armen nie verraten. Deshalb wurde ihm vom Westen und von vielen Menschen, die aus der verräterischen bolivianischen Elite und dem Militär stammen, nie vergeben.

Nach meinem Treffen mit den indigenen Führern bat ich Carlos, uns ohne besonderen Plan durch den Altiplano zu fahren. Ich wollte mit den Menschen sprechen, mit den Ärmsten der Armen Boliviens.

An einem Punkt kamen wir in einem kleinen Dorf an. Ein Hund mit gebrochenem Bein begrüßte uns mit lautem, aber harmlosem Bellen. Es gab zwei Schafe in der Nähe des Eingangs zum Haus. Ein älterer Bauer, seine blinde Frau und eine Tochter arbeiteten auf dem Feld.

Sie hatten keine Angst zu sprechen, auch nicht, um aufgenommen und fotografiert zu werden, solange ich versprach, ihre Namen nicht preiszugeben.

Dem Bauern fehlte die Hälfte seiner Zähne, und er war seitwärts gebeugt, aber seine Gedanken und Worte waren klar:

"Danke an Evo für alles. Es gibt seine Arbeit, und sie spricht für sich selbst; diese Straße, diese Infrastruktur. Sogar dieses kleine Haus, das wir haben, haben wir ihm zu verdanken."

"Hier wollen wir diese sogenannte Präsidentin Añez nicht. Sie will uns in die Irre führen, sie lügt uns an. Wir sind bei der MAS; alle von uns hier oben unterstützen die MAS entschieden. Wir unterstützen unseren Bruder Evo. Wir haben hier immer gelitten, aber Evo kam mit ausgezeichneten Projekten.... aber jetzt werden alle Fortschritte aufhören."

Die Tochter ist vielleicht 14 Jahre alt. Sie ist ein Produkt der Regierung von Evo. Ordentlich gekleidet, mit einer schönen Brille, spricht sie fließend. Sie spricht eine gut formulierte Sprache:

"Diese Putschisten haben kein Mitleid mit uns. Sie haben auf uns geschossen, uns geschlagen, mit Gas geschossen. Sie haben unsere Frauen vergewaltigt. In letzter Zeit haben unsere Mütter, unsere Väter in La Paz sehr gelitten. Menschen wurden verletzt, Menschen starben, und das Militär und die Putschisten kennen keine Gnade. Wir wollen keine Sklaven sein, wie früher. Nach dem Putsch hat die neue Regierung schreckliche Dinge über unseren Präsidenten gesagt, Dinge, die uns überhaupt nicht gefallen. Wir wollen keine Sklaven sein und auch nicht von dieser neuen Frau und ihrem Volk verstoßen werden. Sie ist eine Rassistin. Die Wahrheit ist, dass sie äußerst rassistisch ist. Sie nennen uns "Indios" und sagen Dinge über uns, die uns wütend machen. Sie diskriminieren uns auf alle möglichen Arten."

"Aber du verlierst die Hoffnung nicht?" fragte ich.


"Tue ich nicht", lächelte sie. "Ich bin bei MAS. Und MAS wird siegreich sein. Wir werden diejenigen besiegen, die hinter dem Putsch stehen."

Wir fuhren los und fuhren auf die Hauptstraße zu.

"Mach noch einmal Halt", bat ich Carlos.

Wir fuhren zufällig zu einer teilweise beschädigten Wohnung.

"Was ist hier passiert?" fragte ich.

Die Familienmitglieder sprachen alle durcheinander:

"Im November schickte Camacho mehrere Busse voll mit seinen Anhängern aus Potosi hierher. Sie kamen an und fingen an, uns zu verprügeln, uns zu beleidigen, unsere Tiere zu töten und unsere Häuser zu zerstören. Sie zwangen uns auf die Knie und banden unsere Hände hinter unserem Rücken. Sie warfen die schimpflichsten Namen uns an den Kopf. Sie haben uns gedemütigt. Sie sagten, dass es vorbei ist, dass wir jetzt wieder wissen, wohin wir gehören."

Ich fragte Carlos, ob er diese Geschichten schon einmal gehört habe. antwortete er, ohne nachzudenken:

"Natürlich. Du kannst jeden hier oben fragen, und er wird bestätigen, was du gerade gehört hast."

Bevor wir nach La Paz, in El Alto, hinunterfuhren, bat ich Carlos, an mehreren Orten anzuhalten, wo im November Dutzende von Menschen starben, die die Hauptstadt als Protest gegen den Putsch blockierten, der Evo Morales in das Exil zwang.

Die Einschusslöcher an den Häuserwänden waren alle noch da und deutlich sichtbar.. Es gab dort Blumen, wo Menschen gefallen waren. Bald, hoffentlich sehr bald, wird es Denkmäler geben.

Die Graffitis in ganz El Alto, sprachen deutlich und laut:

"Añez, wir werden dich verjagen - du Putschistin!", "Añez - Diktator!" und "Añez - Mörder!".

Erst vor einem halben Jahr erlebte ich in El Alto große Feste. Ich habe farbenfrohe Prozessionen gefilmt, Leute tanzten, es gab ein Feuerwerk. Ich bewunderte die neuen öffentlichen Plätze, die supermodernen Seilbahnen, die öffentlichen Schwimmbäder sowie die für Kinder angelegten Spielplätze.

Nun liegt die Stadt wie ein Friedhof da. Es war unheimlich, still, düster.

Der riesige Berg Illimani, das Symbol dieses alten Landes, war mit Schnee bedeckt. Er war jetzt schön, aber er ist immer atemberaubend, in guten Zeiten ebenso wie bei Katastrophen. La Paz, das in einem riesigen Krater liegt, war von oben gut zu sehen.

"Die Yankees kommen", sagte Carlos. "Weißt du, Añez hat volle diplomatische Beziehungen zu Washington wiederhergestellt. Und ihre Spione und Agenten überschwemmen die Botschaft; alle in Zivilkleidung, natürlich...."

"Und ihr Rücken, der wird vonden verräterischen Militär Boliviens gedeckt", sagte ich sarkastisch.

Carlos schwieg eine Weile. Dann beschloss er zu sprechen:

"Als ich jung war, war ich selbst beim Militär. In Cochabamba, weißt du, während der Wasserkrise und der Volksrebellion, die darauf abzielte, das Wasser kostenlos zu machen. Das habe ich dir nie gesagt. Das waren schwere Zeiten. Die Leute standen auf, und einige starben. Unsere Einheit bestand hauptsächlich aus einheimischen Soldaten. Die Offiziere waren weiß, fast alle waren es. An einem bestimmten Punkt haben wir wir sie wissen lassen, dass wir nicht auf unsere Brüder und Schwestern schießen würden. Sie schissen sich in die Hosen: die Hauptleute, der Oberst; du hättest sie sehen sollen: Sie liefen herum, in der Kaserne und draußen, ohne ihre Rangabzeichen. Weißt du, irgendwann, wenn sie uns gezwungen hätten, unser Volk zu töten, hätten wir uns geweigert und sie stattdessen abgeschlachtet."

"Sie wurden im Westen ausgebildet?" fragte ich.

"Viele, ja."

"Und jetzt Carlos? Was wird jetzt passieren?"

Er begann zu flüstern, obwohl niemand in der Nähe zu sein schien:

"Ich habe zwei Verwandte in der Armee. Ich habe vor ein paar Tagen mit einem von ihnen gesprochen. Es ist dasselbe wie damals, als ich in Cochabamba diente. Die oberen Ränge sind für die Yanquis, aber die Truppen, die meisten von ihnen, sind bei MAS; sie sind für Evo. Wenn es eine Meuterei gibt und es wird wohl bald eine geben, dann werden Añez, Camacho und ihre Gringo-Freunde etwas erleben!"

Ich ging zum Mittagessen in das Luxushotel Suites Camino Real in La Paz. Ich musste "sie" sehen, die andere Seite. Diejenigen, die exquisites Rindfleisch aus der Provinz Santa Cruz importieren, diejenigen, die es hier konsumieren, diejenigen, die jetzt feiern.

Und feiern, das taten sie.

Es fanden mehrere Partys gleichzeitig statt. Die Leute sprangen herum, umarmten sich gegenseitig, schrien wie verrückt. Alles weiß, alles "groß und schön", alles blond, gefärbt oder echt. Der Wein floss.

Die meisten Kellner waren Einheimische, gekleidet in westliche Kleidung, still und unsicher.

Ich traf einen ehemaligen Spitzenökonomen in der Regierung von Evo, Ernesto Yañez, der zu einem bestimmten Zeitpunkt Vizepräsident der Zentralbank von Bolivien war. Es war sicher, sich hier zu treffen. Wir fanden eine ruhige Ecke, wo wir reden konnten:

"Ich nenne natürlich das, was passiert ist, einen Staatsstreich. Es gab keine Wahlfälschung.

Zweifellos waren die Jahre, in denen Evo an der Macht war, von großer wirtschaftlicher Stabilität geprägt. Besonders am Anfang gab es fast keine wirtschaftlichen Probleme. Die Armutsquote sank von 55% auf unter 30%. Die Lebensqualität hat sich dramatisch erhöht."

"Im relativ armen Bolivien sind die Armutsraten niedriger als im reichsten Land des Kontinents, Argentinien, nach der Herrschaft des neoliberalen Präsidenten Macri", konnte ich nicht umhin zu erwähnen.

"Ja, aber nach dem Putsch bricht die Wirtschaft hier zusammen", sagte Ernesto Yañez.

Vor einem halben Jahr war ich hier, und es gab heftige Streiks von Ärzten in ganz Bolivien. Viele von ihnen wurden vom Staat kostenlos ausgebildet, aber danach forderten sie ein neoliberales Gesundheitssystem, in dem Ärzte und Krankenschwestern unrealistisch hohe Gehälter erhalten würden. Viele kubanische Ärzte wurden von der Regierung im ganzen Land eingesetzt, um die medizinische Versorgung zu verbessern. Erzählte Ernesto Yañez und weiter:

"Während der Regierung von Evo stiegen Millionen von Menschen von der unteren in die Mittelschicht auf. Die meisten von ihnen waren jung. Das heißt, vor dem Putsch und nach 14 Jahren MAS-Herrschaft hatten viele junge Mittelständler keine Ahnung, was es heißt, im Elend zu leben. Sie hielten alle Erfolge von Evo und MAS für selbstverständlich. Als dann bestimmte Schwierigkeiten auftraten, darunter die Verlangsamung der Wirtschaft nach 2014, sahen sie es als das Versagen der Regierung von Evo an.

Weißt du, zum Beispiel die Ärzte, die du erwähnt hast; sie dachten, wenn sie die MAS stürzen, würden alle ihre Forderungen sofort von der rechten Regierung erfüllt werden. Die dachte natürlich nicht daran. Jetzt haben sie keine Ahnung, was sie tun sollen."

"Wie in Santa Cruz", stimmte ich ihm zu. "Die Kraftstoff- und Gebrauchsartikelpreise steigen. Jetzt werden die Rechten erkennen, was es heißt, ihren Traum zu verwirklichen - ein neoliberales Regime. Sie werden ausgelöscht, verzweifelt."

Ernesto Yañez schloss:

"Du weißt ja, dass Evo auch viele bolivianische Geschäftsleute reich gemacht hat. Das Land und seine Wirtschaft waren jahrelang sehr stabil. Bevor er an die Macht kam, waren die großenPlayer die Nordamerikaner, Europäer und Chilenen. Während seines Mandats wurden bolivianische Unternehmen bevorzugt. Bolivianische Eliten waren immer rassistisch, für sie war Evo "un Indio mas" (nur ein weiterer Indio). Aber sie verbargen ihre Gefühle gut. Es liegt daran, dass Evo die Dinge gut gemacht hat. Er hat dieses Land zum Besseren verändert, fast für alle.

"Aber jetzt sind die Dinge immer schlimmer geworden. Der neue Präsident kommt mit Bibel und Kreuz, verbrennt Wiphala, und Menschen sterben. Jetzt wollen die Indigenen Evo zurückhaben."

Und nicht nur die indigenen Menschen, obwohl fast alle Indigenen, die ich diesmal in Bolivien getroffen habe, so denken.

Ich ging zur Plaza Murillo in La Paz, wo sich der Präsidentenpalast und der Nationalkongress von Bolivien befinden.

Die Polizei und das Militär waren überall. Während der Regierungszeit von Evo war dies ein ruhiger, offener Ort, voll von grünen Bäumen, Kindern und Tauben.

Vor dem Nationalkongress versammelten sich mehrere Damen in schöner einheimischer Kleidung und sprachen miteinander. Das waren Stellvertreter der MAS.

Ich zog meine Kameras heraus und näherte mich ihnen. Sofort begannen sich mir Sicherheitskräfte in Zivil zu nähern, aber die beiden Damendeputierten machten mit den Armen Abwehrgesten, lächelten mich an und gaben den Sicherheitskräftezu versethen zu verschwinden: "Lass ihn in Ruhe, er gehört zu uns."

Ich wusste, dass wir keine Zeit haben, und ich fragte nur eines: "Sind wir standfest, Genossinnen?"
Ohne zu zögern sagten sie:

«Wir sind standfest. Sie werden uns nicht unterkriegen. MAS ist die legitime Regierung Boliviens.»

Und das ist es, was ich von der Plurinationalen Republik Bolivien berichten kann:

Das Land liegt unter Beschuss der Vereinigten Staaten und ihren Verbündeten. Es wurde durch ihre verräterischen Kader, sowohl militärische als auch zivile, verwundet. Blut ist vergossen worden. Der legitime Präsident und der Vizepräsident befinden sich im Exil. Laut Reuters "sucht ein bolivianischer Minister bei Israel um Hilfe nach zur Bekämpfung des angeblich linken "Terrorismus"". Das heißt, die legitime Regierung.

Aber das Land ist standhaft. Die Menschen liegen nicht auf den Knien. Zuerst wird abgestimmt, aber wenn es irgendwelche Tricks aus Washington oder von der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) gibt, wird es einen Kampf geben.

Evo Morales und MAS haben die letzten Wahlen gewonnen. Es gibt absolut keine Möglichkeit, dass MAS nicht wieder gewinnen wird. Ich habe mit den Menschen gesprochen, und jetzt, noch mehr als früher, schließen sie sich der Bewegung zum Sozialismus an, die Bolivien zu einem der großartigsten Länder der westlichen Hemisphäre gemacht hat.

Die indigenen Völker Boliviens und des restlichen Südamerikas sind keine Bettler oder Sklaven. Lange vor der Ankunft dieser brutalen religiösen Fundamentalisten und schlecht erzogenen Plünderer - der spanischen Eroberer - waren sie die Besitzer dieses schönen Landes. Ihre Zivilisation war viel größer als die ihrer Peiniger.

Die Regierung von Evo hat viel mehr getan, als nur die soziale Situation in seinem Land zu verbessern. Er begann, 500 Jahre grausamer Ungerechtigkeit auf diesem Kontinent rückgängig zu machen. Er gab den Machtlosen die Macht. Er gab den Menschen, denen alles genommen worden war, ihren Stolz zurück.

Washington zeigt deutlich, wo es steht. Trotz ihrer heuchlerischen "politischen Korrektheit" steht sie auf der Seite des Rassismus, Kolonialismus und faschistischer Unterdrückung. Anstatt die Freiheit zu verteidigen, unterdrückt es die Freiheit. Anstatt die Demokratie zu fördern (was "Herrschaft des Volkes" ist), vergewaltigt sie die Demokratie: hier in Bolivien und anderswo.

Bis Bolivien wieder frei ist, sollte die gesamte freiheitsliebende Welt die Wiphala schwenken.

Die Ältesten des Altiplano haben eine klare Botschaft an die Welt gesendet. Es werden Wahlen stattfinden, aber wenn das Volk seiner Regierung beraubt wird, wird es einen Aufstand und einen epischen Kampf geben.

Traurigerweise, wenn es einen Kampf gibt, werden einige Leute unter die Erde kommen. Aber auch die Erde wird nicht untätig bleiben - sie wird sich ihrem Volk anschließen.

Añez wird zusammen mit ihren kolonialistischen Symbolen bereits von der Mehrheit des bolivianischen Volkes verflucht, ebenso wie Camacho und mehrere andere Verräter. Aber vielleicht sind sie technisch gesehen gar keine "Verräter". Ihre Loyalität gilt den Nationen, die diesen Teil der Welt angegriffen haben und ihn seit mehreren langen Jahrhunderten ausplünderten.

Nach 500 Jahren der Qual und Erniedrigung umarmt die Mutter Erde, Pachamama, ihre Kinder. Evo und MAS brachten sie zusammen. Dies ist ein gewaltiger Moment in der Geschichte. Die Leute hier begreifen es. Europäische, rassistische Eliten begreifen es. Washington ist sich dessen wohl bewusst.

Im Moment gibt es einen Augenblick der Stille; eine kurze.
Wenn die faschistischen Staatsstreichführer nicht weichen, wird es einen gewaltigen Donner geben, und das Volk von Altiplano wird sich erheben, Wiphala in der Hand, unterstützt von ihrer alten, heiligen Erde.

 Erklärung von Che Guevara (Kuba) vor den Vereinten Nationen am 11. Dezember 1964



Andre Vltchek ist Philosoph, Schriftsteller, Filmemacher und investigativer Journalist. Er hat Kriege und Konflikte in Dutzenden von Ländern behandelt. Drei seiner neuesten Bücher sind Revolutionärer Optimismus, Westlicher Nihilismus, ein revolutionärer Roman "Aurora" und ein Bestseller der politischen Sachbücher: " Lügen des Imperiums enthüllen". Sehen Sie sich seine anderen Bücher hier an. Sehen Sie Rwanda Gambit, seine bahnbrechende Dokumentation über Ruanda und den Kongo und seinen Film/Dialog mit Noam Chomsky "On Western Terrorism". Vltchek lebt derzeit in Ostasien und im Mittleren Osten und arbeitet weiterhin weltweit. Er ist über seine Website und sein Twitter erreichbar. Er schreibt speziell für das Online-Magazin "New Eastern Outlook".


Die ursprüngliche Quelle dieses Artikels ist Information ClearingHouse.
Mit Hilfe von DeepLtranslator übersetzt.




2 Kommentare:

  1. Dr.Wamilele ist der größte Zauberwirker, den ich jemals in meinem Leben gekannt habe. Mit nur einem Liebeszauber wurde meine Ehe, die seit Jahren zerbrochen ist, wiederhergestellt. Innerhalb von nur 12 Stunden, in denen er den Zauber sprach, kam mein Ex-Mann zu mir zurück und bat auf den Knien, ich solle ihm vergeben und ihn zurückbringen. Wir leben zusammen, seit ich ihm vergeben habe und es sind nun über 5 Jahre vergangen, aber die Liebe zwischen uns wächst immer stärker und stärker. Ich werde Dr.Wamilele für immer dankbar sein. Sie können ihn über wamilelespell@gmail.com kontaktieren

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  2. Ist das nicht süß? Es gibt noch Zeichen und Wunder. Das ist doch die Frau vom Bill Gates oder?

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