Samstag, 25. Juni 2016

Kolumbien und die FARC-Rebellen unterzeichnen einen historischen Waffenstillstand zur Beendigung des 50-jährige Konfliktes (Update)


Hier steht ein Artikel  in dem Präsident Juan Manuel Santos eine Woche vor dem Referendum über den Friedensvertrag die Morde an bis zu  5000 FARC-Mitgliedern eingestanden hat. Aida Avella, Präsidentin der Unión Patriótica (UP), forderte auch Wiedergutmachung.

Dass ausgerechnet Raúl Castro dies Abkommen „als einen Sieg des Volkes“ bezeichnet, ist absurd. Hätten die Kubaner auf Freunde gehört, lieber mit Batista zu verhandeln und die Waffen niederzulegen, hätte es nie eine Revolution auf Kuba gegeben. Die FARC hat außer Versprechungen NICHTS erreicht, aber sie hat alles aufgegeben und am Ende sogar die Waffen. Schaut euch das Video an, in dem eine junge Kämpferin sehr skeptisch sagt: „Nos matarán uno por uno. Sie werden uns einen nach dem anderen töten.“ Und vergesst nicht, dass dies vom Guardian geschrieben wurde, der jetzt natürlich nicht plötzlich die Wahrheit sagen kann.


Kolumbien und die FARC-Rebellen unterzeichnen einen historischen Waffenstillstand zur Beendigung des 50-jährige Konfliktes


Sibylla Brodzinsky und Jonathan Watts
23. Juni 2016


Aus dem Englischen: Einar Schlereth

Colombian president Juan Manuel Santos, Cuban president Raúl Castro and Farc commander Timoleón Jimenez attend the signing ceremony in Havana, Cuba. Photograph: Adalberto Roque/AFP/Getty Images
Die kolumbische Regierung und die FARC-Guerilla haben das Ende eines der längsten Kriege der Welt erklärt mit der Unterzeichnung des Waffenstillstandes. „Möge dies der letzte Tag des Krieges sein,“ sagte FARC-Chef Timoleón „Timochenko“ Jiménez mit tränerstickter Stimme.

„Wir stehen vor dem abschließenden Friedensabkommen,“ sagte er, nach dem Händeschütteln mit dem kolumbischen Präsidenten Juan Manuel Santos in Havana, bei dem auch der UN-Generalsekretär Ban Ki-moon anwesend war.

Obwohl das abschließende Friedensabkommen auch die Zustimmung eines Referendums erfordert, sind die formelle Einstellung der Feidseligkeiten zwischen den Hauptakteuren sowie FARCs Akzeptierung der Entwaffnung Kernpunkte zur Lösung des Krieges niedriger Intensität, der mehr als 250 000 Tote forderte und die Vertreibung von mehr als 6 Millionen Menschen.

Santos begrüßte den historischen Tag für sein Land und sein Volk – von denen viele nur den Krieg kennen. „Kolumbien gewöhnte sich daran, im Konflikt zu leben. Wir haben nicht einmal die leisesten Erinnerungen, was es bedeutet, in Frieden zu leben,“ sagte er. „Heute beginnt ein neues Kapite, das den Frieden zurückbringt und unseren Kindern die Möglichkeit gibt, die Geschicht nicht nochmals zu erleben.“

Der Präsident gab zu, dass es noch Konflikte mit anderen kleineren Gruppen gibt und mit Drogenhändlern, aber er sagte, dass das größte Hindernis für den Frieden  überwunden wurde.

Santos erzählte, wie seine Mutter ihm ein Gewehr schenkte, als er in die Marine eintrat. Er bezeichnete sich auch als unversöhnlicher Fein der FARC, aber er sagte, dass der Kampf jetzt durch politische Debatte und nicht Krieg ausgefochten werde.

„Jetzt, wo wir Frieden erzielt haben, werde ich als Staatschef und als Kolumbianer mit gleicher Entschlossenheit für ihr Recht eintreten, ihre Meinung zu und ihren politischen Kampf mit legalen Mitteln vertreten, auch wenn wir niemals übereinstimmen. Das ist das Wesen der Demokratie, in der wir sie willkommen heißen.“

Mehrere lateinamerikanische Führer waren anwesen, um das Ende des letzten großen Konfliktes auf dem Kontinent zu feiern. Unter ihnen waren der kubanische Präsident Raúl Castro, der die Friedensgespräche veranstaltete, und Venezuelas Staatschef Nicolás Maduro, dessen Land einen Beobachterstatus hat und eine wichtige Rolle spielte, die FARC an den Verhandlungstisch zu bringen. Diplomaten der USA waren auch anwesend im Gefolge der Zustimmungs-Erklärungen von Außenminister John Kerry, der beide Verhandlungsteams zuvor im Jahr traf.

DIESES VIDEO GEHÖRT THE GUARDIAN. IHR MÜSST ES ALSO AUF DER SEITE DER
ZEITUNG ANSEHEN.

UN-Generalsekretär Ban befürwortete das Abkommen. Castro nannte das Abkommen „einen Sieg für das Volk von Kolumbien“.

Der endliche Friedensschluss wird in Monaten erwartet – vielleicht an Kolumbiens Unabhängigkeitstag am 20. Juli – nach dem Kompromiss vom Mittwoch über die schwierigste Frage: wie sollen die 7000 FARC-Soldaten demobilisiert werden, die ihre Basen in den Bergen und Wäldern haben.


Das Abkommen hatte eine lange Vorbereitungszeit. Santos hatte schon vor 2 Jahren darauf gehofft. Im vergangenen Jahr bestimmte man den 23. März 2016 als deadline, der verpasst wurde, weil man sich noch nicht einig war über die Demobilisierung und Entwaffnung.

Obwohl ein informeller Waffenstillstand schon seit Monaten bestand, war die FARC abgeneigt, ihre Waffen niederzulegen, weil sie eine Wiederholung der anti-linken Gewalt fürchtete, was zur Ermordung von 3000 Mitgliedern der politischen Bewegung Unión Patriótica führte, die beim vergangenen gescheiterten Friedensabkommen in den 80-er und 90-er Jahren entstanden war.


Die öffentliche Feindseligkeit ist immer noch groß gegenübe der FARC und anderen linken Rebellen, weil sie ihre Organisationen durch Kidnapping und Drogenhandel finanzierten. Aber die Regierung versprach ihnen Sicherheit und Hilfe bei der Wiedereingliederung in die Gesellschaft. Die FARC-Führer haben jetzt den Befehl erlassen, „alle Gewehre schweigen zu lassen“.


Kolumbien hat Friedensabkommen mit drei anderen Rebellengruppen geschlossen: der Qunitin Lamé, der M19 und der Ejército Popular de Lebearción (EPL). Keine hat den Staat so sehr und so lange herausgefordert wie die FARC, die bei weitem stärkste Guerilla-Gruppe in Kolumbien und auch auf dem Kontinent.


[Die sehr interessante Foto-Gallerie müsst ihr ebenfalls in der Zeitung ansehen: Guerilla bereitet sich auf den Frieden vor.]


Die ist die erste Verhandlung, die sich mit dem grundlegenden Problem befasste, wodurch die Guerilla überhaupt entstanden ist,“ sagt Gonzal Sánchez, Direktor von Kolumbiens Zentrum für historische Erinnerung.


„Andere Verhandlungen versuchten das Problem der Waffen zu lösen und nicht die sozialen Probleme des Volkes,“  sagte er.


Der erste Punkt, der verhandelt wurde, war die starke Ungleichheit und der Mangel an Entwicklung in den ländlichen Gebieten Kolumbiens, ein Hauptpunkt der FARC, als sie ihren Kampf Mitte der 1960-er Jahre begann.

Vorsicht ist geboten. Der Kommander bezeichnet den Fluchtweg im Falle eines Angriffs.
Bei dem Friedensprozess war Internationale Unterstützung sehr wichtig, um beiden Seiten Versicherungen zu geben. Die Teilnahme der UNO bei der Überwachung des Waffenstillstandes und der Demobilisierung ist wesentlich für den Prozess, sagte Sanchez. Während finanzieller Beistand von den Europäern begrenzt ist, hat Obama den Kongress gebeten, 450 Mill. $ bereitzustellen für die Beseitigung der Landminen und die Bereitstellung der Sicherheit für die FARC-Leute, wenn sie die Waffen niederlegen.


„Jene, die am meisten für den Frieden geben, sind dieselben, die am meisten für den Krieg ausgegeben haben,“ sagte Sanchez mit Blick auf die Milliarden Dollar, die Kolumbiens Regierung erhielt für die Stärkung der Armee und Geheimdienstfähigkeiten gegen die FARC.


Das Ende von Kolumbiens Konflikt schließt einen „revolutionären Zyklus“ in Lateinamerika, sagte Sánchez. Er merkte an, dass die Erklärung von Donnerstag noch nicht das Ende des Prozesses ist. „Trotz der Begeisterung muss man eine Dosis Realismus bewahren.“

Die Botschaft vomm Donnerstag ist, dass der Konflikt zu Ende ist. Aber während die Nationale Befreiungsarmee, eine kleinere und schwächere Guerilla-Gruppe als die FARC, die fast so alt wie die FARC ist, getrennte Friedensgespräche mit der Regierung ankündigte, sind die noch nicht in Gang gekommen. Die Regierung hat gefordert, dass die Gruppe auf Kidnappings verzichten soll – ihre Hauptfinanzierungsquelle – bevor Gespräche beginnen könnten, was die ELN ablehnte als Vorbedingung.


„Die ELN verpasst den Moment und das wird ein Problem für die Gesellschaft und ein Problem für die FARC und für die ELN selbst sein,“sagte Sánchez.


Paradoxerweise warnte Sánchez, dass das Ende des Konfliktes mit der FARC zu mehr Unruhen auf dem Lande führen könnte.


„Nachdem wir ein halbes Jahrhundert uns an den Klang von Kugeln gewöhnt haben, werden wir uns jetzt an soziale Mobilisierungen in den Straßen gewöhnen müssen,“ sagt er mit der Bemerkung, dass die sozialen Bewegungen großenteils wegen des bewaffneten Konfliktes unterdrückt worden sind.

Quelle - källa - source

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen