Einar Schlereth
30. Juni 2016
Aus dem Englischen: Einar Schlereth
In der Türkei ist es jedenfalls anders als im Iran, wo es nicht erforderlich ist, als Präsident ein Diplom zu haben, allenfalls berufsfördernd – so hat wohl der jetzige Präsident Rouhani gedacht und legte sich einen gefakten Doktor zu. Wer wen hier nachgeahmt hat, wäre interessant zu erfahren, aber nicht unbedingt erforderlich.
Eric Zuesse zitiert den Al-Monitor vom 15. Juni, in dem es heißt: „Wenn sich herausstellt, dass Erdogan niemals für die Präsidentenwahl qualifiziert war, dann ist alles, was er unterzeichnet und durchgeführt hat, als null und nichtig anzusehen vom rein rechtlichen Standpunkt aus gesehen.“ Bleibt abzuwarten, wie dieser Punkt von unseren unabhängigen Medien behandelt wird, oder ob er umgehend unter den Tisch fällt – ganz aus Versehen natürlich.
Erdogan versucht mal wieder, den Skandal auf seine übliche Weise zu lösen. Am 18. Juni wurde von einem Blogger die Nachricht verbreitet, dass zwei investigative Journalisten plötzlich und auf mysteriöse Weise verstorben sind, kurz nachdem sie Berichte brachten, die Probleme mit Erdogans 'Diplom' behandelten.
Eric Zuesse hat noch etwas mehr zum Fall Erdogan gefunden. Der hat im wesentlichen nur islamische Schulen durchlaufen, die keineswegs eine fortschrittliche Version des Islam lehrten, sondern eine fundamentalistische Sunni-Version. Für diese Absolventen ist es jedenfalls keine Sünde – und damit auch kein Vergehen – gegen Gesetze einer säkularen Verfassung zu verstoßen. Das erklärt seine ausgesprochen reaktionäre Politik, mit der er die von Atatürk stammende säkulare Verfassung – mit Trennung von Religion und Staat - aushebeln will und zurück zur sektiererischen ottomanischen Verfassung kommen will, möglichst als Sultan. Er hat sich ja auch gebrüstet, dass unter seiner Regierung die Zahl der Schüler in diesen Koran – Schulen von 63 000 auf eine Million angewachsen ist.
Präsident Erdogan ist, wie Eric Zuesse richtig merkt, global bedeutend. Er ist ein verlässlicher Palladin Washingtons, ein wichtiger geostrategischer Brückenkopf in der islamischen Welt, pflegt eine enge Kumpanei mit dem Faschisten Netanyahu und einen strammen anti-russischen Kurs. Deswegen wird der Westen wohl kein großes Trara um ein fehlendes Diplom machen, sondern wie bei Rouhani auch großzügig darüber hinweggehen. Ob allerdings das türkische Volk ebenso großzügig sein wird, ist eine andere Frage.
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