Mittwoch, 25. Oktober 2017

Auftritt des Drachen, Abgang des Truthahns (vormals der US-Adler)



Finian Cunningham
23. Oktober 2017


Aus dem Englischen: Einar Schlereth


Zwei sehr verschiedene Gesichter von Weltführern waren in dieser Woche zu besichtigen. In Beijing gab Xi Jinping eine kühne, nach außen gerichtete Vision von chinesischer globaler Führung zum Besten. Unterdessen war Präsident Donald Trump in Washington in noch mehr egoistische Machtkämpfe und lächerliche Behauptungen von Medien-Lügen verwickelt.

Der 64-jährige Xi, der gerade zu einer zweiten 5-Jahres-Amtszeit wiedergewählt wurde, hielt eine Rede vor dem 19. Kongress von Chinas Kommunistischer Partei. Er wird für den größten chinesischen Führer seit Mao Zedong gehalten, der das Land nach der Revolution 1949 gründete. Mit würdevoller Haltung sprach Xi in der Großen Halle des Volkes über „eine neue Ära des modernen Sozialimus … offen für die Welt.“

Der Rat für Auslandsangelegenheiten in Washington titelte:
„Xi behauptet Chinas globale Führungsrolle“.

Die BBC berichtete, Xi sagte den mehr als 2000 Delegierten: „China ist in eine neue Ära eingetreten, in der es eine zentrale Rolle in der Welt spielen sollte.“

Reuters berichtete: „Xi versprach, was wahrscheinlich eine indirekte Referenz zu Trumps „America First“ Politik war, dass China sich voll mit der Welt engagieren werde und wiederholte auch die Forderungen, die Klimaveränderung anzupacken.“

Xi sagte den Delegierten in seiner 3 ½ stündigen Rede, „dass kein Land allein die vielen Herausforderungen anpacken kann, vor denen die Menschheit steht; kein Land kann sich erlauben, sich in die Isolation zurückzuziehen.“
Nochmals Reuters: „Xi steckte weitreichende Ziele ab für die Entwicklung Chinas, und sah China bis zum Jahr 2035 als ein modernisiertes sozialistisches Land und bis 2050 als eine moderne sozialistische starke Macht mit führendem Einfluss auf der Weltbühne.“

Natürlich können Zyniker der Versprechen müde sein und sticheln, dass die Rhetorik des Führers voller Wünsche war aber wenig an spezifischen machbaren Details bot.

Jedoch kann man nicht leugnen, dass Xi in dieser Woche eine Vision anbot mit der ambitiösen Möglichkeit für sozialen Fortschritt und Internationalismus.

Im Gegensatz zu Amerikas Führung und Trumps besonders sind die chinesischen Charakteristika der globalen Führung nicht belastet mit Fingerhakeln, Vorherrschaft, Militarismus und Aggression. Die Betonung des chinesischen Führers liegt auf globaler Kooperation und Multilateralismus. Kurz gesagt, auf einer friedlichen und wohlhabenden Welt.

Vergleicht das mit Trumps Tirade vor der UNO-Generalversammlung im vergangenen Monat, wo er rhetorisch prahlte und Länder mit „totaler Zerstörung“ bedrohte.

In dieser Hinsicht teilt der russische Präsident Wladimir Putin dieselben Führungsqualitäten wie Chinas Xi. Kein Wunder, dass die beiden Führer sich offenbar miteinander wohl fühlen, wenn sie sich öffentlich begegnen, was sie öfter getan haben, als irgendwelche anderen Staatschefs. Ruhig und würdig scheinen die beiden Männer getrieben zu sein, eine progressivere, friedlichere Welt der gemeinsamen Entwicklung und der Koexistenz zu schaffen – trotz der amerikanischen Neigung, eine Welt des Chaos, Konflikts und der Hegemonie zu schaffen.

Während sich Xi mit Würde und Hingabe aufführte, benahm sich auf der anderen Seite der Welt Trump physisch und metaphorisch wie seine Antithese.

In dieser Woche hat Trump wieder geprahlt mit massiven Steuererleichterungen für die bereits Super-Reichen; mit strengeren Reise-Verboten für Ausländer; mit dem Zerreißen internationaler Verträge (der Atomdeal mit Iran); und schrecklicher Missachtung vor den männlichen und weiblichen Soldaten des Landes – obwohl er bei anderen Gelegenheiten mit der militärischen Macht der USA prahlt.

Trumps verwirrende Flegelhaftigkeit wird so schlimm, dass gestandene Republikaner „den Mangel von Führung“ im Land bedauern. Der Senator von Arizona John McCain lamentierte, dass „Amerikas Führung und Ideale abhanden gekommen sind“. In der vergangenen Woche hat ein weiterer republikanischer Senator, Bob Corker, gesagt, dass Trump sich benahm, wie jemand, der in ein „Pflegeheim für Erwachsene“ eingeliefert werden müsste. Seine rücksichtslosen Hetztiraden würden den Planeten mit einem 3. Weltkrieg bedrohen.

Aber es waren die Kommentare von Trump gegenüber einer jungen Witwe eines US-Soldaten, der im Niger zuvor in diesem Monat getötet wurde, die seinen Ruf in ein noch größeres Tief stießen.

Trump hatte offenbar Myesha Johnson angerufen, eine trauernde schwangere Mutter von zwei Kindern, die gerade den Sarg ihres toten Ehegatten erwartete, und gesagt: „Naja, ich denke, dass er wusste, worauf er sich eingelassen hat …“

Er bezog sich auf den 25-jährigen Feldwebel La David Johnson, der mit drei anderen US-Soldaten einer Spezialeinheit durch einen Hinterhalt von islamistischen Milizen am 4. Oktober getötet wurde.

Zugegebenermaßen wurde der Anruf an die Witwe von CNN berichtet, der eine anti-Trump Haltung einnimmt. Doch es hört sich nichtsdestoweniger glaubhaft an.

Trump feuerte zurück, dass es wieder eine „fake news“ (eine Falschmeldung) sei und er machte das noch schlimmer, indem er seine Vorgänger Obama und Bush beschuldigte, dass sie nie den Familien gefallener Soldaten ihr Beileid aussprachen.

Es war ein weiterer unpassender Anwurf in einer Reihe von Anwürfen von Trump. Die Sprecher von Obama und Bush sagten, Trump „würde wieder Lügen erzählen“. Auf den sozialen Medien gab es einen Feuersturm von Veteranen und anderen Kriegswitwen, die Trumps mangelnde Sensibilität und Respekt beklagten.

Der Krach drehte sich wie gewöhnlich um Trumps egozentrische Selbst-Verherrlichung und erneuerte die Kritik an der persönlichen Geschichte des vormaligen Grundstücks-Moguls, der sich um den Militärdienst im Vietnamkrieg drückte. Trump entging der Einberufung, weil er fünf Aufschübe an der Eliteuni Ivy League bekam und angeblich einen „bösen Fuß“ hatte.

Später machte Trump Witze in Interviews, dass sein „persönliches Vietnam“ gewesen sei zu vermeiden, dass er sich sexuell übertragene Krankheiten zuzog bei seinem „high life“ in New York in den 60-er und 70-er Jahren. Er machte auch Witze, dass er sich nicht erinnern könne, welcher Fuß ihm die Einziehung ersparte.

Hier haben wir also einen Geschäfts-Tycoon, der sich um den Militärdienst drückte, und Präsident wurde, der wenig von der Trauer einer Gold Star Witwe hält, und den es juckt, einen 3. Weltkrieg mit Nordkorea zu starten, der außerdem internationale Verpflichtungen missachtet und alle anderen Länder anklagt, die amerikanische „Großzügigkeit“ zu missbrauchen.

Es geht offenbar nicht um „Amerika zuerst“ sondern um „Trump zuerst“ - und alle seine Milliardär-Kumpels an der Wall Street.

Die amerikanische Führung ist wie seine Gesellschaft und ihrer entschwindenden Demokratie nicht mehr der stolze Adler, der er angeblich mal war.

Es ist ein Staat, der geführt wird von Krämern und Scharlatanen. In einem Wort, dies ist kein Adler. Seine Führung ist ein grotesk voll gefressener Truthahn, der sich aufplustert mit erbsengroßem Hirn.

Und es geht nicht nur um Trump, ein Individuum. Es ist ein System-Problem amerikanischer Dekadenz. Trump ist einfach nur ein Auswuchs des systemischen Verfalls.

Chinas Xi Jinping und Russlands Wladimir Putin zeigen zumindest etwas Verantwortung und Bewusstsein, was wahre Weltführung erfordert. Selbst die hinterhältigen westlichen Medien beginnen, ein wenig die Realität zu begreifen. 

Quelle - källa - source




4 Kommentare:

  1. Schöner Bericht. Auf den Punkt gebracht aöles.

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  2. Der Kapitalismus basiert auf der merkwürdigen Überzeugung, dass niederträchtige Menschen aus niederträchtigen Motiven irgendwie für das allgemeine Wohl sorgen werden.
    - John Maynard Keynes

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  3. Trump könnte auch taktisch vorgehen.Warum sollte er auch diese "Thank you for your service"-Charade für die Mördersöldner der Neocons unterstützen? Möglicherweise treibt er gerade durch sein Verhalten dem Patriotengesindel seine Menschenjagdausflüge bei den "Sandniggern" aus.

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