Ich habe zu diesem ersten Artikel von André vom 11. März 2016 die englische Version seines 2. Artikels gelegt und auch versprochen, dass ich die deutsche Fassung auflegen werde, falls ich eine bekomme. Tatsächlich ist heute eine eingetrudelt. Leider hat sich die Übersetzerin eine andere Version vorgenommen, bei der die Fotos von André weggelassen wurden, was ich schade finde, weil gerade sie das völlig normale Leben zeigen, das die Bewohner der DVRK führen. Deswegen habe ich sie hier hinzugefügt.
André Vltchek
18. März 2016
Aus dem Englischen: Sabine Brand
Truppeninspektion des nordkoreanischen Staatschefs |
Sehr bald werden
wahrscheinlich neue brutale Sanktionen gegen Nordkorea verhängt. Und
es wird massive provokative Militärübungen der Vereinigten
Staaten und Südkoreas (ROK) geben. Kurz, 'business as usual' (das übliche
Vorgehen): Der Westen wird die Demokratische Volksrepublik Korea
(DVRK) weiterhin quälen; er wird sie provozieren, isolieren,
dämonisieren und entmenschlichen und damit sicherstellen, dass sie
nicht normal funktionieren, noch viel weniger aufblühen kann.
Die Grenzstadt Pamunjon von der DVRK-Seite |
Die unterwürfige
westliche Öffentlichkeit schluckt weiterhin gehorsam die Lügen, die ihm
von den Mainstream-Medien vorgesetzt werden. Das ist nicht wirklich
eine Überraschung; in Europa und in Nordamerika haben die Menschen
schon vor langer Zeit aufgehört, offizielle Glaubenssätze zu
hinterfragen.
Nordkorea wird als
wahnsinniger, verhungernder, unnormaler und unterentwickelter
Einsiedlerstaat dargestellt, dessen Führungkräfte ständig am
Saufen und Herumhuren sind, sich gegenseitig umbringen und primitive,
aber tödliche Atombomben bauen, um die Welt zu zerstören.
Eine der hunderten von Freizeitanlagen |
Diejenigen von uns, die
mit der DVRK vertraut sind, wissen, dass dies ein Haufen fetter,
schamloser Lügen ist. Pjongjang ist eine elegante, gut
funktionierende Stadt mit großartigem sozialen Wohnungsbau,
hervorragendem öffentlichen Nahverkehr, öffentlichen Plätzen und
Freizeiteinrichtungen, Theatern, Sportanlagen und Grünflächen. Und
trotz dieser monströsen Sanktionen ist man auf dem Land sehr viel
wohlhabender als das, was man in den desolaten 'Marionetten-'staaten des
Westens wie Indonesien und den Philippinen sieht.
Etwas ist immerhin geschehen: es wurden ein paar anständige Berichte über
diese grotesken Lügen und die Propaganda des Westens geschrieben.
Eins der vielen Theater in Pyongyang |
Aber die wesentliche
Frage bleibt: 'Warum ist der Westen so besessen davon, Nordkorea zu
dämonisieren?'
Und die Antwort ist
einfach: Wie Kuba hat Nordkorea es gewagt, dem Kolonialismus und
Imperialismus des Westens auf die Füße zu treten. Es hat geholfen,
viele afrikanische Länder zu befreien, indem es seine Söhne und
Töchter geopfert hat, und es hat den fortschrittlichsten Kräften
auf dem am schlimmsten geplünderten und verwüsteten Kontinent
Hilfestellung gegeben.
Typische Landstraße - und nicht vergessen, dass bei Kriegsende kaum noch ein Baum in der DPRK stand! |
Das ist etwas, was der
Westen nie vergibt. Er lebt von der ungezügelten Plünderung aller
Kontinente; hauptsächlich gedeiht er durch die Ausraubung seiner
Kolonien. Jene Länder, die die Befreiungskämpfe unterstützt haben,
jene Staaten, die für die Freiheit der kolonisierten Welt kämpften
– die Sowjetunion/Russland, China, Kuba und die DVRK – wurden von
den westlichen Ideologen als die 'gefährlichsten' und 'bösesten'
Orte der Erde bezeichnet.
Sozialwohnungen in der DPRK sind kostenlos - das ist es, was der Westen besonders an der DPRK hasst! |
In Europa und
Nordamerika weigern sich die irregeführten Massen (die tatsächlich
Jahrzehnte und Jahrhunderte lang vom Kolonialismus und
Neokolonialismus profitiert haben) hartnäckig, den Hauptgrund
zu begreifen, warum das Imperium das nordkoreanische Volk Jahre und
Jahrzehnte lang so schrecklich quält.
* * *
Mein Genosse Mwandawiro
Mghanga, Vorsitzender der SDP und Mitglied des Exekutivausschusses
des Africa Left Networking Forum (ALNEF) mit Sitz in Dakar, Senegal,
schrieb für dieses Essay:
„Die Sozialdemokratische Partei Kenias (SDP) verurteilt die ungerechten Sanktionen gegen Nordkorea (DVRK), die durch den Imperialismus unter Führung der Vereinigten Staaten von Amerika angestiftet wurden. Wir sind uns bewusst, dass der Imperialismus nie seinen kalten und seinen heißen Krieg gegen die DVRK beendet hat, der es in einem der großartigsten patriotischen, heroischen und revolutionären, antikolonialistischen und antiimperialistischen nationalen Befreiungskämpfe gelang, echte Unabhängigkeit in der nördlichen Hälfte Koreas zu erreichen. Als der US-Imperialismus Nordkorea überfiel, erlitt er wie vorher der japanische Kolonialismus eine der demütigendsten militärischen Niederlagen in seiner reaktionären Geschichte, die er nie vergessen wird. Wir wissen auch, dass die USA und der Westen die DVRK mit Bosheit dafür hassen, dass sie sich weigert, so wie Südkorea eine Marionette des Imperialismus zu sein. Gegen die DVRK wird ein schmutziger, hinterhältiger Propagandakrieg geführt, weil sie den kapitalistischen und neokolonialen Weg der Sklaverei, der Unterentwicklung und Ausbeutung von Menschen durch Menschen ablehnt und stattdessen den Weg der Entwicklung zu Freiheit, Menschlichkeit und Sozialismus wählt.Wir in Afrika werden nicht den Betrug durch Imperialisten akzeptieren, die schon immer der wesentliche Bestandteil unserer Probleme waren. Der Imperialismus ist und war nie ein Freund Afrikas, sondern sein Feind. Afrikanische Patrioten und Revolutionäre werden dem Imperialismus nie erlauben, uns vorzuschreiben, wer unsere Freunde sind. Denn wir wissen, wer unsere Freunde sind! Nordkorea war immer Afrikas wahrer Freund. Als der gesamte afrikanische Kontinent vom westlichen Kolonialismus beherrscht wurde, hat Korea unter der revolutionären Führung des Genosssen Kim Il Sung gegen den japanischen Kolonialismus gekämpft und sich gleichzeitig mit Afrika solidarisch gezeigt. Im Namen des sozialistischen Internationalismus verstärkte die DVRK ihre moralische, militärische und anderweitige Unterstützung für afrikanische Länder im Kampf um ihre Befreiung von Kolonialismus, Imperialismus und Apartheid. Sofort nach Erreichen der Unabhängigkeit in den 1960er Jahren erhielten Tausende von Afrikanern, darunter Kenianer, kostenlose höhere technische und fachspezifische Ausbildung in der DVRK. Die DVRK hat Namibia, Südafrika, Angola und Mosambik nicht nur Waffen, Finanzmittel und andere materielle Solidarität im Krieg gegen Apartheid und Imperialismus angeboten, sondern in der Tat auch internationalistische Revolutionäre nach Afrika geschickt, die an der Seite der Afrikaner für Afrika kämpften. Im Krieg von 1967 hat die DVRK mit Ägypten und Afrika gegen das brutale zionistische Regime Israels gekämpft, welches die westlichen Länder unterstützten. Heute fordert die DVRK zusammen mit afrikanischen Ländern eine neue gerechte internationale Ordnung. Dabei wird die DVRK durch den Imperialismus und seine imperialistischen Marionettenregimes zurechtgewiesen für seine Stellung in vorderster Front und für seinen Nachweis am eigenen Beispiel, dass eine neue internationale Ordnung nur antikapitalistisch und antiimperialistisch sein kann – sie muss sozialistisch sein.“
Nordkoreas
Internationalismus ist so legendär wie der kubanische
Internationalismus. Und dies ist das Geringste, was wir genau jetzt
tun können, wo das Land vor neuen schrecklichen und grausamen
Herausforderungen steht – die Welt daran zu erinnern, wie viel es
schon aus Menschlichkeit geopfert hat!
In Nordkorea produzierte PKWs |
Ich habe zu Leuten in
Windhoek gesprochen, die sich mit Tränen in den Augen an Nordkoreas
Kampf gegen die (südafrikanisch) apartheid-gestützten Regimes in
Namibia und in Angola erinnerten. Selbstverständlich hat die
südafrikanische Apartheid die volle Unterstützung des Westens
gehabt. Um diese Gunst zurückzuzahlen, nahmen südafrikanische
Truppen im Koreakrieg am Kampf gegen Nordkorea und China teil.
Öffentliches Schwimmbad |
Wie Mwandawiro Mghanga
erwähnte, hat Nordkorea gegen Israel gekämpft, seine Piloten flogen
ägyptische Kampfflugzeuge im arabisch-israelischen Krieg von 1973.
Die DVRK nahm teil am Befreiungskampf in Angola und kämpfte in
Rhodesien (heute Zimbabwe), in Lesotho und in Namibia und auf den
Seychellen. Es unterstützte den African National Congress und seinen
heroischen Kampf zur Befreiung Südafrikas von der Apartheid. Es hat
in der Vergangenheit den damals progressiven afrikanischen Nationen,
darunter Guinea, Zimbabwe, Mali und Tansania geholfen.
Arthur Tewungwa, der
ugandische Oppositionspolitiker der Uganda People's Congress Party
(UPC) vergleicht das Engagement der DVRK und des Westens in seinem
Land und im Gebiet der Afrikanischen Großen Seen:
„Uganda kam die
Beziehung zu Nordkorea in den 1980ern zugute, als es der Regierung
half, gegen die Museveni-Rebellen zu kämpfen, die von den USA und
Großbritannien unterstützt wurden. Moralisch konnten die beiden
Letztgenannten, im Vergleich zur DVRK, kein Bein auf den Boden
bekommen bei all dem Blutvergießen, dass sie im Gebiet der Großen
Seen ausgelöst hatten.“
* * *
Ist Nordkorea völlig
fallen gelassen, seinem Schicksal überlassen worden? Ist es
'verraten' worden?
Christopher Black, ein
prominenter internationaler Rechtsanwalt mit Sitz in Toronto, Kanada:
„... Die Tatsache,
dass die Vereinigten Staaten als Mitglied des Sicherheitsrates
Sanktionen über ein Land verhängen, das sie selbst bedrohen, ist
scheinheilig und ungerecht. Dass die Russen und die Chinesen sich
hierbei mit den Vereinigten Staaten zusammengetan haben, statt
Sanktionen für die USA zu fordern aufgrund ihrer Bedrohung der DVRK
und ihrer neuen Militärübungen, die eine eindeutige und aktuelle
Gefahr für die DVRK darstellen, ist beschämend. Wenn die Russen und
die Chinesen aufrichtig sind, warum bestehen sie dann nicht darauf,
dass die Vereinigten Staaten ihre Streitkräfte von dort
zurückziehen, damit die DVRK sich weniger bedroht fühlt, und
unternehmen keine Schritte, um die Sicherheit der DVRK zu
gewährleisten? Sie erklären ihr Vorgehen nicht, aber ihr Vorgehen
macht sie zu Kollaborateuren der USA gegen die DVRK.“
Die Lage ist düster,
aber sehr wahrscheinlich nicht verhängnisvoll – noch nicht
verhängnisvoll.
Jeff J. Brown, ein
führender in Beijing ansässiger China-Experte, versteckt nicht
seinen Optimismus in Bezug auf das chinesisch-russische Verhältnis
zur DVRK:
„Es gibt kaum etwas,
was Nordkorea auf der internationalen Bühne unternimmt, woran Baba
Beijing nicht beteiligt ist. Sie sind zwei brüderliche
kommunistische Länder und vor 65 Jahren haben die Chinesen eine
Menge Blut und Reichtum vergossen, um Nordkorea vor dem Westen zu
retten. Mao Tse-tungs Sohn starb auf dem Schlachtfeld des Koreakriegs
im Kampf gegen den Yankee-Imperialismus. Zwei Millionen ethnischer
Koreaner leben an der Grenze mit Nordkorea und eine weitere halbe
Million Nordkoreaner lebt und arbeitet in China. Die Koreaner sind in
China eine anerkannte Minderheit. Kein anderes Land auf der Welt
versteht Nordkorea so gut wie China. Diese Nähe ist ein Abbild ihrer
gemeinsamen Grenze, des Yalu-Flussses, der so flach ist, dass man
hindurchwaten kann. Sie haben auch gemeinsame Grenzen mit einem
anderen Hauptverbündeten, mit Russland. China ist Nordkoreas ganz
großer Bruder und Beschützer. Ehrlich gesagt, bezüglich der
anstehenden Sanktionen des UN-Sicherheitsrates gegen Nordkorea glaube
ich, dass mit dem Westen gespielt wird wie mit einer Trommel, und es
ist die Trommel, auf die heftigst eingeschlagen wird.“
Natürlich haben
Russland und China beide ihre langen Landgrenzen mit Nordkorea –
Straßen und Bahnlinien, die alle drei Länder untereinander
verbinden. Meinen Quellen in Moskau und Beijing zufolge ist es sehr
unwahrscheinlich, dass die beiden engsten Verbündeten der DVRK bei
den neuen Sanktionen mitziehen, egal ob sie 'sie unterstützen' oder
nicht.
Jedoch ist die Logik
Christopher Blacks absolut richtig: Es ist der Westen, der die
denkbar härtesten Sanktionen erleiden sollte, nicht Nordkorea.
Der Westen, nicht
Nordkorea, hat im Lauf der Geschichte eine Milliarde Menschen
ermordet. Der Westen hat Menschen in allen Gegenden der Welt
kolonisiert, geplündert, vergewaltigt und versklavt. Welches
moralische Mandat hat er, Sanktionen gegen irgendjemanden
vorzuschlagen und zu verhängen?
Wir leben in einer
verdrehten, wahrhaft perversen Welt, wo Massenmörder als Richter
tätig sind und tatsächlich damit durchkommen.
Nordkorea hat Blut für
die Befreiung Afrikas vergossen. Es hat wahre Solidarität mit
ausgeraubten, gequälten Menschen gezeigt, mit jenen, die Frantz
Fanon „Die Verdammten dieser Erde“ nannte. Deshalb muss es nach
der perversen Logik (die ihre Wurzeln im religiösen und kulturellen
Fundamentalismus des Westens hat) bestraft, erniedrigt und möglichst
sogar von der Oberfläche der Erde weggewischt werden.
Nicht weil es etwas
objektiv 'Böses' getan hat, sondern weil die Objektivität ihre
Bedeutung verloren hat. Die Begriffe 'gut' und 'böse' werden heute
durch ein einziges Merkmal bestimmt: 'Gut' ist alles, was den
Interessen des westlichen Imperiums dient, 'böse' ist, was seine
weltweite Diktatur in Frage stellt.
Wenn man das Dorf
rettet, das vom Imperium als Ort für Vergewaltigung und
Brandschatzung bestimmt wurde, dann wird man in höchst sadistischer
und brutaler Weise bestraft. Nordkorea hat genau das getan. Nur hat
es nicht bloß ein Dorf gerettet, sondern geholfen, einen ganzen
Kontinent zu befreien!
Andre Vltchek ist
Philosoph, Romanautor, Filmproduzent und investigativer Journalist.
Er hat über Kriege und Konflikte in Dutzenden von Ländern
berichtet. Seine jüngsten Bücher sind: „Exposing Lies Of The
Empire“ und „Fighting Against Western Imperialism“; eine
Diskussion mit Noam Chomsky: „On Western Terrorism“; „Point of
No Return“ sein von der Kritik gefeierter politischer Roman;
„Oceania“ – ein Buch über den Imperialismus des Westens im
Südpazifik; sein provokatives Buch über Indonesien: „Indonesia –
The Archipelago of Fear“. Andre Vltchek dreht Filme für teleSur
und Press TV. Nach langjährigen Aufenthalten in Lateinamerika und
Ozeanien lebt und arbeitet Vltchek zur Zeit in Ostasien und dem Nahen
Osten. Er ist über seine Website oder seinen Twitter-Account
erreichbar.
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