Es ist unfassbar, wie wenig selbst renommierte Journalisten sich im politischen Vokabular und in der Geschichte auskennen. 'Progressiv', 'konservativ' oder 'Tribalismus' und 'hemmungsloser Säkularismus' - alles geht kunterbunt und mit den merkwürdigsten Bedeutungsinhalten durcheinander. Und natürlich ist die USA eine Demokratie, was sie nie gewesen ist, und Russland und China sind Regime. Er unternimmt wenigsten den Versuch, Putin gerecht zu werden.
Patrick Buchanan
31. März 2017
Aus dem Englischen: Einar Schlereth
Le Pen und Putin |
So fragt Chris Caldwell vom Weekly Standard in einem bemerkenswerten Essay in der März-Ausgabe von dem Hillsdale College Magazin ‚Imprimis‘.
Was hebt Putin über alle anderen Führer des 21. Jahrhunderts hinaus?
„Als Putin die Macht übernahm im Winter 1999-2000, war sein Land wehrlos. Es war bankrott. Es war von seinen neuen kleptokratischen Eliten aufgeteilt worden in Zusammenarbeit mit seinen alten imperialen Rivalen, den Amerikanern. Putin änderte das.
Im ersten Jahrzehnt dieses Jahrhunderts tat er, was Kemal Atatürk in den 1920-ern in der Türkei getan hatte. Aus einem zerbröckelnden Imperium errichtete er einen National-Staat, gab ihm Zusammenhalt und ein Ziel. Er disziplinierte die Plutokraten. Er stellte die militärische Stärke wieder her. Und er weigerte sich mit ständig unverblümterer Rhetorik für Russland eine unterwürfige Rolle zu akzeptieren in einem von den USA geführten Weltsystem, das von fremden Politikern und Geschäftsleuten entworfen worden war. Seine Wähler halten ihm zugute, dass er sein Land gerettet hat.“
Putins Beliebtheitsgrad nach 17 Jahren an der Macht übersteigt den eines jeden Rivalen im Westen. Aber während seine beeindruckenden Schritte, Russland wieder groß zu machen, erklären, warum er zuhause und in der russischen Diaspora verehrt wird, was erklärt seine Beliebtheit im Westen, trotz einer Presse, die ganz genauso giftig gegen ihn ist wie gegen Trump?
Antwort: Putin ist gegen die progressive westliche Vision [was an der progressiv sein soll, erklärt er leider nicht. D.Ü.] wie die Zukunft der Menschheit aussehen soll. Vor Jahren verband er sich mit Traditionalisten, Nationalisten und Populisten und gegen alles, was sie in ihrer eigenen dekadenten Zivilisation verachteten.
Was sie verabscheuten, verabscheute Putin auch. Er ist ein echter russischer Patriot. Er lehnt die Neue Weltordnung ab, die am Ende des Kalten Krieges von den USA errichtet wurde. Putin setzt Russland an die erste Stelle.
Und indem er den Amerikanern trotzt, spricht er für jene Millionen Europäer, die ihre nationale Identität und ihre verlorene Souveränität von der übernationalen EU wieder herstellen wollen. Putin ist auch gegen den progressiven moralischen Relativismus einer westlichen Elite, die sich von ihren christlichen Wurzeln trennte um Säkularimus und Hedonismus anzunehmen.
Das US-Establishment verabscheut Putin, weil, so sagt es, er ein Aggressor, ein Tyrann, ein „Killer“ ist. Er invadierte und okkupierte die Ukraine. Seine alten KGB Kameraden morden Journalisten, Abtrünnige und Dissidenten.
Doch während die Politik sowohl unter den Zaren und den Kommissaren oft ein blutiger Sport war, was hat Putin seinen heimischen Feinden getan, was dem gleichkommt, was unser arabischer Alliierter General Abdel-Fattah el-Sissi mit der Moslem Bruderschaft in Ägypten gemacht hat, die er mit einem Militärputsch gestürzt hat?
Was hat Putin getan, was unserem NATO-Alliierten Präsidenten Erdogan in der Türkei gleichkommt, der seit dem Coup im Juli 40 000 Leute eingesperrt hat oder unser philippinische Allierter Rodrigo Duterte, der dem außer- gerichtlichen Mord an tausenden Drogen-Dealern vorsteht? [Eine beliebte neue Lüge. Diesen Dealern sind zig-Tausende Menschen zum Opfer gefallen und sie sind schwer bewaffnet wie etwa in Kolumbien. Gegen sie findet ein Krieg statt, für den die armen im Land Duterte dankbar sind. D. Ü.]
Glaubt irgendjemand, dass Präsident Xi Jinping Massen-Demonstrationen gegen sein Regime auf dem Tiananmen-Platz behutsamer behandelt hätte als Präsident Putin am vergangenen Wochenende in Moskau? [Seit wann sind 5000 Mann eine Massendemo? D. Ü.]
Ein großer Teil der Feindschaft gegen Putin geht auf die Tatsache zurück, dass er nicht nur dem Westen trotzt, sondern auch für Russlands Interessen eintritt, dass er mit seinem Trotz oft Erfolg hat, nicht bestraft wird und nichts bereut.
Er verbleibt beliebt im eigenen Land, aber hat auch Bewunderer in Ländern, deren politische Führer ihm feindlich gesinnt sind. Im Dezember fand eine Umfrage heraus, dass 37 % aller Republikaner eine günstige Auffassung von Putin haben, während Barack Obama nur 17 % erhielt.
Es gibt noch einen Grund, wieso Putin positiv bewertet wird Millionen Ethnonationalisten, die wünschen, dass ihre Länder sich von der EU trennen, sehen ihn als ihren Alliierten an. Während Putin diese Bewegungen offen willkommen heißt, nimmt die US-Elite nicht einmal einen neutralen Standpunkt ein.
Putin hat das neue Jahrhundert besser gelesen als seine Rivalen. Während das 20. Jahrhundert die Welt getrennt sah in den kommunistischen Osten und einen freien und demokratischen Westen, wird das 21. Jahrhundert von neuen und anderen Kämpfen definiert.
Die neuen trennenden Linien verlaufen zwischen sozialem Konservatismus und hemmungslosem Säkularismus, zwischen Tribalismus und Transnationalismus, zwischen dem Nationalstaat und der Neuen Weltordnung.
Bei diesen neuen Trennlinien steht Putin auf der Seite der Aufständischen. Jene, die das Europa der Nationen de Gaulles vor Augen haben, das die Vision von Einem Europa ersetzt, was die EU im Sinn hat, sehen Putin als ihren Alliierten.
Es entsteht die alte Frage: Wem gehört die Zukunft?
In den neuen Kämpfen des neuen Jahrhunderts ist es nicht unmöglich, dass Russland – wie Amerika im Kalten Krieg – auf der Gewinnerseite stehen kann. Sezessionistische Parteien in ganz Europa schauen bereits eher nach Moskau als über den Atlantik.
„Putin ist ein Symbol nationaler Souveränität in seinem Kampf gegen den Globalismus geworden,“ schreibt Caldwell. „Das erweist sich als die große Schlacht unserer Zeit. Wie unsere jüngsten Wahlen zeigen, gilt das sogar bei uns.“
Quelle - källa - source
"Ist Putin der ‚herausragende Staatsmann‘ unserer Zeit?"
AntwortenLöschenKommt darauf an welchen Zeitraum man mit unserer Zeit definiert.
Mein Geschichtswissen vor 1850 ist eher flach gehalten. Auch wenn das weit vor meiner Lebzeit liegt, gehört der Zeitraum doch irgendwie zu meiner theoretischen Zeit. Jedenfalls ist mir aus dieser geschichtlichen Zeit kein Staatsmann bekannt der auch nur annähernd Putin in puncto Logik ! und Offenheit das Wasser hätte und hat reichen können. Vielleicht könnte man in der Zeit der Cäsaren und Pharaonen fündig werden...
Putin sagt was er denkt und macht was er sagt. Das gab und gibt es so in der klaren Form nicht unter Staatsmännern.
Aus meiner Sicht ist Putin ein offenes, leicht zu lesendes und leicht verständliches Buch. Er ist einfach (verlässlich) berechenbar.
Putin will einfach nur Ruhe und Frieden - in erster Linie - für Rußland und die gesamte Welt haben. Er will Geschäfte tätigen und Handel treiben, ohne Einmischung anderer Nationen in Inneres.
Das ist nur logisch, da Rußland sich in herausragender Position befindet und allerbestens für die Zukunft aufgestellt ist.
Als größtes Land der Erde mit den größten natürlichen Ressourcen ausgestattet - mit gerade mal lächerlich wenigen 140 Mio Einwohnern - hat Rußland auf ganzer Linie das größte Potential weltweit.
Dieses Potential kann nur dann entfaltet und zukunftsträchtig sinnvoll genutzt werden, wenn Rußland von Außen keine größeren Störungen durchleben oder erleiden muß. Das hat Putin als Logiker und Bewusster ! Staatslenker sehr stark verinnerlicht. Wenn ich sehe mit welch bewusstlosem Politschund sich die meisten Völker der Erde rumschlagen und zufrieden geben müssen, kann ich nur noch neidisch werden - oder hassig.
Damit ist die Frage "Wer besitzt die Zukunft" nicht beantwortet, weil niemand eine Zukunft besitzen kann, aber sie ist dahingehend beantwortet wer gute Aussicht hat in eine rosige Zukunft blicken zu können.
Oder wie ich bereits vor 3 Jahren sagte: Die Zukunft hat einen Namen - BRICS.
Der Souverän
Lieber Freund, im Großen und Ganzen gebe ich dir Recht. An seiner Friedensliebe ist nicht zu zweifeln und seine Prinzipienfestigkeit in puncto Gleichberechtigung aller Nationen (die auf der Bandung-Konferenz festgelegt wurde) ist zu bewundern. Auf der anderen Seite finde ich seine Mauschelei mit Israel für unangebracht, seine Gläubigkeit lässt an seinem Verstand zweifeln und seine Liebe zu den Zaren, dem Feudalismus und Kapitalismus ist für mich unbegreiflich.
AntwortenLöschenEbenso unbegreiflich wie dein Satz, dass es seit 1850 keine vergleichbaren Staatsmänner gegeben hat. Die ist ja geradezu Legio mit noch viel größeren Staatsmännern. Angefangen mit Lenin und Stalin (ohne den die Geschichte einen ganz anderen Verlauf genommen hätte, allein durch seinen Sieg über Hitler), Mao Dsedung, Tschou Enlai, der visionäre (vom CIA ermordete) Amilcar Cabral aus dem winzigen Guinea-Bissao, Saddam Hussein (lies das Buch von Jeff Archer, wo du lesen kannst, dass jedes Wort über ihn gelogen ist), Oberst Gaddafi mit seiner großartigen Vision von Afrika, Hugo Chávez mit vergleichbarer Vision wie der von Gaddafi für Lateinamerika und Evo Morales und seine geistige Vision von Pachamama, der Einheit von Natur und Mensch, die von der UNO rechtlich festgelegt wurde. Das zeigt, dass es Visionen bei uns überhaupt nicht mehr gibt (außer der von noch mehr Dollars), sondern nur noch in der sogenannten Dritten Welt.
Lieber Einar
AntwortenLöschenIch habe ein anderes Verständnis der Definition großer Staatsmann. Ein Staatsmann der das eigene Volk drangsaliert, verfolgt, abschlachtet etc und seinen sakrosankten Status zum Nachteil des Volkes mißbraucht, kann aus meiner Sicht kein großer Staatsmann sein.
Bleiben bei Deiner Listung Evo Morales und Hugo Chavez (abgesehen von Staatsmännern kleiner Länder die ich nicht kenne). Ich ging im Vergleich zu Rußland/Putin von Größe (des Landes) und Weltpolitische-Bedeutung aus.
Zudem "kenne" ich Staatsmänner von mehr und weniger ca. 200 Staaten seit 1850, gerade mal einen Promillesatz. Thomas Sankara, Fidel Castro, Nelson Mandela und viele Andere haben sich sicher auch verdient gemacht. Da gab und gibt es sicherlich viele die bemüht waren FÜR ihr Volk zu arbeiten und nicht wie heute in (nicht nur) westlichen Ländern üblich absolut gegen das eigene Volk. Der Souverän wird ja mittlerweile als Feind betrachtet und behandelt.
Ich sehe aber niemanden, der in der Summe der Eigenschaften und geistig, an Putin messbar wäre. Und natürlich ist das ein äußerst subjektiver Eindruck, insbesondere da ich mich mit keinem anderen Staatschef jemals so intensiv befasst habe.
Der Souverän
Du glaubst halt noch an die Märchen von Pentagon, CIA und den Oligarchen.
AntwortenLöschenLieber Einar
AntwortenLöschenIch glaube weder an Märchen von Pentagon, CIA, noch den Oligarchen. Und ich bin mir recht sicher, daß dir das bewusst ist.
Warum also schreibst Du soetwas? Die Massenmörder am eigenen Volk Stalin, Lenin, Mao Zedong den Status groß-artige Staatsmänner zu verleihen, ist aus meiner Sicht Glorifizierung von Massenmördern, von Menschen die gräulichste Untaten begangen haben.
Putin jedenfalls passt in diese Kategorie keineswegs. Sein "mauscheln" mit Israel zeigt lediglich das er den Weg der Ruhe und des Friedens weiter konsequent sucht und geht.
Sein ganzes Handeln - Explizit auch seine militärischen Aktionen - sind darauf ausgerichtet. Wir erinnern uns das bei der Sezession der Krim seitens russischem Militär kein Schuß fiel, keine Gewalt ausgeübt wurde - auf AUSDRÜCKLICHEN Befehl Putins.
Auch die militärischen Eingriffe in Syrien werden äußerst diszipliniert - mann könnte fast schon sagen behutsam - durchgeführt. Putin ist der intelligenteste, logischste Staatslenker den ich "kenne". Weder lässt er sich provozieren, noch tappt er in irgendwelche "Afghanistanfallen". Das alles erfordert äußerste Selbstkontrolle und Bewusstsein en masse.
Das alles, diese Konstellation, ist mir von keinem Staatsmann bekannt. Aber wie gesagt, ist dies meine persönliche Einschätzung die sich aus meiner Beobachtung der Person und Handlungen ergibt. Putin in eine Reihe großer Staatsmänner mit Stalin, Lenin und Zedong zu stellen, wird Putin nicht gerecht und die Anderen gehören nicht in diese Reihe.
Der Souverän
Komisch, aber warum fehlen in jeder Aufstellung der "Massenmörder am eigenen Volk" die eingewanderten Massenmörder auf dem amerikanischen Kontinent, die auf dem Gebiet der heutigen USA fast die gesamten Ureinwohner abgeschlachtet haben und diese heute in Lagern/Reservaten halten?
AntwortenLöschenDas ist doch klar. Es handelt sich dabei nicht um Massenmord am eigenen Volk, weil die Ureinwohner, die IMMER NOCH rechtmäßigen Eigentümer der USA - gemeinhin Indianer genannt - absolut nichts mit den Okkupanten aus Europa und sonst woher zu tun hatten und haben.
LöschenHierbei handelt es sich um Genozid, also Völkermord. Die Massenmorde die die USA seit Jahrhunderten quasi täglich an fremden Völkern begehen, sind halt keine Morde am eigenen Volk.
Die Morde am eigenen Volk erledigen dortige Gerichte und vor allem die Polizei, Geheimdienste usw.
Da diese Morde jedes Jahr tausende Opfer beinhalten, könnte man auch von Massenmord am eigenen Volk sprechen.
Aber das ist in den USA soweit Normalität, daß es niemanden weiter interessiert...
Lieber Souverän, du wiederholst die Lügen der CIA. Nimm das Beispiel Mao: Gerade ist ein ganz ausgezeichnetes Buch hier in Schweden erschienen von dem Chinesen Mobo Gao, ein bekannter Schriftsteller, Prof. in China und den USA, Australien. Der Titel: 'Chinas Kampf mit der Vergangenheit'. In aller Ruhe nimmt er die grotesken Lügen unserer westlichen 'unabhängigen' Medien auseinander. Du bekommst es nur auf Englisch. Weil das in unserem Vasallen-Staat sicher nicht verlegt wird. Du vergisst, dass die Kommunisten die Erbfeinde der Kapitalisten waren und immer noch sind und sein werden. Deswegen wird gelogen, was das Zeug hält. Und unsere Medien sind in den Händen von 5 oder 6 Oligarchen-Verbrechern, deswegen läuft alles wie geschmiert. Und Milliarden Schafe beten nach, was ihnen vorgebetet wird.
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