Iran entfacht US-Wut

Der ICH- Nachrichtenbrief wird heute mit ein paar Worten von Chris Hedges eingeleitet:

Wir leben jetzt in einem Land, in dem
Ärzte Gesundheit zerstören
Anwälte die Gerechtigkeit zerstören
Universitäten Wissen zerstören
Regierungen Freiheit zerstören
die Presse Informationen zerstören
Religion die Moral zerstört
und unsere Banken
die Wirtschaft zerstören.



Iran entfacht US-Wut


Von Finian Cunningham
24. 04. 20


Aus dem Englischen: Einar Schlereth

Die USA droht wie immer

Kein Wunder, dass die USA diese Woche mit Wut reagierten, als der Iran einen Satelliten 465 Kilometer weit ins All schoss. Im Baseball- Slang würde man sagen, dass die Iraner den US-Ball einfach aus dem Park raus geschlagen haben.

Mike Pompeo, Amerikas Spitzendiplomat, fordert mehr Sanktionen gegen den Iran wegen einer angeblichen Verletzung der UN-Resolutionen, die iranische Militärraketen im Weltraum verbieten. Er forderte das "iranische Regime" auf, inmitten der COVID-19-Pandemie bei den Ressourcen Prioritäten zu setzen und seine weltweite Terrorkampagne zu beenden".

Man muss es Pompeo nachsehen, dass er sich der amerikanischen Absurdität überhaupt nicht bewusst ist.

Pompeo zitierte die UN-Resolution 2231, die sich auf das internationale Nuklearabkommen mit dem Iran von 2015 bezieht - dasselbe Abkommen, das die Trump-Administration im Mai 2018 fallen ließ. Washington will also, dass sich der Iran an Resolutionen hält, die sich auf einen Vertrag beziehen, der nicht existiert, zumindest nicht, was die USA angeht.

Auf jeden Fall sagt der Iran, dass sein Kommunikationssatellit nicht gegen UN-Resolutionen verstößt, weil er nicht für einen offensiven militärischen Zweck bestimmt ist. Russland hat Berichten zufolge den iranischen Standpunkt unterstützt.

Pompeo weist darauf hin, dass die Beteiligung des Korps der Islamischen Revolutionsgarden des Iran an dem Start irgendwie auf böswillige Absichten hindeutet, die die Tatsache ignorieren, dass Militär- und Raumfahrttechnologie historisch tief miteinander verflochten sind. Nicht mehr als bei den amerikanischen Weltraumunternehmungen, die ihren Ursprung in der Nazi-V2-Raketenwissenschaft haben.

Die Vorlesung der USA für den Iran über einen Militärsatelliten erfolgt nur wenige Wochen, nachdem Präsident Trump die Aufstellung einer neuen Weltraumtruppe angeordnet hat, die die Bewaffnung des Weltraums ermöglicht - im Widerspruch zu einem internationalen Vertrag, der eine solche Entwicklung verbietet.

Pompeos Aufforderung an den Iran, "den Ressourcen Vorrang einzuräumen", um den "Forderungen des iranischen Volkes" (ein schiefer Hinweis auf die COVID-19-Krise) nachzukommen, wird zu einer Zeit gemacht, als die USA bei der Zahl der Infektionen und Todesfälle durch die Krankheit weltweit führend sind.
Das erbärmliche Fiasko, dass Washington nicht in der Lage ist, die Pandemie besser einzudämmen, ist eine Folge der chronisch unterfinanzierten Gesundheitsdienste in den USA. Die USA schicken Kriegsschiffe in den 10.000 Kilometer entfernten Persischen Golf, um dort Seemanöver durchzuführen, die die iranische Sicherheit und die Sicherheit der gesamten Region bedrohen. Wer führt denn nun eine globale Terrorkampagne durch?

Pompeos Phrasendrescherei über die "Prioritätensetzung bei den Ressourcen" kommt von einem Regime in Washington, das jedes Jahr mehr als 750 Milliarden Dollar für das Militär ausgibt. Das ist fast das 57fache der geschätzten 13 Milliarden Dollar, die der Iran ausgibt. Und übrigens fünfmal mehr als China und mehr als das Zehnfache des russischen Militärbudgets.

Die Forderung der amerikanischen Bürger nach einer besseren Gesundheitsfürsorge könnte leicht erfüllt werden, wenn ihre monströs verschwenderischen Militärausgaben umgelenkt würden. Das Versagen des öffentlichen Gesundheitssystems der USA wird durch die aktuelle COVID-19-Krise noch deutlicher.

Die Zahl der Todesopfer durch die US-Pandemie liegt diese Woche bei über 50.000, verglichen mit 5.300 im Iran. Angesichts der jeweiligen Bevölkerungszahlen von 330 und 80 Millionen deutet dies darauf hin, dass der Iran bei der Eindämmung des Virus viel bessere Arbeit leistet. Auf Pro-Kopf-Basis ist die Sterblichkeitsrate im Iran nach öffentlich zugänglichen Daten weniger als halb so hoch wie in den USA.

Und das, obwohl die USA den Iran bis zum Äußersten sanktioniert haben. Die amerikanischen Sanktionen - die klar völkerrechtlich unzulässig sind - haben die Fähigkeit des Iran beeinträchtigt, medizinische Hilfsgüter zu importieren, um mit COVID-19 und anderen tödlichen Krankheiten fertig zu werden, doch der Iran bewältigt die Krise aus eigener Kraft offensichtlich viel besser als die USA.

Zu allem Überfluss konnte der Iran diese Woche seinen ersten Satelliten in den Weltraum starten. Die Iraner verdienen Applaus für ihre technologischen Errungenschaften, die ausschließlich auf ihren eigenen Ressourcen und dem Einfallsreichtum ihrer Wissenschaftler beruhen.

Was den Zorn Washingtons wirklich motiviert, ist die Tatsache, dass sich seine kriminelle und barbarische Sanktionspolitik - spektakulärerweise - als miserabler Flop erweist. Selbst mit so vielen zur Verfügung stehenden Mitteln ist es den USA nicht gelungen, die iranische Nation zu durchkreuzen.

Aus diesem Grund schwadroniert Pompeo jetzt damit, an andere Nationen zu appellieren, mehr internationale Sanktionen zu verhängen. Allein die Sanktionen der USA und ihre Kampagne des Schikanierens und des Terrorismus sind gescheitert, und sie versuchen verzweifelt, andere dazu zu bringen, sich ihrer herzlosen Politik anzuschließen - unter dem Deckmantel von UN-Resolutionen.

Das würde auch Trumps verrückten Befehl dieser Woche an die US-Marine erklären, iranische Schiffe im Persischen Golf "abzuschießen".

Washingtons mutmaßliches globales Imperium ist am Boden zerstört. Seine schändliche Vernachlässigung der amerikanischen öffentlichen Gesundheit ist überdeutlich. Seine Schikanierung von China, Russland, Venezuela und anderen ist sinnlos. Seine Marine ist impotent gegenüber COVID-19 kranken Seeleuten an Bord von Kriegsschiffen, die Milliarden Dollar kosten. Und der Iran ist in der Lage, unter dem Druck der US-Sanktionen eine bahnbrechende Satellitenleistung zu erbringen und gleichzeitig die USA bei der Bewältigung einer Pandemie zu schlagen. Kein Wunder, dass die Amerikaner wütend sind.


Finian Cunningham hat ausführlich über internationale Angelegenheiten geschrieben und Artikel in mehreren Sprachen veröffentlicht. Er hat einen Master-Abschluss in landwirtschaftlicher Chemie und arbeitete als wissenschaftlicher Redakteur für die Royal Society of Chemistry in Cambridge, England, bevor er eine Karriere im Zeitungsjournalismus einschlug. Außerdem ist er Musiker und Songschreiber. Fast 20 Jahre lang arbeitete er als Redakteur und Autor in großen Nachrichtenmedienorganisationen, darunter The Mirror, Irish  Times und Independent.  


Quelle - källa - source