Brigitte Queck
14. November 2012
"Wer
den Gottesdienst oder eine gottesdienstliche Handlung einer im Inland
bestehenden Kirche oder anderen Religionsgesellschaft absichtlich und
in grober Weise stört oder an einem Ort, der dem Gottesdienst einer
solchen Religionsgesellschaft gewidmet ist, beschimpfenden Unfug
verübt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu 3 Jahren, oder mit
Geldstrafe bestraft."
Hierbei handelt es sich nicht etwa, wie
man meinen könnte, um ein Repressionsgesetz aus dem
feudal-autokratischen Russland, auf dessen Grundlage die Punkband
"Pussy Riot" (Aufstand der Muschis) unter Empörung der
Weltpresse zu Lagerhaft verurteilt worden wäre, vielmehr entstammt
dieser Paragraph 167 (Störung der Religionsausübung) dem deutschen
Strafgesetzbuch. Es ist auch nicht etwa so, dass dieser § 167 StGB
keine Rolle mehr in der Rechtspraxis spielt, sondern auf seiner
Grundlage werden nach wie vor Deliquenten verurteilt.
So berichtete
Welt-Online erst vor ein paar Jahren von einem Fall, bei dem "erneut
Gefängnisstrafen für Kirchenstörer" verhängt wurden und
zwar: Wegen "Randale in der Hedwigs-Kathedrale und in der
Marienkirche (muss) Andreas Roy für 17 Monate hinter Gitter,
Christian Arnhold für 10 Monate".
Die Bandmitglieder von "Pussy
Riot" hingegen wurden bekanntlich wegen ihrer Performance in der
Christ-Erlöser-Kathedrale in Moskau nur zu 2 Jahren Haft verurteilt. Der
Kölner Stadtanzeiger vom 19.8.2012 liefert eine aktuelle
Ergänzung: "Schock beim Beten: Drei maskierte Sympathisanten der
in Moskau verurteilten Punkband Pussy Riot haben am Sonntagmorgen in
bunten Kostümen den Gottesdienst im Kölner Dom gestürmt. Wie die
Kölner Polizei mitteilte, wurde gegen die Störer Strafanzeige
wegen Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz, Hausfriedensbruch und
wegen Störung der Religionsausübung gestellt ... Domprobst Norbert
Feldhoff hatte bereits angekündigt, eine Aktion wie die von Pussy
Riot hätte auch im Kölner Dom Konsequenzen ... Der Strafbestand wäre
"Störung einer religiösen Stätte", so Staatsrechtler
Professor Ansgar Hense. Möglich sei eine Haftstrafe von bis zu 3
Jahren oder eine Geldstrafe." Diese Beispiele allein sollten
genügen, die Doppelzüngigkeit Deutschlands in
Religionsangelegenheiten zu entlarven. Aber es kommt noch schlimmer !
Die russische Punk-Band „Pussy
Riot“ ist für den Preis der Lutherstädte „Das
unerschrockene Wort“ nominiert worden. Das ist das Ergebnis einer Sitzung des
Wittenberger Stadtrats am 24. Oktober. Der Hauptausschuss der Stadt
hatte die drei jungen Frauen, die mit ihrem „Punk-Gebet“ in der
Moskauer Christ-Erlöser-Kathedrale weltweit für Aufsehen gesorgt
hatten und deshalb von einem russischen Gericht wegen Rowdytums zu
zwei Jahren Straflager verurteilt worden waren, für den mit 10.000
Euro dotierten Preis vorgeschlagen. Damit solle ihr Mut und ihre
Unerschrockenheit gewürdigt werden.
Zum Glück hatte sich jedoch
Widerstand unter den Wittenberger Bürgern geregt. So hatte die
„Allianz der Bürger“ beantragt, die Nominierung aufzuheben. Dies
wurde nun vom Hauptausschuss der Stadt Wittenberg abgelehnt. Unter
Vertretern der Kirche wird der Fall kontrovers beurteilt. So hatte
Propst Siegfried Kasparick erklärt, Wittenberg mache sich mit dieser
Nominierung „lächerlich“. Der Auftritt der Frauen in der
Christ-Erlöser-Kathedrale habe Menschen und ihre religiösen Gefühle
tief verletzt. Auch der Wittenberger Theologe Friedrich Schorlemmer
hatte die Ansicht vertreten, eine Lutherstadt solle keine
„Gotteslästerung“ ehren. Die Punkband habe mit ihren Texten am
falschen Ort provoziert.
Der Jenaer Jugendpfarrer Lothar König
hingegen begrüßt die Nominierung laut einem Bericht der Mitteldeutschen
Zeitung. Die Punkband sei eine „Ikone der globalen
Freiheitsbewegung“. Ihr Auftritt sei eine mutige Aktion gewesen,
„die Respekt verdient“. Im November wird eine Jury über die
Vorschläge der 16 Lutherstädte entscheiden. Der Preis soll im April
2013 bereits zum neunten Mal verliehen werden. Damit geehrt werden
Persönlichkeiten, „die im Sinne des Reformators Martin Luther
(1483-1546) Zivilcourage gezeigt haben“.
Ich glaube, Luther würde sich im
Grabe umdrehen, wie eine Religion und selbst ein Land wie
Deutschland, das eigentlich humanistischen Traditionen verpflichtet
sein sollte, schamlos der Lächerlichkeit preisgegeben wird!
Die Tatsache,dass "Gotteslästerung" auch in der brd strafbar ist,während Merkel sich in Russland aufplustert,zeigt die völlige Verkommenheit von Kirche,Gesetzgebung,Politik samt der darüber berichtenden Medien.Ist Kanonen&Soldaten segnen nicht verwerflicher als eine durchgeknallte Performance a la PussyRiot?Warme Worte und endloses Gequake und Sammelaktionen gegen Hunger,Krieg&Not,während Märchen-erzählende Glaubensfachkräfte in entweder Goldbrokat oder in Richterrobe ihre durchgeknallte Performance ("Gottesdienst") vorführen.Kirche ist selbst eine Art Pussy Riot,nur die bestusste Fangemeinde ist bei ihr grösser.
AntwortenLöschenDie Heuchelei des "Westens" ist ohnehin unerträglich.
AntwortenLöschenDaran wird aber auch der "Westen" zugrunde gehen. Die westlichen Menschen wurden moralisiert, doch diese Moral existiert nur auf dem Papier oder in Sonntagsreden. Dieser Widerspruch wird sich auflösen. Es ist nur eine Frage der Zeit.