Samstag, der 24. November 2012
Nun habe ich mir einige Nachrufe auf
diese große Frau, Schriftstellerin und Ärztin angeschaut, die am 2.
November in Lausanne mit 96 Jahren verstorben ist. Was da die Medien
und ihre Experten produziert haben, ist schon erstaunlich.
In den meisten Nachrufen – die New
York Times ist symptomatisch - wird der Film „Love Is a
Many-Splendored Thing“ mit William Holden und Jennifer Jones
genannt, eine echte amerikanische Schnulze. Der basiert auf Han
Suyins Roman „A Many-Splendored Thing“ (auf deutsch „Alle
Herrlichkeit auf Erden“), der sehr offenherzig geschrieben war.
Eine Engländerin „half“ ihr, ihn zu „säubern“ .
Die Version wurde dann nochmals von den Amerikanern für die
Verfilmung gesäubert, was der Methode der Gebrüder Grimm ähnelte,
die die Volksmärchen von den Ausdrücken des ungewaschenen
Volksmundes gesäubert haben. Han Suyin hat sich entschieden von dem
Film distanziert.
Immerhin werden wenigstens auch ihre
Biographien über Mao und Tschou En-lai genannt – nicht allerdings
ihr Buch über Lhasa, wo sie 10 Jahre nach dem englischen Ehepaar
Gelder gewesen ist. Sowohl die Gelders als auch Han Suyin
haben fundiert die groben Lügen in unseren Medien als lachhaft
demaskiert. Aber ihre politischen Bücher wurden von den Experten
nicht ernst genommen. Man rümpfte die Nase und die NYT gab ein Zitat
wieder, was sie selber gerne gesagt hätte: „Han Suyin ist eine
altmodische Speichelleckerin gewesen.“ Das zielt darauf ab, dass
sie nicht in den Chor der Verdammnis der Kommunisten, von Mao und der
Kulturrevolution eingestimmt hat. Und außerdem, was verstehen Frauen
schon von Politik. Diese Auffassung war vor nicht allzu langer Zeit
bei uns ja noch gang und gäbe.
Doch es gab eine ganze Reihe von
Frauen, die glänzende Bücher über die chinesische Revolution
geschrieben haben. Außer Han Suyin sind Anna Louise Strong,
Maria-Antonietta Macciocchi, Eduarda Masi und Anna Wang zu nennen.
Mir scheint sogar, dass Frauen die chinesische Revolution besser als
Männer verstanden, weil sie begriffen, dass es auch „um die andere
Hälfte de Himmels" - die Frauen – ging. Mao Tse-tung hat
sich schon in jungen Jahren, wie Han Suyin betont, entschieden für
die Frauen theoretisch und praktisch eingesetzt. So wurden auf seine
Initiative hin eine ganze Reihe von Frauen nach Frankreich zum
Studium geschickt, „denn die Frauen sind ebenso tüchtig wie die
Männer und haben ungeheuren Einfluss auf den Aufbau einer
Gesellschaft … außerdem sind sie sehr zuverlässig und
verantwortungsbewusst“.
Der beste Artikel, den ich gefunden
habe, steht auf der englischen
Seite on Wikipedia. Alle anderen Nachrufe kann man vergessen,
leider auch die chinesichen. China Daily hat wenigstens ein gutes
Zitat beigetragen von dem Schriftsteller
Frank Chin, der sagte, dass sie zu den wenigen gehöre, die: „ …
kenntnisreich und authentisch überamerikanisch-chinesischen chinesiche Märchen, heroische
Tradition und Geschichte ...“ geschrieben habe.
Dies kann man nur energisch
unterstreichen. Für ihre Bücher 'Die Morgenflut – Mao Tse-tung,
ein Leben für die Revolution', 'Zhou Enlai and the Making of
Modern China', 'Chinas Sonne über Lhasa', 'China in the Year 2001'
hat sie umfassende Studien in China getrieben, tausende Dokumente
gelesen und ungezählte Interviews geführt. Sie als Halbchinesin
(die Mutter war Belgierin) kannte China wie nur wenige und war auf
jeden Fall kompetenter als die allermeisten westlichen Experten.
Dass sie hier nicht die verdiente
Anerkennung fand, nahm sie gelassen. Gegen Ende ihres Lebens sagte
sie in einem Interview mit der Washington Post: „Ich fürchte, dass
einige Leute mein Verhalten nicht verstehen. Aber das macht nichts.
Wenn eine Milliarde Chinesen mich mögen und denken, dass ich das
Rechte getan habe, dann kümmern mich nicht ein paar Ausländer, die
mich nicht verstehen.“
Auch wenn es heute nur wenige Leute
gibt, die sich für die Revolution im allgemeinen und für die
chinesiche Revolution im besonderen interessieren, wird sich das
eines Tages wieder ändern. Der Tag kommt bestimmt, an dem man
erkennen wird, dass Mao der größte Denker und Revolutionär des 20.
Jahrhunderts war, ebenso wie Marx der größte Denker des 19.
Jahrhunderts war. Und dann wird auch eine Frau wie Han Suyin den ihr
zustehenden Platz in der Geschichte finden.
Danke. China interessiert mich auch sehr persönlich. Es ist immer wieder gut in diesem Blog zu lesen.
AntwortenLöschen...und Lenin war der erste Praktiker des zwanzigsten Jahrhunderts.
AntwortenLöschenIch war 1964 in China und habe die Begeisterung des Volkes, besonders der aufgeschlossenen Frauen erlebt, wie sie uns trotz der sprachlichen Barriere, erklärten diese Druckerei gehört jetzt uns !!!
Ja, du hast Recht. Er hätte nur länger leben müssen, dann wäre vielleicht vieles anders und besser gelaufen. Im übrigen wird ein Punkt immer vergessen, sowohl in der russischen als auch der chinesischen Revolution: dass in den gewaltigen Kämpfen während und NACH der Revolution (Russland wurde von mehr als einem Dutzend Ländern überfallen - die USA wie immer vorneweg) die besten Menschen bei der Verteidigung IHRER Revolution gefallen sind - ein Aderlass ohnegleichen. Während die Drückeberger in der Etappe überlebt haben.
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