Sonntag, 25. November 2012

HAN SUYIN (1916 - 2. November 1012)

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Einar Schlereth

Samstag, der 24. November 2012

Nun habe ich mir einige Nachrufe auf diese große Frau, Schriftstellerin und Ärztin angeschaut, die am 2. November in Lausanne mit 96 Jahren verstorben ist. Was da die Medien und ihre Experten produziert haben, ist schon erstaunlich.
In den meisten Nachrufen – die New York Times ist symptomatisch - wird der Film „Love Is a Many-Splendored Thing“ mit William Holden und Jennifer Jones genannt, eine echte amerikanische Schnulze. Der basiert auf Han Suyins Roman „A Many-Splendored Thing“ (auf deutsch „Alle Herrlichkeit auf Erden“), der sehr offenherzig geschrieben war. Eine Engländerin „half“ ihr, ihn zu „säubern“ . Die Version wurde dann nochmals von den Amerikanern für die Verfilmung gesäubert, was der Methode der Gebrüder Grimm ähnelte, die die Volksmärchen von den Ausdrücken des ungewaschenen Volksmundes gesäubert haben. Han Suyin hat sich entschieden von dem Film distanziert. 

Immerhin werden wenigstens auch ihre Biographien über Mao und Tschou En-lai genannt – nicht allerdings ihr Buch über Lhasa, wo sie 10 Jahre nach dem englischen Ehepaar Gelder gewesen ist. Sowohl die Gelders als auch Han Suyin haben fundiert die groben Lügen in unseren Medien als lachhaft demaskiert. Aber ihre politischen Bücher wurden von den Experten nicht ernst genommen. Man rümpfte die Nase und die NYT gab ein Zitat wieder, was sie selber gerne gesagt hätte: „Han Suyin ist eine altmodische Speichelleckerin gewesen.“ Das zielt darauf ab, dass sie nicht in den Chor der Verdammnis der Kommunisten, von Mao und der Kulturrevolution eingestimmt hat. Und außerdem, was verstehen Frauen schon von Politik. Diese Auffassung war vor nicht allzu langer Zeit bei uns ja noch gang und gäbe.
Doch es gab eine ganze Reihe von Frauen, die glänzende Bücher über die chinesische Revolution geschrieben haben. Außer Han Suyin sind Anna Louise Strong, Maria-Antonietta Macciocchi, Eduarda Masi und Anna Wang zu nennen. Mir scheint sogar, dass Frauen die chinesische Revolution besser als Männer verstanden, weil sie begriffen, dass es auch „um die andere Hälfte de Himmels" - die Frauen – ging. Mao Tse-tung hat sich schon in jungen Jahren, wie Han Suyin betont, entschieden für die Frauen theoretisch und praktisch eingesetzt. So wurden auf seine Initiative hin eine ganze Reihe von Frauen nach Frankreich zum Studium geschickt, „denn die Frauen sind ebenso tüchtig wie die Männer und haben ungeheuren Einfluss auf den Aufbau einer Gesellschaft … außerdem sind sie sehr zuverlässig und verantwortungsbewusst“.

Der beste Artikel, den ich gefunden habe, steht auf der englischen Seite on Wikipedia. Alle anderen Nachrufe kann man vergessen, leider auch die chinesichen. China Daily hat wenigstens ein gutes Zitat beigetragen von dem  Schriftsteller Frank Chin, der sagte, dass sie zu den wenigen gehöre, die: „ … kenntnisreich und authentisch überamerikanisch-chinesischen chinesiche Märchen, heroische Tradition und Geschichte ...“ geschrieben habe. 

Dies kann man nur energisch unterstreichen. Für ihre Bücher 'Die Morgenflut – Mao Tse-tung, ein Leben für die Revolution', 'Zhou Enlai and the Making of Modern China', 'Chinas Sonne über Lhasa', 'China in the Year 2001' hat sie umfassende Studien in China getrieben, tausende Dokumente gelesen und ungezählte Interviews geführt. Sie als Halbchinesin (die Mutter war Belgierin) kannte China wie nur wenige und war auf jeden Fall kompetenter als die allermeisten westlichen Experten.

Dass sie hier nicht die verdiente Anerkennung fand, nahm sie gelassen. Gegen Ende ihres Lebens sagte sie in einem Interview mit der Washington Post: „Ich fürchte, dass einige Leute mein Verhalten nicht verstehen. Aber das macht nichts. Wenn eine Milliarde Chinesen mich mögen und denken, dass ich das Rechte getan habe, dann kümmern mich nicht ein paar Ausländer, die mich nicht verstehen.“
Auch wenn es heute nur wenige Leute gibt, die sich für die Revolution im allgemeinen und für die chinesiche Revolution im besonderen interessieren, wird sich das eines Tages wieder ändern. Der Tag kommt bestimmt, an dem man erkennen wird, dass Mao der größte Denker und Revolutionär des 20. Jahrhunderts war, ebenso wie Marx der größte Denker des 19. Jahrhunderts war. Und dann wird auch eine Frau wie Han Suyin den ihr zustehenden Platz in der Geschichte finden.

3 Kommentare:

  1. Danke. China interessiert mich auch sehr persönlich. Es ist immer wieder gut in diesem Blog zu lesen.

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  2. Wjatscheslaw Michailowitsch Skrjabin27. November 2012 um 10:01

    ...und Lenin war der erste Praktiker des zwanzigsten Jahrhunderts.

    Ich war 1964 in China und habe die Begeisterung des Volkes, besonders der aufgeschlossenen Frauen erlebt, wie sie uns trotz der sprachlichen Barriere, erklärten diese Druckerei gehört jetzt uns !!!

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  3. Ja, du hast Recht. Er hätte nur länger leben müssen, dann wäre vielleicht vieles anders und besser gelaufen. Im übrigen wird ein Punkt immer vergessen, sowohl in der russischen als auch der chinesischen Revolution: dass in den gewaltigen Kämpfen während und NACH der Revolution (Russland wurde von mehr als einem Dutzend Ländern überfallen - die USA wie immer vorneweg) die besten Menschen bei der Verteidigung IHRER Revolution gefallen sind - ein Aderlass ohnegleichen. Während die Drückeberger in der Etappe überlebt haben.

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