Dieser Link für die erste Auflage meiner fünf Reportagen aus Venezuela ist praktisch nicht mehr im Netz zu finden. Selbst die Suchmaschine im Blog hier findet die Seite nicht. Experten sagen, das kann nur daran liegen, das an den Algorythmen gedoktort wird. Ich habe gestern stundenlang mit der Hilfe aller größeren Suchmaschinen im Netz geforscht. Nichts, nada, nothing, de rien. Bis ich auf einen Blog eines Freundes in Thailand stieß, der die Reportage gleich übernommen hatte. Aber als ich sie anklickte, da funktionierte der Link auch nicht - aber das lag daran, dass der Name falsch geschrieben war. Als ich das korrigierte, tauchte zumindest in der Google-Suchmaschine die Seite wieder auf. Da die schwedische Version nur einmal in einer kleinen schwedischen Zeitschrift erschien, halte ich es für sehr angebracht, sie nochmals hier aufzulegen. Und auf schwedisch liegt die Reportage hier.
Samstag, 13. August 2011
Mit offenen Augen durch Venezuela (Teil 1 + 2)
Einar Schlereth
April 2000
April 2000
Diese ältere
Reportageserie, die es bisher nur auf Schwedisch gab, habe ich nun
endlich auch ins Deutsche übersetzt, weil sie einerseits immer noch
aktuell ist und weil es andererseits außerordentlich wenig
Vernünftiges über Venezuela gibt.
Mit
offenen Augen durch Venezuela
Nach knapp fünf Wochen in Venezuela kann man ehrlicherweise nicht eine umfassende Analyse schreiben. Selbst wenn ich spanisch kann und 3000 km durch das Land gereist bin, viele Kilometer zu Fuß und mit sehr vielen Menschen gesprochen und eine ganze Menge von den Presseorganen gelesen habe. Das Land ist einfach zu groß – mit 916500 km² fast dreimal so groß wie Deutschland – hat 27 Mill. Einwohner, ist belastet mit einem schwierigen historischen Erbe, mit enormen sozialen Problemen und muss sich mit gewaltigen außenpolitischen Schwierigkeiten in einer immer komplizierteren globalen Lage herumschlagen.
Nach knapp fünf Wochen in Venezuela kann man ehrlicherweise nicht eine umfassende Analyse schreiben. Selbst wenn ich spanisch kann und 3000 km durch das Land gereist bin, viele Kilometer zu Fuß und mit sehr vielen Menschen gesprochen und eine ganze Menge von den Presseorganen gelesen habe. Das Land ist einfach zu groß – mit 916500 km² fast dreimal so groß wie Deutschland – hat 27 Mill. Einwohner, ist belastet mit einem schwierigen historischen Erbe, mit enormen sozialen Problemen und muss sich mit gewaltigen außenpolitischen Schwierigkeiten in einer immer komplizierteren globalen Lage herumschlagen.
Wandmalerei in Caracas |
Die Menschen sind freundlich und behilflich. Man kommt leicht mit
ihnen ins Gespräch – mit Männern und Frauen. In Geschäften und
Restaurants wird man anfangs oft recht knapp und zurückhaltend
bedient. Aber das hängt wohl mit dem afrikanischen Erbe zusammen
(der größte Teil der Bevölkerung hat afrikanische Vorfahren).
Reserviert und diskret zu Anfang, aber schon beim zweiten Treffen
taucht auf den Gesichtern ein breites Lächeln auf.
Mein Interesse, Venezuela zu besuchen, galt Hugo Chávez und der
Verwirklichung seiner Politik auf der untersten Ebene. Ich habe
bewusst auf Treffen und Interviews mit Partei- und Regierungsleuten
verzichtet. Habe also die Froschperspektive gewählt.
Deshalb wohnte und aß ich in
einfachen und billigen Hotels (posadas)
und Restaurants, wo es sehr gute Möglichkeiten gibt, mit den
Menschen ins Gespräch zu kommen.
Auf meinen Streifzügen durch Caracas – eine Riesenstadt mit
mindestens sieben Millionen Einwohnern – wird man von unerhörten
Widersprüchen überrascht. Verkommene Straßen, wo Müll zu Bergen
gehäuft ist, und Straßen, die sauberer sind als in Hamburg. Häuser
aller Kategorien und Größen. Ausgedehnte Slumgebiete und gepflegte
Viertel mit kleinen Villen und Viertel mit Luxusvillen, umgeben von
Mauern mit Stacheldraht oder Zäunen unter Strom. Eine supermoderne
und extrem saubere U-Bahn und Busse und Taxis, die echte
Schrotthaufen sind. Parks, die verkommen und verdreckt sind und
andere, die sehr gepflegt und sauber sind. Menschen in Lumpen oder
nach der neuesten Mode gekleidet.
Aber es gibt kein einheitliches Muster. Ein ungepflegter Park kann
in einem besseren Viertel liegen und ein gepflegter Park in einem
weniger angesehenen Viertel wie jenes an der U-Bahnstation Gato
Negro. Auf den Hügeln um die Stadt im Tal kann ein gutes Viertel
neben einem armen liegen. Und da die allermeisten Menschen sehr auf
ihr Aussehen und ihre Kleidung achten – die Haare immer frisch
gewaschen und die Kleider gebügelt – sind die Klassenunterschiede
im Straßenbild nicht so krass.
A propos Straßenbild: es wird beherrscht von tausenden und aber
tausenden Straßenhändlern, einem enormen Gedränge und Autos. Man
kann auf der Straße beinahe alles bekommen: Essen und Trinken,
Werkzeuge, Schuhe, Parfüm und Telefongespräche an den zahlreichen
festgeketteten Handies und nicht zu vergessen Millionen CDs und DVDs
mit Musik und Filmen aus der ganzen Welt – allerdings sind
US-Produkte vorherrschend. Da sie ungeheuer billig sind, kann man
davon ausgehen, dass es Kopien sind. Und die Musik wird immer in
höchster Lautstärke gespielt und ergibt seltsame Kakophonien.
Die Essens- und Getränkeverkäufe beginnen gleich um sechs Uhr früh
an Bushaltestellen, wo Männer und Frauen Kaffee pur, mit Milch oder
mit Milch und Zucker aus großen chinesischen Thermokannen in
winzigen oder großen Plastikbechern für 20 bis 50 Cent anbieten.
Die leeren Becher werden auf die Straße geworfen. Später kommen
Bierbüchsen, Cola- oder Limonadeflaschen und die Hunderttausende
Papiere, Tüten, Becher hinzu, in denen das Essen verpackt wird. Gut
für die Hygiene, schlecht für die Umwelt.
Auf Hygiene wir sowohl auf der Straße als auch in Geschäften
scharf geachtet. Das geht so weit, dass in den Supermärkten selbst
das Gemüse von den Angestellten mit Handschuhen aufgehäuft wird.
Aus Hygienegründen werden auch keine Fliegen geduldet. Erst nach
ein paar Tagen, als ich im Hotel die erste Fliege entdeckte,
wunderte ich mich. Wieso gibt es nicht mehr Fliegen bei all dem Mist
auf den Straßen und Plätzen? Fliegen treiben die Menschen zur
Hysterie. Hingegen können hunderte Wespen und Bienen um die
Leckerbissen in den Konditoreien schwirren, ohne dass es die Leute
kümmert. Die Leute wissen, dass sie Fliegen und anderes Ungeziefer
beseitigen und gönnen ihnen dafür auch ein bisschen Süßigkeiten.
Erster Eindruck in Caracas
Zu meiner großen Verwunderung ist die Fettsucht ein mindestens
ebenso großes Problem wie bei uns.
Schuld daran haben zum Teil das gute Essen und teils die schlechten
Trinkgewohnheiten. Die beliebtesten Gerichte sind arepas und
empanadas, die man überall an den Straßen und in tausenden
Straßenküchen kaufen kann, wo es oft sogar Sitzplätze gibt. Beide
Varianten werden aus Maismehl hergestellt. Arepas sind
fertige Küchlein, die geöffnet werden und mit Hack, Hühnchen,
Gemüse oder Käse vollgestopft werden. Und empanadas sind
ein Maisteig, der zu Taschen geformt wird und dann mit etwa den
gleichen Ingredienzen gefüllt wird und danach fritiert wird.
Obendrauf werden reichlich die verschiedensten Soßen gekippt.
Sicher schmeckt es. Und als Getränke sind Coca Cola und Limonaden
(die ebenfalls von Coca Cola hergestellt werden) die großen
Favoriten. Und diese Kombination ist natürlich weder gut für die
Linie noch für die Gesundheit. Hingegen ist das Essen in
Restaurants keineswegs fett und schmeckt ebenfalls sehr gut. Und
dort hat man eine große Auswahl an phantastischen, frisch
gepressten Natursäften: Mango, Ananas, Apfelsine, Tamarinde,
Zuckerrohr, Melone, Passionsfrucht usw. Die kann man auch auf der
Straße kaufen und kosten etwa 40 Cent. Hier wären die unbezahlbar!
Das Gedränge auf den Straßen, in der U-Bahn und in Bussen ist –
ja, wie soll ich sagen – zivilisiert. D. h. man wird fast nie
gestoßen und an Zügen und Bussen stehen die Menschen in der
Schlange und schlagen sich nicht um die Plätze. Es geht niemals so
brutal zu wie in der Pariser Metro oder in afrikanischen Bussen. Auf
Busreisen gilt im übrigen, dass jede Person einen Sitzplatz haben
muss.
Große
Volksmassen versammeln sich auch regelmäßig auf allen
Bolívar-Plätzen, die es noch in dem kleinsten Dorf gibt. Die
Plätze sind immer sehr schön, sehr gepflegt und sauber, da Simon
Bolívar gleich nach seinem Tod beinahe zum Heiligen wurde. Und
durch Chávez wurde er zum Held und Symbol der Freiheit erklärt,
was er auch in Wirklichkeit gewesen ist. Und zum ersten Mal in der
Geschichte versucht man, nach seinen Worten zu leben und Freiheit
für alle Menschen und alle die verschiedenen Völker des Landes zu
schaffen. Auf diesen Plätzen versammeln sich vor allem gegen Abend
wahre Menschenmassen, Alte und Junge und Kinder, um sich unter den
riesigen Bäumen und an blühenden Beeten zu erfrischen, um zu
reden, Gesängen zuzuhören, Theorien politischer oder religiöser
Eiferer zu lauschen, mit den Kindern zu spielen oder den
Eichhörnchen oder Iguanen zuzuschauen. Büsten und Statuen von
Bolívar sind oft mit Blumen und Kränzen geschmückt. Es herrscht
immer eine etwas ruhige und festliche Atmosphäre in den Parks,
selbst wenn Kinder Tauben jagen oder Jungens ein bisschen bolzen.
Auf die Plaza Bolívar in Caracas kam jeden Mittwoch und Sonntag
Abend ein richtiger Troubadur, der bessere Tage gesehen hatte. In
den 70-er Jahren hatte er in Ost-Berlin den dritten Platz bei einem
großen Musikwettbewerb gewonnen. Jetzt war er schon recht alt und
hatte eine Reihe Vorderzähne verloren, sah aber immer noch gut aus
und war sehr charmant. Er hatte ein großes Repertoire von Liedern
und Balladen verschiedenster Art, die er mit schöner Stimme vortrug
und auf der Guitarre begleitete. Es waren Volkslieder und politische
Lieder, Lieder von Parra, Sosa und anderen. Immer hörten viele zu
und applaudierten. Er bekam eine Kleinigkeit selbst von Leuten,
denen es offensichtlich selbst nicht besonders gut ging.
Im übrigen ist Venezuela das Land der Büsten und Statuen. Ich habe
niemals so viele gesehen, nicht einmal in Spanien. Nicht nur Bolívar
wird gehuldigt, sondern auch seinen Mitkämpfern Sucre, Paéz, Brion
usw., seinem Lehrer Rodriguez,seinem Freund Alexander v. Humboldt;
ich fand sogar eine Statue von Charlie Chaplin und Ibn Chaldun, dem
großen maghrebinisch-arabischen Historiker, Verfasser der ersten
Weltgeschichte. Welches europäische Land würde auf die Idee
kommen, einem großen Araber ein Denkmal zu setzen?
Als ich durch Caracas wanderte, dachte ich oft an Humboldt, der vor
über 200 Jahren über die Stadt schrieb:
Wir bleiben, geliebter Bruder, ein paar Monate in Caracas. Wir
sind hier in dem göttlichsten und reichsten Lande. Wunderbare
Pflanzen, Zitterale, Tiger, Gürteltiere, Affen, Papageien und viele
wirkliche, halbwilde Indios, eine schöne, interessante Rasse.
Caracas hat auf Grund der nahe liegenden Schneeberge das kühlste
und gesündeste Klima in Amerika …
Heute sind wir nicht mehr so verblüfft wie er über die Flora und
Fauna, da wir viele der schönen Blumen, auch Orchideen im
Blumengeschäft um die Ecke kaufen können. Und Papageien im
Zoogeschäft. Aber sicher kann man immer noch staunen, z. B. über
die gewaltigen Bäume mit großen roten, gelben, violetten, weißen
Blüten, die Caoba- oder Mahagonibäume, andere wieder mit großen
Dornen oder Dornenbüscheln entlang des ganzen Stammes, 30 m hohe
Bambushaine und all die bunten Vögel, die wir nicht kennen.
Dasselbe Gefühl hatte ich in Afrika – wie ein Kind, das ständig
Mama fragen will: Was ist das? Wie heisst das?
Aber eine Mama gibt es seit langem nicht mehr.
Der Schuss in den Fuß
Im Gewimmel der Straßen in Caracas bemerkt man schnell die
zahllosen Kinder und Jugendlichen mit hellblauen Hemden oder Blusen
und dunkelblauen Hosen oder Röcken. Alle auf dem Weg von oder zur
Schule oder Instituten. Die Regierung setzt stark auf Ausbildung und
ist sich sehr wohl bewusst, dass beinahe die Hälfte der Bevölkerung
19 Jahre oder jünger ist. Diese Politik bekam einen extra Kick, als
Venezuela als „vom Analphabetismus befreit“ erklärt wurde
(Beschluss der UNESCO). Ich erinnere mich meines ersten Frankreich-
Besuchs in den 50-er Jahren und mein Erschrecken über alle die
Schuluniformen, die ebenfalls blau waren. Ich versöhnte mich
einigermaßen mit den hässlichen Uniformen, als ich erfuhr, dass es
im Namen der Gleichheit geschah. Hier kleiden die Uniformen
allerdings die Mädchen und Jungen sehr gut, so dass ich den
Verdacht habe, man habe einen französischen Couturier angeheuert.
Das Gedränge auf den Straßen, Avenuen und Autobahnen ist, wie
gesagt, chaotisch. Alle fahren, wie es ihnen passt. Trotzdem sah ich
nicht ein einziges, noch so kleines Unglück. Man nimmt praktisch
Rücksicht und die Hupe wird selten benutzt. Wie oft sah ich nicht
einen Bus mitten auf der Straße halten, weil der Chauffeur eine
empanada oder Limonade kaufen musste oder jemand aussteigen
wollte. Dafür hat man Verständnis. Und sie weichen sogar Hunden
aus. In kleineren Orten können die mitten auf der Straße liegen
und alle Autos fahren um sie herum. In Paragua sah ich, wie ein Auto
ziemlich dicht an einem Hund vorbeifuhr, ihn vielleicht sogar
berührte. Jedenfalls wurde der Hund so wütend und jagte das
Teufelsauto bis hinunter zum Hafen und bellte den Chauffeur wie
verrückt an.
Im übrigen las ich in einem ziemlich neuen Reisehandbuch (2004),
dass die Venezolaner wie besessen rauchten. Wenn das stimmt, dann
ist es ihnen innerhalb von zwei Jahren gelungen, die Leute dazu zu
bringen, mit dem Rauchen aufzuhören. In Restaurants, Cafés,
Bussen, U-Bahn, Flugplätzen und sogar in dem riesigen Nationalpark
El Ávila oberhalb von Caracas ist das Rauchen streng verboten.
Zigarettenreklame habe ich nirgends gesehen. Da ich wusste, dass im
Land Tabak angebaut wird, nahm ich keine Zigarillos mit. Das habe
ich sehr bereut, weil sie dort doppelt so teuer und schwer zu
bekommen sind.
Da ich die Angewohnheit habe, nicht vor dem Frühstück zu rauchen
und außerdem immer sehr früh aufstehe, war es selbst in
Großstädten ein Problem, wenigstens eine Tasse Kaffee zu bekommen.
Aber ich liebe die Morgenstunden in Großstädten, wenn das Leben
sachte erwacht, der Nachtnebel steigt, die Vögel zu zwitschern
beginnen und die Menschen, teils munter, teils verschlafen an den
Busstationen und U-Bahn- Stationen zusammenströmen. In Caracas
tauchten die ersten Kaffeeverkäufer frühestens um 5.30 auf und um
6.00 kamen die ersten Zeitungsverkäufer zu ihren festen
Verkaufsplätzen, wo die Lieferwagen schon die großen
Zeitungsballen hingeworfen hatten, um sie auszupacken und wie in
Frankreich und Spanien auf dem Gehweg auszubreiten. Dann drängen
sich allmählich die Leute um sie, nehmen sich ihre Zeitung, werfen
ein paar Münzen auf einen Haufen oder halten Scheine hin und warten
auf das Wechselgeld.
Erst am sechsten Tag bekam ich die einzige Regierungszeitung VEA
zu fassen. Ultimas Noticias, El Naconal, La Voz, die ich
zuerst gekauft hatte, gefielen mir nicht. Die unterschieden sich
kaum von unsereren Blättern des Mainstream. Dass ich die VEA
erst so spät entdeckte, liegt daran, dass viele Kioske die Zeitung
boykottieren und sie oft erst spät geliefert wird. In Paragua, dem
sehr großen Dorf bzw. Kleinstadt, weit unten im Süden, war sie
nirgends zu erhalten. Als ich einen Typ in einem Geschäft fragte,
sagte er, dass man sie nicht bekam. Das war natürlich eine
faustdicke Lüge!
Es ergab sich, dass ich Zeuge wurde von mehreren großen Skandalen
in schneller Folge. Am 2. April wurde der ermordete Unternehmer
Filippo Sindoni gefunden, der ein paar Wochen zuvor gekidnapt worden
war. Nur zwei Tage später fand man die drei Söhne des Unternehmers
Faddoul und deren Chauffeur ermordet, nachdem sie eine längere Zeit
als Geiseln gehalten worden waren. Und am folgenden Tag wurde der
bekannte Pressefotograf Aguirre ermordet.
Da sah die Oligarchie natürlich ihre Chance. Deren Schmierblätter
erschienen mit JUSTITIA (Gerechtigkeit!) in Riesenbuchstaben auf der
ersten Seite. Auch am 4. April, als die Faddoul-Kinder gefunden
wurden, organisierte die Reaktion eine Demonstration mitten in
Caracas, dort, wo die 8-spurige Autobahn und die Hauptschlagader an
den feinen Vierteln vorbei-kommen. Ein paar hundert Personen legten
sich mitten auf die Straße. Und die Polizei ließ sie machen. Man
wagt gar nicht dauszudenken, was geschähe, wenn
regierungsfeindliche Demonstranten sich in Deutschland so
aufführten.
Über Nacht tauchten überall Anschläge auf mit LUTO ACTIVO!
(Aktive Trauer!), auf Laternenpfähle, Bäume, Mauern, auf Autos und
Taxis außen oder innen geklebt, selbst in den Dörfern rund um
Caracas. Mit dem Ruf nach Gerechtigkeit hatte man also insinuiert,
dass die Regierung die Verantwortung für die Schandtat habe oder
zumindest Teil daran habe. Und mit Aktiver Trauer! meinte man nichts
anderes als Sabotage.
Daraus wurde nichts. Schnell hatte man die Mörder ergriffen. Im
Fall Sindoni waren es mehrere portugiesische Geschäftsleute in
Zusammenarbeit mit korrupten Polizisten. Vielleicht hatte Sindoni –
Freund von Hugo Chávez – ihnen irgendwelche dunklen Geschäfte
vermasselt. Im Fall Faddoul waren es bewaffnete Mitglieder der
kolumbianischen Todesschwadronen, die nach Venezuela eindringen, um
neue Arbeitsaufgaben zu suchen. Die Motive sind noch nicht klar.
Nicht einmal Lösegeld wurde verlangt.
Und nun saßen die Kapitalisten da mit dem Fazit in Händen: ihre
eigenen Leute hatten in Maskopie mit Mafiosis gekidnapt, erpresst
und gemordet. Und für diese Typen hatten sie sich engagiert - und
sich wieder einmal selbst entlarvt. Die „Massendemonstrationen“
sind eine klägliche Veranstaltung mit ein paar hundert Leuten
geworden, wo man doch ein paar Hunderttausend erwartet hatte. Ein
Schuss in den eigenen Fuß sozusagen.
Ebenso übel ging es ein oder zwei Wochen später zu, als ein hoher
Priester in einem Hotel mitten in der Stadt ermordet aufgefunden
wurde. Mein erster Gedanke war: Was hatte der Satan dort mitten in
der Nacht in einem Viertel zu suchen, das nicht gerade übel
beleumdet war, aber naja. Mitten ins Schwarze. Es kam heraus, dass
er unter Drogen stand und sein Arsch übel zugerichtet war. Der
Mörder wurde auch schnell gefunden, aber kein Motiv. Mit dem lahmen
Versuch, aus der Angelegenheit einen Vorteil zu ziehen, hatte die
Reaktion auch kein Glück.
Von Seite der Regierung wurden ein paar schnelle Schachzüge
gemacht. Als erstes wird der gesamte Polizeiapparat reorganisiert
und gründlich durchleuchtet. Zweitens wurde eine Maßnahme
ergriffen, die vielleicht einmalig in der ganzen Welt ist: Alle
Polizisten und Militärs, die in der Öffentlichkeit auftreten,
müssen ein Schildchen tragen, auf dem deutlich ihr Name, ihre
Einheit und ihre Stationierung zu erkennen ist. Dies sind die Dinge,
die Chávez vor allem auszeichnen: er handelt schnell, effektiv und
mit einem Gefühl für das Richtige.
Aber er kann auch warten und sehr vorsichtig zu Wege gehen. Als die
Beziehungen zur Kirche sehr angespannt wurden, nachdem Dupuy, der
päpstliche Nuntius, und mehrere Bischöfe sich tief in den
Staatsstreich 2002 verwickelt hatten. Ich glaube, dass Chávez in
diesem Fall Hilfe vom neuen Papst erhalten hat. Denn der setzte als
neuen Kardinal und Kirchenfürsten nicht einen der ultrareaktionären
Bischöfe ein, sondern Jorge Urosa Savino, ein gewiss konservativer,
doch vernünftigr Mann, der auf Zusammenarbeit mit Chávez setzt und
der ein gewisses Verständnis für dessen Politik zeigt. Er ist
„intelligent und schlau (und) zieht es vor, eine Politik in
Übereinstimmung mit den Umständen zu führen und sich mit Geschick
und Takt zu bewegen“, wie Marciano schreibt, VEAs
glänzender Kommentator (2006-04-21). Und allmählich glückte es
Chávez, dem gläubigen Katholiken, mehrere wichtige Figuren aus der
katholischen Hierarchie auf seine Seite zu ziehen.
Der nächste Skandal war eine ernste Provokation des amerikanischen
Botschafters Brownsfield, der sich auf ein Sportzentrum begab, ohne
die venezolanischen Behörden zu unterrichten und ohne sich
anzumelden, sondern er fing einfach an, Jugendliche zu agitieren und
kleine Geschenke zu verteilen. Am Ende wurde er davongejagt, und er
bekam wohl auch ein paar Bälle ab oder Tomaten. Natürlich empörten
sich die Yankees und redeten von einem ernsten Zwischenfall. Chávez
konterte und warnte den Botschafter, dass er seine Koffer packen
könne, wenn er sich nicht den diplomatischen Gepflogenheiten
entsprechend verhielte.
Kurz bevor ich abreiste, ereignete sich ein wirklich ernster
Zwischenfall – und mehr als das. Ohne Vorwarnung, wie es üblich
ist, begannen die Amerikaner ein großes Manöver der Kriegsmarine
vor der venezolanischen Küste mit Flugzeugträgern und allem
durchzuführen. Über die Absicht damit schrieb die VEA
(2006-04-25) unter dem Titel 'La intimidación como arma' (Die
Einschüchterung als Waffe): „Einschüchterung ist in der Politik
oft als Waffe eingesetzt worden … Die Nazis stellten im 1.
Weltkrieg die Kommunisten als Verursacher der Hungersnot und allem
sonstigen Elend dar, womit man Stimmung schuf für die Invasion
ausländischer Mächte in Russland, um die sozialistische Revolution
Lenins und die Bolschewiken auszuschalten. Gleichzeitig trieb diese
Einschüchterungspropaganda die deutsche Mittelklasse in die Arme
der Nazis, um sich vor den Bolschewiken zu retten.
Vor der Pråsidentenwahl im Herbst zielt die Einschüchterungspolitik
der Bush-Regierung darauf ab, eine Wiederwahl von Chávez mit den
Schrecken eines Krieges mit den USA, einer Invasion venozolanischen
Territoriums durch amerikanische Truppen und einer aufgezwungenen
blutigen Militätdiktatur in Verbindung zu bringen.
Aber niemand soll sich von dieser apokalyptischen Vision in die Irre
führen lassen. Die Bush-Regierung ist nicht in der Lage, noch einen
Krieg zu führen. Die sitzt im Sumpf in Irak ohne Aussicht auf einen
Sieg und kann sich nicht auf andere internationale Abenteuer
einlassen (Iran, Syrien, Korea) ohne Unterstützung des Volkes im
eigenen Land; deren Einschüchterungspolitik ist nichts anderes als
Arroganz, die niemals Venezuelas Volk, seine revolutionäre
Regierung und Streitkräfte einschüchtern kann.“
Als Gegenmaßnahme führte die venezolanische Armee zusammen mit der
Miliz eine große militärische Übung zur Verteidigung der Küste
durch. Die Miliz umfasst bereits mehr als eine Million freiwillige
Männer und Frauen, die sich der amerikanischen militärischen und
ökonomischen Verheerungen in der Welt und seit 200 Jahren in
Lateinamerika sehr wohl bewusst sind. Außerdem hat Chávez die USA
gewarnt, dass alle Erdölanlagen bei einer Invasion gesprengt
werden.
Südwärts
Es kam die Osterwoche, Semana Santa, die heilige Woche, wie
man auf spanisch sagt. Da fuhr ich nach Süden, um dem größten
Trubel in Caracas zu entgehen. Zuerst mit einem drei Wochen alten
Volvo Doppeldeckerbus – wie ich ihn in Schweden noch nicht gesehen
hatte – 600 km nach Ciudad Bolívar am Orinoco-Fluss. Dank der
Klimaanlage im Bus bekam ich eine fürchterliche Erkältung, die
mich für beinahe 2 Tage lähmte. Als ich Ciudad Bolívar ankam, war
alles bereits voll, aber durch reines Glück erhielt ich ein Zimmer
in einer sehr schönen posada im alten Stadtteil, die zum
Weltkulturerbe erklärt worden ist.
Am ersten Tag schleppte ich mich zum Platz Bolívar, um wenigsten
einen Blick auf das große Haus werfen zu können, wo Bolívar 1819
mitten im Krieg Venezuelas Unabhängigkeit erklärte. Dann ging ich
zu der schönen Promenade Orinoco, eine breite Allee längs des
Orinoco, der gerade seinen niedrigsten Wasserstand erreicht hatte.
In der Regenzeit steigt er um 15 m. Die Kolonialhäuser mit ihren
Arkaden waren meist im Besitz von großen Kaufleuten, die alle die
Waren in Empfang nahmen, die aus Europa per Schiff eingeführt
wurden. In einem dieser Häuser befindet sich heute ein Museum mit
der kleinen Druckerpresse, auf der die erste Zeitung Venezuelas 1818
gedruckt wurde. Auch gibt es dort ein paar schöne Skulpturen und
Gemälde zu sehen.
Nach zwei Tagen war ich einigermaßen wiederhergestellt, um einen
Bus (ohne Klimaanlage) nach Paragua nehmen zu können, 200 km weiter
südlich an einem von Orinocos vielen Nebenflüssen, der ebenfalls
Paragua heisst. Auf dem Weg dorthin konnte ich zumindest einen
Schimmer von den Tepuis – den gewaltigen, bis zu 3000 m hohen
Tafelbergen - in der Ferne erhaschen. Sie gehören zu den ältesten
Bergen der Erde – es gab sie bereits auf dem ersten und einzigen
Kontinent Gondwana. In Jahrmillionen sind die Berge in
unterschiedliche Teile zerrissen worden, die im Süden Venezuelas
landeten. Dort liegen sie mitten im Dschungel und erheben sich
senkrecht aus der Ebene. Und dort oben – die Plateaus sind
meistens in Wolken gehüllt – gibt es, abgetrennt von der übrigen
Welt ein Leben an Flora und Fauna, das häufig endemisch ist, d. h.
es gibt sie nur dort und nirgend anderswo. Dort gibt es auch den
höchsten Wasserfall der Welt – fast 1000 m hoch.
Paragua liegt mitten in einem großen Anbaugebiet von Mais mit
riesigen Weideflächen für Rinder, und dort erlebte ich auch einen
der ersten zeitigen Wolkenbrüche der Säson. Man glaubt, da oben
öffnet ein Kerl ein paar Schleusen, so dass die Wassermassen auf
einmal herunterklatschen. Obwohl der Wolkenbruch nicht zu den
schlimmsten gehörte, verursachte er doch recht große
Überschwemmungen.
Paragua, der ca. 600 m breite Fluss ist reich an Fisch, Gold und
Diamanten. Unten am Hafen liegen eine ganze Reihe von
Baggerschiffen, die Gold und Diamanten fördern. Den Fisch fangen
Männer mit ihren schnellen von Yamahamotoren getriebenen Pirogen
(so nennen die Leute selbst ihre Boote und das Wort stammt auch aus
der Karibik. Allerdings wird gemeinhin heute unter Piroge ein
Einbaum verstanden, dessen Seiten durch Bretter erhöht werden, was
die Indios nicht machen. Der Oberbegriff ist Kanu.). Und was für
Fische! Ich aß jeden Tag einen anderen Fisch in den kleinen
Restaurants am Hafen, ohne sagen zu können, welcher am besten war.
100 km weiter flussabwärts mündet der Fluss in das zwweitgrößte
Wassermagazin der Welt – ein riesiger See vom 4250 km². Achtmal
so groß wie der Bodensee. Flussaufwärts gibt es nur noch kleine
Dörfer der Indios, die oft herunter nach Paragua zum Einkauf
kommen. Scheu, schön und liebenswert erledigen sie ihre
Angelegenheiten.
Als ich eines Morgens im Fluss badete, als das Wasser noch etwas
erfrischend war, traf ich ein paar Burschen, die gerade mit einem
großen Kübel voll Fisch zurückkamen. Da gab es einen großen, der
einem Hecht ähnelte, und eine Menge kleinere, die Barschen
ähnelten. Der Fisch wurde geputzt, ein riesiger Topf
herbeigeschafft, ein kleiner Junge zündete ein Feuer an und
natürlich wurde ich eingeladen. Aber da es schon Mittagszeit war,
ging ich zu einem Restaurant, versprach aber, am Nachmitttag
wiederzukommen.
Und das tat ich auch. Es war der Abend vor Ostern und die Jungs,
deren Kinder und ein Großvater hatten gut gegessen und waren in
Feststimmung. Eine gewaltige Gefriertasche stand in der Mitte und
alle, außer den Babies, hatte seine Bierebüchse in der Hand. So
bald sie leer war, griff man nach der nächsten. Auf der anderen
Seite des Flusses hatten hunderte von Menschen ihre Zelte oder
einfach Plastikplanen gegen die Sonne aufgeschlagen, es gab eine
Band und es wurde getanzt. Auf einem Hügel ein Stück entfernt lag
ein großes Militärlager, und deshalb gab es auch eine Fähre, die
sogar Autos transportieren konnte. Sie lief an einem Stahlseil
entlang und wurde von einer Piroge mit Yamahamotor geschoben.
Wir saßen und tranken und machten Scherze, als plötzlich ein
Schrei 50 m entfernt zu hören war: Das Mädchen! Wo ist das
Mädchen! Alle rannten dorthin. Ein älterer Mann, bei dem die Jungs
zu Besuch waren, schwamm bereits im Fluss. Eine Frau schrie: Nein,
nicht dort! Dort! Und zeigte auf eine Stelle weiter weg. Er tauchte
und fand nichts. Das Wasser war trübe von dem vielen Regen und er
konnte nur den Boden abtasten. Er schwamm zurück zu der Stelle, wo
er zuerst gewesen war. Und kam hoch mit dem Mädchen. Die Mutter
schrie auf. Ein junger Mann packte das Kind und rannte 100 m bis zur
Straße und dem Auto und die Mama hinterher.
Wir saßen noch eine Weile und diskutierten und fuhren dann mit zwei
Pirogen auf die andere Seite. Meine Kumpel kannten den Sänger der
Band und stellten mich vor: Ein Freund aus Schweden! Und alle
applaudierten. Dann spielten sie. Meine Freunde forderten ein junges
Mädchen auf, das bereits tanzte, mit mir zu tanzen und das tat sie
auch. Wir tanzten etwas frech zum Vergnügen aller. Der zweite Tanz
war zu Ende und ich auch. Da trat ein Soldat ans Mikrofon und sagte,
dass er vom Krankenhaus die Nachricht erhalten habe, dass man das
Mädchen wiederbeleben konnte. Jubel brach aus und alle klatschten
in die Hände und man hob die Gläser, d. h. die Bierbüchsen. Nach
einer Viertel Stunde begann erneut die Musik. Da kam ein Offizier
und teilte mit, dass das Mädchen leider gestorben sei. Und er
schlug vor, das Fest aus Solidarität mit der Familie zu beenden.
Das wurde einstimmig angenommen und innerhalb einer halben Stunde
war alles zusammengepackt und dutzende kleine und große Pirogen
jagten zurück nach Paragua. Ein trauriges Ende zum Auftakt für
Ostern. Und ich war erstaunt, mit welcher Selbstverständlichkeit
hier Solidarität geübt wurde – sogar von den Soldaten.
Das Endergebnis der Osterfeiertage war, das von 27 Millionen
Venezolanern 14 Millionen ein paar Tage Ferien gemacht hatten. Alle
Hotels waren ausgebucht, hunderte Extrabusse waren eingesetzt
worden. Und erfreulicherweise hatte es nur sehr wenig
Verkehrsunfälle gegeben.
Nur Tage vor dem großen Trubel hatten die Oppositionszeitungen mit
Großbuchstaben berichtet: DAS VOLK HUNGERT. Lachhaft. Ich wunderte
mich oft, wie viel Essen die Leute auf ihren Tellern an Essständen
und in Restaurants zurückließen, und wieviel Essen im Müll
landete, selbst in einfachen Vierteln. Ich habe keine Bettler
gesehen oder getroffen und die zwei Obdachlosen in einer Nische
neben dem Hotel – jung, gesund und immer guter Laune – hatten
oft große Esstöpfe vor sich stehen. Ich glaube, sie waren auf die
Essensreste der Restaurants rundherum abonniert.
Aber meine Beobachtungen bedeuten nicht, dass das Problem der Armut
gelöst sei. Weit entfernt. In der VEA vom 21. April 2006
wurden die Entbehrungen der Obdachlosen auf einer ganzen Seite
behandelt. „Arme und Drogenabhängige sind eine andere Seite der
Armut, die heute beinahe die Hälfte der Bevölkerung betrifft“,
hieß es. Gewiss ist die Armut seit 2003 von 80% (andere Quellen
sprechen von 60%) auf weniger als 37% gesunken (Lippmann am 7. Juli
2006), aber für die übrigen Obdachlosen ist das ein geringer
Trost. Die Casa-Hogar El Conde ist eine von vier
Einrichtungen, die Obdachlose aufnehmen. Dort befinden sich jetzt 80
Personen, die Essen, ein Bett und Behandlung ihrer Krankheiten
erhalten. Wer kann, hilft in der Küche, im Garten oder beim Putzen
mit.
Eine andere Organisation ist die Misión Negra Hipólita, die
im Januar 2005 gegründet wurde und in diesem Jahr spezielle
Unterstützung durch den Präsidenten erfuhr. Allein in Caracas hat
sie bereits vier Stellen, wo man Obdachlose aufnimmt und ihnen auf
verschiedenste Weise behilflich ist. Das Hauptziel ist, diese Leute
wieder in die Gesellschaft zu integrieren.
Am 26.4.2006 schrieb die VEA über eine Werkstatt, die von
mehreren Organisationen in Zusammenarbeit mit dem Ministerium für
die Mitarbeit des Volkes und soziale Entwicklung gegründet wurde,
um „Educadores de Calle“ - auf neudeutsch streetworker
oder Straßenerzieher oder Informatoren auszubilden, als Stütze und
Hilfe für Obdachlose, um dafür zu sorgen, dass sie wieder in die
Gesellschaft integriert werden.
Im übrigen habe ich selbst sowohl in Caracas als auch in Mérida
zwei Restaurants für Leute gesehen, denen es schlecht geht.
Ordentlich, sauber und luftig. Keine Suppenküchen im Keller. Und in
den Schulen erhalten alle Kinder dreimal Essen täglich.
Mercál-Gechäfte, die an die alte kooperative Konsum-Idee
anknüpfen, wo man bis zu 50% billiger als in normalen Geschäften
einkaufen kann, habe ich eine ganze Menge in armen Vierteln, im Dorf
Tabay westlich von Mérida und in Mérida selbst sogar zwei gesehen.
Allerdings war der eine Laden geschlossen und als ich im anderen
fragte Warum, da konnte man nicht darauf antworten. In vielen
Artikeln bekommt man die Vorstellung, dass dort alles 50% billiger
sei. Das stimmt nicht. Markenwaren gibt es nur billiger, da sie in
großen Mengen eingekauft werden.
Die Misión Mercál ist keine isolierte Erscheinung, sondern
hängt mit den anderen misiones zusammen, vor allem mit der
Misión Zamora, der großen Landverteilung. Beinahe 2
Millionen Hektar Land sind an 1,5 Millionen Familien verteilt
worden. Das Ziel ist nicht nur, die Armut zurückzudrängen und für
viele Leute ein anständiges Leben zu schaffen, sondern auch die
Erhöhung der einheimischen Produktion an Nahrungsmitteln. Dadurch
soll die Abhängigkeit von Importen verringert werden, die Qualität
erhöht werden und sollen Milliarden Dollar eingespart werden.
Mercál bietet nicht nur den neuen Produzenten sondern auch den
vielen Kooperativen, die im Zusammenhang mit der Misión Zamora
entstanden sind, sichere und gerechte Aufkaufspreise.
All dies hört sich ziemlich einfach an, aber so ist es leider
nicht. Jede einzelne Verbesserung, jedes neue Gesetz, jede Misión
muss gegen reaktionäre Politiker durchgesetzt werden (viele Dörfer,
Städte und selbst einige Teilstaaten befinden sich immer noch in
der Hand der Opposition), gegen Bürokraten und nicht zuletzt gegen
korrupte Elemente in Chávez' eigener Partei, die obstruieren,
sabotieren und unterschlagen. D. h. genau die gleichen Elemente, mit
denen sich bereits Lenin, Mao und andere Revolutionäre
herumschlagen mussten. Und dann wird jedes Misslingen, jeder Fehler
und jede Verzögerung zu einem Knüppel im Arsenal der Reaktion, um
höhnisch auf das Unvermögen der Regierung zu verweisen.
Die Presse in und über Venezuela
Am 2. Juli 2006 lese ich im Expressen (größte rechte Tageszeitung in Schweden) folgendes: „Was Chávez, Argentiniens Kirchner und Boliviens Morales vereint, ist der Populismus und Nationalismus, mehr als die notwendigen sozialen Reformen, derer die ärmsten Bewohner so dringend bedürfen. Besonders im Fall Chávez ist auch der mangelnde Respekt für Demokratie und Meinungsfreiheit ein Eckpfeiler seines politischen Handelns.“
Am 2. Juli 2006 lese ich im Expressen (größte rechte Tageszeitung in Schweden) folgendes: „Was Chávez, Argentiniens Kirchner und Boliviens Morales vereint, ist der Populismus und Nationalismus, mehr als die notwendigen sozialen Reformen, derer die ärmsten Bewohner so dringend bedürfen. Besonders im Fall Chávez ist auch der mangelnde Respekt für Demokratie und Meinungsfreiheit ein Eckpfeiler seines politischen Handelns.“
Worauf gründet dieser Demokratieombudsman vom Expressen
seine Meinung? Dass es nicht reicht, wenn die Reaktion nur 90% aller
Zeitungen besitzt, nur 90% aller Radio- und Fernsehstationen
kontrolliert, nur 258 Bücher mit Hetze gegen Chávez herausgeben
konnte, während ganze 3 (DREI) pro-Chávez-Bücher erschienen sind?
Ist er in Venezuela gewesen? Spricht er nur ein Wort spanisch? Hat
er gelesen und gesehen, was die Oligarchie täglich ausspuckt? Dass
95 % ihrer Anklagen und Anzeigen auf Lügen beruhen und jeder
Grundlage entbehren, das spielt gar keine Rolle. Und seit wann sind
die armen Leute der Expressen ans Herz gewachsen? Pfui
Teufel!
Was solche Typen wie ihn (oder sie – der Artikel ist nicht
signiert – auch typisch) zur Weißglut bringt, ist nur, dass
Chávez gegenhielt, als er von dem Weißen Haus und seinem
ausgewählten Präsidenten beleidigt wurde. Dass er nicht gehorsam
seine Petrodollar den USA überlässt, wie es die Araber tun. Dass
er – das Schlimmste von allem – die ALCA (Asociación
Latinoamericano de Libre Comercio – Freihandelsabkommen mit den
USA) versenkt hat, das Freihandelsflaggschiff der USA, und
stattdessen ALBA (Alternativa Bolivariana para las Americas –
Bolivarische Alternative für Amerika – eine demokratisch
aufgebaute Handelsorganisation zwischen lateinamerikanischen
Staaten. Außerdem hat alba auf spanisch die Bedeutung
'Morgenröte'.) zielstrebig aufbaut.
Dass er Telesur aufbaut – ein Gegengewicht zum westlichen
Medienlügenmonopol. So etwas tut man einfach nicht, wenn man
Mitglied im feinen, westlichen Demokratieklub sein will.
Nach
diesem einen Beispiel von CIA-inspirierter Lügenpropaganda reicht
es mir. Man könnte stundenlang weitermachen, jede einzelne Zeitung,
Zeitschrift, Radio- oder Fernsehstation aufzulisten und sich mit
deren Lügen herumschlagen und man würde dennoch nie fertig werden.
Als Faustregel kann man sagen, dass derjenige, der von der
Westpresse gelobt wird, ein Stinkstiefel ist und andersherum. Wen es
interessiert, der kann bei MediaLens hier hineinschauen
http://medialens.org/index.php?option=com_content&view=section&layout=blog&id=1&Itemid=8
, wo die britischen Medien regelmäßig auf ihren Wahrheitsgehalt
untersucht werden, und die auch ausgezeichnete Analysen über die
Hetze gegen Chávez haben.
Ich will nur ein kleines Beispiel von den Ansichten geben, die
Venezolaner über diese Vorwürfe haben. Zum Beispiel, dass Chávez
autoritär sei. In der VEA vom 19.04.06 lesen wir: „Chávez
hat weder mehr oder weniger sondern genau dieselbe Autorität, wie
sie Rómulo Betancourt und Rafael Caldera zu ihrer Zeit hatten.
Trotzdem haben die aktuellen Kritiker sie vorbehaltlos unterstützt.
Was ist der Unterschied? Der Unterschied ist, dass Betancourt und
Caldera die staatliche Autorität anwandten, um das ungerechte und
ungleiche System zu verteidigen, das auf der Herrschaft der Reichen
und der Großgrundbesitzer und den Bedingungen der USA basiert,
während Chávez die Autorität benutzt, um einen revolutionären
Prozess zu befördern mit der Perspektive, die Herrschaft der alten
sozialen Klassen zu vernichten.“
Oder Chávez selbst im Interview mit Greg Petras zum Vorwurf, er sei
„undemokratisch“:
„Ich
lade alle Bürger der ganzen Welt ein zu kommen und frei durch alle
Straßen Venezuelas zu laufen, zu reden mit wem man will, Fernsehen
zu schauen, Zeitungen zu lesen. Wir bauen eine wirkliche Demokratie
auf mit Menschenrechten für alle, mit sozialen Rechten, Ausbildung,
Gesundheitsfürsorge, sozialer Sicherheit und Arbeit.“ (The
Progressive, Juli 06)
Und genau so habe ich auch Venezuela erlebt.
Ich kann ehrlich sagen, dass ich noch nie in einem Land gewesen bin,
wo eine solche Freiheit herrscht wie in Venezuela - wo man Freiheit
atmen, geradezu spüren kann.
Zum Schluss noch eine Auffassung über ALCA von Osvaldo Martínez in
Patria Grande vom Mai 2005: „ALCA ist nicht ein einfaches
Freihandelsabkommen, das man unterschreiben kann oder auch nicht,
sondern Ausdruck von höchster Bedeutung für ein Projekt
kontinentaler Herrschaft, ein Plan für die systematische
Ausplünderung, ein Konzept für die sozio-ökonomische Entwicklung,
das die Souveränität und die Funktionen des Nationalstaates
beeinflusst.
ALCA ist der Name, unter dem dieses Projekt in gewissen
Zusammenhängen auftritt, aber sein wesentlicher Inhalt nimmt
verschiedene Formen und Methoden an, um sich gewaltsam
durchzusetzen. Deshalb ist man gezwungen zu einem vielfältigen und
umfassenden Kampf, um zu verhindern, dass, auch wenn ALCA von der
Bühne verschwindet, sich dieses imperialistische Projekt nicht
trotzdem in der Wirklichkeit mit anderem Gesicht und unter anderem
Namen aufzwingt.“
Gewiss haben die Völker in Lateinamerika eine ganze Menge über die
Schliche und Finten des Imperialismus gelernt. Ich war überrascht
von dem großen Raum im Regierungsblatt VEA, der dem
Internationalismus (von wegen Nationalismus!) gewidmet wurde, aber
auch in den Reden des Präsidenten und seinen TV-Auftritten. Und das
ist es in der Tat – der INTERNATIONALISMUS – der die wirklichen
Sozialisten auszeichnet, eine Wahrheit, die von Marx bis Mao betont
wurde. Verschwindet er, dann verschwinden auch schnell alle Gedanken
an eine wirklich gerechte Gesellschaft, was leider allzu viele
Beispiele beweisen.
Aber der Internationalismus zeigt sich nicht nur in Worten, sondern
vor allem in der Praxis. Gewiss ist die große Leidenschaft von
Chávez Lateinamerika, d. h. von Mexiko bis Argentinien genau wie
für Simon Bolívar. Der Kontinent, der als allererster unter dem
Ansturm des weißen Kolonialismus zu leiden hatte und wo die
allergrößten Völkermorde der Geschichte verübt wurden (allein
die Spanier töteten ca. 60 Mill. der Ursprungsbevölkerung!). Der
Kontinent der Armut, der Kontinent der unnötig Kranken, der
Kontinent des Analphabetismus. Deshalb ist Chávez so viel an ALBA
gelegen, am Aufbau eines gemeinsamen Energieprojektes mit Bolivien,
Paraguay, Brasilien und liefert Öl zu solidarischen Preisen an die
armen karibischen und mittelamerikanischen Länder, die beinahe von
den hohen Erdölpreisen erdrosselt werden. Aber die Gedanken von
Chávez umfassen auch die Armen in der ganzen Welt, in den USA, in
England, wo er bei seinem vergangenen Besuch auf Einladung von
Londons Bürgermeister Livingstone ähnliche Hilfsaktionen
bekanntgab wie für die Armen in den USA.
Ich hatte die Gelegenheit, das Fernsehprogramm zu sehen, wo Chávez
100 Menschen aus den USA empfing, die gekommen waren, um ihm für
das billige Öl im Winter zu danken. Es waren Leute aus den Gebieten
Vermont, Maine und Rhode Island, die mit Hilfsprojekten arbeiten, es
waren Schwarze und ein Indianerhäuptling und ein Priester war auch
dabei. Sie alle waren sichtlich angetan von seiner einfachen und
offenen Art, seinen aufrichtigen Worten über Freundschaft mit dem
amerikanischen Volk und wie er spontan und ungekünstelt Menschen
umarmte, die ihm kleine Geschenke überreichten. Und wie es – auch
sichtlich – ihm lästig war, wenn man ihm zum hundertsten Male
dankte. Da sagte er: „Ihr braucht mir nicht zu danken. Ihr habt es
doch selbst bezahlt.“ Verblüffte Mienen. Und da erklärte er,
dass Venezuela ja Raffinerien in den USA besäße, die zuvor niemals
Gewinn abwarfen, weil die Oligarchie das Geld in die eigene Tasche
steckte, aber jetzt, nach der Reorganisation bereits nach zwei
Jahren 73 Millionen $ auf das Pluskonto einbrachte. „Mit diesem
Geld ist das Programm bezahlt worden. Gefundenes Geld,“ sagte er
zur Freude der Versammlung.
Es
heisst, dass er es um der Macht willen tut und um seinen
Einflußbereich auszudehnen. Es ist ja ganz klar, dass ein
Kapitalist und alle Kapitalist-Presstituierten einfach nicht
begreifen können, wie man Geld verschenken kann und außerdem an
das Pack. Man lässt gelten, Geld an eine Stiftung um der eigenen
Ehre willen zu schenken. Aber an das Pack?
Hier folgt der zweite Teil.
Hier folgt der zweite Teil.
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Kommentare:
- Wunderbarer Bericht, danke, Einar
Schlereth!
Danke für die uebersetzung, Einar!
Ich setze den Bericht in unsern Blog bumi bahagia (Erde glücklich, glückliche Erde - wie Indonesien - Kenner - Autor natürlich weiss :-)
http://bumibahagia.com/2014/08/21/elnar-schereth-mit-offenen-augen-durch-venezuela/
Ist das in Ordnung?
Ich bin Käseschweizer - Altknacker, der in Bali seit einem Jahr Blog macht.
AntwortenLöschen
- Lieber Thomas, habe jetzt erst deine
Seite gesehen. Sehr schön. Habe dort einen Kommentar
hinterlassen. Ich sehe gerade, dass ich hier keinen link zum 2.
Teil der Reportage angegeben habe. Werde ich gleich nachholen.
Du kennst dann wahrscheinlich auch meine Indonesienbücher. Und
vor über einem Jahr habe ich das Buch von André Vltchek
'Archipelago of Fear' übersetzt, das endlich demnächst im
Zambon-Verlag erscheinen soll. Er hat auch ausführlich über
Bali geschrieben. ciao
Löschen
Anonym30.
Mai 2016 um 17:22
- Sehr schöner Bericht, Predikat: Absolut
lesenswert!
Aber ich habe eine Frage zu der VEA: Warum wird sie teilw. boykottiert? Wie ist sie einzuordnen, sozialistisch, liberal oder konservativ?
In Deutschland haben wir auch das Problem der CIA-Presse: DIE ZEIT, die FAZ, DER SPIEGEL, die Springer-Medien, ARD, ZDF etc. berichten nicht neutral!
Und bei den Bilderberg-Meetings, wo die NATO-Agenda verbreitet wird, sind auch immer (angeblich neutrale, objektive) JournalistInnen dabei.
https://einarschlereth.blogspot.se/2011/08/mit-offenen-augen-durch-venezuela-2.html
Samstag, 13. August 2011
Mit offenen Augen durch Venezuela (2. Folge)
Aber es stimmt, dass der Einfluss von
Chávez ständig wächst, d. h. genauer gesagt, dass der
Einfluss seiner Gedanken wächst. Auch im Lande selbst verbreiten
sich seine Gedanken vor allem durch seine Praxis. Die Menschen
spüren und sehen die Veränderungen. Der Beweis ist auch, wie ich
schon sagte, dass die Verbreitung der Zeitung VEA sabotiert wird.
Als ich in die Küstenorte Puerto Colombia und Choroní kam, war es
im übrigen genauso. Die VEA war nirgends zu haben. Dann bemerkte
ich, dass auch in mehreren Hotels der Fernsehkanal der Regierung
nicht zu bekommen war. Und später las ich auch, dass Reden von
Ministern und Chávez zum Schweigen gebracht wurden, d. h. ohne Ton
gesendet wurden. Was würde Frau Merkel sagen oder tun, wenn ihre
Reden ohne Ton gesendet würden?
Der katholische Glaube von Chávez scheint auch echt und tief zu sein. Besonders hat es ihm die Jesus-Figur angetan und in ihr sieht er beinahe einen Vorgänger von Bolívar. Er scheint sogar Fidel missionieren zu wollen und erzählte, dass er ihn so weit brachte zuzugeben, dass er im sozialen Bereich Christ sei. Aber Chávez ist nicht borniert oder Fundamentalist. Er führt nicht wie die Fundamentalisten im Weißen Haus Krieg gegen islamische Länder wie Irak, Afghanistan, Palestina. Er tritt entschieden gegen den Irakkrieg und für das Recht des irakischen Volkes auf Selbstverteidigung ein. Im übrigen ist der Glaube in Venezuela immer noch sehr stark. Ich wunderte mich sehr, volle Kirchen zu sehen, und nicht nur mit alten Frauen sondern mit jungen Menschen. Und ich beobachtete, dass mindestens die Hälfte aller Leute, die an einer Kirche vorbeigehen, den rechten Zeigefinger an die Lippen führen und sich bekreuzigen. Naja, immerhin haben große Teile der Priesterschaft in Lateinamerika eine ziemlich progressive Rolle gespielt.
Jedenfalls habe ich mehrmals gehört, wie Chávez ausrief, seinen Nächsten zu lieben und an die Liebe zu denken. „Un poco más de amor y el mundo sería mejor. Amor, amor. Un poco más.“ (Etwas mehr Liebe und die Welt wäre besser. Liebe, Liebe. Ein bisschen mehr.)
Das ist keineswegs falsch. Wenn man gleichzeitig handelt wie Chávez.
Ich will noch ein konkretes Beispiel von Venezuelas Internationalismus zeigen, worüber Salim Lamrani, französischer Professor an der Universität Sorbonne, am 10. März 2006 geschrieben hat: „Während die Bush-Verwaltung bereit ist, alles zu tun, um einen neuen Wahlsieg von Chávez am 6. Dezember 2006 zu verhindern, fährt Venezuela fort, Reformen durchzuführen, die den Lebensstandard des Volkes weiter anheben sollen. Sein Prestige auf dem Kontinent steigt im gleichen Maße wie der Einfluss der USA sinkt. Die Ursache ist ganz einfach: Während Venezuela über einen Zeitraum von sieben Jahren 28 Milliarden Dollar als Hilfe für seine Nachbarländer bereitgestellt hat – durchschnittlich 3.6 Mrd. $ im Jahr – haben die USA eine massive Verringerung ihrer Hilfe für 2007 bekannt gegeben: 28.5% weniger für die Entwicklung Lateinamerikas und der karibischen Länder, 10% weniger für medizinische Hilfe und 11% weniger Geld für die Organisation der amerikanischen Staaten (OAS). Das heisst also, dass Caracas jährlich 3.6 Mrd. $ an Lateinamerika vergibt, während Washington seine Wirtschaftshilfe um 1.2 Mrd. $ senkt.“
Es ist also die konkrete Politik und nicht Worte über Sozialismus, mit denen viele so freigebig umgehen, was Washington in Rage bringt.
Auf dem Weg nach Mérida in den Anden
Mein letztes Reiseziel war Mérida in den Anden. Aber ich fuhr in Etappen dorthin. Am ersten Tag westwärts auf der Autobahn an hohen Bergen zur Rechten entlang nach Maracay. Große Zuckerrohrplantagen, Apfelsinen- und Mango- Plantagen. Die Stadt mit ihren 600 000 Einwohnern liegt platt ausgebreitet in der Hitze der Ebene und hatte wohl deswegen sehr viele Parks.
Aber ich fuhr weiter mit einem kleineren Bus nach Puerto Colombia am Karibischen Meer, eine Strecke von 30 km, für die wir zwei Stunden brauchten. Aber das war kein Wunder. Die Straße wurde immer schmaler und immer steiler.
Der Bus schraubte sich hoch zuerst zwischen kahlen Hügeln und dann zwischen den Baumriesen des Regenwaldes mit Bärten, die der Rentierflechte in Skandinavien ähneln, aber meterlang sind. Auf der rechten Seite ging es senkrecht hoch und auf den linken senkrecht runter. Keine muntere Alternative, falls der Buschauffeur, der mit einer Hand steuerte, nur den kleinsten Fehler machte. Die Kurven waren oft so eng, dass er mehrmals zurücksetzen musste. Aber wir kamen an – zuerst in Choroní und dann in Puerto Colombia.
Der katholische Glaube von Chávez scheint auch echt und tief zu sein. Besonders hat es ihm die Jesus-Figur angetan und in ihr sieht er beinahe einen Vorgänger von Bolívar. Er scheint sogar Fidel missionieren zu wollen und erzählte, dass er ihn so weit brachte zuzugeben, dass er im sozialen Bereich Christ sei. Aber Chávez ist nicht borniert oder Fundamentalist. Er führt nicht wie die Fundamentalisten im Weißen Haus Krieg gegen islamische Länder wie Irak, Afghanistan, Palestina. Er tritt entschieden gegen den Irakkrieg und für das Recht des irakischen Volkes auf Selbstverteidigung ein. Im übrigen ist der Glaube in Venezuela immer noch sehr stark. Ich wunderte mich sehr, volle Kirchen zu sehen, und nicht nur mit alten Frauen sondern mit jungen Menschen. Und ich beobachtete, dass mindestens die Hälfte aller Leute, die an einer Kirche vorbeigehen, den rechten Zeigefinger an die Lippen führen und sich bekreuzigen. Naja, immerhin haben große Teile der Priesterschaft in Lateinamerika eine ziemlich progressive Rolle gespielt.
Jedenfalls habe ich mehrmals gehört, wie Chávez ausrief, seinen Nächsten zu lieben und an die Liebe zu denken. „Un poco más de amor y el mundo sería mejor. Amor, amor. Un poco más.“ (Etwas mehr Liebe und die Welt wäre besser. Liebe, Liebe. Ein bisschen mehr.)
Das ist keineswegs falsch. Wenn man gleichzeitig handelt wie Chávez.
Ich will noch ein konkretes Beispiel von Venezuelas Internationalismus zeigen, worüber Salim Lamrani, französischer Professor an der Universität Sorbonne, am 10. März 2006 geschrieben hat: „Während die Bush-Verwaltung bereit ist, alles zu tun, um einen neuen Wahlsieg von Chávez am 6. Dezember 2006 zu verhindern, fährt Venezuela fort, Reformen durchzuführen, die den Lebensstandard des Volkes weiter anheben sollen. Sein Prestige auf dem Kontinent steigt im gleichen Maße wie der Einfluss der USA sinkt. Die Ursache ist ganz einfach: Während Venezuela über einen Zeitraum von sieben Jahren 28 Milliarden Dollar als Hilfe für seine Nachbarländer bereitgestellt hat – durchschnittlich 3.6 Mrd. $ im Jahr – haben die USA eine massive Verringerung ihrer Hilfe für 2007 bekannt gegeben: 28.5% weniger für die Entwicklung Lateinamerikas und der karibischen Länder, 10% weniger für medizinische Hilfe und 11% weniger Geld für die Organisation der amerikanischen Staaten (OAS). Das heisst also, dass Caracas jährlich 3.6 Mrd. $ an Lateinamerika vergibt, während Washington seine Wirtschaftshilfe um 1.2 Mrd. $ senkt.“
Es ist also die konkrete Politik und nicht Worte über Sozialismus, mit denen viele so freigebig umgehen, was Washington in Rage bringt.
Auf dem Weg nach Mérida in den Anden
Mein letztes Reiseziel war Mérida in den Anden. Aber ich fuhr in Etappen dorthin. Am ersten Tag westwärts auf der Autobahn an hohen Bergen zur Rechten entlang nach Maracay. Große Zuckerrohrplantagen, Apfelsinen- und Mango- Plantagen. Die Stadt mit ihren 600 000 Einwohnern liegt platt ausgebreitet in der Hitze der Ebene und hatte wohl deswegen sehr viele Parks.
Aber ich fuhr weiter mit einem kleineren Bus nach Puerto Colombia am Karibischen Meer, eine Strecke von 30 km, für die wir zwei Stunden brauchten. Aber das war kein Wunder. Die Straße wurde immer schmaler und immer steiler.
Der Bus schraubte sich hoch zuerst zwischen kahlen Hügeln und dann zwischen den Baumriesen des Regenwaldes mit Bärten, die der Rentierflechte in Skandinavien ähneln, aber meterlang sind. Auf der rechten Seite ging es senkrecht hoch und auf den linken senkrecht runter. Keine muntere Alternative, falls der Buschauffeur, der mit einer Hand steuerte, nur den kleinsten Fehler machte. Die Kurven waren oft so eng, dass er mehrmals zurücksetzen musste. Aber wir kamen an – zuerst in Choroní und dann in Puerto Colombia.
War Caracas schon ungewöhnlich warm für die Jahreszeit gewesen, so war es an der Küste tropisch heiß mit der entsprechenden Vegetation. Als ich zum kleinen Fenster meines Zimmers hinausschaute, sah ich einen Papayabaum mit noch unreifen Früchten, einen großen Brotfruchtbaum und einen riesigen Mangobaum, an dem tonnenweise unreife Früchte hingen. Dahinter gab es noch größere Bäume, wo sich abends alle Papageien versammelten. Die schienen sich in keinem Punkt einigen zu können und schrien wie Straßenjungen.
Ich blieb knapp drei Tage dort. Genoss die schöne Bucht mit dem breiten Sandstrand und schönen Palmenwald, den Abendspaziergang im kleinen Park am Hafen, wo die Fischer ihre Schwertfische und gewaltigen Barracudas direkt in die Kühlwagen für die Hauptstadt luden.
Ich spazierte den Fluss aufwärts, der über gewaltige Felsen
herabstürzte. Und später an der Steilküste hoch zu dem großen
Krucifix und dem kleinen Leuchtturm in Form eines Schiffes.
Ansonsten hatte ich nur drei anmerkenswerte Erlebnisse. Wieder kam
ich dazu, als gerade ein Mensch ertrunken war. Ein junger Mann, der
von den meterhohen Wogen mitgerissen wurde. Die Polizei passte
danach auf, dass man nicht weiter als bis zur ersten kleinen Welle
sich hinauswagte. Und dann lernte ich zwei Menschentypen kennen, die
eigentlich nicht sonderbar sind, aber die man überall in mehr oder
weniger entwickelten Ländern trifft.
Der erste war Manfred, ein Deutscher aus Thüringen (ehemals Ostdeutschland), der ein Schild „Pan alemán“ (Deutsches Brot) vor seiner kleinen Boutique aufgehängt hatte, was meine Neugier erregte. Er hatte vor vier Jahren zusammen mit einem Kumpel eine kleine Bäckerei aufgebaut, der jedoch nach einem Jahr genug hatte und abhaute. Die Venezolaner mögen sein Brot, selbst das schwarze, und er kann von seiner Arbeit leben. Er hat ganz ordentlich spanisch gelernt und ist zufrieden.
Der andere Typ war Gert, ein Deutschstämmiger aus Ungarn, der als junger Bursche nach München kam. Er bekam in jungen Jahren die Bechterew'sche Krankheit, musste mit seiner Fabrikarbeit aufhören, wurde zum Ingenieur ausgebildet, aber dennoch mit 50 Jahren zum Krankenpensionär. Wegen seiner Krankheit zog er erst nach Spanien und landete allmählich in Puerto Colombia. Kaufte ein altes Haus, baute es um, so dass es allmählich zu einer hübschen kleinen posada wurde. Heiratete erneut und bekam noch zwei Kinder (zu den beiden aus der ersten Ehe in Deutschland). Er hatte gerade eine große exklusive Dachwohnung für seine jetzige junge Frau in Macaray gekauft, hatte zwei Autos und verbrachte jedes Jahr sechs Monate in Europa. Aber er arbeite umsonst, für nichts, wie er versicherte. Die Angestellten müssten ständig überwacht werden, die seien faul und stehlen und seien ganz allgemein untauglich. Und mit dem Land gehe es bergab. Es kommen nicht mehr so viele Touristen wie früher. „Am liebsten möchte ich den ganzen Scheiß hinwerfen.“
Etwa die gleiche Litanei hörte ich eine Stunde später nochmal von Hugo (sein Vater war Deutscher), der eine hübsche posada am Fluss Choroní hatte. Die Regierung und Chávez redeten nur blablabla und täten nichts. Die Leute seien so furchtbar faul, wollten nicht arbeiten und auch nichts lernen. Und die Geschäfte gingen schlecht. Aber es sind doch massenhaft Touristen hier. „Ja, Venezolaner, aber an die vermiete ich nicht. Die stehlen und zerstören nur. Und dabei habe ich ihnen so viel geholfen.“
Was soll man sagen? Man fragt sich, für wie blöde die einen halten und warum sie denn nicht abhauen. Das tun sie nicht, denn sie leben natürlich wie die Maden im Speck. Und sie würden über jedes Land schimpfen. Die träumen von einem Land, das es nicht gibt und gewiss nicht dort, wo sie einmal hergekommen sind. Die gehören, wie Chávez sagt, zu den 20%, die man nicht überzeugen kann. Die nicht überzeugt werden wollen. Die halten eisern an ihren Vorurteilen fest. Und komischerweise wollen sie nie diskutieren, wie es gewesen ist, bevor Chávez an die Macht kam.
Um 7 Uhr nahm ich den Bus, stieg in Maracay um und um 12.15 Uhr war ich in der Millionen-stadt Barquisimeto. Die Autobahn verlief längs der andischen Bergkette durch endlose Felder mit Zuckerrohr, Mais, Mango und Apfelsinen. Und riesigen Weideflächen für Rinder, die sehr viel kleiner als bei uns sind. Die letzten 100 km war der Mittelstreifen mit Bougainvilleen in verschiedenen Farben bepflanzt. Sehr schön.
Fand ein großes Zimmer im vierten Stock mit einem Ventilator, separater Dusche und Toilette für 8 Euro. Die Aussicht über die Stadt und auf die umgebenden Berge war hinreißend.
Zuerst aß ich prima für 2 Euro und dann spazierte ich längs der vollständig aufgerissenen Avenue. Sprach mit einigen Arbeitern und fragte, ob man nichts einfach reparieren könne. „Nee – hier gibt es nur eins. Den ganzen Scheiß rausreißen und von Grund auf neu machen. Schau dort – die Rohre sind alle verrottet und gesprungen.“ Und das stimmte in der Tat. Hier war seit Jahrzehnten nichts gemacht worden. Also werden neue Kanalisations- und Wasserrohre, Telefon- und Stromleitungen gelegt. Es werden neue Bordsteine gesetzt, neue Kanaldeckel (viele sind zerbrochen oder völlig verschwunden), es wird neu asphaltiert, neu mit Bäumen, Sträuchern und Blumen bepflanzt und alles verschönert. Auf diese Weise wird es ordentlich gemacht.
Aber da glauben die Leute, dass die Riesenlöcher schnell mit Schutt und Müll gefüllt werden müssten. Wie ich beobachtete, waren es hauptsächlich die Geschäftsleute und Straßenhändler. Am folgenden Tag las ich in Méridas Tageszeitung Pico Bolívar einen großen Artikel, der diese Einstellung hart kritisierte. Aber die Polizei wurde nicht kritisiert. Die ist viel zu nett. Die steht daneben und schaut zu. Die könnte doch die Rolle von Erziehern übernehmen und vor allem selbst als Beispiel dienen. Im übrigen sah ich dort zum ersten, aber nicht letzten Mal, dass die meisten Polizisten mit Mountainbikes ausgerüstet sind. Gute Idee.
Weiter unten an der Straße schaute ich zwei Schachspielern zu. Der eine war in mittleren Jahren und der andere ein junger Mann, der nebenbei seinen kleinen Verkaufsstand bewachte und er verlor. Da luden sie mich ein, mich zu setzen und zu spielen. Mein Einwand, dass ich so selten spielte und nicht besonders gut sei, nahmen sie nicht ernst. Also setzte ich mich und verlor zweimal in schneller Folge. Beim dritten Mal gewann ich nach einem harten Kampf. Die Ehre war gerettet. Ich dankte und verabschiedete mich. Hinter der Kirche saßen noch viel mehr Spieler mit der Uhr neben sich. Es heisst, dass Barquisimeto die Stadt der Musiker sei, aber ich traf nicht einen.
Nicht viel weiter stieß ich auf den südlichen Rand der Stadt, der steil in ein breites grünes Tal abfiel. Ich sprach mit einem alten Mann, der auf das Ende der Schule wartete, um das Enkelkind abzuholen. Er erzählte, dass es unten im Tal einmal einen Fluss gab, aber nach dem enormen Wachstum der Stadt in den vergangenen 20 Jahren sei der fast verschwunden. Jetzt muss das Wasser für die Stadt von den gegenüber-liegenden Bergen herangeführt werden.
Auf dem Weg zurück kam ich zu dem schönen Bolívarplatz mit hohen Palmen und uralten Bäumen, wo ich zum ersten Mal Leguane in freier Natur sah – bis zu 2.20 m lang – die munter an dem Gemüse und den Früchten nagten, die ihnen jemand hingeworfen hatte. Sie nahmen ein Salatblatt oder eine Mango ins Maul und kletterten geschickt hoch hinauf in die Bäume.
Auf dem Heimweg sah ich einen großen Buntspecht, der sorgfältig die flachen Leuchtkörper der Straßenlaternen untersuchte und den einen oder anderen Leckerbissen fand. Vor dem Hotel kam ich mit ein paar Straßenhändlern ins Gespräch und irgendwie kam wir auf ALBA. „Chávez hat doch Recht“, sagte der eine, „wir armen Länder müssen zusammenarbeiten, sonst geht es nicht voran. Ihr Europäer mit euren vielen Sprachen habt euch einigen können, warum sollte es uns mit einer Sprache nicht gelingen? Naja, portugiesisch gibt es ja noch, aber das kann man ja zur Not verstehen.“
Am folgenden Morgen fuhr ich mit dem Bus LENIN (der Name ist hier nicht ungewöhnlich) weiter nach Varela, das mit seinen 200 000 Einwohnern relativ klein ist. Die Straße verlief zuerst durch eine karge Landschaft mit kleinen Bäumen, die Schirmakazien ähnelten. Dann wurde es immer grüner. Viel Zuckerrohr. Die Stadt selbst liegt eingebettet im Grünen zwischen niedrigen Hügeln, die erst weiter weg in hohe Berge übergehen.
Am folgenden Tag nahm ich den Bus um 7.45 und war um 13.15 Uhr in Mérida, Hauptstadt des Staates gleichen Namens. Eine sehr abwechslungsreiche Route hinauf nach Mérida mitten in den Anden, auf der man durch mehrere Wachstumszonen kommt. Die grüne Ebene ging allmählich in Regenwald über und dann in eine Landschaft mit intensivem Gartenanbau und kleinen Dörfern. Überall wurde geerntet, gesät oder gepflügt, beinahe dasselbe wie bei uns: Kartoffel, Mohrrüben, Kohl, Lauch, Rote Beete, Gurken, Melonen, Artischocken und einige Pflanzen, die ich nicht erkannte. Auch große Blumenpflanzungen. Am Straßenrand wuchsen Geranien und in den kleinen Gärtchen um die Häuser herum blühten Rosen, Hortensien und Nelken. Aber dann hörte fast alle Vegetation auf, außer Gras und kleinen Büschen. Die Straße mäanderte sich immer höher hinauf. Einzelne Schafe. Endlich der Pass. Auf dem Weg hinunter sah ich vereinzelt Kühe und Pferde und wieder Gartenanbau bis hinauf an den steilen Hängen. Ziemlich kalt und viele Häuser hatten Schornsteine. In einem hübschen kleinen Dorf wurde Kaffeepause eingelegt. In dem netten Restaurant wurde auch schönes Kunsthandwerk verkauft – Keramik, Ponchos, Flechtwerk. Ein Teil der Häuser hatten einen „Alpen-look“, aber das beruht vielleicht auf europäischem Einfluss.
In Mérida auf 1600 m Höhe war es immer noch ziemlich kühl und die Zimmer selbst in der unteren Preisklasse hatten warmes Wasser. Die Berge runtherum steigen auf mehrere tausend Meter an. Der höchste – Pico Bolívar – ist 5007 m hoch. Und dort hinauf führt die längste Seilbahn der Welt – 12.5 km. Da der Gipfel ständig in Wolken gehüllt war, ließ ich die Fahrt bleiben. Ich hatte schon in Caracas Pech gehabt. Als ich dort auf 2000 m Höhe anlangte, herrschte dichter Nebel und ich sah nichts. Aber der Spaziergang durch den Wald war trotzdem schön.
Mérida und wieder Caracas
Mérida war die sauberste Stadt von allen, die ich sah. Die Sauberkeit hatte zugenommen, je weiter man sich von Caracas entfernte. Worauf das beruht, kann ich nicht sagen. Die Leute sind ja nicht so verschieden von einem Ort zum anderen. Vielleicht, weil in Barquismeto, Valera und Mérida der Müll abgefahren wird, sobald er zusammengefegt wurde? Dann können die Säcke in der Nacht nicht von Tieren und Vögeln zerfetzt werden.
Mérida ist 450 Jahre alt und mit 400 000 Einwohnern doppelt so groß wie Valera. Sie liegt phantastisch in einem tiefen Tal zwischen zwei hohen Bergketten auf einem hohen, 12 km langen Plateau – hoch über den zwei Flüssen, die in der nordöstlichen Ecke fast zusammenfließen. Die Stadt liegt so hoch über den Dörfern unten, dass man diese oft wegen der Wolken nicht zu Gesicht bekommt.
Der erste war Manfred, ein Deutscher aus Thüringen (ehemals Ostdeutschland), der ein Schild „Pan alemán“ (Deutsches Brot) vor seiner kleinen Boutique aufgehängt hatte, was meine Neugier erregte. Er hatte vor vier Jahren zusammen mit einem Kumpel eine kleine Bäckerei aufgebaut, der jedoch nach einem Jahr genug hatte und abhaute. Die Venezolaner mögen sein Brot, selbst das schwarze, und er kann von seiner Arbeit leben. Er hat ganz ordentlich spanisch gelernt und ist zufrieden.
Der andere Typ war Gert, ein Deutschstämmiger aus Ungarn, der als junger Bursche nach München kam. Er bekam in jungen Jahren die Bechterew'sche Krankheit, musste mit seiner Fabrikarbeit aufhören, wurde zum Ingenieur ausgebildet, aber dennoch mit 50 Jahren zum Krankenpensionär. Wegen seiner Krankheit zog er erst nach Spanien und landete allmählich in Puerto Colombia. Kaufte ein altes Haus, baute es um, so dass es allmählich zu einer hübschen kleinen posada wurde. Heiratete erneut und bekam noch zwei Kinder (zu den beiden aus der ersten Ehe in Deutschland). Er hatte gerade eine große exklusive Dachwohnung für seine jetzige junge Frau in Macaray gekauft, hatte zwei Autos und verbrachte jedes Jahr sechs Monate in Europa. Aber er arbeite umsonst, für nichts, wie er versicherte. Die Angestellten müssten ständig überwacht werden, die seien faul und stehlen und seien ganz allgemein untauglich. Und mit dem Land gehe es bergab. Es kommen nicht mehr so viele Touristen wie früher. „Am liebsten möchte ich den ganzen Scheiß hinwerfen.“
Etwa die gleiche Litanei hörte ich eine Stunde später nochmal von Hugo (sein Vater war Deutscher), der eine hübsche posada am Fluss Choroní hatte. Die Regierung und Chávez redeten nur blablabla und täten nichts. Die Leute seien so furchtbar faul, wollten nicht arbeiten und auch nichts lernen. Und die Geschäfte gingen schlecht. Aber es sind doch massenhaft Touristen hier. „Ja, Venezolaner, aber an die vermiete ich nicht. Die stehlen und zerstören nur. Und dabei habe ich ihnen so viel geholfen.“
Was soll man sagen? Man fragt sich, für wie blöde die einen halten und warum sie denn nicht abhauen. Das tun sie nicht, denn sie leben natürlich wie die Maden im Speck. Und sie würden über jedes Land schimpfen. Die träumen von einem Land, das es nicht gibt und gewiss nicht dort, wo sie einmal hergekommen sind. Die gehören, wie Chávez sagt, zu den 20%, die man nicht überzeugen kann. Die nicht überzeugt werden wollen. Die halten eisern an ihren Vorurteilen fest. Und komischerweise wollen sie nie diskutieren, wie es gewesen ist, bevor Chávez an die Macht kam.
Um 7 Uhr nahm ich den Bus, stieg in Maracay um und um 12.15 Uhr war ich in der Millionen-stadt Barquisimeto. Die Autobahn verlief längs der andischen Bergkette durch endlose Felder mit Zuckerrohr, Mais, Mango und Apfelsinen. Und riesigen Weideflächen für Rinder, die sehr viel kleiner als bei uns sind. Die letzten 100 km war der Mittelstreifen mit Bougainvilleen in verschiedenen Farben bepflanzt. Sehr schön.
Fand ein großes Zimmer im vierten Stock mit einem Ventilator, separater Dusche und Toilette für 8 Euro. Die Aussicht über die Stadt und auf die umgebenden Berge war hinreißend.
Zuerst aß ich prima für 2 Euro und dann spazierte ich längs der vollständig aufgerissenen Avenue. Sprach mit einigen Arbeitern und fragte, ob man nichts einfach reparieren könne. „Nee – hier gibt es nur eins. Den ganzen Scheiß rausreißen und von Grund auf neu machen. Schau dort – die Rohre sind alle verrottet und gesprungen.“ Und das stimmte in der Tat. Hier war seit Jahrzehnten nichts gemacht worden. Also werden neue Kanalisations- und Wasserrohre, Telefon- und Stromleitungen gelegt. Es werden neue Bordsteine gesetzt, neue Kanaldeckel (viele sind zerbrochen oder völlig verschwunden), es wird neu asphaltiert, neu mit Bäumen, Sträuchern und Blumen bepflanzt und alles verschönert. Auf diese Weise wird es ordentlich gemacht.
Aber da glauben die Leute, dass die Riesenlöcher schnell mit Schutt und Müll gefüllt werden müssten. Wie ich beobachtete, waren es hauptsächlich die Geschäftsleute und Straßenhändler. Am folgenden Tag las ich in Méridas Tageszeitung Pico Bolívar einen großen Artikel, der diese Einstellung hart kritisierte. Aber die Polizei wurde nicht kritisiert. Die ist viel zu nett. Die steht daneben und schaut zu. Die könnte doch die Rolle von Erziehern übernehmen und vor allem selbst als Beispiel dienen. Im übrigen sah ich dort zum ersten, aber nicht letzten Mal, dass die meisten Polizisten mit Mountainbikes ausgerüstet sind. Gute Idee.
Weiter unten an der Straße schaute ich zwei Schachspielern zu. Der eine war in mittleren Jahren und der andere ein junger Mann, der nebenbei seinen kleinen Verkaufsstand bewachte und er verlor. Da luden sie mich ein, mich zu setzen und zu spielen. Mein Einwand, dass ich so selten spielte und nicht besonders gut sei, nahmen sie nicht ernst. Also setzte ich mich und verlor zweimal in schneller Folge. Beim dritten Mal gewann ich nach einem harten Kampf. Die Ehre war gerettet. Ich dankte und verabschiedete mich. Hinter der Kirche saßen noch viel mehr Spieler mit der Uhr neben sich. Es heisst, dass Barquisimeto die Stadt der Musiker sei, aber ich traf nicht einen.
Nicht viel weiter stieß ich auf den südlichen Rand der Stadt, der steil in ein breites grünes Tal abfiel. Ich sprach mit einem alten Mann, der auf das Ende der Schule wartete, um das Enkelkind abzuholen. Er erzählte, dass es unten im Tal einmal einen Fluss gab, aber nach dem enormen Wachstum der Stadt in den vergangenen 20 Jahren sei der fast verschwunden. Jetzt muss das Wasser für die Stadt von den gegenüber-liegenden Bergen herangeführt werden.
Auf dem Weg zurück kam ich zu dem schönen Bolívarplatz mit hohen Palmen und uralten Bäumen, wo ich zum ersten Mal Leguane in freier Natur sah – bis zu 2.20 m lang – die munter an dem Gemüse und den Früchten nagten, die ihnen jemand hingeworfen hatte. Sie nahmen ein Salatblatt oder eine Mango ins Maul und kletterten geschickt hoch hinauf in die Bäume.
Auf dem Heimweg sah ich einen großen Buntspecht, der sorgfältig die flachen Leuchtkörper der Straßenlaternen untersuchte und den einen oder anderen Leckerbissen fand. Vor dem Hotel kam ich mit ein paar Straßenhändlern ins Gespräch und irgendwie kam wir auf ALBA. „Chávez hat doch Recht“, sagte der eine, „wir armen Länder müssen zusammenarbeiten, sonst geht es nicht voran. Ihr Europäer mit euren vielen Sprachen habt euch einigen können, warum sollte es uns mit einer Sprache nicht gelingen? Naja, portugiesisch gibt es ja noch, aber das kann man ja zur Not verstehen.“
Am folgenden Morgen fuhr ich mit dem Bus LENIN (der Name ist hier nicht ungewöhnlich) weiter nach Varela, das mit seinen 200 000 Einwohnern relativ klein ist. Die Straße verlief zuerst durch eine karge Landschaft mit kleinen Bäumen, die Schirmakazien ähnelten. Dann wurde es immer grüner. Viel Zuckerrohr. Die Stadt selbst liegt eingebettet im Grünen zwischen niedrigen Hügeln, die erst weiter weg in hohe Berge übergehen.
Am folgenden Tag nahm ich den Bus um 7.45 und war um 13.15 Uhr in Mérida, Hauptstadt des Staates gleichen Namens. Eine sehr abwechslungsreiche Route hinauf nach Mérida mitten in den Anden, auf der man durch mehrere Wachstumszonen kommt. Die grüne Ebene ging allmählich in Regenwald über und dann in eine Landschaft mit intensivem Gartenanbau und kleinen Dörfern. Überall wurde geerntet, gesät oder gepflügt, beinahe dasselbe wie bei uns: Kartoffel, Mohrrüben, Kohl, Lauch, Rote Beete, Gurken, Melonen, Artischocken und einige Pflanzen, die ich nicht erkannte. Auch große Blumenpflanzungen. Am Straßenrand wuchsen Geranien und in den kleinen Gärtchen um die Häuser herum blühten Rosen, Hortensien und Nelken. Aber dann hörte fast alle Vegetation auf, außer Gras und kleinen Büschen. Die Straße mäanderte sich immer höher hinauf. Einzelne Schafe. Endlich der Pass. Auf dem Weg hinunter sah ich vereinzelt Kühe und Pferde und wieder Gartenanbau bis hinauf an den steilen Hängen. Ziemlich kalt und viele Häuser hatten Schornsteine. In einem hübschen kleinen Dorf wurde Kaffeepause eingelegt. In dem netten Restaurant wurde auch schönes Kunsthandwerk verkauft – Keramik, Ponchos, Flechtwerk. Ein Teil der Häuser hatten einen „Alpen-look“, aber das beruht vielleicht auf europäischem Einfluss.
In Mérida auf 1600 m Höhe war es immer noch ziemlich kühl und die Zimmer selbst in der unteren Preisklasse hatten warmes Wasser. Die Berge runtherum steigen auf mehrere tausend Meter an. Der höchste – Pico Bolívar – ist 5007 m hoch. Und dort hinauf führt die längste Seilbahn der Welt – 12.5 km. Da der Gipfel ständig in Wolken gehüllt war, ließ ich die Fahrt bleiben. Ich hatte schon in Caracas Pech gehabt. Als ich dort auf 2000 m Höhe anlangte, herrschte dichter Nebel und ich sah nichts. Aber der Spaziergang durch den Wald war trotzdem schön.
Mérida und wieder Caracas
Mérida war die sauberste Stadt von allen, die ich sah. Die Sauberkeit hatte zugenommen, je weiter man sich von Caracas entfernte. Worauf das beruht, kann ich nicht sagen. Die Leute sind ja nicht so verschieden von einem Ort zum anderen. Vielleicht, weil in Barquismeto, Valera und Mérida der Müll abgefahren wird, sobald er zusammengefegt wurde? Dann können die Säcke in der Nacht nicht von Tieren und Vögeln zerfetzt werden.
Mérida ist 450 Jahre alt und mit 400 000 Einwohnern doppelt so groß wie Valera. Sie liegt phantastisch in einem tiefen Tal zwischen zwei hohen Bergketten auf einem hohen, 12 km langen Plateau – hoch über den zwei Flüssen, die in der nordöstlichen Ecke fast zusammenfließen. Die Stadt liegt so hoch über den Dörfern unten, dass man diese oft wegen der Wolken nicht zu Gesicht bekommt.
Die Stadt kann nur nach Südwest hin
wachsen und ein wenig nach Westen, wo das Tal nicht so breit ist und
das Viertel auf der anderen Seite, die durch hohe Berge begrenzt
ist, mit Brücken zu erreichen ist. Folglich zieht sich die Stadt
immer mehr in die Länge.
Mérida ist auch eine alte Universitätsstadt und Touristenstadt – relativ gesehen, denn in Venezuela gibt es nicht sonderlich viele Touristen – und hat deshalb eine ganze Menge Tourismus-Agenturen, die alles anbieten, von Wandern, Klettern bis Rafting und Gleitschirmfliegen.
Ich fand ein kleines Hotel im Besitz von Kubanern, die vom Regen in die Traufe kamen, als Chávez an die Macht kam, der gute Freund von Fidel. Als kleine Rache, bekam man dort jedenfalls nicht den Regierungsfernsehsender herein.
In der Halle traf ich ein junges Paar aus der Schweiz. Sie hatten ein ganzes Jahr gearbeitet und gespart und jetzt reisen sie durch ganz Südamerika. Haben auch ganz ordentlich spanisch gelernt. Es freut mich immer zu hören, wenn Leute sich ordentlich auf ihre Reisen vorbereiten. D. h. sie wollen nicht nur glotzen, sondern auch etwas lernen. Später traf ich am Busterminal zwei Schweden, die sich drei Monate Zeit genommen hatten für ganz Süd- und Mittelamerika. Ihr Programm war sehr merkwürdig: von Argentinien nach Mexiko, dann Kolumbien und Venezuela und jetzt wollten sie nach Chile. Die hatten wohl ihren Geografie-Unterricht versäumt und spanisch konnten sie auch nicht. Aber sie lebten immer noch.
Im Bolívarpark gab es einen Stand, wo einige Männer mit Megaphon die Leute aufriefen, einen Aufruf gegen den Irakkrieg und die Bedrohung Syriens zu unterschreiben. Als ich unterschrieb, dankten mir zwei Männer überschwenglich. Das berührte mich peinlich. Warum dankten sie für etwas Selbstverständliches? Vielleicht deshalb, weil Europäer so selten Solidarität zeigen.
Besuchte den zoologischen Garten an der Nordkante der Stadt, wo ein steiler Berg begann. Ich stellte mich ordentlich in die Reihe. Als ich dran war, schaute mich die Dame streng an und fragte: „Was wollen Sie hier?“ Mein erster Gedanke: Was habe ich falsch gemacht? Soll ich verschwinden und nachhause fahren? Ich habe wohl recht dumm und verständnislos aus der Wäsche geschaut. Da lachte sie und sagte: „Sie sind doch wohl schon 60 oder? Da kostet es nichts.“ Jaso. Ich verbeugte mich und dankte. Obwohl danken muss man Chávez, der alle Museen und Parks für die Allgemeinheit öffnete und teils den Eintritt ganz abschaffte oder nur für Studenten und Pensionäre.
Am dritten Tag war es ziemlich grau und kühl. Ich nahm den Bus nach Tabay, einem kleinen Ort 25 km weiter oben in den Anden. Wie überall in den schmalen Tälern gab es auch dort Gartenanbau in kleinem Maßstab. Der kleine Fluss führte Hochwasser, nachdem es die ganze Nacht geregnet hatte. Und gerade, als wir in das schöne Dorf hineinfuhren, fing es wieder zu regnen an. Der Bus hielt im Zentrum am Bolívarplatz und alle rannten los in die umliegenden kleinen Restaurants, wo die Mädchen im Eiltempo arepas und empanadas buken und servierten, und wie gewöhnlich aßen die meisten Leute 3-4 Stück, während ich kaum eine essen konnte.
Mérida ist auch eine alte Universitätsstadt und Touristenstadt – relativ gesehen, denn in Venezuela gibt es nicht sonderlich viele Touristen – und hat deshalb eine ganze Menge Tourismus-Agenturen, die alles anbieten, von Wandern, Klettern bis Rafting und Gleitschirmfliegen.
Ich fand ein kleines Hotel im Besitz von Kubanern, die vom Regen in die Traufe kamen, als Chávez an die Macht kam, der gute Freund von Fidel. Als kleine Rache, bekam man dort jedenfalls nicht den Regierungsfernsehsender herein.
In der Halle traf ich ein junges Paar aus der Schweiz. Sie hatten ein ganzes Jahr gearbeitet und gespart und jetzt reisen sie durch ganz Südamerika. Haben auch ganz ordentlich spanisch gelernt. Es freut mich immer zu hören, wenn Leute sich ordentlich auf ihre Reisen vorbereiten. D. h. sie wollen nicht nur glotzen, sondern auch etwas lernen. Später traf ich am Busterminal zwei Schweden, die sich drei Monate Zeit genommen hatten für ganz Süd- und Mittelamerika. Ihr Programm war sehr merkwürdig: von Argentinien nach Mexiko, dann Kolumbien und Venezuela und jetzt wollten sie nach Chile. Die hatten wohl ihren Geografie-Unterricht versäumt und spanisch konnten sie auch nicht. Aber sie lebten immer noch.
Im Bolívarpark gab es einen Stand, wo einige Männer mit Megaphon die Leute aufriefen, einen Aufruf gegen den Irakkrieg und die Bedrohung Syriens zu unterschreiben. Als ich unterschrieb, dankten mir zwei Männer überschwenglich. Das berührte mich peinlich. Warum dankten sie für etwas Selbstverständliches? Vielleicht deshalb, weil Europäer so selten Solidarität zeigen.
Besuchte den zoologischen Garten an der Nordkante der Stadt, wo ein steiler Berg begann. Ich stellte mich ordentlich in die Reihe. Als ich dran war, schaute mich die Dame streng an und fragte: „Was wollen Sie hier?“ Mein erster Gedanke: Was habe ich falsch gemacht? Soll ich verschwinden und nachhause fahren? Ich habe wohl recht dumm und verständnislos aus der Wäsche geschaut. Da lachte sie und sagte: „Sie sind doch wohl schon 60 oder? Da kostet es nichts.“ Jaso. Ich verbeugte mich und dankte. Obwohl danken muss man Chávez, der alle Museen und Parks für die Allgemeinheit öffnete und teils den Eintritt ganz abschaffte oder nur für Studenten und Pensionäre.
Am dritten Tag war es ziemlich grau und kühl. Ich nahm den Bus nach Tabay, einem kleinen Ort 25 km weiter oben in den Anden. Wie überall in den schmalen Tälern gab es auch dort Gartenanbau in kleinem Maßstab. Der kleine Fluss führte Hochwasser, nachdem es die ganze Nacht geregnet hatte. Und gerade, als wir in das schöne Dorf hineinfuhren, fing es wieder zu regnen an. Der Bus hielt im Zentrum am Bolívarplatz und alle rannten los in die umliegenden kleinen Restaurants, wo die Mädchen im Eiltempo arepas und empanadas buken und servierten, und wie gewöhnlich aßen die meisten Leute 3-4 Stück, während ich kaum eine essen konnte.
Nach einer Weile sprang ich zur
Nordseite des Platzes, wo auch die gerade fertig renovierte Kirche
lag. Davor waren Leute damit beschäftigt eine Art von Party-Zelten
zu zwei gegenüber liegenden Reihen zusammenzuschieben. Und dann
kamen eine Menge Kinder mit großen Einkaufstaschen und Kartons.
Geschwister und Mütter halfen ihnen auszupacken: Zeichnungen,
Malereien, zusammengebastelte und geklebte Modelle von Häusern oder
Landschaften, geschnitzte und gestickte Sachen. Einige hatten zwei
große Tafeln hergestellt, die zeigten, wie saubere bzw.
verschmutzte Natur aussah.
Ich hatte Mitleid mit den Kindern, die sich so viel Mühe gegeben hatten zu zeigen, was sie konnten, und nun goss es in Strömen und kaum jemand kam, um sich alles anzuschauen. Wieviele von ihnen würden im späteren Leben verschont bleiben vor vielen weiteren Frustrationen?
Im übrigen ist Tabay für sein schönes Kunsthandwerk und sein Gemüse bekannt. Daher baut man jetzt eine Halle, um die künstlerischen Produkte ausstellen und besser vermarkten zu können. Für die Gemüseproduzenten wird auch eine zentrale Halle gebaut. Außerdem befindet sich ein Visuelles Museum im Bau, in dem alle murales (Wandmalereien) der Region, die von Kindern, Erwachsenen und Künstlern gemacht wurden, in Ton und Bild dokumentiert und präsentiert werden sollen. Nicht schlecht für so eine kleine Gemeinde.
Die ganze Nacht zum 30 April sass ich im Bus von Mérida nach Caracas. 11 Stunden für die 800 km lange Fahrt, mit zwei Aufenthalten und natürlich wieder in einem tiefgefrorenen Volvo, obwohl ich einen Bus ohne Klimaanlage gebucht hatte. Als ob manche Busse plötzlich von der Landkarte verschwänden. Die Rastplätze waren überall beeindruckend. Riesig, wo man essen und trinken kann auf großen, offenen Terrassen unter Dach. Das Angebot war enorm. Und immer stehen da mindestens ein Dutzend großer Busse.
Um 6.00 Uhr wurde es hell und wir erreichten die Millionenstadt Valencia, Hauptstadt des Staates Carabobo. In ihrer Nähe fand die Entscheidungsschlacht zwischen Bolívar und der spanischen Kolonialarmee statt – deren Stalingrad. Ich sah im Fernsehen, wie Chávez auf dem Schlachtfeld erklärte, wo genau die verschiedenen spanischen und bolivarianischen Einheiten standen und wo der entscheidende Stoß angesetzt wurde. Er kennt seine Geschichte. Heute liefert Carabobo einen großen Teil des Gemüses, der Apfelsinen, Hühner und Schweine, die Caracas täglich verbraucht.
Ich hatte Mitleid mit den Kindern, die sich so viel Mühe gegeben hatten zu zeigen, was sie konnten, und nun goss es in Strömen und kaum jemand kam, um sich alles anzuschauen. Wieviele von ihnen würden im späteren Leben verschont bleiben vor vielen weiteren Frustrationen?
Im übrigen ist Tabay für sein schönes Kunsthandwerk und sein Gemüse bekannt. Daher baut man jetzt eine Halle, um die künstlerischen Produkte ausstellen und besser vermarkten zu können. Für die Gemüseproduzenten wird auch eine zentrale Halle gebaut. Außerdem befindet sich ein Visuelles Museum im Bau, in dem alle murales (Wandmalereien) der Region, die von Kindern, Erwachsenen und Künstlern gemacht wurden, in Ton und Bild dokumentiert und präsentiert werden sollen. Nicht schlecht für so eine kleine Gemeinde.
Die ganze Nacht zum 30 April sass ich im Bus von Mérida nach Caracas. 11 Stunden für die 800 km lange Fahrt, mit zwei Aufenthalten und natürlich wieder in einem tiefgefrorenen Volvo, obwohl ich einen Bus ohne Klimaanlage gebucht hatte. Als ob manche Busse plötzlich von der Landkarte verschwänden. Die Rastplätze waren überall beeindruckend. Riesig, wo man essen und trinken kann auf großen, offenen Terrassen unter Dach. Das Angebot war enorm. Und immer stehen da mindestens ein Dutzend großer Busse.
Um 6.00 Uhr wurde es hell und wir erreichten die Millionenstadt Valencia, Hauptstadt des Staates Carabobo. In ihrer Nähe fand die Entscheidungsschlacht zwischen Bolívar und der spanischen Kolonialarmee statt – deren Stalingrad. Ich sah im Fernsehen, wie Chávez auf dem Schlachtfeld erklärte, wo genau die verschiedenen spanischen und bolivarianischen Einheiten standen und wo der entscheidende Stoß angesetzt wurde. Er kennt seine Geschichte. Heute liefert Carabobo einen großen Teil des Gemüses, der Apfelsinen, Hühner und Schweine, die Caracas täglich verbraucht.
Zurück in Caracas und wieder ist es
ungewöhnlich heiß. Am folgenden Tag, dem 1. Mai, wanderte ich
durch die nächst gelegenen Viertel. Überall versammelten sich die
Menschen in Gruppen – vor allem vor dem UNT-Büro (Unión Nacional
de Trabajadores – Nationale Arbeiterunion, die neue Gewerkschaft),
vor Schulen und Kooperativen, die meisten in ihren roten T-shirts.
Auf dem Bolívarplatz versammelte sich eine Schar Pensionären, die
aufmerksam einer Rede lauschte, wo ein Mann alles aufzählte, was
erreicht worden ist und alles, was noch zu tun blieb. Die
Hauptmarschsäule begann weit draußen im Armenquartier La Bandera
und sollte vor der Residenz des Vizepräsidenten enden.
Die Hauptschlagworte in dem endlosen Meer von roten Hemden waren: Nein zum Yankeekrieg! Gegen den Imperialismus! Für die Verteidigung und Vertiefung der sozialen Umgestaltung! Für den Aufbau des Sozialismus! Ich fand, dass dies ein schöner Abschluss meiner Reise war.
Es bleibt nur noch, ein paar Punkte zu vertiefen und hervorzuheben, die ich nur im Vorübergehen berührte, und zu einer Art Resümee zu kommen. Ich kann mit dem Internationalismus beginnen. Ein Prüfstein ist, wie eine Regierung ihre Minoriäten behandelt und deren Geschichte der Unterdrückung. Und für die neue Politik den Minoritäten gegenüber habe ich viele schöne Beispiele in Zeitungen, Zeitschriften und dem Fernsehen gefunden (u.a. das Auftreten des Präsidenten ihnen gegenüber).
In der Literatur – um ein Beispiel für die Zeit vor Chávez zu geben – gibt es ja Rómulo Gallegos, einer von Venezuelas großen und immer noch geschätzten Verfassern, der im übrigen in Schweden 1955 im Buchverlag der Folket i Bild mit einem Vorwort von Artur Lundkvist erschienen ist. Gallegos war auch für kurze Zeit Präsident und wurde, wie gewöhnlich, 1948 durch einem CIA-inspirierten Coup gestürzt. Er schätzte sehr die Indio-Völker und die schwarzen Menschen und verteidigte unaufhörlich ihre Rechte.
Aber erst jetzt – bald 200 Jahre nach Bolívars Tod – hat man Ernst gemacht und die Gesetze für die gleichen Rechte aller Menschen wiederhergestellt. Und man erinnert an alle Ungerechtigkeiten, die gegenüber den Indios verübt worden sind, und an ihren Widerstand. In der Zeitung VEA z. B. wurde an den Jahrestag des großen Sieges erinnert, den Guaicaipuro, der Großkazike des Volkes in den Tälern von Caracas und Los Teques über die Spanier gewann.
Und am 28. April 2006 widmete VEA eine halbe Seite Miguel. Er war ein schwarzer Sklave, der schon 1552 einen großen Aufstand gegen das brutale Ausbeutungssystem auf den Kaffee- und Kakaoplantagen führte. Er war Sohn eines afrikanischen Königsgeschlechts und wurde sehr von seinen Kameraden im Unglück respektiert. Er begann den Aufstand und es glückte ihm, sich frei zu kämpfen und in die Berge von Yaracuy zu fliehen, wo er zum König gekrönt wurde. Viele weitere Sklaven flüchteten und sie gründeten in den Bergen oder tief im Dschungel freie Gesellschaften, die bis in die moderne Zeit überlebten. Diese freien Sklaven wurden in den USA, auf Kuba, in Guayana oder Venezuela cimarrones genannt und überall mit blindem Hass verfolgt.
Am 2. April 2006 schrieb VEA über den Aufbau und die Verbesserung des Zentrums für Diagnostik und Rehabilitierung für die 9000 Waraos im Orinocodelta ('Menschen auf dem Wasser' , so nennen sich diese Kariben), das innerhalb von 8 Monaten fertiggestellt sein soll. Es soll nicht nur mit den traditionellen Medikamenten ausgerüstet werden, sondern auch mit Experten für traditionelle medizinische Techniken.
In der Zeitschrift Todosadentro vom 29. April 2006 wurde eine Doppelseite den Kulturen im Staat Amazonas gewidmet, dem größten Teilstaat Venezuelas, der den gesamten Süden des Landes umfasst, aber die geringste Bevölkerungsdichte aufweist. José Guariguata, verantwortlich für die Misión Cultura, sagt: „In Amazonas haben wir 20 Ursprungsvölker, wir haben 20 Formen, das Leben zu verstehen, 20 Traditionen über den Ursprung des Lebens und des Menschen. Wie die westliche Welt ihre Erklärung über den Ursprung im Buch der Genesis hat, so haben diese Völker 20 verschiedene Erklärungen.“ Jedes Volk soll sein eigenes Kulturzentrum erhalten und man will auch für Kommunikationsmöglichkeiten für sie untereinander schaffen. Denn bisher leben sie sehr isoliert voneinander.
Und selbst habe ich mehrmals Indios beobachtet, die einkauften oder in das Hotel kamen, manchmal in ihren traditionellen Kleidern – nur ein Hüfttuch und mit kleinen Beuteln statt Koffern. Und sie wurden behandelt wie alle anderen. Aber ich kann nicht beantworten, wie sie im Hilton oder Plaza behandelt werden. Ich würde sagen, dass sie dort hinauskomplimentiert werden.
Ein letztes Beispiel, das ich aus vielen auswähle, sind die 165 Chilenen, die auf dem Flugplatz von Barquisimeto landeten, die ihr Sehvermögen durch verschiedene oftalmologische Operationen im Rahmen der Misión Milagro (Mission Wunder) wiedererlangen sollen. Sie sind nur ein Vortrupp von insgesamt 1000 Chilenen, die 2006 behandelt werden sollen (VEA vom 2.5.06).
Was die Beziehungen zwischen dem Staat und der Kirche angeht, so fand ich einen interessanten Artikel in La Patria Grande Nr.4, Mai 2005. Dort schreibt der Priester Vidal Atencio ausgehend von Lucas 4.16: „Der revolutionäre venezolanische Prozess hat auch bei den Armen einen Platz für seine Politik gefunden. Mehr als eine Million Menschen von ihrem Analphabetismus zu befreien, den Ausgeschlossenen eine Grundschul- und höhere Bildung zu geben, die Lebensqualität mit Gesundheitsprogrammen, Lebensmitteln und eigenen Heimen zu verbessern, den Boden denen zurückzugeben, die ihn bebauen, ein Schema für eine selbständige Entwicklung auszuarbeiten, ist eine Politik, die nicht im Widerspruch zu dem Projekt von Christus steht, deswegen, weil beide die Befreiung desselben menschlichen Wesens erreichen wollen.“
Dieser Artikel wurde geschrieben, bevor der neue Kardinal Urosa eingesetzt wurde, und er zeigt, dass es auch vorher Kräfte in der Kirche gab, die daran arbeiten und gearbeitet haben, den revolutionären Prozess zu verstehen.
Andererseits gibt es Grund für eine Warnung von Marciano in der VEA (2006-04-27): „Die katholische Hierarchie, deren Struktur die antidemokratischste ist, die es überhaupt gibt, hat kein Recht, sich in den demokratischen Prozess im Lande einzumischen. Und das tut sie, wenn sie ständig die Partei der Opposition ergreift. Sie soll objektiv und unparteiisch sein. Und das scheinen viele in der katholischen Hierarchie nicht zu begreifen.“
Venezuela, USA und die Kultur des Volkes
Wenn man weiss, wie schlecht die Beziehungen zu den USA sind, ist man erstaunt, in Caracas auf vielen Hochhäusern Reklameschilder für amerikanische Produkte zu sehen und in jedem Geschäft deren Produkte wie Pepsi, CocaCola, DelMonte, Marlboro etc. zu finden.
Auch in den zahllosen Internetcafés wird Windows und Dell und HP benutzt.* Und amerikanische Autos sieht man auch viele. Da machen also die Yankees riesige Geschäfte mit Venezuela, erhalten einen erheblichen Prozentsatz ihres Ölbedarfs von Venezuela, und gleichzeitig bellen sie geifernd das Land und seine Regierung an. Das Gleiche gilt eigentlich auch für europäische Produkte wie Nestlé, Knorr, Maggi etc.
Ich dachte vor allem an die vielen Millionen Dollar, die dem Land entzogen werden und die auf vernünftigere Weise verwendet werden könnten. Und schließlich gibt es ja alles, was man für die Herstellung dieser Produkte braucht, im Land selbst.
Die Oligarchie hatte ganz einfach darauf gepfiffen. Die Erdöleinnahmen reichten ihnen. Aber die jetzige Regierung will diese Verhältnisse verändern. Man versucht zielbewusst alles im Lande zu produzieren, was möglich ist. VEA schreibt am 21. April 2006 hierzu: „Das hauptsächliche Kennzeichen der lateinamerikanischen Länder ist die historische ökonomische, wissenschaftlich-technologische, kulturelle und soziale Abhängigkeit ….
Seit sieben Jahren hat der emanzipatorische Kampf begonnen, sich von dieser Unterwerfung zu befreien. Durch Finanzierung kleiner und mittelgroßer Unternehmen versucht man, nationale Produzenten zu fördern, die die importierten Waren ersetzen können …
Der private Sektor in Venezuela importiert ca. 87.30 % des Produktionswertes und der öffentliche Sektor 12.70 %. Von diesen Importen sind 5 % Landwirtschaftsprodukte, 5.7 % Lebensmittelprodukte, Getränke und Tabak, 35.50 % elektrische Materialien und 13.80 % chemische Produkte.“ Und man fährt fort, ein Projekt zu beschreiben für eine besondere Behandlung von Maismehl.
Der Staat Sucre reaktiviert die Kakaoproduktion, die Jahrzehnte lang daniederlag. Zwischen 2006 und 2010 sollen 16 Millionen Pflanzen gesetzt werden. Kooperativen sollen in neuer Technik und Technologie unterwiesen werden, in Pflege, Produktion, Lagerung und Vermarktung des Kakaos.
In Maracay wird demnächst eine Schule für tropische Landwirtschaft eröffnet, wo die Studenten sowohl theoretisch als auch praktisch unterrichtet werden sollen. (VEA, 2006-04-06)
In Cojedes wird mit kubanischer Hilfe eine Fabrik für Biodünger und Biostimulatoen gebaut, die 30 % des importierten Stickstoff-Düngers ersetzen soll. (VEA, 2006-04-28)
In Lara wird ein Gewächshaus für tropische Pflanzen eingeweiht, um Samen von hoher Qualität herzustellen. (VEA, 2006-05-06) Und am 22. April wird zum zweiten Mal das Sammeln von Samen wildwachsender Bäume organisiert. Beim ersten Mal wurden 5500 Kilo gesammelt, die für Schutzwälder und industrielle Verarbeitung dienen sollen (VEA, 2006-04-28)
Im Staat Monagas wird eine Papierindustrie gebaut, die auf mehrere hunderttausend Tonnen Papiermasse ausgelegt ist. Das gesamte Zeitungspapier und alle Feinpapiersorten müssen immer noch importiert werden. (VEA, 2006-05-01)
Gleichzeitig werden große Bewässerungsanlagen gebaut oder fertigestellt sowie Stichstraßen zum Abtransport von landwirtschaftlichen Produkten. (VEA, 2006-04-07)
Ein ähnliches Bild erhält man, wenn man sich den Kommunikations- und Industriesektor anschaut. Im April 2006 wurden in Caracas Seminare und Ausstellung zur Einführung von Linux, der kostenlosen Programmware für Computer, organisiert.
Autobahnen, die 20-30 Jahre lang gesperrt waren, sind fertiggestellt worden. Es sind große Projekte für Wasserenergie gebaut resp. ausgebaut worden, die täglich 500 000 Barrels (1 Barrel = ca. 159 l) Erdöl sparen. Das völlig neu gebaute Wasserkraftwerk Caruachi spart täglich 75 000 Barrels.
Ein Eisenbahnnetz wird aufgebaut (es gab nur 100 km Bahnlinie, die still gelegt waren) sowie die U-Bahn in Caracas, Valenia und Maracaiba. Denn Chávez sieht weit in die Zukunft. Der Hafen Puerto de Aguas Profundas wird zum größten in ganz Lateinamerika ausgebaut. Es werden Industrieanlagen gebaut und eine Fabrik für Traktoren und eine weitere für Laptops. Es wird gebaut, gebaut im ganzen Land – und das ist überall sichtbar.
„Das Ziel ist“, wie Eddie Salgado vom Símon Bolívar Studienzentrum schreibt, „dass Schlüsselindustrien keine Rohstoffe mehr exportieren. Soziale Produktionsunternehmen sind Einheiten, die von den Personen betrieben und geleitet werden, die dort arbeiten. Es sind Unternehmen, die Verantwortung für die Gesellschaft und die Umwelt insgesamt übernehmen und die jene, die dort arbeiten, als wichtigste Ressource des Unternehmens betrachten.“
Dass die Wirtschaft seit 2003 nach der großen Erdölsabotage der Reaktion kontinuierlich wächst und dass das wirtschaftliche Wachstum 2005 um 9.4 % betrug – das höchste in ganz Lateinamerika – und die Armut auf 37 % sank (Natalie Pearson von der AP 060706) kann ja nicht daran liegen, dass die Regierung die Hände in den Schoß legt. Die ganze Propaganda ist also nur dummes Gerede.
Dies ist nur eine kleine und keineswegs systematische Auswahl von ein paar Wochen im April. Trotzdem sind sie Zeugnis des Fortschrittsgeistes, der im Lande herrscht.
Die Wahrheit ist, dass die Fortschritte so enorm und phantastisch sind, dass man wirklich Mühe hat, all das zu glauben. Aber es gibt nun mal Fakten und die kann man kontrollieren. Im übrigen sind alle Budget-Dokumente in Venezuela on oben bis unten öffentlich und für alle zugänglich.
Daher gibt es ja niemanden, der nur den Versuch unternimmt, die Fakten zu widerlegen, und deshalb greift man zu Lügen, die wiederholt und wiederholt werden, endlos ….
Ein interessanter Aspekt der Diktatur, wie es den Mainstreammedien gefällt, die bolivarianische Revolution zu nennen, sind all die Demonstrationen, die ständig stattfinden. Ich erwähnte bereits die ernste Verkehrsunterbrechung nach dem Faddoul-Vorfall, der ohne Polizeieingriff von alleine zusammenfiel. Aber reaktionäre Demos gibt es weit mehr. Als Chávez gerade die Minimallöhne um insgesamt 50% erhöht hatte, fordern deren Gewerkschaften, die früher niemals das Maul aufgemacht haben, zusätzlich 30 %. Die demonstrieren mal gegen das eine, mal gegen das andere. Gegen Ungerechtigkeiten oder gebrochene Versprechen. Würde man genau nachsehen, bin ich sicher, dass dahinter oft deren eigene Figuren stecken, die immer noch in den Kommunen und im Staat oder der Verwaltung als „Blasen“ sitzen, wie sie einmal von der VEA genannt wurden, die im übrigen dieselben Fehler und Ungerechtigkeiten kritisiert.
Aber es gibt auch Demonstrationen, die wirklich bemerkenswert sind, da sie in einer streng katholischen Gesellschaftg stattfinden. So führte etwa eine Gruppe homosexueller Männer eine Demo vor der Nationalversammlung für das Recht, den Namen nach eigener Wahl zu ändern und dass ihre Menschenrechte respektiert werden, durch. (VEA, 2006-04-19)
In Maracay gab es starke Proteste gegen die Prostitution und gegen die Untätigkeit betreffs der Obdachlosen und Drogenabhängigen. (VEA, 2006-04-02) Und am 27. Mai demonstrierte La Asociación ProDefensa de los Animales (Verein zum Schutz der Tiere) gegen den Stierkampf als Nationalsport und für die Annahme des Gesetzes zum Schutz der Tiere. (VEA, 2006-04-28) Dieser Verein ist recht aktiv. Ich las von mehreren ihrer Demonstrationen und sah viele ihrer Graffitis.
Es ist ja nicht so, dass Homosexualität in katholischen Ländern besonders selten ist, aber das Tabu ist sehr stark. Und an den Stierkampf und die Prostitution zu rühren, gleicht ja beinahe einer Kirchenschändung. In beiden Fällen geht es auch um viel Geld. Z. B. sind ja Bordelle oft im Besitz der Kirche (ich denke an Freiburg/Bg, wo der SS-Mann, Kriegsverbrecher und Erzbischof alle Bordelle besaß). Doch beharrliche Arbeit zeitigt Erfolge. In Spanien ist der Stierkampf eindeutig auf dem Rückzug.
Einen großen Aufschwung, wie immer nach einer Revolution, hat die Kultur genommen. Außer den 10 Mega-Projekten, die von der Zentralregierung durchgeführt werden – z. B. die minutiöse Wiederherstellung einer alten Residenz, die gleichzeitig Ausgrabungen und Experten in alter Bautechnik erfordert für die Restaurierung der Wand- und Deckenmalereien - sind in jedem Teilstaat in allen Städten und Dörfern alle öffentlichen Gebäude, Kirchen, Theater und Arenen restauriert und renoviert worden. Einige dieser Projekte sind noch nicht abgeschlossen, wie etwa die alte Plaza de Toros (Stierkampfarena) in Caracas, ein schönes Gebäude, das in Ruinen lag, oder die Projekte in den historischen Zentren größerer Städte mit der gründlichen Restaurierung historisch wertvoller Gebäude. Um die Baugerüste hat man riesige Fotos über die Geschichte des Gebäudes und von Modellen der geplanten Arbeit aufgehängt. All dies ist bereits eine große kulturelle Tat.
Aber das ist nicht alles. Das Angebot an Theater- Vorstellungen, Opern, Konzerten, Kunstausstellungen ist enorm. Und eine Weltneuheit ist wohl die Einrichtung durch die Regierung eines großen Preises für „kritisches Denken“ mit einer internationalen Jury. Das Thema ist, neue Ideen und Modelle zu finden und darzustellen für die Zeit nach dem Bankrott des Kapitalismus und dessen Unvermögen, die großen Probleme der Welt zu lösen. Die Wahl des Gewinners war noch nicht abgeschlossen, als ich abreiste.
Aber das Wichtigste von allem läuft unter dem Motto „El pueblo es la cultura“(Das Volk ist die
Kultur): alle Kulturäußerungen der Minoritäten und des Volkes zu aktivieren, wiederherzustellen und zu sammeln. Das können die mündliche Überlieferung sein, die mündlichen Erzählungen und Sagen, alte Feste und Tänze, Gesänge, Malereien und Skulpturen, Handwerk in allen seinen Formen, aber auch die Ernährung und die Medikamente.
Jeder Teilstaat bekommt im Rahmen der Misión Cultura „Tutoren“ und „Aktivisten“ (oder Ombudsleute) im Verhältnis zur Bevölkerungsdichte zugewiesen, insgesamt Tausende. Die Lektüre des Jahresabschlussberichtes ist imponierend. Es geht darum, „ … eine große Diskussion in Gang zu setzen über alles, was zusammen la venezolanidad (die venezolanische Identität) ausmacht“, wie Professor Benisto Irady auf einem nationalen Treffen für kulturelle Vielfalt betonte.
Gleichzeitig ist man darauf bedacht, einen maximalen Austausch mit anderen Ländern und Kontinenten herzustellen. Im November 2005 fand ein großes Kulturfestival mit Völkern in Afrika statt. Ähnliche Aktivitäten will man in Zukunft mit Brasilien, Indien, China, Japan etc. einrichten. All dies beweist, dass Venezuela keineswegs nationalistisch im Sinne von 'chauvinistisch' ist, wie Washington und andere gerne behaupten. Ich glaube umgekehrt, dass das Land viele wertvolle Impulse einer wahrhaft internationalistischen Kultur geben und erhalten kann.
Das absolut wichtigste Ereignis während meines Besuches war ohne Zweifel die Bekanntgabe und das Inkrafttreten des Gesetzes Los Consejos Comunales (komunale Räte, fortan CC genannt) am 9. April 2006 in Carabobo durch Hugo Chávez persönlich im Fernsehprogramm Aló Presidente, ein Ereignis, das Konsequenzen weit in die Zukunft hinein haben kann.
Dieses Gesetz soll dem Volk mehr Macht geben. Chávez sagte: „Wir wollen zeigen, wozu das Volk im Stande ist.“ Er forderte außerdem alle Gouverneure und alle Vorsitzenden der komunalen Leitungen im ganzen Lande auf, den Aufbau der CC voranzutreiben. Er meinte, dass diese Organe eine Ergänzung der repräsentativen und der partizipativen Demokratie seien.
Mit diesem Gesetz glaubt Chávez ein Instrument gefunden zu haben, um dem Einfluss der Oligarchie entgegenzuwirken und den Willen des Volkes zu stärken, die Dinge in die eigene Hand zu nehmen. Er meinte, dass dieses neue Instrument zur politischen Reife beitragen werde, um zusammenhängende und fruchtbare Debatten ohne Aggressionen zu führen. „Wir müssen unsere Gewohnheiten ändern. Es gibt immer verschiedene Auffassungen, aber wir müssen sie mit politischer Reife und Ideen diskutieren.“ (VEA, 2006-04-10)
Das ist beinahe wortwörtlich, was Mao während der Kulturrevolution sagte: „Wir müssen mit Worten kämpfen, nicht mit Waffen.“ Was dann von der Viererband gefälscht wurde in „mit Worten UND mit Waffen“.
Ich will den Text des CC-Gesetzes etwas näher betrachten, den man ein paar Tage später in der ganzen Stadt an jeder Ecke kaufen konnte, wie im übrigen alle Gesetze.
In festen und konkret beschriebenen geografischen Gebieten sollen die CC in Städten 200-400 Familien umfassen, in ländlichen Gebieten mindestens 20 Familien und aufwärts, in indigenen Bereichen mindestens 10 Familien. Versammlungen von Bürgern, die mindestens 15 Jahre alt sind und mindestens 6 Monate dort gewohnt haben können beschließen, eine CC mit verschiedenen Arbeitsgruppen zu schaffen. Zuerst werden provisorische Förder- und Wahlkomitees gebildet in direkter und geheimer Wahl. Sie müssen der Öffentlichkeit ihre Ziele darlegen, müssen eine Zeichnung von den geografischen Grenzen und eine Volkszählung erstellen.
Sie organisieren auch die konstituierende Versammlung, wo Sprecher/innen für die CC und alle Arbeitsgruppen gewählt werden. Wer gewählt wird, muss auch mindestens 15 Jahre alt sein und darf nur für eine Aufgabe gewählt werden, muss gratis arbeiten, darf keinen politischen Auftrag haben und – er/sie kann auch abgewählt werden.
Danach wird die CC registriert.
Sodann gibt es keinen Bereich, in dem ein CC nicht ein Programm, Vorschläge ausarbeiten und Aktivitäten entwickeln kann oder teilnehmen kann. Von Kinder- und Gesundheitspflege bis zum Bau von Häusern und Wohnungen, Leitung von Betrieben, Wiederherstellung von geschlossenen Fabriken, Bewässerung, Flussregulierung bzw. -reinigung usw.
Für alle diese Tätigkeiten wird eine Komunale Bank (CB) gegründet, die im Besitz aller Bewohner ist. Die Bank erhält Gelder von der Zentralregierung, der Teilstaatregierung, der Kommune und von verschiedenen staatlichen Fonds und Organisationen und natürlich durch eigene ökonomische Aktivitäten. Die Kontrollmechanismen sind genau und streng festgelegt, „damit nicht ein Pfennig weggezaubert werden kann“, wie Chávez sagte.
All das hört sich sehr gut an – gewiss, doch es gibt ein ABER. Im ersten Kapitel, erster Absatz heisst es:
Dieses Gesetz hat zum Ziel, die Bildung, Integration, Organisation und das Funktionieren der CC zu schaffen, zu entwickeln und zu regulieren sowie seine Beziehung zu den staatlichen Organen zur Formulierung, Durchführung, Kontrolle und Einschätzung der öffentlichen Politik.
Dieser Artikel übersieht, dass die CC zustandekamen, lange bevor es das Gesetz gab. Die CC sind eine authentische Schöpfung des Volkes und jetzt soll das „Gesetz schaffen“?
Weiter heisst es im Kapitel VII, Absatz 30:
Es wird eine Comisión Nacional del Poder Popular (nationale Kommission der Volksmacht) geschaffen … um
1. die CC auf der nationalen, regionalen und der lokalen Ebene Orientierung zu geben, sie zu koordinieren und einzuschätzen.“
Und dann folgen weitere fünf Absätze, die von Verstärkung, Hilfe, Unterstützung und eventuellen Sonderbeiträgen für die CC von Seiten der nationalen Kommission handeln. Ähnliche Kommissionen sollen im übrigen auch auf regionaler und lokaler Ebene geschaffen werden.
Und das dritte ABER betrifft die Gelder, die vom Staat an die CBs eingezahlt werden.
Ich glaube, es ist leicht einzusehen, dass dies gut funktionieren KANN mit einem Mann wie Chávez an der Spitze, der wirklcih die Teilnahme und Macht des Volkes verstärken will, aber alle drei Punkte können bei einem Regimewechsel, den die Opposition und die Yankees mit allen Mitteln anstreben, zu einem Knüppel gegen die CC und das Volk werden.
Aber nun will ich nicht den Teufel an die Wand malen, sondern hoffen, dass dieses interessante Experiment glückt, weiterentwickelt wird und sicher auch korrigiert und verbessert wird. Dass dies beabsichtigt ist, wurde deutlich von der weiblichen Parlamentsabgeordneten Haydée Machin zum Ausdruck gebracht: „Dieses Gesetz wird nun auf allen Ebenen vom Volk und in allen Sektoren diskutiert, die kontinuierlich ihre Vorschläge an die Nationalversammlung schicken werden … Es gibt eine ganze Skala von Vorhaben und Beschlüssen, wo alle in den CC organisierten Bürger anfangen werden, Funktionen lokaler 'autogobierno' (Selbstverwaltung) auszuüben und allmählich in Netzwerken von Sektoren, Komunen, Großkomunen, Teilstaaten; und um durch die soziale Praxis ein Machtinstrument des Volkes zu schaffen … das gestärkt werden muss als Garantie für das politische und soziale Ziel, das unumgänglich ist für den Erfolg des Bolivarianischen Sozialismus des 21. Jahrhunderts.“ (VEA 2006-04-10)
* 1- 2 Jahre nach meinem Besuch las ich, dass in Venezuela gleich 2 Fabriken zur Produktion von Linux-Rechnern gebaut worden sind; eine stellt einen schlichten Rechner zum Lernen und einfachere Aufgaben her und die andere einen avancierten Rechner, aber beide zu erschwinglichen Preisen und mit dem kostenlosen Linux.
Klavreström 2011-08-12
aus dem Schwedischen vom Autor
Die Hauptschlagworte in dem endlosen Meer von roten Hemden waren: Nein zum Yankeekrieg! Gegen den Imperialismus! Für die Verteidigung und Vertiefung der sozialen Umgestaltung! Für den Aufbau des Sozialismus! Ich fand, dass dies ein schöner Abschluss meiner Reise war.
Es bleibt nur noch, ein paar Punkte zu vertiefen und hervorzuheben, die ich nur im Vorübergehen berührte, und zu einer Art Resümee zu kommen. Ich kann mit dem Internationalismus beginnen. Ein Prüfstein ist, wie eine Regierung ihre Minoriäten behandelt und deren Geschichte der Unterdrückung. Und für die neue Politik den Minoritäten gegenüber habe ich viele schöne Beispiele in Zeitungen, Zeitschriften und dem Fernsehen gefunden (u.a. das Auftreten des Präsidenten ihnen gegenüber).
In der Literatur – um ein Beispiel für die Zeit vor Chávez zu geben – gibt es ja Rómulo Gallegos, einer von Venezuelas großen und immer noch geschätzten Verfassern, der im übrigen in Schweden 1955 im Buchverlag der Folket i Bild mit einem Vorwort von Artur Lundkvist erschienen ist. Gallegos war auch für kurze Zeit Präsident und wurde, wie gewöhnlich, 1948 durch einem CIA-inspirierten Coup gestürzt. Er schätzte sehr die Indio-Völker und die schwarzen Menschen und verteidigte unaufhörlich ihre Rechte.
Aber erst jetzt – bald 200 Jahre nach Bolívars Tod – hat man Ernst gemacht und die Gesetze für die gleichen Rechte aller Menschen wiederhergestellt. Und man erinnert an alle Ungerechtigkeiten, die gegenüber den Indios verübt worden sind, und an ihren Widerstand. In der Zeitung VEA z. B. wurde an den Jahrestag des großen Sieges erinnert, den Guaicaipuro, der Großkazike des Volkes in den Tälern von Caracas und Los Teques über die Spanier gewann.
Und am 28. April 2006 widmete VEA eine halbe Seite Miguel. Er war ein schwarzer Sklave, der schon 1552 einen großen Aufstand gegen das brutale Ausbeutungssystem auf den Kaffee- und Kakaoplantagen führte. Er war Sohn eines afrikanischen Königsgeschlechts und wurde sehr von seinen Kameraden im Unglück respektiert. Er begann den Aufstand und es glückte ihm, sich frei zu kämpfen und in die Berge von Yaracuy zu fliehen, wo er zum König gekrönt wurde. Viele weitere Sklaven flüchteten und sie gründeten in den Bergen oder tief im Dschungel freie Gesellschaften, die bis in die moderne Zeit überlebten. Diese freien Sklaven wurden in den USA, auf Kuba, in Guayana oder Venezuela cimarrones genannt und überall mit blindem Hass verfolgt.
Am 2. April 2006 schrieb VEA über den Aufbau und die Verbesserung des Zentrums für Diagnostik und Rehabilitierung für die 9000 Waraos im Orinocodelta ('Menschen auf dem Wasser' , so nennen sich diese Kariben), das innerhalb von 8 Monaten fertiggestellt sein soll. Es soll nicht nur mit den traditionellen Medikamenten ausgerüstet werden, sondern auch mit Experten für traditionelle medizinische Techniken.
In der Zeitschrift Todosadentro vom 29. April 2006 wurde eine Doppelseite den Kulturen im Staat Amazonas gewidmet, dem größten Teilstaat Venezuelas, der den gesamten Süden des Landes umfasst, aber die geringste Bevölkerungsdichte aufweist. José Guariguata, verantwortlich für die Misión Cultura, sagt: „In Amazonas haben wir 20 Ursprungsvölker, wir haben 20 Formen, das Leben zu verstehen, 20 Traditionen über den Ursprung des Lebens und des Menschen. Wie die westliche Welt ihre Erklärung über den Ursprung im Buch der Genesis hat, so haben diese Völker 20 verschiedene Erklärungen.“ Jedes Volk soll sein eigenes Kulturzentrum erhalten und man will auch für Kommunikationsmöglichkeiten für sie untereinander schaffen. Denn bisher leben sie sehr isoliert voneinander.
Und selbst habe ich mehrmals Indios beobachtet, die einkauften oder in das Hotel kamen, manchmal in ihren traditionellen Kleidern – nur ein Hüfttuch und mit kleinen Beuteln statt Koffern. Und sie wurden behandelt wie alle anderen. Aber ich kann nicht beantworten, wie sie im Hilton oder Plaza behandelt werden. Ich würde sagen, dass sie dort hinauskomplimentiert werden.
Ein letztes Beispiel, das ich aus vielen auswähle, sind die 165 Chilenen, die auf dem Flugplatz von Barquisimeto landeten, die ihr Sehvermögen durch verschiedene oftalmologische Operationen im Rahmen der Misión Milagro (Mission Wunder) wiedererlangen sollen. Sie sind nur ein Vortrupp von insgesamt 1000 Chilenen, die 2006 behandelt werden sollen (VEA vom 2.5.06).
Was die Beziehungen zwischen dem Staat und der Kirche angeht, so fand ich einen interessanten Artikel in La Patria Grande Nr.4, Mai 2005. Dort schreibt der Priester Vidal Atencio ausgehend von Lucas 4.16: „Der revolutionäre venezolanische Prozess hat auch bei den Armen einen Platz für seine Politik gefunden. Mehr als eine Million Menschen von ihrem Analphabetismus zu befreien, den Ausgeschlossenen eine Grundschul- und höhere Bildung zu geben, die Lebensqualität mit Gesundheitsprogrammen, Lebensmitteln und eigenen Heimen zu verbessern, den Boden denen zurückzugeben, die ihn bebauen, ein Schema für eine selbständige Entwicklung auszuarbeiten, ist eine Politik, die nicht im Widerspruch zu dem Projekt von Christus steht, deswegen, weil beide die Befreiung desselben menschlichen Wesens erreichen wollen.“
Dieser Artikel wurde geschrieben, bevor der neue Kardinal Urosa eingesetzt wurde, und er zeigt, dass es auch vorher Kräfte in der Kirche gab, die daran arbeiten und gearbeitet haben, den revolutionären Prozess zu verstehen.
Andererseits gibt es Grund für eine Warnung von Marciano in der VEA (2006-04-27): „Die katholische Hierarchie, deren Struktur die antidemokratischste ist, die es überhaupt gibt, hat kein Recht, sich in den demokratischen Prozess im Lande einzumischen. Und das tut sie, wenn sie ständig die Partei der Opposition ergreift. Sie soll objektiv und unparteiisch sein. Und das scheinen viele in der katholischen Hierarchie nicht zu begreifen.“
Venezuela, USA und die Kultur des Volkes
Wenn man weiss, wie schlecht die Beziehungen zu den USA sind, ist man erstaunt, in Caracas auf vielen Hochhäusern Reklameschilder für amerikanische Produkte zu sehen und in jedem Geschäft deren Produkte wie Pepsi, CocaCola, DelMonte, Marlboro etc. zu finden.
Auch in den zahllosen Internetcafés wird Windows und Dell und HP benutzt.* Und amerikanische Autos sieht man auch viele. Da machen also die Yankees riesige Geschäfte mit Venezuela, erhalten einen erheblichen Prozentsatz ihres Ölbedarfs von Venezuela, und gleichzeitig bellen sie geifernd das Land und seine Regierung an. Das Gleiche gilt eigentlich auch für europäische Produkte wie Nestlé, Knorr, Maggi etc.
Ich dachte vor allem an die vielen Millionen Dollar, die dem Land entzogen werden und die auf vernünftigere Weise verwendet werden könnten. Und schließlich gibt es ja alles, was man für die Herstellung dieser Produkte braucht, im Land selbst.
Die Oligarchie hatte ganz einfach darauf gepfiffen. Die Erdöleinnahmen reichten ihnen. Aber die jetzige Regierung will diese Verhältnisse verändern. Man versucht zielbewusst alles im Lande zu produzieren, was möglich ist. VEA schreibt am 21. April 2006 hierzu: „Das hauptsächliche Kennzeichen der lateinamerikanischen Länder ist die historische ökonomische, wissenschaftlich-technologische, kulturelle und soziale Abhängigkeit ….
Seit sieben Jahren hat der emanzipatorische Kampf begonnen, sich von dieser Unterwerfung zu befreien. Durch Finanzierung kleiner und mittelgroßer Unternehmen versucht man, nationale Produzenten zu fördern, die die importierten Waren ersetzen können …
Der private Sektor in Venezuela importiert ca. 87.30 % des Produktionswertes und der öffentliche Sektor 12.70 %. Von diesen Importen sind 5 % Landwirtschaftsprodukte, 5.7 % Lebensmittelprodukte, Getränke und Tabak, 35.50 % elektrische Materialien und 13.80 % chemische Produkte.“ Und man fährt fort, ein Projekt zu beschreiben für eine besondere Behandlung von Maismehl.
Der Staat Sucre reaktiviert die Kakaoproduktion, die Jahrzehnte lang daniederlag. Zwischen 2006 und 2010 sollen 16 Millionen Pflanzen gesetzt werden. Kooperativen sollen in neuer Technik und Technologie unterwiesen werden, in Pflege, Produktion, Lagerung und Vermarktung des Kakaos.
In Maracay wird demnächst eine Schule für tropische Landwirtschaft eröffnet, wo die Studenten sowohl theoretisch als auch praktisch unterrichtet werden sollen. (VEA, 2006-04-06)
In Cojedes wird mit kubanischer Hilfe eine Fabrik für Biodünger und Biostimulatoen gebaut, die 30 % des importierten Stickstoff-Düngers ersetzen soll. (VEA, 2006-04-28)
In Lara wird ein Gewächshaus für tropische Pflanzen eingeweiht, um Samen von hoher Qualität herzustellen. (VEA, 2006-05-06) Und am 22. April wird zum zweiten Mal das Sammeln von Samen wildwachsender Bäume organisiert. Beim ersten Mal wurden 5500 Kilo gesammelt, die für Schutzwälder und industrielle Verarbeitung dienen sollen (VEA, 2006-04-28)
Im Staat Monagas wird eine Papierindustrie gebaut, die auf mehrere hunderttausend Tonnen Papiermasse ausgelegt ist. Das gesamte Zeitungspapier und alle Feinpapiersorten müssen immer noch importiert werden. (VEA, 2006-05-01)
Gleichzeitig werden große Bewässerungsanlagen gebaut oder fertigestellt sowie Stichstraßen zum Abtransport von landwirtschaftlichen Produkten. (VEA, 2006-04-07)
Ein ähnliches Bild erhält man, wenn man sich den Kommunikations- und Industriesektor anschaut. Im April 2006 wurden in Caracas Seminare und Ausstellung zur Einführung von Linux, der kostenlosen Programmware für Computer, organisiert.
Autobahnen, die 20-30 Jahre lang gesperrt waren, sind fertiggestellt worden. Es sind große Projekte für Wasserenergie gebaut resp. ausgebaut worden, die täglich 500 000 Barrels (1 Barrel = ca. 159 l) Erdöl sparen. Das völlig neu gebaute Wasserkraftwerk Caruachi spart täglich 75 000 Barrels.
Ein Eisenbahnnetz wird aufgebaut (es gab nur 100 km Bahnlinie, die still gelegt waren) sowie die U-Bahn in Caracas, Valenia und Maracaiba. Denn Chávez sieht weit in die Zukunft. Der Hafen Puerto de Aguas Profundas wird zum größten in ganz Lateinamerika ausgebaut. Es werden Industrieanlagen gebaut und eine Fabrik für Traktoren und eine weitere für Laptops. Es wird gebaut, gebaut im ganzen Land – und das ist überall sichtbar.
„Das Ziel ist“, wie Eddie Salgado vom Símon Bolívar Studienzentrum schreibt, „dass Schlüsselindustrien keine Rohstoffe mehr exportieren. Soziale Produktionsunternehmen sind Einheiten, die von den Personen betrieben und geleitet werden, die dort arbeiten. Es sind Unternehmen, die Verantwortung für die Gesellschaft und die Umwelt insgesamt übernehmen und die jene, die dort arbeiten, als wichtigste Ressource des Unternehmens betrachten.“
Dass die Wirtschaft seit 2003 nach der großen Erdölsabotage der Reaktion kontinuierlich wächst und dass das wirtschaftliche Wachstum 2005 um 9.4 % betrug – das höchste in ganz Lateinamerika – und die Armut auf 37 % sank (Natalie Pearson von der AP 060706) kann ja nicht daran liegen, dass die Regierung die Hände in den Schoß legt. Die ganze Propaganda ist also nur dummes Gerede.
Dies ist nur eine kleine und keineswegs systematische Auswahl von ein paar Wochen im April. Trotzdem sind sie Zeugnis des Fortschrittsgeistes, der im Lande herrscht.
Die Wahrheit ist, dass die Fortschritte so enorm und phantastisch sind, dass man wirklich Mühe hat, all das zu glauben. Aber es gibt nun mal Fakten und die kann man kontrollieren. Im übrigen sind alle Budget-Dokumente in Venezuela on oben bis unten öffentlich und für alle zugänglich.
Daher gibt es ja niemanden, der nur den Versuch unternimmt, die Fakten zu widerlegen, und deshalb greift man zu Lügen, die wiederholt und wiederholt werden, endlos ….
Ein interessanter Aspekt der Diktatur, wie es den Mainstreammedien gefällt, die bolivarianische Revolution zu nennen, sind all die Demonstrationen, die ständig stattfinden. Ich erwähnte bereits die ernste Verkehrsunterbrechung nach dem Faddoul-Vorfall, der ohne Polizeieingriff von alleine zusammenfiel. Aber reaktionäre Demos gibt es weit mehr. Als Chávez gerade die Minimallöhne um insgesamt 50% erhöht hatte, fordern deren Gewerkschaften, die früher niemals das Maul aufgemacht haben, zusätzlich 30 %. Die demonstrieren mal gegen das eine, mal gegen das andere. Gegen Ungerechtigkeiten oder gebrochene Versprechen. Würde man genau nachsehen, bin ich sicher, dass dahinter oft deren eigene Figuren stecken, die immer noch in den Kommunen und im Staat oder der Verwaltung als „Blasen“ sitzen, wie sie einmal von der VEA genannt wurden, die im übrigen dieselben Fehler und Ungerechtigkeiten kritisiert.
Aber es gibt auch Demonstrationen, die wirklich bemerkenswert sind, da sie in einer streng katholischen Gesellschaftg stattfinden. So führte etwa eine Gruppe homosexueller Männer eine Demo vor der Nationalversammlung für das Recht, den Namen nach eigener Wahl zu ändern und dass ihre Menschenrechte respektiert werden, durch. (VEA, 2006-04-19)
In Maracay gab es starke Proteste gegen die Prostitution und gegen die Untätigkeit betreffs der Obdachlosen und Drogenabhängigen. (VEA, 2006-04-02) Und am 27. Mai demonstrierte La Asociación ProDefensa de los Animales (Verein zum Schutz der Tiere) gegen den Stierkampf als Nationalsport und für die Annahme des Gesetzes zum Schutz der Tiere. (VEA, 2006-04-28) Dieser Verein ist recht aktiv. Ich las von mehreren ihrer Demonstrationen und sah viele ihrer Graffitis.
Es ist ja nicht so, dass Homosexualität in katholischen Ländern besonders selten ist, aber das Tabu ist sehr stark. Und an den Stierkampf und die Prostitution zu rühren, gleicht ja beinahe einer Kirchenschändung. In beiden Fällen geht es auch um viel Geld. Z. B. sind ja Bordelle oft im Besitz der Kirche (ich denke an Freiburg/Bg, wo der SS-Mann, Kriegsverbrecher und Erzbischof alle Bordelle besaß). Doch beharrliche Arbeit zeitigt Erfolge. In Spanien ist der Stierkampf eindeutig auf dem Rückzug.
Einen großen Aufschwung, wie immer nach einer Revolution, hat die Kultur genommen. Außer den 10 Mega-Projekten, die von der Zentralregierung durchgeführt werden – z. B. die minutiöse Wiederherstellung einer alten Residenz, die gleichzeitig Ausgrabungen und Experten in alter Bautechnik erfordert für die Restaurierung der Wand- und Deckenmalereien - sind in jedem Teilstaat in allen Städten und Dörfern alle öffentlichen Gebäude, Kirchen, Theater und Arenen restauriert und renoviert worden. Einige dieser Projekte sind noch nicht abgeschlossen, wie etwa die alte Plaza de Toros (Stierkampfarena) in Caracas, ein schönes Gebäude, das in Ruinen lag, oder die Projekte in den historischen Zentren größerer Städte mit der gründlichen Restaurierung historisch wertvoller Gebäude. Um die Baugerüste hat man riesige Fotos über die Geschichte des Gebäudes und von Modellen der geplanten Arbeit aufgehängt. All dies ist bereits eine große kulturelle Tat.
Aber das ist nicht alles. Das Angebot an Theater- Vorstellungen, Opern, Konzerten, Kunstausstellungen ist enorm. Und eine Weltneuheit ist wohl die Einrichtung durch die Regierung eines großen Preises für „kritisches Denken“ mit einer internationalen Jury. Das Thema ist, neue Ideen und Modelle zu finden und darzustellen für die Zeit nach dem Bankrott des Kapitalismus und dessen Unvermögen, die großen Probleme der Welt zu lösen. Die Wahl des Gewinners war noch nicht abgeschlossen, als ich abreiste.
Aber das Wichtigste von allem läuft unter dem Motto „El pueblo es la cultura“(Das Volk ist die
Kultur): alle Kulturäußerungen der Minoritäten und des Volkes zu aktivieren, wiederherzustellen und zu sammeln. Das können die mündliche Überlieferung sein, die mündlichen Erzählungen und Sagen, alte Feste und Tänze, Gesänge, Malereien und Skulpturen, Handwerk in allen seinen Formen, aber auch die Ernährung und die Medikamente.
Jeder Teilstaat bekommt im Rahmen der Misión Cultura „Tutoren“ und „Aktivisten“ (oder Ombudsleute) im Verhältnis zur Bevölkerungsdichte zugewiesen, insgesamt Tausende. Die Lektüre des Jahresabschlussberichtes ist imponierend. Es geht darum, „ … eine große Diskussion in Gang zu setzen über alles, was zusammen la venezolanidad (die venezolanische Identität) ausmacht“, wie Professor Benisto Irady auf einem nationalen Treffen für kulturelle Vielfalt betonte.
Gleichzeitig ist man darauf bedacht, einen maximalen Austausch mit anderen Ländern und Kontinenten herzustellen. Im November 2005 fand ein großes Kulturfestival mit Völkern in Afrika statt. Ähnliche Aktivitäten will man in Zukunft mit Brasilien, Indien, China, Japan etc. einrichten. All dies beweist, dass Venezuela keineswegs nationalistisch im Sinne von 'chauvinistisch' ist, wie Washington und andere gerne behaupten. Ich glaube umgekehrt, dass das Land viele wertvolle Impulse einer wahrhaft internationalistischen Kultur geben und erhalten kann.
Das absolut wichtigste Ereignis während meines Besuches war ohne Zweifel die Bekanntgabe und das Inkrafttreten des Gesetzes Los Consejos Comunales (komunale Räte, fortan CC genannt) am 9. April 2006 in Carabobo durch Hugo Chávez persönlich im Fernsehprogramm Aló Presidente, ein Ereignis, das Konsequenzen weit in die Zukunft hinein haben kann.
Dieses Gesetz soll dem Volk mehr Macht geben. Chávez sagte: „Wir wollen zeigen, wozu das Volk im Stande ist.“ Er forderte außerdem alle Gouverneure und alle Vorsitzenden der komunalen Leitungen im ganzen Lande auf, den Aufbau der CC voranzutreiben. Er meinte, dass diese Organe eine Ergänzung der repräsentativen und der partizipativen Demokratie seien.
Mit diesem Gesetz glaubt Chávez ein Instrument gefunden zu haben, um dem Einfluss der Oligarchie entgegenzuwirken und den Willen des Volkes zu stärken, die Dinge in die eigene Hand zu nehmen. Er meinte, dass dieses neue Instrument zur politischen Reife beitragen werde, um zusammenhängende und fruchtbare Debatten ohne Aggressionen zu führen. „Wir müssen unsere Gewohnheiten ändern. Es gibt immer verschiedene Auffassungen, aber wir müssen sie mit politischer Reife und Ideen diskutieren.“ (VEA, 2006-04-10)
Das ist beinahe wortwörtlich, was Mao während der Kulturrevolution sagte: „Wir müssen mit Worten kämpfen, nicht mit Waffen.“ Was dann von der Viererband gefälscht wurde in „mit Worten UND mit Waffen“.
Ich will den Text des CC-Gesetzes etwas näher betrachten, den man ein paar Tage später in der ganzen Stadt an jeder Ecke kaufen konnte, wie im übrigen alle Gesetze.
In festen und konkret beschriebenen geografischen Gebieten sollen die CC in Städten 200-400 Familien umfassen, in ländlichen Gebieten mindestens 20 Familien und aufwärts, in indigenen Bereichen mindestens 10 Familien. Versammlungen von Bürgern, die mindestens 15 Jahre alt sind und mindestens 6 Monate dort gewohnt haben können beschließen, eine CC mit verschiedenen Arbeitsgruppen zu schaffen. Zuerst werden provisorische Förder- und Wahlkomitees gebildet in direkter und geheimer Wahl. Sie müssen der Öffentlichkeit ihre Ziele darlegen, müssen eine Zeichnung von den geografischen Grenzen und eine Volkszählung erstellen.
Sie organisieren auch die konstituierende Versammlung, wo Sprecher/innen für die CC und alle Arbeitsgruppen gewählt werden. Wer gewählt wird, muss auch mindestens 15 Jahre alt sein und darf nur für eine Aufgabe gewählt werden, muss gratis arbeiten, darf keinen politischen Auftrag haben und – er/sie kann auch abgewählt werden.
Danach wird die CC registriert.
Sodann gibt es keinen Bereich, in dem ein CC nicht ein Programm, Vorschläge ausarbeiten und Aktivitäten entwickeln kann oder teilnehmen kann. Von Kinder- und Gesundheitspflege bis zum Bau von Häusern und Wohnungen, Leitung von Betrieben, Wiederherstellung von geschlossenen Fabriken, Bewässerung, Flussregulierung bzw. -reinigung usw.
Für alle diese Tätigkeiten wird eine Komunale Bank (CB) gegründet, die im Besitz aller Bewohner ist. Die Bank erhält Gelder von der Zentralregierung, der Teilstaatregierung, der Kommune und von verschiedenen staatlichen Fonds und Organisationen und natürlich durch eigene ökonomische Aktivitäten. Die Kontrollmechanismen sind genau und streng festgelegt, „damit nicht ein Pfennig weggezaubert werden kann“, wie Chávez sagte.
All das hört sich sehr gut an – gewiss, doch es gibt ein ABER. Im ersten Kapitel, erster Absatz heisst es:
Dieses Gesetz hat zum Ziel, die Bildung, Integration, Organisation und das Funktionieren der CC zu schaffen, zu entwickeln und zu regulieren sowie seine Beziehung zu den staatlichen Organen zur Formulierung, Durchführung, Kontrolle und Einschätzung der öffentlichen Politik.
Dieser Artikel übersieht, dass die CC zustandekamen, lange bevor es das Gesetz gab. Die CC sind eine authentische Schöpfung des Volkes und jetzt soll das „Gesetz schaffen“?
Weiter heisst es im Kapitel VII, Absatz 30:
Es wird eine Comisión Nacional del Poder Popular (nationale Kommission der Volksmacht) geschaffen … um
1. die CC auf der nationalen, regionalen und der lokalen Ebene Orientierung zu geben, sie zu koordinieren und einzuschätzen.“
Und dann folgen weitere fünf Absätze, die von Verstärkung, Hilfe, Unterstützung und eventuellen Sonderbeiträgen für die CC von Seiten der nationalen Kommission handeln. Ähnliche Kommissionen sollen im übrigen auch auf regionaler und lokaler Ebene geschaffen werden.
Und das dritte ABER betrifft die Gelder, die vom Staat an die CBs eingezahlt werden.
Ich glaube, es ist leicht einzusehen, dass dies gut funktionieren KANN mit einem Mann wie Chávez an der Spitze, der wirklcih die Teilnahme und Macht des Volkes verstärken will, aber alle drei Punkte können bei einem Regimewechsel, den die Opposition und die Yankees mit allen Mitteln anstreben, zu einem Knüppel gegen die CC und das Volk werden.
Aber nun will ich nicht den Teufel an die Wand malen, sondern hoffen, dass dieses interessante Experiment glückt, weiterentwickelt wird und sicher auch korrigiert und verbessert wird. Dass dies beabsichtigt ist, wurde deutlich von der weiblichen Parlamentsabgeordneten Haydée Machin zum Ausdruck gebracht: „Dieses Gesetz wird nun auf allen Ebenen vom Volk und in allen Sektoren diskutiert, die kontinuierlich ihre Vorschläge an die Nationalversammlung schicken werden … Es gibt eine ganze Skala von Vorhaben und Beschlüssen, wo alle in den CC organisierten Bürger anfangen werden, Funktionen lokaler 'autogobierno' (Selbstverwaltung) auszuüben und allmählich in Netzwerken von Sektoren, Komunen, Großkomunen, Teilstaaten; und um durch die soziale Praxis ein Machtinstrument des Volkes zu schaffen … das gestärkt werden muss als Garantie für das politische und soziale Ziel, das unumgänglich ist für den Erfolg des Bolivarianischen Sozialismus des 21. Jahrhunderts.“ (VEA 2006-04-10)
* 1- 2 Jahre nach meinem Besuch las ich, dass in Venezuela gleich 2 Fabriken zur Produktion von Linux-Rechnern gebaut worden sind; eine stellt einen schlichten Rechner zum Lernen und einfachere Aufgaben her und die andere einen avancierten Rechner, aber beide zu erschwinglichen Preisen und mit dem kostenlosen Linux.
Klavreström 2011-08-12
aus dem Schwedischen vom Autor
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Kommentare:
- Sehr schoener Reisebericht ,aber
was dort ueber die Politik geschrieben wird , ist tatsaechlich
sehr grenzwertig .Wesentliche Fakten wurden einfach
weggelassen .Ich weiss nicht , ob Sie den Bericht heute,2013,
nochmal so
verfassen wuerden. Trotzdem , hat Spass gemacht , den Artikel zu lesen
AntwortenLöschen
- Nun, ich habe nie behauptet,
objektiv zu sein, was es meiner Meinung nach überhaupt nicht
gibt. Es gibt die Herrschenden und ihre Kumpane und auf der
anderen Seite das Volk. Und zwischendrin hampeln hauptsächlich
die Intellektuellen herum, die aber im Ernstfall immer auf der
Seite der Herrschenden stehen. So weit ich zurückdenken kann,
habe ich immer tiefe Gefühle für die arbeitende Bevölkerung
gehabt und die Schmarotzer immer gehasst. So einfach ist das.
Und selbstverständlich stehe ich zu allem, was ich
geschrieben habe.
AntwortenLöschen
- Ihre Beschreibung des Landes und
die Charakterisierung der Menschen sind sehr zutreffend.
Glückwunsch. Die gesellschaftlichen und politischen
Darlegungen sind dagegen ein bisschen diskutierbar, da Sie
nur aus einer Quelle – die Regierungszeitung VEA –
zitieren, das ist nicht gerade originell und ist auch kein
leuchtendes Beispiel für einen investigativen
Journalismus.
jaimemoeller@yahoo.es
Menschen sind sehr zutreffend. Glückwunsch. Die gesellschaftlichen und politischen Darlegungen sind dagegen ein bisschen diskutierbar, da Sie nur aus einer Quelle – die Regierungszeitung VEA – zitieren, das ist nicht gerade originell und ist auch kein leuchtendes Beispiel für einen investigativen Journalismus.
jaimemoeller@yahoo.es
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Anonym18.
August 2014 um 10:12
- SIEMPRE EXISTEN DIFERENTES VERSIONES
DE UNA MIS HISTORIA; POR SUPUESTO; YA QUE CADA HISTORIA TIENE
SU PROPIO NARRADOR Y CADA NARRADOR SU PUNTO DE VISTA Y CADA
PUNTO DE VISTA ES SU INTERPRETACION; POR LO CUAL CADA VERSION
ES UNICA Y VERDADERA; OK
O POR LO MENOS ASI LO VEO YO; POR ESO LE ESCRIBO ESTAS CORTAS LINEAS LA CUALES ESPERO SEAN SINO CONSIDERADAS; POR LO MENOS LEIDAS DESDE OTRO ANGULO; EL MIO.
ESTIMADO HERR SCHLERETH,
AQUI DESDE MI; MUY LIMITA EDUCACION; CULTURA; ETC; ETC; ETC; HE PODIDO LEER SU PUNTO DE VISTA EN CUANTO A ALGUNOS ACONTECIMIENTOS OCURRIDOS EN MI PAIS; CON LO CUAL QUIERO DECIR QUE LOS RESPETO; PERO A LA VEZ ME GUSTARIA; NO, ME ENCANTARIA INVITARLO PARA QUE CONOCIERA EL OTRO ASPECTO; EL MIO; LE CUENTO SOY UNA SENORA DE MAS DE CINCUENTA; CON DOS HIJOS YA CRECIDOS; AFORTUNADAMENTE; CRIADOS POR MI; AMANTADOS; VESTIDOS Y EDUCADOS POR MI SOLITA; A LOS CUALES NO QUIERO PERDER. Y ESO SENOR MIO ES MI ANGUSTIA; Y CON LA MIA LA DE TANTAS MADRES; NO QUEREMOS QUE SALGAN; QUE SEAN OPOSICION PORQUE SINO, SON TERRORISTAS; Y SON PERSEGUIDOS; Y CON NO CONFORME CON ESO AMENAZADOS; Y LA VERDAD ES QUE SI LOS MIOS O LOS DE MI VECINA SALEN A HACER MARCHAS; ENFRENTARSE CON LA GUARDIA BOLIVARIANA DEL PUEBLO; Y SUBRAYO DEL PUEBLO; ME PREGUNTO QUE SOY O SOMOS NOSOTROS; “EXTRANJEROS EN MI PROPIA TIERRA”.
DIGO PARA NO PERDER LA INTENSION DE LO QUE ME GUSTARIA; DIGO PUEBLO; PORQUE SINO SOMOS TERRORISTAS; Y SIIIII SENOR LO SERE; POR PENSAR DIFERENTE; Y DEBO ACLARAR QUE NO ESTOY EN CONTRA DE LOS IDEALES; DE IGUALDAD; DE LA EDUCACION PARA TODOS; DE LA SALUD PARA TODOS; SOY UNA DEFENSORA DE LOS DERECHOS DE TODOS Y CADA UNO DE NOSOTROS, POR ESO ME GUSTARIA REITERARLE MI INVITACIN PARA QUE VEA LA VENEZUELA QUE UD. NO HA VISTO; CON SOLO TRES SEMANA EN UN TIERRA ES MUY DIFICIL ADENTRARSE EN NUESTRAS REALIDADES, Y OJO ME ENCANTA Y ESTOY DE ACUERTO CON TANTAS COSAS QUE UD DESCRIBE PERO MI SENOR LE FALTA LA VIVIENCIA EL DIA A DIA CON NUESTRAS ESCASES BASICAMENTE MORALES QUE VIENEN DE TAN ARRIBA.
TENGO TANTAS COSAS QUE CONTARLE QUE ESTAS POCAS LINEAS NO ME BASTAN; PERO LE SEGUIRE ESCIRBIENDO, Y ESPERO EN ALGUN MOMENTO TENGA LA FORTUNA DE TENER UNA RESPUESTA SUYA:
ATENTAMENTE
D.S.
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Anonym18.
August 2014 um 10:57
- No se si recuerda las marchas
recientes de los estudiantes, desde el 12 de Febrero de
este ano. Durante esta misma temporada, mis hijos tambien
marcharon, sabe, y yo fui detras de ellos, por si acaso les
pasaba algo, tenian madre, ya que no tienen otra cosa, y
defimos nuestra casa, a pesar de la guardia nacional
bolivariana del pueblo, y le cuento no solo defendiamos la
tierra, para mi, y afortunadamente se defienden los
derechos de cada ser humano de pensar, y no insinuo pensar
diferente, eso seria exgarado, solo de PENSAR , para cual
los educamos, no es cierto?
Bueno, regreso a mi version, durante ese tiempo, de marchas, campamentos, la arremetida del gobierno fue implacable, pero los estudiantes, fueron tambien resistentes, a pesar de que sus piedras y botellas eran devueltas en forma de balas, gases lacrimogenos, muchos golpes y abusos de poder, una de ellas, es la humillacion de las guardias nacional en la Universidad, donde uno de esos enfrentamientos, los estudiantes fueron desnudados y obligados a corer desnudos por la Universidad y calles adyacentes.
Otra cosilla que tal vez ud. No supo es que durante esos enfrentamientos, unos estudiantes tambien estaban acampando frente a la ONU en Caracas, durante unos dialogos de Paz, oposicion y gobierno, y que paso?, les enviaron un batallon de guardias nacionales de madrugada, con gases, garrote y planazos a desalojarlos.
Otra perla, fue una ameneza, directa y frontal de unos guardias nacionales a mi hijo, donde le decian que sabian donde vivia, quienes eramos su familia y que lo buscarian en su casa, lo que no sabian los guardias era que yo estaba detras de el, y hubo un pequeno enfrentamiento conmigo, pero nos dejaron tranquilos, claro salieron mas madres y vecinos, no tuvieron otro remedio.
Despues de estos acontecimientos, yo que bien claro tengo mis pensamientos e ideas, me puse a averiguar, como sabian ellos estas cositas, y sabes me entere de otras tantas cosas, que por falta de espacio aqui no le escribo, pero me mantendre en contacto.
Atentamente,
DS.
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Anonym18.
August 2014 um 11:00
- Estimado Herr Schlereth, espero
no se aburra de mi y mis versiones, no quiero llamarlos
cuentos, sabe???, me parece que cuentos son una de esas
fantasias que uno suena o se imagina. Mas bien son como las
imagenes de el “escribidor” Gabriel Garcia Marquez, que
parecen historias imaginaries, pero sabe son leyendas,
vivencias de la gente de campo de antes, que sus caballos
si se pasean por los cuartos en las casa de campesinos, por
supuesto exageradas, de ambas partes, no perdere la
oportunidad de decir que ninguna version es fiel, ni
fidedigna de los hechos, siempre seran contadas desde un
punto de vista, manipuladas por los sentimientos, por cada
realidad, como las peliculas, pues.
Ni siquiera los periodistas, en su mayoria, pueden decir las cosas tal y como son, ven una parte de los hechos y los narran desde su punto de vista, opinion, asi no lo quieran, eso es lo que sucede, imaginese ud a los politicos. Todos somos humanos.
Asi que nuevamente, le contare, desde mi punto de vista, que como le recordare es bastante “ingenuo”, “inculto”, y verdaderamente sensible, emotivo, le contare desde mi Corazon.
Mi Corazon me dice que hay cosas que no estan bien, ni politicamente ni economicas, ni edutacivas y mucho menos sociales, eso de que se aumente la leche, el pan, la harina de maiz, productos de la cesta basica, los servicios como el agua, la luz, el telefono, y todavia el gobierno no tenga la fuerza de aumentar la gasolina, no se pero a mi me da que pensar, no le parece???
Que se aumente todo en respecto a mejorar la calidad de vida, y no se disponga de voluntad para arremeter contra el servicio de transporte, y de arremeter porque alli, si que se deberia entrar con fuerza, un pais que no posee un servicio publico general de transporte, es muy raro, ya que ese mismo gobierno posee todos los poderes del estado, porque no hablemos de los 40 anos, ya han pasado 15 ahora, con mas dinero que nunca, si ud tiene contactos, digales que lo ayuden a sacar la cuenta, solo en bolivares de los barriles de petroleo, de lo que ha entrado al pais, yo he tratado de saber sacando mis cuenticas elementales, y sigen estando a favor nuestro, pero sigo sin entender porque no alcanza, tal vez ud. Me lo pueda exlicar.
Atentamente,
D.S
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Anonym26.
August 2014 um 10:03
- No soy tan importante como otras
personas que ud. Tendra entre sus contactos, asi que le
refrescare la memoria, en una de mis anteriores, le
escribia que tenia una informacion, respecto a mis vecinos,
que estuve averiguando, sabe, es triste que mi vecina
despues de casi 20 anos, durante los cuales hemos visto
crecer a nuestros hijos, haya cambido tanto, ella fue el
informate a la guardia nacional de mi direccion,
actividades, manifestacones, etc. a traves de algo que se
llama “consejo Comunal” sabe, yo pensaba que era para
organizarnos en beneficio de nuestra “comunidad” cual
sera me sorpresa, que detras de eso existen otras cosas,
primero: son unos cubanos, dando entrenamiento, de todo
tipo, desde medicinales hasta bailo-terapias, todo con la
finalidad no de involucrarse con nosotros, sino de buscar
informantes entre nosotros, lo cual me parece muy
triste.
Segundo: lo cual es mas triste, deprimente, es la manipulacion que existe, no, y que somos , hermanos, que uno tiene mas cerca a un vecino que ha su propia familia, bueno no es asi, debemos, tenemos que vivir asustados porque mi propio vecino me espia??? Sabe me enfrente con ella, mi vecina, yo solo le dije que, si yo tambien salia con mi hijo, que si ella tenia café, azucar, aceite, lo compartiera, porque por eso era que estabamos en la calle, no por pensar diferente, sino PARA QUEJARNOS DE LA ESCASEZ.
Y tercero y ultimo, algo que no termino de entender, para que estan esos senores en las fuerza armada, para organizar, entrenar, mantener informado a quien, porque en Guerra no estamos con nadie, o si???
Atentamente,
D.S.
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- Estimada Señora! Durante mi visita
he visto algunas protestas differentes, había discussiones,
controversos unos otros no. Pero todo se dearrolló en paz. En
contra ví muchos documentarios como los etudiantes - unos
cientos - cortaban grandes avenidas así que miles y miles de
gente y automóviles no podían pasar. Y habia muchos
accidentes violentos. Y eso y ningun país - y seguramente no
aqui y tampoco en Alemania está tolerado. No quiero negar que
probablemente habia abusos tambien. Pero no hay que olvidar
que son los Yanquis que echan mucho dinero para instigar
incidentes violentos. Sinceramente Einar
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- SEÑOR MI, NO DUDO QUE LOS
GRINGOS HAGAN DE LAS SUYAS, NO SOLO EN MI
PAIS, SINO TAMBIEN EN EL RESTO DEL MUNDO, PERO SI LO SABEMOS EN PAISES
COMO EL SUYO Y TODOS LOS PRIMEROS MUNDOS, PORQUE TEMEMOS QUE ESPERAR
PARA QUE ALGUIEN NOS DEFIENDA DE LO QUE ESTAMOS VIVIENDO.
Señor mio, le cuento esto porque tambien existen otras visiones de lo
que se vive en Venezuela, a mi y a mis hijos nos amezaron
personalemente unos guardias nacionales, si señor si debemos cerrar
calles, para que se siente el malestar, pues si, nos debemos enfrentar
a esa realidad.
Señor mio, en mi pais en estos momentos, y aunque le cueste creerlo,
siendo un pais tan rico, estamos pasando hambre, por muchas cosas
diferentes, y no solo porque los gringos nos quieren anililar, eso
señor lo esta logrando el gobierno solito.
Sinceramente
D.S
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- Estimado señor Schlereth, soy yo
nuevamente, sabe he estado leyendo y releyendo su version
de “50 Wahrheiten über Hugo Chávez”, y espero me
entienda, no soy muy organizada en las ideas, pero tengo
otra version sobre nuestra maravillosa administracion.
Como ud comprendera no hay sino dimes y diretes al respecto, pero uno de esos que me llego, y son varios, sobre la administracion, los dineros de la nacion, que yo creo deben ser revisados, y tal vez ud tenga a bien sumininstrales a sus allegados.
Por ejemplo: me llego, que el señor Presidente de la Asamblea Nacional, tiene un negocio, sino varios relaciones a Motocicletas y automuviles, grandes negocios, donde no solo se importan, sino que se distribuyen a nivel nacional, por cierto dicen que existe una en San Antonio de Los Altos, y en Los Teques, los cuales son ciudades muy cercanas de Caracas, y otros en el interior. Creo que ud. Si podra tener una informacion mas creible???
Tambien tengo entendido que su señora, digo la del diputado, no la suya, tienen negocios con ropas que importa, sabe de donde? Pues del Imperio mesmo, que le parece??? Aparte de tener unos negocitos en el pais del „sueño Americano”, bueno para algunos para otros el “infierno Americano”, de restaurantes en el propio Miami???
Otro cosita que me llego, es que la consesion de las flores que llegan tanto a la Asamblea Nacional y creo que tambien a Miraflores, pertenecen exclusivamente y sin licitacion a la esposa de otro diputado, no es extrano que durante todos estos años sea la misma persona encargada de esa fortuna, porque dejeme decirle que son bastantes ceros los que tienen en su haber esas facturas. De ese mismo diputado tambien se dice que administra, todo lo relacionado con los mitines, lease, tarimas, transporte, sonido, etc, lo cual es otra fortunita, ademas que le permite segun, regalarle a alguna de sus amiguitas apartamentos en una zona exclusiva de Caracas, esto señor muy, es dicho, dentro de los corredores de la “mesma” asamblea, y talvez sea simple envidia de otros, pero corre por los pasillos. Lo sabia ud???
Una de las ultimas, es la fiestecita que se lanzo el presidente de Petroleos de Venezuela, segun dicen que fue una belleza, no se si por el cumpleaños de una hija, o el matrimonio, pero fue por todo lo alto, con hotel cinco estrellas, en una isla del Caribe, con reservaciones de todo el hotelito, con jets privados para el transporte de los invitados, etc, etc,.
Señor mio, solo le digo lo que se dice, dejeme aclararle que ser rico, no es malo, como dicen por esos lares, solo que ser rico a costillas de un pueblo que si cree que la igualdad, es eso igualdad en todo sentido, y el mundo es tan pequeño y da tantas vueltas que todo se sabe en la viña del señor.
Y esto no es todo, uno siempre oye cosas, unas que decepcionan otras que emocionan, le seguire contando.
Atentamente,
D.S
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- Estimada Señora, estas cosas no
conozcoy no puedo responder. Pero lo que yo puedo hazer y
Ud tambien esta de mirar un poco en la Internet y veo que
se hace immensos construcciones de casas - pequeños en la
campaña y grandes de muchos pisos en las ciudades. Caen
del cielo o que? Y los amigos mios que visitan el pais
cuentan las mismas historias y cosas que he visto yo. Pero
soy seguro tambien que por aqui o por alla hay ladrones.
Hoy día he puesto un articulo sobre Venezuela donde
cuentan que algunas personas altas han robados milliones de
dolares. Pero se hace el proceso. Bueno.
Usted no ve que las Estodas quieren destruir su pais. Quieren robar el petroleo como antes. Es esto que quiere Ud?
Ahora disculpe me yo tengo muchissimo de trabajo que hago volontariamente sin esta pagado como los ladrones y agentes del imperio.
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- Estimado Señor:
Realmente no quiero disturbarlo con todo su trabajo voluntariado, el
mio tambien es voluntario, por ello me siento en plena Libertad de
decir lo que pienso y contar lo que vivo a diario.
No puedo negar que siiii, hay paises que siempre quieren destruir al
mundo, el imperio mismo, ya esta en plena tercera guerra mundial.
Pero me lucha es absulotamente mia, lo reconozco, vivo mi diario
andar, me retroceso de vida, en la cual no tengo las cosas de mi
vidita diaria, existe un slogan criollo que dice: "NO HAY".
Ese es mi dia a dia, pero claro, no quiero disturbarlo mas con su
vida, ud. ya debe tener suficiente.
Mis sinceros saludos desde esta MI PATRIA, que lamentablemente hay
una escazes de la cual nadie se entera o simplemente no hay
publicidad.
Sinceramente
D.S.
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Anonym4.
Oktober 2015 um 08:52
- begeistert habe ich ihren Artikel
gelesen. Vielen Dank dafür. Es ist schwierig Berichte über
Länder in Südamerika zu finden, die einigermaßen objektiv
sind. Seit vielen Jahren bereise ich Kolumbien und spüre auch
da für mich eine gewisse Freiheit. Geniesse die wunderschöne
Landschaft, die Freundlichkeit der Menschen und das gute
Essen. Sehe wie alte Traditionen gefördert werden. Beobachte
den Stolz der Menschen.
Ich lebe in Deutschland und bekomme hier mit, wie es mit Riesenschritten auf den Abgrund zugeht. Die Gleichgültigkeit der Menschen ist sehr erschreckend. Die Informationen, die wir bekommen, kann man gut und gerne als Propaganda bezeichnen. Zum Glück gibt es Menschen wie sie und das Internet.
Füge hier eine Rede von Evo Morales ein, die er dieses Jahr bei der UN-Vollversammlung gehalten hat.
https://www.youtube.com/watch?v=IcN6T3tYzWI
Ihr Reisebericht hat mich neugierig auf Venezuela gemacht.
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Auf den Nachdenkseiten gibt es aktuell einen Artikel über Venezuela, der die Verhältnisse beschreibt, die praktisch die Gleichen sind wie schon unter Chavez:
AntwortenLöschenVenezuela und die Medien
Von Federico Füllgraf, 26. April 2017 um 9:06 Uhr
Zusammengefasst, skizzieren Schlagzeilen, Meldungen – und selbstverständlich die in der Anzahl überwiegenden Meinungstexte – das Bild von einer langanhaltenden Wirtschafts- und Versorgungskrise, die Millionen Menschen dazu zwingt, sich wegen einem Pfund Mehl mit Anstehen die Nächte um die Ohren zu schlagen. Daran schuld sei ein skrupelloser, gewalttätiger und inkompetenter “Diktator” namens Nicolás Maduro.
Überhaupt, so wird aus Venezuela gemeldet, sei Caracas „der gefährlichste Ort der Welt“ (Die Welt, 26.01.2016). Seitdem die Chavistas an der Macht sind, herrsche „Mord und Totschlag“, predigen deutsche Tageszeitungen bereits seit Jahren zum Schrecken ihrer Leser („Mord und Totschlag überziehen Venezuelas Hauptstadt Caracas“ – Berliner Zeitung, 23.09.2010). Damit auch der „richtige Zusammenhang“ stimmt, hauen selbst fromme Postillen noch kräftig eins drauf, damit der Hut auf den falschen Kopf passt: „Sozialistische Misswirtschaft in Venezuela, Mord und Totschlag in der Warteschlange“ (Christliches Forum, 28.07.2016).
...
Es geht ja nicht darum, die 20 Todesopfer der April-Proteste in Venezuela kleinzureden, sondern zutiefst zu bedauern und aufs Schärfste zu verurteilen. Doch wann haben die deutschen Medien, die zwei Jahre lang die gesteuerten, heuchlerischen „Antikorruptions-Proteste“ in Brasilien gefeiert haben, sich mit Recherchen und Berichten über die Polizeigewalt gegen Anhänger der weggeputschten Präsidentin Dilma Rousseff verdient gemacht?
http://www.nachdenkseiten.de/?p=38024
Es müssen große Summen ausländischen Geldes nach Venezuela hineinfließen. Anders sind diese großen und lang andauernden faschistischen Aktiväten nicht zu erklären. Ich glaube kaum dass die rechtsgerichteten Oligarchen in Venezuela das alles aus ihrer eigenen Tasche bezahlen wollen. Die stellen vermutlich nur ihre Medien, etwas Logistik und lokale Schlägertrupps zur Verfügung.
Dein Reise-Artikel ist bisher nur auf Deutsch und Schwedisch erschienen, oder? Wie kommt es dann dass eine Frau aus Venezuela Deinen kompletten Reisebericht gelesen hat, aber nur auf Spanisch antwortet?
Danke für deinen Hinweis. Dass die Frau auf spanisch antwortete ist nicht ganz ungewöhnlich. Man kann ja eine andere Sprache ganz gut verstehen, aber nicht schreiben. Es kann auch sein, dass damals, als ich noch für und mit Tlaxcala arbeitete, jemand meinen Text ins Spanische übersetzt hat. Ich werde auf jeden Fall deinen Kommentar auflegen, weil er ja aktuell ist bei den gegenwärtigen Ereignissen- Cioo Einar
Löschenein fantastischer Bericht, lieber Einar, dass Herz geht mir auf wenn ich lese, was dir auf dieser traumhaften Reise begegnete. Land und Leute sind so authentisch beschrieben, dass ich am liebsten gleich los fahren möchte. Ein sehr schöner Reisebericht, der auch in einem Buch mit Bildern zum Text mit Sicherheit sehr großen Anklang fände. Spannend und einfühlsam im Detail und selbst wenn - nach den Kommentaren zu urteilen - auch andere Ansichten zulässig sind, so kann niemand dem Autor Schönfärberei vorwerfen oder oberflächliches Aufzählen. Stattdessen erfahre ich von Naturwundern und landestypischen Details, die mich neugierig machen, mich bereichern und mir dieses wunderschöne Land ein gutes Stück näher bringen.
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