30. Oktober 2019
Hariri wirft nach 13 Tagen massiver Proteste
das Handtuch
Der Libanon wird von allen als das korrupteste Land im gesamten Nahen Osten bezeichnet. Es ist derart verrottet - buchstäblich, da z. B. wochenlang kein Müll abgeholt wird - dass sich das gesamte Volk, über alle Religions-, politische und Bevölkerungsgrenzen hinweg auf den Mammuth-Demonstrationen vereinte und nicht einen einzelnen Regierungsvertreter, sondern summa summarum alle und jeden zum Abgang zwangen.
Hariris Erklärung wurde mit ohenbetäubendem Beifall aufgenommen, wobei jedoch viele Befragte erklärten, dass dies erst der Anfang sei. Die gesamte Regierung müsse von Grund auf erneuert werden.
Die Leute favorisieren niemanden aus den verschiedenen Parteien, da sich alle als gleichermaßen inkompetent und korrupt erwiesen haben. Aber das Problem ist, dass die Bande die Staatskasse so gründlich geplündert hat, dass nur ein ungeheurer Schuldenberg geblieben ist.
Unter den Demonstranten gab es häufig die Meinung zu hören, dass alle Politik-Schranzen verschwinden sollten und an ihre Stelle Experten aus Wirtschaft und Industrie treten sollten. Man scheint sich nicht darüber im klaren zu sei, dass diese Typen ja mit der Regierungsmischpoke zusammengearbeitet haben, dass sie auch abgezockt haben, wo es ging.
Ein Fels in der hochgehenden Brandung scheint die Hisbollah unter Nasrallah zu sein. Ihm ist es gelungen, eine Organisation aufzubauen, die einerseits aus best-ausgebildeten Kämpfern besteht, die die Israelis aus dem Land gefeutelt haben und gleichzeitig auch für große Teile der Palästinenser soziale Leistungen im Gesundheits- und Wohnungsbau-Bereich erbracht haben. Es ist nur verständlich, dass sich Nasrallah dadurch einen guten Ruf erworben hat, auch wenn Israelis und der gesamte Westen Gift und Galle gegen ihn spucken. Trotzdem wird die Hisbollah beim Neubeginn (?) eine gewichtige Rolle spielen.
Eine sozialistische Partei ist in dem Parteien-Gemischtwarenladen des Libanon weit und breit nicht zu sehen. Daher kann man eigentlich nur düstere Prognosen stellen und noch düsterere Ergebnisse erwarten.
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