Dienstag, 5. November 2019

Die Sage von Japans sinkender Wirtschaft


Einar Schlereth

5. November 2019

Japanische Zentralbank
Ein Prof. Joseph H. Chung, Ökonomie-Professor und am Forschungszentrum für Globalisierung in Quebec tätig, hat einen interessanten Artikel über Japans Abstieg geschrieben. Wie kommt es und was waren die treibenden Ursachen für diesen Prozess? Japan stand schließlich einmal auf dem 2. Platz der Wirtschafts-Mächte nach den  USA.

Prof. Chung schreibt, dass die 'Japanisierung' durch die enttäuschende Leistung der Wirtschaft und die enorm ineffektive Politik Tokyos zustandekam, "gefolgt von Depression und Deflation". Er meint, dass Süd- Korea dasselbe Schicksal zu drohen schien, was aber durch den Machtantritt Moon Jae-in 2017 vermieden wurde.

Durch die Einführung der sogenannten Abe-nomics 2013 sei Japans Wirtschaft zwar aus dem Minusbereich herausgekommen, aber hat immer noch die kleinste BNP-Zuwachsrate der industrialisierten Länder. Positiv sei, dass die Anzahl der Jobs gestiegen ist und der Presisindex für Konsumgüter sehr niedrig geblieben ist als erklärtes Ziel der Politik.

Doch habe die fiskalische Anreiz-Politik dem Volk eine Schuldenlast von 250% aufgeladen habe, die höchste in den entwickelten Ländern.Die Leiden von Japans Bevölkerung verdiene unsere Aufmerksamkeit, schreibt Prof. Chung. Das reale Haushalteinkommen sei gesunken, die un-regulären Jobs sind gestiegen und die
Weigerung der jungen Leute zu heiraten seien Kollateralschäden falscher Politik. Anhand von 4 Punkten will Prof. Chung dieses Versagen analysieren.
1. Die Entwicklung der japanischen Wirtschaft nach dem 2. Weltkrieg.
2.Wir wollen sehen, wer verantwrotlich für die bubble und ihre Explosion war.
3. Wir wollen die politischen Maßnahmen der Regierung untersuchen.
4. Den Fokus auf die Ursachen des politischen Versagens richten.

1. Evolution der japanischen Ökonomie

Sie habe vier Stufen durchlaufen, laut Prof. Chung: die Startperiode, beschleu-nigtes Wachstum, stabiles Wachstum, gefolgt von Stagnation und Deflation. Bis 1960 reichte die Startperiode, die zeitweise ein jährliches Wachstum von 20 % erreichte. 9,2 % in der 1. Hälfte der 60-er Jahre und danach 11.4 %.
Das 'Japanische Wunder' schreibt Chung dem US-Dodge-Plan, demkoreanischen Krieg, der erfolgreichen Anpassung der amerikanischen Hochtechnologie an die japanischen Verhälntnisse und Neuerungen im Management zu sowie dem Konfuzius Resourcen-Management wie lebenslanger Job und altersabhängiges Lohnsystem.

1970 - 1990 wuchs die japanische Ökonomie um 4.5 % jährlich. Es war die Zeit des stabilen Wachstums. Ungewöhnlicherweise sank das BNP um 60 %. Dies wiederum schreibt Chung der japanischen Technologie zu, die nicht original war sondern modifizierte amerikanische Technologie. In die Zeit fiel auch die out-sourcing von Japans Industrie in Niedriglohnländer. Der wichtigste Faktor aber sei laut Chung die sinkende Konkurrenzkraft der super-Unternehmen Japans auf dem Weltmarkt gewesen.

Dann platzte die bubble Blase 1989 und das BNP fiel auf 1.72 %. Das war der Beginn der drei Jahrzehnte schmerzhafter Stagnation und Deflation. 1996 - 2018 betrug die jährlicher BNP Wachstumsrate 1 %. Es begann die Zeit des Minus- Wachstums  (bis - 5.5 %).

2. Die Bubble und die Oligarchie

Die Welt war geschockt, als die riesige Blase 1989 platzte. Der Wert der Aktien fiel um 60 %, Grundstücksaktien um 80 %. Das traf Japan sehr hart, sagt Prof. Chung. Das japanische Territorium beträgt nur 3./  % der USA, aber der Wert der Grundstücke Japans stieg 1985 auf 152 % des BNP.

Wer war verantwortlich für die Bubble? Zum Teil, meint Chung lag es am Plaza Accord 1985, der Stärke des Yen, aber der wichtigste Faktor waren Spekulation
mit Grundstücksaktien durch reiche Japaner, große Firmen und Banken. Japan erreichte in manchen Bereichen die US-Wirtschaft. Die Japaner kauften in den USA, was zu haben war.

Die japanische Oligarchie ignorierte die Gefahren der Bubble und danach ergriff sie die falschen Maßnahmen zur Behebung der Schäden, wie Chung schreibt.

3. Regierungs-Politik

Die bestand aus den üblichen Werkzeugen wie Manipulation der Zinsraten. Danach kam es zur Deflation, die seltener als Inflation ist. Aber die Banken haben zu spät die Zinsraten runtergefahren, weshalb die Rezession sich nicht mehr erholte. Die Zentralbank versuchte es dann mit dem "quantity easing". Dadurch wurde Japan mit mehr Geld als alle anderen Länder überflutet.
Mit dem vielen Geld haben die Japaner nur versucht, ihre maroden Unternehmen am Leben zu halten, anstatt ihre Industrie zu erneuern und zu modernisieren, um wettbewerbsfähiger zu werden.

Als weitere Maßnahme griff Japan zur Steuerpolitik. Laut Prof. Chung hat die Regierung astronomische Summen Geld ausgegeben, um sich von der Jahrzehnte langen Deflation zu erholen. Dadurch wurde die öffentliche Schuld auf mehr als 250 % BNP hochgetrieben (13 Billionen US $).

2015 begann Abe mit der 2. Stufe seiner Abe-nomics, die aber auch nicht griff, weil sie viel zu spät kam.

4. Schlussfolgerung

Alle Maßnahmen der Regierung halfen nicht. Als wichtigsten Faktor macht Prof. Chung die geringe Wettbewerbsfähigkeit der japanischen Wirtschaft aus. Der Anteil der japanischen Autos fiel für Toyota auf 41 % von 51 %, bei Honda von 39 auf 29 %. Die Daten bei der Elektronik-Industrie sind noch viel größer und auch die Profite fielen in den Keller. Dies beweist die Unfähigkeit der großen Firmen (Keiretsu genannt).

Ein weiterer negativer Faktor ist Japans Isolationismus. Die Bevölkerung sinkt dramatisch und wird 2020 nur noch 100 Milll. betragen. Hinzu kommt die Überalterung. Die arbeitsfähige Bevölkerung ist auf 58.3 % gesunken. Daran etwas zu ändern, dürfte schwierig sein laut Prof. Chung, wegen des japanischen Isolationismus und Rassismus. Japan ist das ausländer-feindlichste Land der Welt. Und die Korruption spielt auch eine ungeheuer negative Rolle.
Prof. Chungs Rezept lautet:

"Die einzige Lösung ist eine kühne strukturelle Reform, die folgende Ziele haben sollte: Beschaffung notwendiger Arbeitskräfte durch Immigration, Auflösung der GroßUnternehmen, die wettbewerbsunfähig sind, Stärkung dsr SME-Wettbewerbs, Erweiterung und Vertiefung des heimischen Marktes durch ausgewogenere Einkommensverteilung und eine dauerhafte Kommunikation zwischen Regierung und gewöhnlichen
Menschen."


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