Dienstag, 29. Mai 2012

„Die Salvador Option für Syrien“ - US-NATO geförderten Todesschwadronen beziehen „Oppositionskräfte“ ein

Prof. Michel Chossudovsky

28. Mai 2012

John Negroponte
Nach dem Modell von den geheimen US-Operationen in Mittelamerika, startete das Pentagon die „Salvador Option fur Irak“ 2004 unter Führung von US-Botschafter im Irak John Negroponte (2004-2005) zusammen mit Robert Stephen Ford, der 2011 zum Botschafter in Syrien ernannt wurde, zwei Monate vor dem Beginn des bewaffneten Aufstandes gegen die Regierung von Bashar al-Assad.

„Die Salvador Option“ ist ein „terroristisches Modell“ für Massentötungen durch US-geförderte Todesschwadronen. Es wurde zuerst in Salvador eingesetzt, auf dem Höhepunkt des Widerstandes gegen die Militärdiktatur, was zu etwa 75 000 Toten führte.

Todeschwadronen in Salvador
John Negroponte hatte von 1981 bis 1985 als Botschafter in Honduras gedient. Als Botschafter in Tegucigalpa spielte er eine Schlüsselrolle bei der Unterstützung und Kontrolle der Contra-Söldner in Nicaragua, die ihre Basis in Honduras hatte. Die Contra-Attacken über die Grenze nach Nicaragua forderten 50 000 Tote. 2004 wurde John Negroponte zum Botschafter in Irak ernannt mit einer ganz besonderen Aufgabe.

Die „Salvador Option für Syrien“: Die zentrale Rolle des US-Botschafters Robert S. Ford 




Robert S. Ford
Ford, 2011 ernannt, gehörte zu Negropontes Team in der US-Botschaft in Baghdad. Und dort legte „Die Salvador-Option für Irak“ die Grundlage für den Aufstand vom März 2011 in Syrien, der in der südlichen Grenzstadt Daraa begann.

In Bezug auf jüngste Ereignisse, wurden die in der Grenzstadt Houla am 27. Mai begangenen Morde und Bestialitäten in aller Wahrscheinlichkeit nach dem Modell ausgeführt, was man als die „Salvador Option für Syrien“ beschreiben kann. Die russische Regierung hat eine Untersuchung gefordert: „Nach spärlichen Informationen aus Houla in Syrien, nahe der Stadt Homs, an der libanesisch-syrischen Grenze, ist es klar, dass die syrische Regierung nicht verantwortlich ist für den Tod von 32 Kindern und ihren Eltern durch einen Artilleriebeschuss, was wiederholt behauptet und verneint wird von westlichen Medien und sogar von der UNO. Stattdessen sieht es so aus, dass es Todesschwadronen aus der Nähe waren, die von anti-Regierungs „Aktivisten“ als „regierungsfreundliche Gangster“ oder „Milizen“ bezeichnet werden und von der syrischen Regierung als das Werk von Al Qaida Terroristen in Verbindung mit fremden Eindringlingen.“ (Siehe Tony Cartalucci „Syrian Government Blamed for Atrocities Committed by US Sponsored Death Squads, Global Research 28th May 2012).

Robert S. Ford wurde als Botschafter Ende Januar 2011 nach Damaskus entsandt, auf der Höhe der Protestbewegung in Ägypten. (Der Autor war am 27. Janaur 2011 in Damaskus, als Ford der Regierung sein Beglaubigungsschreiben überreichte.)

Damals dachte ich über die Bedeutung dieser diplomatischen Ernennung nach und die Rolle, die sie in einem geheimen Prozess politischer Destabilisierung spielen könnte. Ich konnte allerdings nicht vorhersehen, dass diese Destabilisierung weniger als zwei Monate nach der Ernennung Fords einsetzen würde.

Die erneute Ernennung eines Botschafters in Damaskus und noch spezifischer die Wahl von Robert S. Ford hat eine direkte Beziehung mit dem Beginn des Aufstands, durchsetzt mit Todesschwadronen Mitte März 2011 gegen die Regierung Bashar al-Assad.

Robert S. Ford war der Mann für diesen Job. Als „Nummer Zwei“ in der Botschaft von Baghdad unter dem Chef Negroponte spielte er eine Schlüsselrolle bei der Durchsetzung von Pentagons „Irak Salvador Option“, die darin bestand, dass irakische Todesschwadronen und paramilitärische Einheiten aufgestellt wurden entsprechend den Erfahrungen in Mittelamerika.


Botschafter Ford in Hama im Juli 2011
Seit seiner Ankunft in Damaskus Ende Januar 2011 bis zu seiner Abberufung im Oktober 2011 spielte Ford eine Schlüsselrolle bei grundlegenden Vorarbeiten in Syrien und der Herstellung von Kontakten mit Oppositions-Gruppen. In der Folge wurde die US-Botschaft geschlossen. Ford spielte auch eine Rolle in der Rekrutierung von Mujahedin-Söldnern aus benachbarte arabischen Ländern und ihrer Integration in die syrischen „Oppositionskräfte“. Seit seiner Abreise aus Damaskus leitet Ford das syrische Projekt vom US- Außenministerium aus weiter:

„Als US-Botschafter in Syrien – eine Position, in der Außenminister und der Präsident mich behalten wollen – werde ich mit Kollegen in Wahington arbeiten, um den friedlichen Übergang für das syrische Volk zu unterstützen. Wir und unsere internationalen Partner hoffen, einen Übergang zu erleben, der alle syrischen Gemeinschaften umfasst und allen Syriern die Hoffnung auf eine bessere Zukunft gibt. Mein Jahr in Syrien sagt mir, dass so ein Übergang möglich ist, aber nicht, wenn eine Seite ständig Angriffe gegen Leute unternimmt, die Schutz in ihren Häusern suchen.“ (US-Botschaft auf der Syrien Facebook Seite)

„Friedlicher Übergang für das syrische Volk?“ Botschafter Ford ist kein gewöhnlicher Diplomat. Er war im Januar 2004 der US-Vertreter in der shiitischen Stadt Najaf im Irak, das die Hochburg der Mahdi Armee war. Ein paar Monate später wurde er zum zweiten Mann in der Botschaft von Baghdad unter Negroponte. Danach unter dessen Nachfolger Zalmay Khalilzad, bevor er 2006 zum Botschafter in Algerien ernannt wurde.

In Baghdad war Fords Aufgabe, die heimliche Unterstützung für die Todesschwadronen und Paramilitärs zu koordinieren, um sektiererische Gewalt und die Schwächung der Widerstandsbewegung zu bewirken.

John Negroponte und Robert S. Ford arbeiteten eng zusammen an dem Pentagon-Projekt. Zwei weitere Botschaftsangehörige, Henry Ensher (Fords Vize) und Jeffrey Beals spielten eine wichtige Rolle im Team „indem sie mit einer Reihe Irakern, auch Extremisten, Kontakt aufnahmen“ (s. The New Yorker vom 26. März 2007). Eine weitere Schlüsselfigur in Negropontes Team war James Franklin Jeffrey, von 2002-2004 Botschafter in Albanien.

Es ist wert zu notieren, dass Obamas neu ernannter CIA – Chef General David Petraeus eine Schlüsselrolle bei der Organisation der heimlichen Unterstützung für die syrischen Rebellenkräfte spielte und der Infiltrierung des syrischen Geheimdienstes und der Armee etc.

Petraeus spielte auch eine Schlüsselrolle in Iraks Salvador Option. Er leitete das „Aufstandsbekämpungs-Programm des Multi-National Security Transition Command (MNSTC)" in Baghdad 2004.

General David Petraeus
Die CIA kontrolliert die Geheimoperationen in Syrien. Mitte März traf General David Petraeus seinen Geheimdienstkollegen Hakan Fidan in Ankara, um die türkische Unterstützung für die Freie Syrische Armee (FSA) zu diskutieren (s. RTT News vom 14. März 2012).

David Petraeus traf als CIA-Chef mit türkischen Spitzenbeamten sowohl gestern als auch am 12. März zusammen, wie die Hürriyet Daily News erfuhr. Petraeus traf auch Premierminister Recep Tayyip Erdoĝan gestern.

Ein Beamter der US-Botschaft sagte, dass die türkischen und amerikanischen Beamten  „eine fruchtbarere Zusammenarbeit in den wichtigsten Fragen der Region in den kommenden Monaten“ diskutierten. Türkische Beamte sagten, Erdoĝan und Petraeus würden auch Ansichten über die syrische Krise und den anti-Terror- Krieg austauschen („CIA Chief visits Turkey to discuss Syria and counter-terrorism“, Antlantic Council, 14. März 2012).


Quelle - källa - source

4 Kommentare:

  1. Ergänzend zu diesem sehr erhellenden Artikel:

    http://aangirfan.blogspot.de/2012/05/houla-survivor.html

    oder in Maschinenübersetzung:
    http://translate.google.com/translate?hl=de&ie=UTF8&prev=_t&sl=en&tl=de&u=http://aangirfan.blogspot.de/2012/05/houla-survivor.html

    j

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  2. Danke für den Link. Vorbei sind die Zeiten der 20-er Jahre des vorigen Jh., als aus Kairo ein "protestantischer", aufklärerischer Wind bis nach Indonesien wehte. Heute ist es der saudische Pestgestank.

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  3. @ eet
    "Heute ist es der saudische Pestgestank".

    Eine ergänzende Überlegung:
    Außerdem fällt uns ja dieser lebhafte Panzer-Handel des saudischen und ägyptischen Militärs ein - deutsche Panzer an Saudi-Arabien (http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,772250,00.html ) und auch noch US-Panzer an Ägypten (http://www.commentarymagazine.com/2011/07/10/stop-obamas-egyptian-tank-sale/) . Ägypten ist aber - zumindest von außen - völlig unbedroht. Saudi-Arabien auch.

    Und nun noch dies: Jetzt soll eine – wirtschaftlich – völlig schwachsinnige Brücke zwischen der Südspitze des Sinai und dem gegenüberliegenden Ufer in Saudi-Arabien von der saudischen Diktatur und von der ägyptischen Militärdiktatur gebaut werden: „ÄGYPTEN GENEHMIGT MEGA-BRÜCKE NACH SAUDI-ARABIEN“ – http://www.spiegel.de/reise/aktuell/0,1518,774679,00.html .

    Und diese Brücke kostet noch mehr – wenn ich das richtig erinnere – als beide Panzerdeals zusammen. Und wenigstens Ägypten ist nun wirklich bitter arm und die „fünf Milliarden Dollar“, die die Brücke kosten soll, könnte die ägyptische Militärdiktatur sehr gut für die Ernährung der Bürger und für Wirtschafsmaßnahmen gebrauchen.

    Die Brücke ist wirtschaftlich auch völlig sinnlos. Denn etwaige ägyptische Exporte per Straße dürften ohnehin meistens aus der dichtbesiedelten Gegend von Alexandria und Kairo kommen. Und für dies beiden Städte bedeutet die Brücke praktisch keine Abkürzung – höchstens für die kleinen Städte Assuan und Luxor im tiefen Süden. Und für die liegt aber ohnehin der Transport per Fähre über das Rote Meer nahe – statt ganz hoch zum Sinai zu fahren und dann in Saudi-Arabien wieder ganz runter und dann mit der Fähre wieder rüber nach Ägypten.

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  4. (Fortsetzung...)
    Das hat man irgendwie auch beim Lügen-SPEIGEL gemerkt. Zur Begründung des Brückenbaus wirft man dann den doofen SPEIGEL-Käufern eine aberwitzigen Brocken vor: „Die auf grob fünf Milliarden Dollar geschätzten Baukosten des Brückenschlags sollen sich durch die Nutzungsgebühren von Millionen von Pilgern amortisieren.“
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    Also ein Brücke die 5 Mrd. € kostet. Und das macht man den Pilgern zuliebe. So, so!
    Die Pilger haben so eine Brücke aber nie gewünscht. Denn wie oben gezeigt, kommen die meisten Ägypter, und damit auch die meisten Pilger aus Alexandria oder Kairo. Und von dort aus bringt die Brücke praktisch keinen Wegstreckenvorteil.
    Und jetzt sollen die Pilger für etwas, das gar keine Vorteil bringt, auch noch bezahlen!

    Also gut, dann wollen wir doch mal rechnen. Die Brücke soll 5 Mrd. € kosten. …. Glaub ich nicht! Wie immer – auch bei Stuttgart S21 – verdoppeln oder verdreifachen sich solche Kosten doch immer. Aber ich will jetzt mal ganz großzügig sein und ein „Machtwort“ sprechen (das liebt „der“ Deutsche ja): „Fünf Milliarden und keine Diskussion!“ brülle ich jetzt. Also gut 5 Mrd. €. So, und nun bin ich Chef des ägyptischen Militärrates und habe natürlich ein großes Herz für Pilger. Und da sagt ich eben: „Kameraden! Laßt uns nicht so kleinlich mit unseren Pilger-Kameraden sein! Wenn sie nur immer die jährlichen Zinsen auf die 5 Mrd. € zahlen, ist es doch genug!“

    Gut. Den Zinssatz, den die wackelige und revoltenerschütterte ägyptische Militärdiktatur am Kapitalmarkt bezahlen muß, weiß ich nicht und schätze ihn einfach mal sehr freundlich auf 5 %.
    5 % auf 5 Mrd. sind 250 Mio. € jährlich.

    Die jährlich Gesamtzahl der nichtsaudischen Pilger in Mekka belief sich im Jahr 2006 auf „1.557.447″ Personen ( http://de.wikipedia.org/wiki/Haddsch ). Wie viele davon Ägypter sind, wissen wir nicht. Nun gibt es aber viel und sehr volkreiche (überwiegend) islamische Nationen. Z. B. Indonesien hat mal eben schlappe 230 Mio. Einwohner und Pakistan hat 170 Mio. Einwohner – mehr als doppelt soviel wie Ägypten (ca. 80 Mio.). Und dann kommen noch die vielen Pilger aus Malaysia, aus dem nahen Iran, aus der Türkei, Syrien, Jordanien, Irak und praktisch aus ganz Afrika hinzu. Auch Indien hat Moslems. Von seinen 1,2 Mrd. Einwohnern sind (laut Wikipedia) 13,4 % Moslems: 1.200.000.000 x 13,4% = 160.800.000 . Also praktisch soviel wie ganz Pakistan Einwohner hat.

    Pi mal Daumen schätze ich also, daß von den „1.557.447″ nichtsaudischen Pilger in Mekka bestenfalls jeder 10. aus Ägypten kommt. Das wären dann 160.000 ägyptische Mekka-Pilger jährlich Und die sollen nun die jährlichen Brücken-Zinsen von 250 Mio. € für einmal hin und zurück bezahlen: 250.000.000 € /160.000 = 1.562,50 €. D. H. die Pilger haben die Wahl über die Brücke zu pilgern und dafür (hin und zurück) 1.500 € zu zahlen, oder aber – wie bisher – den nicht längern Weg durch den Sinai, dann kurz durch Jordanien und dann runter nach Mekka für umsonst. Also wird sie kaum einer nutzen. Und der Rest, das sind dann sämtlich pilgernde Millionäre. Denn anders kriegt man die 250 Mio. € jährlich ja nicht zusammen.

    Also: Alles Nato-SPEIGEL-Mist! Was also steckt hinter dieser Brücke. Eben die Tatsache, daß Saudi-Arabien bisher nur über ein ganz kurzes Stück Jordanien Straßenverbindung zu Afrika/Ägypten hat. Und diesen einzigen Vorteil hätte dann die Brücke eben: Daß man die Jordanier nicht groß fragen muß, wenn saudische Panzer nach Ägypten und weiter nach Libyen, Sudan, Somalia, Mali, Kenia Kongo, Nigeria rollen.

    Resümee: Die vielen Panzerverkäufe und diese Brücke zeigen mir an, daß sich die Nato auf eine längerfristige und dauerhafte Eroberung Nordafrikas eingestellt hat. Was Libyen angeht, kann es schon sein, daß sich zumindest die US-Diktatur auf eine – sagen wir mal – 3 jährige Fortsetzung des Angriffs auf Libyen eingestellt hat, ehe dann ägyptische und Saudische Panzer die „Bodenarbeit“ machen.

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