Montag, 18. November 2013

Wachsende Wut in den Philippinen – Taifun und Klima-Konferenz in Warschau – die Rolle der Multis



Einar Schlereth
18. November 2013
Haiyan auf den Philippinen


Mike Head vom WSWS.org berichtete am 16. November über die wachsende Wut der Bevölkerung über die langsame bzw. nicht vorhandene Reaktion der Regierung auf die ungeheure Katastrophe.

Der Präsident Aquino zetert stattdessen mit manchen Beamten, die Opfer-Zahlen zu hoch angegeben hätten – auf 10 000 – doch bisland weiß noch absolut niemand, wie hoch sie am Ende sein werden. Außerdem ist dies ja wohl keine Priorität.

Journalisten vor Ort interviewen Leute, die noch nicht ein Reiskorn oder ein Glas frisches Wasser bekommen haben. Und es gibt große Gebiete, wo überhaupt noch niemand hingekommen ist, weil Wege, Straßen, Flugplätze zerstört sind und Helikopter sowie Boote und Schiffe offenbar auch nicht zur Verfügung stehen.
Obendrein wächst die Zahl der Toten mit jeder Stunde, die vergeht. Kranke, die auf Medikamente oder auf Dialyse-Geräte angewiesen sind, sterben, Verwundete, die keine Pflege und Medikamente erhalten, sterben und natürlich auch Verschüttete, die vergeblich auf Hilfe warten.

Hinzu kommt noch eine große Gefahr. Es liegen überall noch viele Leichen herum, die in dem tropischen Wetter schnell verrotten und zur Quelle von Epidemien werden können. Es droht Cholera durch Trinken von verschmutztem Wasser. Und natürlich Hungersnot.

Schaut euch das Foto oben genau an. Wo soll da irgendjemand Nahrung finden? Im Zentrum der Städte gibt es gewiss stabilere Gebäude mit Geschäften. Dort kommt es zu Plünderungen, wenn nicht Soldaten davor stehen. Aber selbst die Plünderung von ein paar Geschäften ist schließlich keine Lösung. Und die genau ist weit und breit nicht in Sicht.

Stattdessen verbreitet Präsident Aquino faustdicke Lügen. Z. B. hieß es am Mittwoch, dass Hilfe in Tacloban eingetroffen sei, aber gleichzeitig war ein Reporter von AP dort und hat nirgends etwas entdecken können. Kein Wunder, dass die Klagen aus der Bevölkerung immer lauter und empörter werden und seine Beliebtheit auf den Tiefpunkt sinkt.

Da helfen auch die Versprechungen des Präsidenten, dass er allen zu einem anständigen Haus verhelfen will, nichts mehr, denn die kennt man ohnehin von früher und weiß, dass sie nichts als leere Worte sind. Aber die Aktien der großen Unternehmen sind seit seinem Amtsantritt 2010 um 90 % gestiegen und in gleichem Maße die Korruption, obwohl er ihr den Kampf angesagt hatte.

Die Ankunft des US-Flugzeugträgers USS George Washington an der Spitze von 7 weiterern Kriegsschiffen wurde jedoch in den Philippinen und den westlichen Medien als großer Wendepunkt gefeiert. Denn nun würden US-Helikopter Hilfe in den abgelegensten Gebiete bringen.

Das allerdings sieht Mike Head – und nicht nur er – nur als Kraftmeierei von Obama, um sein angeschlagenes Image aufzubessern. Er schreibt: „Unter dem Deckmantel „humanitärer“ Hilfe werden diese Truppen ausgedehnte Übungen auf den zentralen Inseln der Philippinen durchführen in einem Ausmaß, wie man es seit der Schließung der gigantischen Subic Bay Marinebasis 1991 laut Marinebrigadier General Paul Kennedy „noch nie erlebt hat.“
Ob das die Millionen Obdachlosen satt machen wird?


Klimakonferen in Warschau

Laut einem Artikel von Claudia Ciobanu ist auf der Klima-Konferenz in Warschau gestern den Journalisten ein durchgesickertes Dokument in die Hände gekommen, das zeigt, wie die USA fast alle Punkte in den Gesprächen bekämpft. Während der Vertreter der Philippinen in den Hungerstreik getreten ist, bis die Konferenz konkrete und bindende Maßnahmen gegen den Klimawandel vorschreibt, haben die USA schon im Vorfeld mit ihren Botschaften genau abgesprochen, was verhandelt werden soll und was nicht, und was diese auch in ihren respektiven Ländern durchdrücken sollen. Natürlich weisen sie – als größter Umwelt-Verschmutzer der Welt – jede Verantwortung weit von sich – d. h. das „Loss und Damage“ Thema der Konferenz weiträumig umgehen, wollen Maßnahmen den Privatinitiativen überlassen und mit der Festlegung von CO2 -Reduzierungen - die für die entwickelten Länder verschärft werden sollen - für die Zeit nach 2020 erst 2015 beginnen.

Nun höre ich schon wieder das Geschrei jener, die meinen, der Mensch habe mit dem Klimawandel nichts zu tun, weil das Gottes Wille sei, und das Ganze sei nur eine Milliarden-Dollar-Geschäftsidee des Big Business. Aber, frage ich mich, warum dann bekämpfen ausgerechnet die USA jedes Abkommen mit Zähnen und Klauen? Warum wird nichts von all den Maßnahmen, die von Ländern der 3. Welt, vor allem Lateinamerikas, vorgeschlagen werden, nirgendwo durchgeführt? Und warum sind es auch die Multis, darunter die allergrößten Stinker auf der Welt, die sich ebenfalls mit Händen und Füßen gegen alle konkreten Maßnahmen wehren, wie es in diesem Artikel erläutert wird:


Concerns over the Role of Corporations at Climate Crisis Talks“ (Bedenken zur Rolle der Multis bei den Gesprächen über die Klima-Krise von Mantoe Phakathi, 17. Nov. 2013). Die Klimaverhandlungen schleppen sich jetzt schon seit 20 Jahren dahin und statt Gesprächen über „faire, ambitiöse und bindende“ Abkommen wird jetzt von den entwickelten Ländern versucht, von ihren Hilfsversprechen auf der Konferenz in Kopenhagen von 30 Mrd. Dollar zwischen 2010 und 2012 wegzukommen und die Verantwortung dem privaten Sektor zu übertragen, der den Ländern der 3. Welt mit Investitionen und Darlehen beiseitestehen soll.

Das beste Anzeichen dafür war, dass die UNO führende Multis die Konferenz „sponsorn“ ließ, wie z. B. von dem Stahlgiganten Arcelor Mittal und der polnischen Energie-Gruppe PGE. Das wurde von Pascone Sabido stark kritisiert: „Man würde ja auch nicht Marlboro bitten, eine Konferenz über Lungenkrebs zu sponsorn.“

Rachel Tansey, Forscherin einer NGO für Umwelt und ökonomische Gerechtigkeit in Malaysia, sagte, dass Big Business Klima-Gelder in Projekte umleiten will, aus denen man Profit schlagen kann. „(Der Transport und Energie-Gigant) Alstom betreibt Lobby-Arbeit für „saubere“ Kohle, eine umstrittene Technologie, was ihnen erlauben würde, weiterhin von fossilen Brennstoffe zu profitieren wie Kohle und Atomkraft,“ sagte sie.

Wie gut dieses Ablenkungsmanöver funktionierte erkennt man daran, dass die Frage der Teilnahme von Multis lang und breit diskutiert wurde und auch in der 3. Welt wieder zu neuen Kontroversen geführt hat. Die Konferenz wird also mit Sicherheit ausgehen wie das Hornberger Schießen.


1 Kommentar:

  1. WIE IMEER WUNDERBAR KOMMENTIERT. ALLE DIESE STINKER GEHÖREN IN EINE RAKETE UND AB AUF DEN SATURN .

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