Freitag, 15. November 2013

Wurde Afrika von der NSA-Schnüffelei verschont?


Wenn man dies liest, fragt man sich, ob es ein Loch oder eine Insel in Afrika gibt, wo  diese Verbrecher nicht sitzen. Halt doch, nicht in Eritrea und Simbabwe, weil sie dort rausflogen. Nun versteht wohl jeder, warum diese beiden Länder auf ihrer Abschussliste stehen und ihre Führer auf das Ãœbelste verleumdet werden. 
Wayne Madsen
13. November 2013


Für die westlichen Medien ist Afrika immer bloß eine Fußnote, ein Kontinent, der im allgemeinen in Dingen Spionage und elektronischer Überwachung vergessen wird. Doch so wie die Führer in Europa, Lateinamerika und Asien sich über die Überwachungsaktivitäten der US-National Security Agency (NAS) beklagen, hat auch Afrika Grund für Klagen über die Kommunikationsüberwachung durch die USA.

Obwohl Afrika dem Rest der Welt hinterherhinkte bei der Annahme verbesserter Informationstechnologie, ist Afrika nicht von den Signal-Geheimdienst (SIGINT)-Behörden der Five Eyes Länder (USA, England, Kanada, Australien und Neuseeland) ignoriert worden oder einem der Nine Eyes SIGINT-Länder, nämlich Frankreich.

Satelliten-Kommunikation, die Glasfaser-Seekabel, Handys und Internet sind alle demselben Niveau von Überwachung unterworfen durch die NSA, Englands Government Communications Headquarters (GCHQ), dem Communications Security Establishment Canada (CSEC) und Australia's Defense Signals Directorate (ADSD) wie alle anderen Länder und Kontinente auch.

Tatsächlich haben sich die afrikanischen Länder schon lange Sorgen gemacht wegen ihrer Anfälligkeit ihrer Internet Kommunikationen durch Abhören vom Westen.
In einem Artikel, den ich am 1. Mai 1990 im Computer Magazin Datamation unter dem Titel „African Nations Emphasizing Security“ veröffentlichte, hob ich hervor, dass die afrikanischen Länder schon vor 20 Jahren die Führung hatten, ihre heiklen Daten vor Schnüffelei zu schützen. Zu den Ländern gehörten Südafrika, Ghana, Ägypten, Senegal, Tansania, Botswana, Guinea, Elfenbeinküste, Benin und Namibia.

Die heimlichen NSA-Dokumente, die vom Whistleblower Eward Snowden veröffentlicht wurden, enthüllten, wie Afrikas Kommunikationen ständig von NSA und deren alliierten SIGINT-Behörden ausgespäht werden.

Ein TOP SECREET STRAP 1 Dokument von GCHQ erklärt, dass alle diplomatischen Dienste Smart-Telefone benutzen und dass diese das bevorzugte Ziel der Geheimdienste sind.

Tausende von E-Mail-Addressen und Handy-Nummern oder „selectors“ (Tel. Listen) von afrikanischen Regierungs-Beamten sind in gewaltigen weltweiten Telefonbüchern und E-Mail-Katalogen gelagert.

Die in NSA-Datenbasen enthaltenen Informationen über „selectors“ und „Inhalte“ werden benutzt, um bestimmte Gespräche in Afrika und anderswo abhören zu können. Diese Metadaten- Auffang- und Lagerstätten haben Kodenamen wie FAIRVIEW, BLARNEY, STORMBREW, OAKSTAR und PINWALE.

Ein Analyseprogramm für abgefangene globale Emails und Telefone, BOUNDLESSINFORMANT genannt, kann die Handys (Erkennung der gewählten Nummern oder DNR) und die Emails sowie andere digitale Text-Kommunikationen (digitale Netzwerk Spionage oder DNI) kontrollieren.

Eine „Hitzemappe“, die von BOUNDLESSINFORMANT erstellt wurde, zeigte, dass die Nummer Eins der Ziele von „Five Eyes“-Ãœberwachung in Afrika Ägypten war, gefolgt von Kenya, Libyen, Somalia, Algerien, Uganda, Tansania und Sudan.

2009 enthielt die „selector“ Datenbasis die Email-Adressen plus Telefonnummern und andere persönliche Informationen von 117 Kunden der Globalsom, ein Internet Service Lieferant in Mogadishu.

Die Namen umfassten hohe Regierungsbeamte Somalias, einen UN-Beamten, der in Mogadishu wohnhaft ist und einen Angestellten von World Vision, eine NGO, die oft mit Geheimoperationen der CIA in Verbindung gebracht wurde.

Eine Anzahl informierter Beobachter haben spekuliert, dass Snowden, der für die CIA arbeitete, bevor er zu NSA überging, vielleicht von namenlosen Beamten in Langley, Virginia aufgefordert worden ist, der Welt die Natur der NSA-Überwachung zu vermitteln.

Die allwissenden Ãœberwachungsfähigkeiten der NSA drohten vielleicht, dass  die verdeckten CIA-Auslands-Agenten von der konkurrierenden und mächtigeren Geheimdienstbehörde aufgespürt würden, so dass man sich vermittels Snowden bemühte, der NSA die Flügel zu beschneiden, die auf Kosten der CIA ihren Einfluss ausdehnte.

Es hat immer eine Rivalität zwischen den US-Geheimdiensten in Afrika gegeben. Lange der Lieblings-Treff der CIA, besonders während des kalten Krieges, entstand in den Korridoren der CIA in Langley Kummer über die zunehmenden Aktivitäten der NSA in Afrika.

In den 50-er und 60-er Jahren waren die Operationen der NSA in Afrika haupsächlich auf drei Signal-Spionage-Basen begrenzt: Naval Security Group Activity Kenitra (vormals Port Lyautey); die Abfangstation der Army Security Agency in Kagnew, Asmara, das damals noch zu Äthiopien gehörte; und SIGINT Luftunterstützungsbasis in Wheelus außerhalb von Tripolis, Libyen.

Die NSA machte aus ihrer Anwesenheit auf den drei Basen kein Geheimnis und die Furcht der neuen revolutionären Regierung in Sansibar 1964 führte dazu, dass sie die National Aeronautics and Space Administration (NASA) Project Mercury Spionagestation auf der Insel hinauswarf wegen der Anwesenheit von technischem Personal der Bendix Corporation. Bendix unterstützte nicht nur die NASA, sondern lieferte auch den NSA-Basen rund um die Sowjetunion technischen Support.

Nach der Schließung der drei afrikanischen Basen und der Bildung des vereinigten NSA-CIA Collection Service (SCS), wurden NSA SIGINT-Posten in den US-Botschaften eingerichtet, die unter diplomatischem Schutz operierten, wie etwa in Nairobi, Lagos, Kinshasa, Kairo, Dakar, Addis Abbeba, Monrovia. Abidjan und Lusaka.

In den vergangenen 20 Jahren hat die NSA ihre mobilen Abfangoperationen in Afrika verstärkt. Insbesondere während der ersten Ruanda-Invasion der Demokratischen Republik Kongo (damals Zaire) in den 90-er Jahren hat die NSA eine Abfangstation in Fort Portal, Uganda, unterhalten, die militärische und Regierungs-Kommunikationen in Zaire auffing.

Manche der Geheimberichte von SIGINT teilte man mit der Armee des Führers von Ruanda Paul Kagame, einem Marionetten-Diktator der USA, dessen Invasion von Zaire zum Sturz des langjährigen US-Alliierten Mobutu Sese Seko führte.

Während des Kalten Krieges waren die Bodenoperationen der NSA in Afrika hauptsächlich beschränkt auf Spionage-Austausch mit Apartheid-Südafrika. NSA erhielt von der südafrikanischen SIGINT die Abhör-Dokumente aller Schiffsbewegungen runt um das Kap der Guten Hoffnung.

Die NSA unterstützte insgeheim das Silvermine Spionagezentrum in Südafrika, das in einem Berg unter dem Costanzia Höhenrücken lag, in der Nähe von Kapstadt. Die NSA hielt diese Beziehung mit Silvermine streng geheim wegen der damaligen internationalen Sanktionen gegen Südafrika. Silvermine ist in Verfall geraten wegen der Diebe, die das Kupfer von dem Antennenfeld der Basis stehlen.

Doch mit dem Emporschießen von Drohnenbasen in ganz Afrika kam eine neue NSA SIGINT-Anwesenheit zustande, die sowohl technischen Support für Drohnen liefert, die mit Geräten zum Abfangen von Geheimmaterial ausgestattet sind, als auch vor Ort Analysen der Kommunikationen, die von fernbedienten Abfangstationen eingehen.

Die größte permanente NSA-Präsenz in Afrika liegt in Camp Lemonnier in Djibouti, wo NSA Analytiker Kommunikationen kontrollieren, die von Drohnen und bemannten Spionageflugzeugen sowie direkt von fremden Satelliten und Seekabeln abgezapft werden.

Die PilatusPC-12 Spionageflugzeuge, die SIGINT-Geräte an Bord haben, sind in Entebbe/Uganda stationiert als Teil der Operation TUSKER SAND.

NSA militärisches und ziviles Personal ist auch für die US-Überwachungsstationen auf dem internationalen Flughafen von Ouagadougou in Burkina Faso und dem Diori Hamani internationalen Flughafen in Niamey, Niger abgestellt.

Die Basis in Ouagadougou ist Teil der Operation CREEK SAND, die auch SIGINT-Geräte in den Pilatus PC-12 Flugzeugen benutzt.

NSA mobile Einheiten, wie jene, die in einer Wohnung in Fort Portal eingerichtet wurde, operieren routinemäßig in provisorischen Basen in Obo und Djema in der Zentralafrikanischen Republik und Kisangani und Dungu in der Demokratischen Republik Kongo.

Mit SIGINT ausgerüstete Drohnen fliegen auch von US-Basen in Arba Minch, Äthiopien und Victoria Airport auf der Insel Malé, Seychellen.

NSA Personal ist auch auf Camp Gilbert, Dire Dawa in Äthopien; in Camp Simba, Manda Bay in Kenya; in Mombasa, Kenya; Nzara, Südsudan; Leopold Senghor internationaler Flughafen in Dakar, Senegal und auf dem Boulé internationalen Flughafen in Addis Abbeba in Äthiopien stationiert.

Kleine NSA- Horchstationen sind auch in den Sendestationen von Voice of America auf Sao Tomé, eine der zwei Inseln des Landes Sao Tomé und Principe und in Mopeng Hill, Botswana installiert.

Tatsächlich ist NSA Personal auf so vielen exotischen Orten in Afrika und sonstwo in der Welt zu finden, dass eine NSA-Anweisung, die von Snowden enthüllt wurde, lautet: „Lerne deine Decknamen-Geschichte“, in der das Personal auf geheimen Missionen aufgefordert wird, „ihre persönliche Habe zu sanieren“ und ihm verboten wird, Ansichtskarten zu schicken oder örtliche Souvenirs zu kaufen.

In Wirklichkeit ist die schnellste Methode der Kommunikation in Afrika immer noch der „Dschungel-Telegraph“, die Mund- zu-Mund Warnung, die von Stadt zu Stadt und Dorf zu Dorf geht und die Bewohner warnt, dass Amerikaner in ihrer Mitte sind.

Es ist das einzige Kommunikationsmittel, das die NSA nicht abhören kann, es sei denn NSA-Agenten können ein Gespräch direkt hören und obskure afrikanische Dialekte verstehen. Die somalischen Aufständischen haben das NSA- Abhören lahmgelegt, indem sie kodierte Rauchsignale aus Netzwerken von brennenden großen Fässern benutzen, um vor amerikanischen, kenianischen, äthiopischen oder anderen ausländischen Truppen warnen.

Die NSA behauptet ihre Fähigkeit,  jedwede Kommunikation irgendwo in der Welt abhören zu können. Afrika hat der prahlerischen US-Geheimdienstbehörde gezeigt, dass das einzige, worin die NSA großartig ist, ihre Kunst der Ãœbertreibung ist.

Wayne Madsen ist Mitarbeiter der Strategic Culture Foundation


Quelle - källa - source

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