Dienstag, 21. Februar 2012

„Killt jeden Russen und jeden Chinesen in Syrien ...“


Strategische Kulturstiftung, Moskau
am 20. Februar 2012


Im Gegensatz zu Libyen wurde Syrien die Szene für eine Revolte, die beinahe unmittelbar vom Drehbuch abwich: die Mehrheit von Syriens Bevölkerung bleibt der Regierung gegenüber loyal und die syrische Armee spaltete sich nicht in gegnerische Fraktionen [Irrtum! Es war genauso in Libyen. D. Ü.].
Laut westlichen Schätzungen sind die Kräfte der Rebellen in Syrien zusammen mit der relativ kleinen Zahl Deserteure im Verhältnis 1 : 4 der regulären Armee unterlegen, und diese ist auch besser bewaffnet. Die Angriffe der Guerilla in der Region, wo die meisten Bewohner traditionell feindlich gegen Assad eingestellt sind und die Versuche, die Leute zum Aufstand zu bringen, sind im Moment erfolgreich unterdrückt worden, und die Straßendemos der Opposition treffen immer auf Demos der Anhänger der legitimen Behörden.
Wichtig ist, dass Russland und China in der UNO fest bleiben und welche Resolution des Sicherheitsrates auch immer blockieren, die als Intervention gegen Syrien interpretiert werden könnte. Das hat zur Folge, dass das eigentliche Ziel der Revolte – einen richtigen Bürgerkrieg in Syrien zu entfachen – im Moment außer Reichweite für jene ist, die die Unruhe angezettelt haben.
Den Urhebern des Revolteszenarios muss klar sein, dass sich das Land auf einen entscheidenden Punkt zubewegt – die Debatten über die neue Verfassung beginnen in einer Woche. Es ist anzunehmen, dass dieser Prozess die Spannungen reduziert und den Dialog zwischen der Regierung und ihren Kritikern fördert. Folglich sind drastische Schritte, um die Reform zu verhindern, in wenigen Tagen zu erwarten.
Als Nebeneffekt hat die Polarisierung in Syrien die herrschenden Auffassungen von Russland in den Vordergrund gerückt, das Land, das enorm zur Bildung des heutigen Syrien beigetragen hat. Die Sowjetunion hat beständig die Souveränität Syriens gestützt und hat dazu beigetragen, dass es ein wirklich eigenständiger Staat wird. Daher sehen die meisten Syrer Moskau immer noch als Freund, auf den man sich verlassen kann.
In diesem Kontext ist es klar, dass die Wut auf Russland bei den Feinden Syriens wächst. Für sie ist Russland ein Feind, den sie meinen bekämpfen zu müssen, wobei sie vor richtigen terroristischen Methoden nicht zurückschrecken.
Das Lager, das muss man wissen, ist eine extrem heterogene Allianz, wie man sie sich unter weniger dringenden Umständen nicht vorstellen kann. Dazu gehören die Führer des top-democratischen Imperiums der Welt, die NATO-Kriegstreiber, professionelle Lügner aus den Brüssel-Büros, hasserfüllte syrische Emigranten und – last not least – die allgegenwärtigen Moslem-Extremisten aller Couleur, von Theoretikern, die sich mit dem Zusammenstoß der Zivilisationen befassen bis zu den Praktikern, die überzeugt sind, dass Massenmord überhaupt das beste Argument ist. Das russische-chinesische Veto hat jedenfalls Hyperaktivität in die ganze Mannschaft gebracht.

Der erste wütende Aufschrei kam aus Washington, als die US-Außenministerin H. Clinton sagte, dass Russland und China am Ende vom Volk Syriens verantwortlich gemacht würden für die Verlängerung seines Leidens. Bei hochgehenden Emotionen fuhr die US-Verwaltung fort, an der Idee festzuhalten, den syrischen Rebellen Waffen zu liefern, womit sie die Leiden zu vermindern hoffte.
Es ist eine ungeschriebene Regel, dass es Washingtons Privileg ist, Emotionen als Argumente zu verkaufen. Die US-Botschafterin bei der UNO, Susan Rice, machte davon vollen Gebrauch, als sie der CNN sagte, dass „die USA empört seien, dass ein paar Mitglieder des Rates fortfahren, die Erfüllung unserer einzigen Aufgabe nachzukommen“.
Dann folgten Schüsse mit kleinerem Kaliber. Fox News z. B. brachte ein Video mit Leuten und Spruchbändern, wo es hieß, in Bezug auf das russisch-chinesische Veto, dass Russland unsere Kinder töte. Wer immer die Leute waren, so musste ein Teil der Zuhörer sicher annehmen, dass die Russen und Chinesen irgenwie wehrlose Kinder in Syrien töten.
Aber wenden wir uns wieder den Schwergewichten zu. Der Pressesekretär des Weißen Hauses Jay Carney sagte, dass Irans Militanz, die Repressionen in Syrien und Russlands Unterstützung für beide Länder zusammen eine komplexe Situation schüfen, bei der die drei Staaten als „ein Rat des Bösen“ agieren. Der ehemalige US-Verteidigungsminister W. Cohen sagte in etwa dasselbe mit den Worten, dass die Russland-Syrien-Iran-Achse nichts Neues wäre und dass Russland dies Spiel seit einiger Zeit treibe und es auch weiter tun würde. Moskau würde sich direkt vernachlässigt fühlen, wenn eines Tages die oben genannten Invektiven ausblieben. Auf jeden Fall ist dies der Preis, den Russland bezahlen muss, wenn es eine unabhängige Außenpolitik führt.

Die unkontrollierbare syrische Opposition in Gestalt des Paris-ansässigen Chefs des Nationalen Übergangsrates (TNC) Syriens, Burhan Ghalioun, griff dies auf und erklärte freiheraus, dass Russland und China für die Toten und die Verwüstungen in Syrien verantwortlich seien. Selbst das ist jedoch moderat im Vergleich zu der Erklärung des syrischen Dissidenten Saadallah Jabiri: „Wird es ausreichen mit Protesten gegen Russland oder werden das tapfere syrische Volk und die arabischen Kollegen auf die Straße gehen und vor den russischen und chinesischen Botschaften in allen Hauptstädten der Welt demonstrieren? Persönlich will ich noch weiter gehen und verlangen, dass die Russen auf die Straße gehen und gegen Putins kriminelle Herrschaft und den Wahnsinn, Assads Regime zu unterstützen, demonstrieren. Wäre das ausreichend? Es wäre ausreichend, wenn die abscheuliche Feindschaft Russlands gegen das syrische arabische Volk zu Ende ginge. Wenn das nicht geschieht, sollten wir uns rächen, wir sollten jeden Russen und jeden Chinesen in Syrien kidnappen und töten.“
Der Vorsitzende eines internationalen moslemischen theologischen Rates, Sheikh Yusuf al-Qaradawi, ein Mann, der es vermeidet, öffentlich aufzutreten, hat Verbindung zu der Moslem-Bruderschaft und hat den Ruf, ihre religiöse Autorität zu sein, meint im Grunde dasselbe. In einem Interview mit Al-Dschasira, rief er „alle Araber, alle Moslems und ehrlichen Leute“ auf, gegen die syrischen Behörden zu kämpfen und jene, die sie unterstützen. Er schlug als Mittel des Kampfes einen Boykott aller russischen und chinesischen Waren vor mit der Begründung, dass das Geld für diese Waren in Waffen zum Töten der Syrier verwandelt wird.
Das ewige Gesetz des Krieges ist, dass er Völker in Alliierte und Feinde teilt. Russland ist ganz klar nicht auf der Seite der Terroristen und ihrer Herren und muss sich daher der Herausforderung stellen. Die Drohung der Rebellen muss ernst genommen werden, da es für sie keinen Zweifel gibt, dass das Töten von Russen außerhalb Russlands nicht unter dem Akzeptablen liegt. Die Situation hat eine Dimension bekommen, dass dies in naher Zukunft geschehen kann.
Aus einer größeren Perspektive erweckt die Entwicklung das Gefühl des déjà vu. In einer Epoche, die noch nicht ganz in Vergessenheit geraten ist, haben der amerikanische und britische Geheimdienst die Taliban-Bewegung aufgestellt, um die Sowjet-Armee in Afghanistan zu bekämpfen. Die Jihadisten bekamen Waffen, viel Geld und durften ohne Rücksicht agieren, wozu auch regelrechter Terrorismus gehörte. Am Ende entwickelte sich Al Qaida zu einem Monster, dass tausende Menschen, auch amerikanische töten konnte. Das ist die Geschichte hinter dem 11. September [Gibt es in Russland tatsächlich noch Leute, die diesen Mist glauben? D. Ü.]


The 4th Media

1 Kommentar:

  1. Sheikh Yusuf al-Qaradawi ist der geistliche Chef der Muslimsbruderschaft, in den arabischen Ländern heißt er auch der Mufti der NATO, Er hat immer zwei Massen genau so wie seine Arbeitsgeber!

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