Dienstag, 9. Juli 2013

WAS IN ÄGYPTEN GESCHIEHT, IST EIN VERBRECHEN


Einar Schlereth

9. Juli 2013
pro-Morsi -Demo

In Ägypten hat die Armee eine gewählte Regierung auseinandergejagt, alle ihr Missliebigen eingesperrt und einen Statthalter von ihren Gnaden eingesetzt. So etwas wird von alters her ein Staatsstreich genannt. Doch wie Robert Fisk richtig bemerkt, „(ist) zum ersten Mal in der Geschichte der Welt ein Coup kein Coup … aber das Wort 'Coup' kommt nicht – und darf nicht – über die Lippen des gesalbten Barack Obama“. Erstens ist die Armee ja unser Freund und zweitens müsste er im Falle eines 'Coups' Sanktionen über unseren und Israels engen Verbündeten verhängen.
Robert Fisk meint allerdings, das Volk hätte einen 'Coup' verlangt, bevor er in der Tat stattfand. Aber dem ist nicht so. Das Volk verlangte Morsis Rücktritt und Neuwahlen.

Hätte er auf die Stimme des Volkes gehört und wäre zurückgetreten, hätte von einem Coup nicht die Rede sein können.

Eine weitere Variante, wie die Ereignisse in Ägypten dargestellt werden, ist, dass von einem Vollzug des Volkswillens die Rede ist, dass es gar eine progressive Aktion gewesen sei, die Armee quasi aus Liebe zum Volk gehandelt habe (siehe dazu auch Mahdi Darius Nazemroaya 'America's Plan B'). Doch das ist ja noch abartiger. Mit dem Volk, dem Volkswillen oder gar mit Revolution hat dies gar nichts zu tun. Denn es handelt sich nicht um einen simplen Coup, sondern um einen konterrevolutionären Staatsstreich, durch den der status quo ante hergestellt wurde. Die Armee sitzt wieder am Drücker wie nach der Beseitigung von Mubarak und kann in Ruhe ihre nächsten Schachzüge vorbereiten.

Noch etwas ist auffallend an dieser Konterrevolution. Inzwischen sind Dutzende Menschen erschossen worden, hunderte sind verletzt worden. Allein gestern hat es über 50 Tote gegeben. Hat jemand davon gehört oder gelesen, dass da eine Armee auf „die Eigenen“ schießt? Aber nein doch, denn dann müsste man ja nicht nur Sanktionen verhängen, sondern auch eine „no-fly-zone“. Oder sind die Regeln huxflux geändert worden?

Keineswegs – denn sie galten von vornherein nicht für „die Unsrigen“. Siehe Bahrein oder auch Saudiarabien oder Chile, Indonesien usw. Man ist obendrein in diesem Falle voller Verständnis, weil ja die Moslembrüder geschworene Feinde der Armee sind. Und vor die Wahl gestellt, 'Moslembrüder' (die man gerade noch gehätschelt hat) oder Armee, wählt die USA allemal die Armee, die aus alten Kameraden und erprobten Gangstern besteht, und die man ja auch finanziert.

Nun, ich bin wahrlich kein Freund der Moslembrüder oder sonstiger religiösen Burschenschaften. Aber was die ägyptische Armee hier praktiziert, ist das, was alle Armeen immer am besten können, nämlich wehrlose Frauen, Kinder und Männer niederschießen, hier mit Vorliebe ins Gesicht, die Augen, den Kopf, wie die ägyptischen Ärzte berichten. Und das ist ein Verbrechen. Das ist ein Verbrechen nach moralischen, humanistischen, demokratischen und sozialistischen Maßstäben.

Und die Anti-Morsi-Demonstranten hätten gut daran getan, ihre politischen Gegner davor zu schützen. Da gilt nach wie vor das Wort von Rosa Luxemburg, dass man als Mensch und Sozialist auch und vor allem die Rechte des Gegners zu schützen hat. Wenn die Ägypter eine neue Gesellschaft aufbauen wollen, dann müssen sie mit dem guten Beispiel vorangehen. Müssen diese armen religiös-verbohrten Menschen zu gewinnen versuchen, sie überzeugen, dass eine Gesellschaft nicht mit Mord und Totschlag funktionieren kann, sondern mit Diskussion, gegenseitigem Respekt und Toleranz. Dies besonders in einem Land mit so großen politischen und religiösen Gegensätzen.

Und das ist Arbeit und diese Arbeit muss von den Teilen der Gesellschaft geleistet werden, die am aufgeklärtesten sind, die auf die eine oder andere Weise die besseren Chancen hatten. Sie muss im Volk, mit dem Volk, mit den Fellachen, den Arbeitern, den armen Soldatenschweinen, den Kopten und Moslembrüdern geleistet werden. Sie alle müssen lernen, wer es ist, der sie gegeneinander hetzt, gegen den eigenen Bruder, das eigene Volk, gegen die anders-Glaubenden und wer an dem allen einen Gewinn hat. Das ist wahrlich eine einfach zu lernende Lektion – es sind dort in Ägypten und überall immer die 1 %.

4 Kommentare:

  1. träumer ..... !

    und warum müssen diese leute gewonnen werden müssen ???? sind das untermenschen , denen sie nicht einmal "denken" oder "wählen" zutrauen ???? eine typische menschenverachtende blickweise des welt-blockes legen sie hier ungeniert frei ...und es ist noch gar nicht bewiesen , das ihr werte-welt , die richtige ist ..es spricht eigentlich alles gegen den weste und USrael ...poltik , wirtschaft , ejtik , moral ..gesundheit , umweltproblemme usw.... alles schiefgegangen ...dazu noch der welt 2 weltkriege und zwie atombomben gecshenkt und als schmankerl noch einen atom-katastrophe in japan.... ne ne ne ne... monthy phyton würde weinen .... .

    selam turgut , ein tüeke mit deutschen pass !

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  2. Sehr geehrter Anonym,

    glauben Sie nicht, den Autor hier gründlich missverstanden zu haben? Ist im Text nicht deutlich die Rede von den bekannten Vorgehensweisen des westlichen Großkapitals und dessen gekauften Handlangern, auch in Verbindung mit der herrschenden Klasse der kolonisierten Länder, im Hinblick auf die imperialistische Praxis des Besetzens aller Schlüsselpositionen in den Bereichen Wirtschaft, Wissenschaft, Finanzen, Politik, Medien, Militär, Geheimdienste, Klerus, Ausbildung, Kultur und Kunst? Soll nicht wie in Ägypten mehr oder weniger überall das Volk möglichst arm und dumm gehalten werden, damit es sich nichts vorstellen, also auch nichts durchführen und somit sich kaum effektiv organisieren kann, damit es leicht mit ein paar "Süßigkeiten und bunten Glasperlen" korrumpierbar und leicht in gewünschter Form gegen sich selbst und andere aufzuhetzen bleibt? Soll nicht eines unbedingt verhindert werden, damit sich die wenigen Geschäftemacher an der Macht halten können: das Erkennen der wahren Zusammenhänge? Werden nicht zu diesem Zweck die rechtsgerichteten Muslimbrüder schon seit den 1940er Jahren von CIA und MI6 unterstützt und durchsetzt, mit der Aufgabe, die von Washingtons neoliberalem UNO/IWF verarmten Massen durch eine Mischung aus Sozialdiensten und einer vom Westen erfundenen, pervertierten Form des islamfeindlichen Wahhabi-Kultes unter Kontrolle zu halten, so wie die Protestbewegung über scheindemokratische NGOs manipuliert wird und die Militärspitzen fast alle in den USA ausgebildet wuden und wider allen oberflächlichen Täuschungen in enger Verbindung mit ihren Kollegen im Pentagon stehen, sowohl ihr Geld als auch ihre Befehle aus Washington DC erhalten?

    Ist es nicht nach wie vor das alte scheindemokratische, großkapitalistische Wertesystem aus Profitmaximierung, Heuchelei und Kandidatenvorauswahl, die Religion des globalisierten Kapitalismus, um an strategischen Orten wie Ägypten mit dem Suez-Kanal, den Energiepipelines und der Funktion des Landes als Einfallstor nach Afrika durch das Geld als dem Brecheisen der Macht (F. Nietzsche) alle Faktoren einer Entwicklung unter Kontrolle zu halten?* Sollten daher nicht doch verbohrte Menschen gewonnen werden, damit sie nicht länger, wie offenbar vom Großkapital beabsichtigt, in ihresgleichen und den Vertretern ihrer eigenen objektiven Lebensinteressen ihre Todfeinde und in ihren Todfeinden ihre besten Freunde sehen müssen?

    *Chossudovsky: US controlling both sides of Egyptian coup d’état

    www.presstv.ir/detail/2013/07/06/312583/us-controlling-both-sides-of-egypt-coup/

    Übersetzung in den Kommentaren unter http://nocheinparteibuch.wordpress.com/2013/07/09/muslimbruderschaft-versucht-mit-lugen-und-gewalt-burgerkrieg-in-agypten-anzuzetteln/

    "Chossudovsky: Die Vereinigten Staaten kontrollieren beide Seiten des ägyptischen Staatsstreiches"

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  3. Ganz genau! - das ist es was alle lernen müssen: dass es das 1% ist und wie das auf die 99% umverteilt werden kann.

    Das geht nicht mit Mord und Totschlag gegen das 1%, denn dem 1% gehören Polizei, Justiz und Militär.

    Das könnte nur durch konsequent friedlichen, die gesamte Industrie lahmlegenden Generalstreik bewerkstelligt werden, so lange, bis dass eingelenkt würde.

    Es würde eingelenkt werden müssen, weil das sonst entstehende totale Chaos nicht anders verhindert werden könnte.

    Auch Gaddafi wollte kein Chaos. Nur, nicht Gaddafi und nicht die libysche Bevölkerung hatten das Chaos verursacht, sondern Fremdmächte, welche sich die Uneinigkeit einer anderen Kultur zunutze machten.

    Ist das in Ägypten etwa anders?

    Nein.

    Ganz richtig! - es sind die 99%, die nicht sich selbst bekriegen dürfen, denn damit würde nur das 1% gestärkt, sondern die 99% müssen zusammenwirken und das ungleiche 1% friedlich dazu zwingen, in den 99% aufzugehen.

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  4. Kein Herz für Nazis ! Auch wenn er Mursi heist und ein Moslem ist .Demoratisch an die Macht gekommen ?Mit Hilfe des US-Monsters und durch dieses bezahltes ägübt. Militär.Und die vielen Dollars der US-Hure Katars.usw....Freie Wahlen? Eine Farce ! Nun schmeisst das Militär wegen Druck durch Massendemos Mursi vom politischen Schachbrett.Und das soll nun ein Verbrechen sein.Sie haben Ihn selbst draufgestellt,darum dürfen sie Ihn auch wieder wegstellen.Hätte dass die deutsche Reichswehr mit Hitler gemacht, hätte Dieser z.B.nicht 6 Millionen Juden ermorden können!Nazis wie Mursi sind niemals Demokraten und entwickeln sich immer zu Massenmördern!Also weg mit dem Dreck! Und zwar mit allen Mitteln! Mit freundlichen Grüssen an Herrn Einar ! Und :Wenn Sie Ihre Ehre nicht in die Mülltonne werfen wollen wäre es Toll,wenn sie stattdessen diesen Artikel zurücknehmen würden.Vorallem wegen Ihrer sonstigen super Aufklärungsarbeit!

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