Donnerstag, 13. November 2014

SEIDENSTRAßENKARAWANE OHNE LAHME ENTE - Pepe Escobar at his best



Pepe Escobar
13. November 2014
Findet ihr Europa auf der Karte?
Es gibt kaum eine bessere Illustration, wohin die multipolare Welt unterwegs ist, als das, was auf dem Asia-Pacific Economic Cooperation Gipfel (APEC) in Beijing passierte.

Schaut euch genau die offiziellen Fotos an. Es geht um die Aufstellung - und da es sich um China handelt, ist es voll symbolischer Bedeutung. Ratet, wer den Ehrenplatz zur Rechten von Präsident Xi Jinping einnimmt. Und ratet, wo die lahme Ende der 'unentbehrlichen' Nation hinverwiesen wurde. Die Chinesen können auch Meister sein beim Schicken einer globalen Botschaft.

Als Präsident Xi die APEC aufforderte, "mehr Holz auf das Feuer der Asia-Pacific und die Weltwirtschaft zu legen", dann meinte er das Folgende, unabhängig von den bedeutungslosen Entscheidungen des Gipfels.

1. Beijing wird kompromisslos für das Freie Handelsgebiet des Asia-Pacific (FTAAP) eintreten - die chinesische Vision eines "alle umfassenden, all-win" Handelsabkommens, das wirklich die Asien-Pazifik-Kooperation fördert, statt der US-geförderten, von Multis geschriebenen und spalterischen Trans-Pacific Partnership (TPP).
2. Der Plan gilt für eine "rundum Vernetzbarkeit", in Xis Worten - was beinhaltet, dass Beijing eine Asian Infrastructure Investment Bank schafft; dass Beijing und Moskau sich zu einem zweiten Mega-Gas-Deal verpflichten - der über die Altai Pipeline in Westsiberien verläuft; und dass China bereits 40 Mrd. Dollar bereitgestellt hat, um mit dem Bau des Seidenstraßen-Wirtschaftsgürtels und der Maritimen Seidenstraße des 21. Jahrhunderts zu beginnen.

Nochmals, alles läuft auf die spektakulärste, ambitiöseste und weitreichendste pluri-nationale Infrastruktur-Offensive hinaus, die jemals unternommen wurde: die multiplen neuen Seidenstraßen - ein komplexes Netzwerk von Hochgeschwindigkeitszügen, Pipelines, Häfen, Glasfaserkabeln und supermoderner Telefonkommunikation, die China bereits durch die zentralasiatischen -stan-Länder baut, verbunden mit Russland, Iran, Türkei und dem Indischen Ozean mit Abzweigen nach Europa bis nach Venedig und Berlin.

Das ist Xis "Asia-Pacific Traum" von Beijings Verlinkung über Ostasien hinaus mit dem Blick auf eine pan-Eurasia-Handels-Region - mit dem Zentrum, wie anders, des Reichs der Mitte.

Die "Go West"-Kampagne wurde in China offiziell Ende der 1990-er Jahre lanciert. Die neuen Seidenstraßen sind turboaufgeladene 'Go West' und 'Go South' expandierende Märkte, Märkte, Märkte. Denkt euch die nahe Zukunft Eurasia als einen massiven chinesischen Seidengürtel - in einigen Breitengraden in einem Kondominium mit Russland. Wollt ihr euren Krieg heiß oder kalt?

Während Beijing träumt, hat sich Noam Chomsky sehr lautstark über eine Kettenreaktion nach Art von 1914 von katastrophalen Schnitzern - des Westens - geäußert, die schnell außer Kontrolle geraten könnten; und die Einsätze sind wieder einmal atomar. Moskau verabscheut diese grauenhafte Möglichkeit - und das erklärt, warum Russland trotz ständiger US-Provokationen und Sanktionen eine titanische Zurückhaltung übt. Nicht nur, dass Russland nicht "isoliert" werden kann wie der Iran; Moskau nannte die Ereignisse in der Ukraine auch einen Bluff der US-Neo-Cons.

Beim Treffen des Valdai-Clubs in Sotschi hat Präsident Putin in einer entscheidenden Rede (Text plus Fragen &Antworten), die von den Westmedien ignoriert wurde, die notwendigen Schlüsse gezogen. Die Wallstreet/Washington Eliten haben absolut keine Absicht, ein Minimum an Multipolarität in den internationalen Beziehungen zuzulassen. Was bleibt, ist Chaos. Dies habe ich in unterschiedlicher Weise während der Obama-Jahre vertreten und das steht auch im Zentrum meines neuen Buches "Das Imperium des Chaos" (The Empire of Chaos).

Moskau weiß alles über die komplexen Querverbindungen mit Europa - besonders mit Deutschland - und mit dem schwindenden, aber immer noch einflussreichen Washington Konsens. Und dennoch hat Russland die Trumpfkarte in der Hand, eine eurasische Macht zu sein; wenn es Ärger gibt, kann es immer noch sich nach Asien ausrichten.

Gorbatschow lag goldrichtig in Berlin, als er hervorhob, wie die NATO unter Bruch des ihm persönlich von dem älteren Bush gegebenen Versprechens, ihre ewige ostwärts-Expansion fortsetzte; und wie der Westen - insbesondere die USA plus ein paar europäische Vasallen - besessen zu sein scheint, einen neuen Kalten Krieg zu beginnen, mit einer neuen Berliner Mauer - metaphorisch - nach Kiew verlegt.

Moskau wendet sich ab vom Westen und Richtung Ostasien in einem Prozess auf vielen Ebenen - und schon seit Monaten, wie alle sehen können. Es können weiterhin viele Hektar Wald zerstört werden, um zu schreiben, wie dieses Ergebnis direkt beeinflusst wurde von Barack Obamas selbst verschriebener "Mach nichts Dummes"-Außenpolitik-Doktrin, die er an Bord der Air Force One erfand, als er von einer Reise - wieder einmal - im vergangenen April aus Asien zurückkehrte.

Bezüglich Energie, so ist die Meinung der Financial Times über einen zweiten Russland-China-Mega-Gas-Deal als "Putins Rache" nichts als der sprichwörtliche Quatsch. Russland wendet sich nach Osten, weil dort riesiger Bedarf herrscht.

Bezüglich Finanzen hat Moskau gerade die Anbindung des Rubels an den US-Dollar und den Euro beendet; der US-$ fiel sofort gegenüber dem Rubel. Die VTB [größtes russisches Kreditinstitut. D. Ü.] verkündete ihrerseits, dass es die Londoner Börse verlässt und nach Shanghai zieht - das demnächst direkt an Hong Kong gebunden wird. Und Hong Kong seinerseits zieht bereits russische Energie-Giganten an.

Jetzt könnt ihr diese Schlüssel-Entwicklungen mit dem massiven Yuan-Rubel-Deal mischen und es entsteht das Bild von Russland, das sich aktiv gegen spekulativ/politisch motivierte westliche Angriffe auf seine Währung wehrt.

Die Russland-China symbiotisch/strategische Partnerschaft dehnt sich sichtbar auf Energie, Finanzen und, auch unausweichlich, auf die militärisch-technologische Front aus. Dazu gehört entscheidenderweise, dass Moskau an Beijing das S-400 Raketensystem verkauft und in der Zukunft das S-500 System.

Das S-500 System kann jede US-Interkontinentalrakete oder Marschflugkörper abfangen; und die russischen ICBMs mit Mach 17, mit Mehrfachsprengköpfen ausgestattet, sind schlicht unschlagbar. Beijing seinerseits entwickelt bereits seine eigenen Boden-Schiffs-Raketen, die alles vernichten können, was die US-Navy aufbieten kann - von Flugzeugträgern bis zu Unterseebooten und mobilen Luft-Verteidigungs-Systemen.

Schließt euch der Karawane an.

Strategisch konnten Beijing und Washington nichts anderes als polare Gegensätze sein bei der - wie ich es nannte - Geburt des eurasischen Jahrhunderts.

Beijing hat ganz klar erkannt, dass Washington/Wall Street bis zum Tod kämpfen wird, um den kurzen unipolaren Moment festzuhalten. China - und die BRICS - arbeiten auf das hin, was Xi als ein "neues Modell von Beziehungen großer Mächte" definierte. Die Washington/Wall Street Denke ist "entweder/oder" statt "win-win"; die selbsternannten Herren des Universums glauben, sie können für immer die Beute monopolisieren, weil Russland - und dann China - am Ende nachgeben werden, um die Konfrontation zu vermeiden. Das ist der Schlüssel-Aspekt von Asia-Pacific heute, was ein wenig an Europa 1914 denken lässt.

Diese Art Zeug kommt als "Analyse" in den US-akademischen Kreisen einher; und die Washington/Wall Street Eliten hängen immer noch, vermittels ihrer kurzsichtigen Think Tanks, an mythischen Plattitüden wie der "historischen" Rolle Amerikas als Schiedsrichter des modernen Asien und wichtigster Machtausgleicher an; da ist es kein Wunder, dass die öffentliche Meinung im Westen sich nicht einmal die Auswirkung der neuen Seidenstraßen in der Geopolitik des jungen 21. Jhs. vorstellen kann.

Ein Viertel Jahrhundert nach dem Fall der Berliner Mauer wird die USA in jeder praktischen Hinsicht von einer Oligarchie gelenkt. Europa ist geopolitisch irrelevant. "Demokratie" ist im größten Teil des Westens zu einer Parodie verkommen. Der "humanitäre" und auch neo-con-Imperialismus im Irak, Libyen, Syrien und darüberhinaus hat zu einer Katastrophe nach der anderen geführt. Der finanzielle turbo-Kapitalismus ist eine Zeitbombe.

Russland und China schlagen vielleicht kein alternatives System vor - noch nicht. Doch, während die Hunde des Krieges, des Hasses, der Ungleichheit bellen, zieht die China-Russland-Karawane weiter. Die Karawane verkauft die eurasische ökonomische Integration - nicht Bomben. Die wahre Asia-Pacific Integration mag noch ein ferner Traum sein. Doch, was APEC gezeigt hat - graphisch - ist die spektakuläre Implosion in Zeitlupe, der geopolitischen Dominanz der ehemals unverzichtbaren Nation.

Pepe Escobar ist der vagabundierende Korrespondent für die Asia Times/Hong Kong, ein Analytiker für RT und TomDispatch und liefert Beiträge für Webseiten und RadioShows von den USA bis Ostasien.

Quelle - källa - source

2 Kommentare:

  1. Danke für die Übersetzung dieses einmaligen Dokuments voller Süffisanz! Mit Freuden habe ich auch auf meinem Blog dafür gesorgt, dass Text und Karte Verbreitung finden! Wer jetzt - rechtzeitig zum G20 Gipfel - nicht aufwacht, dem ist nicht zu helfen!

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    1. Habe ihn dort nicht gefunden. Aber weiter so, schmeiß was drauf und mehr, was du willst. Je mehr Blogs mit Wahrheiten, umso besser.

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