Montag, 5. Juni 2017

Der Schriftsteller Juan Goytisolo stirbt mit 86 Jahren in Marrakesch

Zwei Bücher habe ich von ihm übersetzt – La Chanca und Campos de Nijar für den Winfried Jenior Verlag, der aber nur ersteres herausbrachte. Beide Bücher wollten die großen Verlage nicht mit der Feuerzange anfassen, da sie ihnen zu links waren. Das war auch der Grund, dass Juan Goytisolo erst auf den letzten Drücker den spanischen Nobelpreis – den Premio Cervantes – erhielt. Vor 35 Jahren interviewte ich ihn für den NDR, bei dem er mir wertvolle Tips gab für ein Feature, das ich anschließend im „Zigeuner“-Viertel La Chanca von Almería machte. Er war sehr liebenswürdig und er zeigte nicht den Hauch von Arroganz. Teil seiner großen Bedeutung ist, dass er das islamische Erbe Spaniens in das rechte Licht rückte.
Leider hat er sich später im Jugoslawienkrieg von dem Lügen-Tsunami der Medien überrollen und missbrauchen lassen, nicht nur der USRAELNATO-Medien, sondern auch der islamischen Medien, die stark vom Wahabismus beeinflusst werden. Dass Deutschland sich unter Führung der Fischer-Kanaille beteiligte, hätte ihm zu denken geben sollen.
Begraben wird er in Larache, einer entzückenden Hafen-Stadt  am Atlantik.

Goytisolo in seinem Viertel in Marrakesch

Der Schriftsteller Juan Goytisolo stirbt mit 86 Jahren in Marrakesch

Javier Rodriguez Marcos
5. Juni 2017

Aus dem Spanischen: Einar Schlereth

Der Schriftsteller Juan Goytisolo ist am Sonntag, den 4. Juni, im Alter von 86 Jahren in Marrakesch (Marokko) gestorben, laut der literarischen Agentur Balcells. 2014, sechs Jahre, nachdem er sich von der Fiktion verabschiedet, erhielt er den Premio Cervantes, den bedeutendsten spanischen Literatur-Preis. Der spanische Romancier, einer der spanischen Autoren im Geiste von Cervantes, erhielt den Preis in Alcalá de Henares, wo er die einzige Krawatte in seinem Kleiderschrank trug und seine Rede den Bewohnern der Medina von Marrakesch widmete, seinen Nachbarn seit er sich 1997 mit der Familie seines Freundes und ex-Partners Abdelhadi dort niederließ. Bis zu jenem Jahr und seit 1956 waren seine Nachbarn die Immigranten im Sentier-Viertel von Paris, wo er mit seiner Frau wohnte, der französischen Schriftstellerin Monique Lange. Er lebte in Paris, nachdem er seiner Geburtsstadt Barcelona für immer den Rücken kehrte.


Wenn der Tod von Lange 1996 sein Alter einleitete und ihn zu dem Roman Telón de Boca (2003) inspirierte, der sein erzählerisches Werk abschließt, wurde seine Jugend von einem anderen Tod geprägt, dem seiner Mutter Julia Gay 1938 bei einem Bombenangriff der italienischen Faschisten auf die Ciudad Condal [alter Name Barcelonas – die Grafen-Stadt. D. Ü.] Ihr Verschwinden überließ die Fürsorge der vier Kinder – Marta, José Agustín, Juan und Luis – dem Vater und es funktionierte als sentimentaler Angelpunkt im Werk der drei jungen Männer, als sie zu Schriftstellern wurden.

Juan debütierte als Erzähler in den Jahren der sozialen Literatur der Nachkriegszeit – sein erster Roman Juegos de Manos erschien 1954 – und er stellte immer eine direkte Beziehung zwischen seinem Verzicht auf Realismus und seiner sich entwickelnden Homosexualität. Um diese persönliche Entwicklung zu schildern, die auf die Kindheit zurückging, widmete er ihr in den achtziger Jahren zwei autobiografische Meisterwerke: Coto vedado und En los reinos de taifa.

Die wirkliche Wasserscheide seines Werkes ist zweifellos ein in Spanien verbotener Roman bis zum Tod von Franco, dessen provisorischer Titel aus einem Vers von Luis Cernuda stammte, eine intellektuelle Referenz Goytisolos wie die Autoren José Maria Blanco White oder Américo Castro: Mejor la destrucción, el fuego. Das Buch wurde 1966 in Mexiko veröffentlicht unter dem glückbringenden Titel Señas de identidad (Identitätszeichen). Mit 35 Jahren wechselte Goytisolo die traditionelle Erzählweise in der dritten Person in  eine „Art freie Erzähl-Verse“, wo sich Personen, Zeiten und Materialien vermischen zu einer Collage mit Vorreiterfunktion.  „Identitätszeichen entspringt meiner Unzufriedenheit mit meiner eigenen Arbeit“, sagte er. „Mit meinen ersten Büchern habe ich meine Pflicht als Bürger erfüllt, aber nicht meine Pflicht als Schriftsteller: der Literatur etwas anderes geben als man erhalten hat. Ohne die Idee des Neuen gibt es kein wirkliches Werk, keinen Bruch mit dem literarischen Kanon.“

Goytisolo wird auf dem bürgerlichen Friedhof von Larache in Marokko begraben
EFE

Goytisolo wird in Larache (im Norden Marokkos) begraben laut  Informationen des spanischen Konsulats.
Goytisolo hatte klar gemacht, dass er wünscht, in Marokko begraben zu werden, aber nicht in einem katholischen Friedhof. Seine Familie „war der Auffassung, dass „der bürgerliche Friedhof von Larache eine gute Option wäre.“ Dort ist auch der französische Schriftsteller Jean Genet begraben, für den Goytisolo immer große Bewunderung hegte.


Fußnote:
So gut wie alle seine Werke sind auf Deutsch erschienen (siehe hier).

Quelle - källa - source

5 Kommentare:

  1. Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.

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    1. I am a bit surprissed that you are located in Dehli and comment anything in moderate english. I guess you got teached in this colonial language with three years as everyone?

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  2. Was ist los ? Warum schreibst Du nicht mehr Einar ?

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  3. Die Antwort findest du auf der heutigen Seite. Ciao.

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