Über diese Fragen habe ich vor 18 Jahren geschrieben. Daher war ich glücklich über die Indios Boliviens mit Morales an der Spitze, die diese Probleme auf den Tisch brachten und breiten Teilen der Menschheit ins Bewusstsein rückten. Aber von der Umsetzung der Rechte der Natur in unser politisches Handeln sind wir noch sehr weit entfernt.
von Pablo Solón 7. April 2012
Wir vergessen allzu oft, dass die Menschen eine Kraft in der Natur sind. In Wirklichkeit sind wir alle ein Produkt des Big Bang, der das Universum schuf, auch wenn manche nur Holz zum Feuern sehen, wenn sie durch den Wald laufen.
Die Natur ist nicht ein Ding, eine Quelle für Ressourcen. Die Natur ist ein System, ein Heim und eine Gemeinschaft von lebendenden und untereinander abhängigen Wesen.
Die Natur hat Regeln, die ihre Integrität regieren, die Beziehungen untereinander, die Reproduktion und die Umwandlung.
Staaten und die Gesellschaft erkennen, respektieren und stellen nicht sicher, dass die Regeln der Natur vorherrschen.
Der Philosoph Francis Bacon sagte, dass wir die Natur nicht beherrschen können, es sei denn, wie gehorchen ihr. Die Zeit für Superhelden und Supermächte geht ihrem Ende entgegen. Die Natur kann nicht dem Willen des Labors unterworfen werden. Wissenschaft und Technologie sind zu allem fähig, auch die Welt selbst zu zerstören.
Es ist Zeit einzuhalten und am Vorsichtsprinzip festzuhalten angesichts des Geo-Engineerings und jeder künstlichen Manipulierung des Klimas. Alle neuen Technologien sollten beurteilt werden, indem ihre Auswirkungen auf Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft abgeschätzt werden. Die Antwort für die Zukunft liegt nicht in den Erfindungen der Wissenschaft, sondern in unserer Fähigkeit, der Natur zuzuhören.
Die Grüne Ökonomie ist ein Versuch, einen Preis für die kostenlosen Dienste, die Pflanzen, Tiere und Ökosysteme der Menschheit bieten, festzulegen: die Reinigung des Wassers, die Befruchtung der Pflanzen durch Bienen, der Schutz der Korallenriffe und die Klimaregulierung.
Für die Grüne Wirtschaft müssen wir die spezifischen Funktionen der Ökosysteme und Biovielfalt identifizieren, die einem Geldwert unterworfen werden, ihren aktuellen Zustand einschätzen, die Grenzen dieser Dienste definieren und in ökonomischen Begriffen die Kosten ihrer Erhaltung festlegen, um einen Markt für Umweltdienste zu entwickeln.
Für Grüne Ökonomie ist der Fehler des Kapitalismus, dass er nicht die Natur als Teil des Kapitals ansieht. Deswegen geht es ihm vor allem darum, ein „umweltfreundliches Geschäft“ zu schaffen, um die Umweltzerstörung dadurch zu begrenzen, dass er die Gesetze des Kapitalismus auf die Natur anwendet.
Aber Grüne Wirtschaft ist absolut falsch und schlecht, weil sie glaubt, dass die Übertragung der Marktgesetze die Natur retten werden.
Die Menschheit befindet sich am Scheideweg. Warum sollten wie nur die Gesetze der menschlichen Wesen und nicht die der Natur respektieren? Warum nennen wir die Person, die ihren Nachbarn tötet, einen Kriminellen, aber nicht den, der eine Spezies ausrottet oder einen Fluss versaut? Warum beurteilen wir das Leben der menschlichen Wesen mit anderen Maßstäben als jener, die das Leben des Systems als Ganzes leiten, wenn wir doch alle, absolut alle vom Leben des Erdsystems abhängig sind?
Ist da kein Widerspruch, nur die Rechte des menschlichen Teils dieses Systems anzuerkennen und den Rest des Systems auf eine Quelle von Ressourcen und Rohmaterial zu reduzieren – anders gesagt, auf eine Gelegenheit für ein Geschäft?
Vom Gleichgewicht zu reden, heisst von den Rechten aller Teile des Systems zu reden. Es könnte sein, dass diese Rechte nicht identisch für alle Dinge sind. Aber zu glauben, dass nur Menschen Privilegien genießen, während alle anderen lebenden Dinge nur Objekte sind, ist der größte Fehler, den die Menschheit je machte. Vor Jahrzehnten von den gleichen Rechten der Sklaven zu reden, erschien als Häresie, wie jetzt, wenn man von den Rechten der Gletscher, Flüsse oder Bäume redet.
Die Natur ist mitleidlos, wenn sie ignoriert wird.
Es ist unglaublich, dass es leichter ist, sich die Zerstörung der Natur vorzustellen, als davon zu träumen, den Kapitalismus zu stürzen.
Albert Einstein sagte: „Die Welt ist ein gefährlicher Platz, nicht wegen jenen, die Böses tun, sondern wegen jenen, die zuschauen und nichts tun.“ Wir können nicht der Zerstörung der Mutter Erde und unser selbst zuschauen. Es ist an der Zeit, die spezifischen Gesetze der Natur anzuerkennen. Dies ist die Zeit, die Rechte von Mutter Erde zu respektieren und herzustellen.
* Der Artikel beruht auf meiner Rede als Permanenter Vertreter des Multinationalen Staates Bolivien bei den Vereinten Nationen bei Gelegenheit des Interaktiven Dialogs über Harmonie mit der Natur der Vollversammlung in New York am 20. April 2011.
Biographische Notiz: Pablo Solón war Botschafter Boliviens bei der UNO von Februar 2009 bis Juli 2011. Als solcher hat er erfolgreich die Resolutionen über Menschenrechte für Wasser, für einen internationalen Tag der Natur und die Rechte der Indigenen Völker initiiert. Er war sehr aktiv in den Klimawandel-Verhandlungen bei der UNFCCC und half, die Konferenz zum Klimawandel der Völker der Welt in Cochabamba 2010 in Bolivien zu organisieren. Bevor er Botschafter wurde, war er viele Jahre aktiv in verschiedenen sozialen Organisationen und Indigenen-Bewegungen.
Quelle - källa - source
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