Freitag, 20. April 2012

USA: BP belügt den Kongress, die Öffentlichkeit und die Welt

Einar Schlereth

Der Golf von Mexiko produziert schrecklich verstümmelte und mit Tumor behaftete Garnelen, Fische mit eiternden Wunden, unterentwickelte Krabben, die keine Klauen haben, Krebse ohne Augen und Schlimmeres.
Ein Amerikaner schreibt mir in einem Mail, er habe 2 Versionen dieser Story gesehen, eine von Associated Press und eine von Al Dschasira. CNN, FOX, MSNBC haben nichts dazu zu sagen. Bei AP wird schönfärberisch von Meerestieren mit Krankheiten gesprochen, die Forscher finden, die von BP bezahlt werden, und die behaupten, die Ursache sei „ein Rätsel“.
„Das Al Dschasira Video geht in die Tiefe und interviewt einige unabhängige Forscher und Meeresbiologen, diskutiert die Implikationen für das Meeresleben im Golf und legt im Detail dar, inwieweit es mit der BP-Ölkatastrophe zu tun hat.“

Leider kann ich es nicht hochladen - hat wohl mit Adobe oder YouTube zu tun.
Hier das erste Video und auf der Seite liegen noch mehr über die Katastrophe.

Aber die Story geht weiter. Greg Palast veröffentlichte gestern den großen Knüller auf EcoWatch.org. ZWEI JAHRE vor der Golfkatastrophe ist eine andere BP Öl-Plattform auf fast identische Weise explodiert – im Kaspischen Meer, die BP in einer Anhörung vor der US-Aufsichtsbehörde und dem Kongress verschwiegen hat. Palast fand einen Augenzeugen von der Katastrophe im Kaspischen Meer mit verheerenden neuen Informationen.



Der Zeuge und Arbeiter von der Plattform erzählten die ganze Geschichte, wie es in so einem Fall Praxis ist, und die den 11 toten Arbeitern im Golf von Mexiko das Leben hätte retten können. Aber weil BP darauf bestand, eine Methode zu benutzen, die sich als falsch herausgestellt hat, war das Schicksal der Arbeiter besiegelt.

Eine Ursache war dieselbe in beiden Fällen: die Benutzung einer Geld sparenden Technik – das Loch mit „schnell trocknendem“ Zement zu stopfen. Durch Verheimlichung dieser Pfennigfuchser-Methode konnte BP mit dieser gefährlichen Methode im Gold weitermachen – und verursachte die schlimmste Ölkatastrophe der US-Geschichte.

Der Zeuge, ein Experte, wie Greg Palast feststellte, dessen Name und die Namen der anderen zu ihrer Sicherheit nicht genannt wird, nannte weitere gemeinsame Fehler.

Nicht nur ist der „Schnell-Trockner-Zement“ wertlos, sondern auch die Blow-out-Verhüter, die chaotischen Rettungsprozeduren und eine Atmosphäre der Angst, die die Arbeiter daran hindert, mit den ernsten Sicherheitsproblemen an die Öffentlichkeit zu treten. Eine Angst, die nicht unbegründet ist, wie wir gleich sehen werden.

Robert F. Kennedy Jr., Präsident der Waterkeeper Alliance und Senior- Staatsanwalt zur Verteidigung natürlicher Ressourcen fasst zusammen, dass BPs Verheimlichung der Tatsachen „kriminell war“.
Den Blow-out im Kaspischen Meer konnte die BP mit Hilfe der Regierung von Aserbaidschan, von anderen Erdölgesellschaften und der Bush-Verwaltung vertuschen. In Paranthese ist anzumerken, dass Aserbaidschan eine der übelsten Diktaturen der Welt ist, aber Präsident Eliyew ist dick mit den USA, Israel usw. befreundet, weshalb er „die Eigenen“ nach Herzenslust verprügeln und foltern darf.

Als EcoWatch und Greg Palast gleich nach der Explosion und dem riesigen Öl-Leck Ende April 2010 eine Untersuchung begannen, bekam Palast eine Nachricht von einem total verängstigten Zeugen der Katastrophe im Kaspischen Meer, dass er wüsste, wie es passierte.

Nach entsprechenden Sicherheits-Vorkehrungen erzählte er die ganze Story. Greg flog inkognito mit einem Kameramann nach Baku, aber als sie sich der Öl-Terminal näherten, wurden sie vom Geheimdienst verhaftet, aber schnell freigelassen zur Vermeidung diplomatischer Komplikationen. Sie fanden weitere Zeugen, die die Fakten bestätigten und sagten, „dass die gesamte Plattform mit dem ausgestossenen Schlamm bedeckt war“ und auch „mit Methan-Gas gefüllt war“. Das scheint also der 'schnell trocknende Zement' zu sein, der dem hohen Gasdruck nicht Stand halten konnte und der auch im Golf benutzt wurde. In der Folge verschwanden alle Zeugen, mit denen Palast gesprochen hatte, spurlos. Womöglich haben sie ihre tapferen Aussagen mit dem Leben bezahlen müssen.

Im April 2010 explodierte also die Plattform im Golf, wobei 11 Arbeiter starben und 17 verletzt wurden, von denen man auch nichts mehr gehört hat.
In den folgenden 3 Monaten flossen 585 Millionen Liter in den Golf von Mexiko. Nicht nur große Teile der Wirtschaft wurden zerstört (Fischerei, Tourismus etc), sondern auch die Gesundheit der Bewohner und Umwelt bedroht.

In dem folgenden Video erklärt Greg Palast, welche Lügen noch aufgetischt wurden, als die Blase platzte. Inzwischen schiebt BP die Schuld Halliburton zu, die den Ball natürlich umgehend zurückschickt. Der Zweck des besessenen Leugnens ist, dass bisher der Tod der Männer dem „Schicksal“ zugeschrieben wurde, also keine fahrlässige Tötung durch BP sei, was in diesem Fall BP teuer zu stehen käme.

Auch dieses Video kann ich nicht hochladen. Dann steckt wohl BP dahinter. Hier ist der Link, der bis jetzt noch funktioniert. Ich sehe gerade, dass das Video identisch mit dem obigen ist, aber hier gibt es noch einen umfangreichen Text dazu.

Aber die Geschichte geht weiter. Denn nun, zwei Jahre nach der Golf -Katastrophe verwandelt sich die „Bedrohung“ der Umwelt in konkrete Ergebnisse. Siehe das erste Video. Aber nicht nur an der amerikanischen Küste werden solch verstümmelte, verletzte, lebensunfähige Lebewesen aus dem Meer gezogen, sondern auch schon im Mississippi und an den mittelamerikanischen Küsten. Siehe hierzu die ausführliche Dokumentation auf Washington's Blog. Das gesamte Ökosystem des Golfs ist geschädigt und dezimiert worden. Das reicht von kranken Delphinen, Schildkröten,Seevögeln, Fischen bis zu den Krustentieren.

Dr. Jim Cowan von der Abteilung für Ozeanographie und Küstenwissenschaften der Staatsuniversität Louisiana sagt: „In den 20 Jahren, die ich mit dem Toten Schnapper [ein kleiner Fisch, der die Basisnahrung für größere Fische und Vögel ist] arbeite und zwischen 20 und 30 Tausend Fische begutachtet habe, habe ich so etwas nie gesehen.“

Es ist nicht nur das Öl, das für alle Lebewesen tödlich ist, sondern obendrein das Corexit, das von BP wochenlang mit Flugzeugen auf das Meer gesprüht wurde. Das hat nur bewirkt, dass das Öl von der Oberfläche verschwindet, aber absinkt und außerdem bewirkt, dass die Fähigkeit von Mikroben, das Öl und andere Chemikalien aufzubrechen, wodurch diese die normalen Barrieren der menschlichen Haur durchbrechen können. Dies wiederum führt zu schweren Hautentzündungen bei all den Menschen, die an Säuberungs-Aktionen teilnehmen oder an Hilfsaktionen für Tiere.

Der Corexit-Auflöser enthält nach einem Bericht der New York Times 57 Zusatzstoffe:
„5 dieser Chemikalien sind mit Krebs verbunden; 33 mit Haut-Irritationen von Blasen bis Verbrennungen; 11 sind verdächtigt, potentielle Atemgifte zu sein; 10 als Nierengifte; 8 verdächtigt oder bekannt als Gifte für Seetiere und 5 werden verdächtigt, eine leicht akute Vergiftung für Fische zu sein.“
Obendrein wird das Wachstum von Algen durch das Öl beeinträchtigt bzw. unmöglich gemacht.

Aber dies ist nur die primäre Stufe der Nahrungskette. Ein Großteil der Seetiere werden doch tatsächlich immer noch den Menschen als „sichere“ Nahrung angedreht. Wie es diesen Leuten irgendwann ergehen wird, ist niemand, der es weiss.

Und noch etwas. Forscher verweisen darauf, was nach früheren großen Katastrophen passierte, vor über 30 Jahren, als man gerade begann, die Umwelt wahrzunehmen, z. B. die Ixtoc Öl-Katastrophe von 1979 in Yucatan, wo sich auch nach 33 Jahren die Austern, Venusmuscheln und Mangroven immer noch nicht erholt haben oder die Exxon Valdez [im übrigen auch ein Schiff von BP] Ölkatastrophe in Alaska von 1989, wo die Heringsschwärme immer noch nicht zurückgekehrt sind. Das letzte Wort zur Öl-Katastrophe im Golf von Mexiko ist also noch lange nicht gesprochen.

Und ganz zum Schluss noch etwas, was sich beinahe von selbst versteht: Im Netz kann man Videos finden, die zeigen, wie es heute nach 23 Jahren in Alaska immer noch aussieht und was die Leute dort an Entschädigung erhalten haben. So gut wie nichts. Ganz genau wie die Menschen an der 1000 km langen amerikanischen Golfküste. Ist es ein Wunder, dass immer mehr Amerikaner ihre Staatsbürgerschaft zurückgeben und abhauen?

Zusatz: Greg Palast hat einen 2. Teil seines erwähnten Artikels geschrieben:
Tei1 und Teil 2.

3 Kommentare:

  1. Da dreht sich einem der Bauch rum, wie weit soll das noch gehen?

    http://www.youtube.com/watch?v=PUkmHGg0I4g

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  2. Es wird wohl erst besser, wenn alle verantwortlichen Schlipsträger und bösartigen Logenbrüder dieser Welt effektiv beseitigt werden und die Marktwirtschaft abgeschafft wird - zugunsten freier Energie-Technologien !!!
    Das Öl ist nicht das einzige leidige Problem...

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