von Imad Garbaya
14.04.12
Der tunesische Aufstand dauert an - diesmal ohne westliches Medieninteresse
15 Monate nach dem Sturz des Kopfs des alten Regimes, 6 Monate nach der ersten Wahl nach der „Revolution" oder 3 Monate nach der Bildung der ersten gewählten Regierung in der Geschichte Tunesiens stellen wir abermals fest, dass der Aufstand, der eigentlich bereits vor Dezember 2010 begann, noch immer andauert.
Im Winter 2008 nahm der Aufstand seinen Ausgang in den ärmsten Teilen Tunesiens, vor allem in Rdeyef in der Region Gafsa. In seinem Kern befanden soziale Forderungen als auch das Ziel der Freiheit. Nun ist die Bewegung wieder aufgeflammt und wieder in der Region Gafsa (El Gtar dieses Mal) aber auch in anderen Gegenden, wo die Menschen mehr als eine demokratische Wahl verlangen, mehr als nur moralische und religiöse Predigten und vor allem mehr als leere oder unrealistische Versprechungen.
Wieder protestieren die gleichen sozial schwachen Schichten, die Arbeitslosen und Armen, die auch letzten Wochen vor dem Sturz des Diktators Ben Ali an der Front waren. Heute sind sie wieder auf der Straße und fordern: „Arbeit ist ein Recht, ihr Diebsbande", „Arbeit", „Freiheit". So verlangen die Einhaltung der Versprechungen, endlich konkrete Maßnahmen.
Aber nicht nur sie gegen auf die Straße. Auch viele andere versuchen die Situation zu nutzen, um mit dem Wahlsieger abzurechnen: die Heuchler des alten Systems, ein Teil der alten Elite, die jetzt auf einmal die Liebe zur Freiheit entdecken. Oder weil ein anderen Teil sich mit der neuen Regierung arrangiert hat oder sogar bereit ist in der „Ennahda" aufzugehen, solange das keinen sozialen oder wirtschaftlichen Abstieg für sie bedeutet.
Zwischen den Fronten befindet sich eine zerrissene Linke, die den Anschluss an die Menschen und einen Ausgleich zur Wahlniederlage sucht.
Die Härte, mit der die Regierung gegen diese letzte Welle des Aufstands insbesondere in Tunis vorgegangen ist, zeigt wie angespannt die Lage auch für sie selbst ist. Sie legitimiert sich durch eine Wahl zu einer Verfassungsgebenden Versammlung. Dabei gab es zahllose unrealistische Versprechungen wie 400.000 Arbeitsplätze in einem Jahr zu schaffen.
Wichtige Themen wurden noch nicht richtig angegangen wie das öffentliche Verhältnis zu den Märtyrer und den Verletzten der Revolution. Es handelt sich um eine Regierung, die im Grunde genommen nur die Krise moderiert, eine Krise, die sie nicht verursacht hat, für die sie aber keine Lösungen parat hat - zumindest nicht in absehbarer Zeit (und das nicht nur in Tunesien).
Bis dorthin bleibt nur der Widerstand und der Aufstand gegen das System, das solche Krise verursacht, die einzige logische (Re)Aktion der Menschen in Tunesien und anderswo - so wie wir das fast täglich auf der ganzen Welt
erleben.
Quelle - källa - source
und Übersetzung von 'scharf links'
Der "Arabische Frühling" ist eine US/Nato-Operation, die allein der Rekolonialisierung Afrikas dient - und nicht der Demokratisierung. Sonst würde man ja auch in Quatar, Bahrein, Saudi-A., Israel, Jordanien, Äthiopien, Marokko, Kenia, Aufruhr organisieren. Oder dort, wo es zu keinem Aufruhr kommt - wie z. B. in Libyen - würden die Nato-Täter direkt einmarschieren bzw. direkt niederbomben.
AntwortenLöschen"The Tunisian unemployment rate is 20 per cent, double the pre-revolution figure and comparable to the worst rates in the euro zone countries (http://aangirfan.blogspot.de/2012/04/beggars-result-of-arab-spring.html).
j
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