Donnerstag, 17. Oktober 2013

Von Frankreich ermordet: Präsident Thomas Sankara


Auch im vergangenen Jahr legte ich einen Artikel zu seinem Todestag auf. Denn er ist einer der großen, vorbildlichen Führer Afrikas, die von den rassistischen Imperialisten ermordet wurden (ebenso wie Patrice Lumumba, Eduardo Mondlane, Ben Bella, Muammar Gaddafi ) oder gestürzt wurden (Luís Cabral, Laurent Gbagbo). Aber große Persönlichkeiten wachsen nicht wie Pflaumen an den Bäumen. Hier in Europa brauchen keine Führer umgebracht werden, weil es solche Persönlichkeiten nicht gibt. Hier gibt es nur Figuren  wie etwa den französischen "sozialistischen" Präsidenten François Mitterand, der sich selbstverständlich nicht selbst die Hände beschmutzte, sondern den Verräter Compaoré damit beauftragte. 
Thomas Sankara hat auch bewiesen, dass es quasi im Handumdrehen gelingen kann, die schlimmste Armut und den größten Hunger in kürzester Zeit zu beseitigen. So, wie es in China bewiesen wurde, in Kampuchea und auch in Eritrea durch Isaias Afewerki. Dafür wurden alle diese Führer auf das Übelste beschimpft, verteufelt und zu beseitigen versucht. Viel zu oft mit Erfolg.
Hier und hier könnt ihr den englischen, respektive den deutschen Eintrag auf Wikipedia miteinander vergleichen. Der englische ist tatsächlich ausgezeichnet.



Zum 26. Jahrestag seiner Ermordung am 15. Oktober 1987. Thomas Isidore Noël Sankara, geboren 1947, war Hauptmann der Armee von Burkina Faso, marxistischer Revolutionär, Pan-Afrika-Theoretiker und Präsident von 1983 – 1987. Er wird von vielen als charismatischer Führer und Kultfigur gesehen und gemeinhin als „Afrikas Che Guevara“ bezeichnet.

In seiner berühmten Rede vor der Organisation für Afrikanische Einheit (OAU) im Juli 1987 sprach er von dem historichen Ursrung der Schulden Afrikas und den Interessen, die immer noch die Freiheit und Entwicklung in Afrika unterdrücken.

Sankara ergriff die Macht 1983 in einem vom Volk getragenen Coup im Alter von 33 Jahren mit dem Ziel, die Korruption und die Dominanz der ehemaligen Kolonialmacht Frankreich zu beseitigen. Er begann sofort mit einem ehrgeizigen Programm sozialer und ökonomischer Veränderung, wie es niemals auf dem afrikanischen Kontinent versucht wurde [außer durch Gaddafi in Libyen! D. Ü.]. Um diese neue Autonomie und Wiedergeburt zu symbolisieren, benannte er es vom französischen Obervolta um in Burkina Faso („Land der aufrechten Menschen“).


Seine Außenpolitik beruhte auf dem Anti-Imperialismus, wobei seine Regierung ausländische Hilfe vermied, auf Reduzierung der verhassten Schulden drängte, das Land und die Bodenschätze verstaatlichte und die Macht und den Einfluss des IWF und der Weltbank ablehnte. Seine Innenpolitik konzentrierte sich auf die Verhüẗung von Hunger durch landwirtschaftliche Selbstversorgung und Landreform, Prioritierung von Erziehung durch eine landesweite Alphabetisierungskampagne und Förderung der Gesundheit durch Impfung von 2.5 Mill. Kindern gegen Meningitis, Gelbfieber und Masern und Bau von Gesundheitszentren in jedem Dorf. Andere Komponenten seiner nationalen Tagesordnung umfassten das Pflanzen von über 10 Millionen Bäumen, um die Verwüstung der Sahel zu stoppen, Verdoppelung der Weizenproduktion durch Umverteilung von Land der Feudalherren an die Bauern, Aufhebung der Kopfsteuer und Hausmieten sowie Beginn eines ehrgeizigen Straßen- und Eisenbahnprogramms, „um das Land zusammenzubringen“.

Seine Verpflichtung gegenüber den Rechten der Frau brachte ihn dazu, Genitalverstümmelung, Zwangsheiraten und Polygamie zu verbieten und zur Ernennung von Frauen für hohe Regierungsämter. Er ermutigte sie auch, außerhalb des Hauses zu arbeiten und in der Schule zu bleiben, auch wenn sie schwanger waren.

Um diese radikale Gesellschaftsumbildung zu erreichen, übte er zunehmend autoritäre Kontrolle über das Land aus, und verbot schließlich Gewerkschaften und eine freie Presse, weil er meinte, sie stünden seinen Plänen im Wege und seien manipuliert durch mächtige ausländische Einflüsse. Um der Opposition in Städten und Arbeitsplätzen im Land zu begegnen, verurteilte er auch korrupte Beamte, Konterrevolutionäre und „faule Arbeiter“ in Volksrevolutions-Tribunalen. Außerdem gründete er als Bewunderer von Fidel Castros Kubanischer Revolution nach kubanischem Vorbild Komitees zur Verteidigung der Revolution (CDRs).

Sein revolutionäres Programm für afrikanische Selbständigkeit als kühne Alternative für die vom Westen erzwungenen neoliberalen Entwicklungsstrategien machte ihn für viele afrikanische Arme zur Kultfigur. Sankara war bei den meisten der verarmten Menschen des Landes beliebt. Doch seine Politik brachte ihn in Widerspruch zu den Kapitalinteressen einer Reihe von Gruppen wie etwa der kleinen, aber einflussreichen Mittelklasse in Burkina Faso, den Stammesführern, denen er das traditionelle Recht auf Zwangsarbeit und Tributzahlungen nahm, und der ausländischen Finanzinteressen in Frankreich und dessen Alliierten, der Elfenbeinküste. Als Ergebnis wurde er am 15. Oktober 1987 gestürzt und ermordet durch einen Staatsstreich unter Führung von Blaise Compaoré, der von Frankreich unterstützt wurde. Eine Woche vor seiner Hinrichtung, erklärte er: „Während Revolutionäre als Individuen ermordet werden können, kann man nicht die Ideen töten.“

Thomas Sankaras Ermordung und der Ursprung von Afrikas Schulden

Thomas Sankara hat beachtliche Initiativen zur Verbesserun der Landwirtschaft, Erziehung und der Frauenrechte ergriffen. Unter seiner Präsidentschaft von 1983 – 87 gelang ihm in nur 4 Jahren die erfolgreiche Erholung der Unterdrückten in Burkina Faso von ständigem Hunger und Armut, indem er die begrenzten Ressourcen des armen Landes ausnutzte.

In seiner berühmten Rede vor der OAU in Addis Abeba trat er entschieden gegen die Zurückzahlung von Afrikas Schulden ein. Er identifizierte ganz klar die ehemaligen Kolonisatoren Afrikas als diejenigen, die heute Afrika durch Schulden versklaven.

„Wenn Burkina Faso alleine sich weigert, seine Schulden zu bezahlen, werde ich auf der nächsten Konferenz nicht hier sein.“ Am 15. Oktober, weniger als drei Monate nach seiner Rede und nach einer entscheidenden Konfrontation mit Frankreichs  Präsident Mitterand wurde Sankara ermordet.

Der Grund? Wegen seines Kampfes gegen die soziale, finanzielle, kökonomische und politische Ausbeutung und weil er erkannte, dass der Mechanismus von Schulden und Schuldenrückzahlung die wirkliche Souveränität der verschuldeten Länder in Frage stellt, und er wusste, dass die Bedingungen, die von internationalen „Geldgebern“ von wertlosem Geld gestellt wurden, katastrophale Auswirkungen für die afrikanische Ökonomie hatten. „Die Schuld kann nicht bezahlt werden. Wenn wir nicht zahlen, werden unsere Schuldner nicht sterben. Da können wir sicher sein. Wenn wir andererseits zahlen, dann sind wir es, die sterben. Dessen können wir ebenfalls sicher sein.“

Thomas Sankara, der ganz klar erkannte, dass die Schulden ein grundlegendes Hindernis für die Entwicklung auf dem afrikanischen Kontinent sind, wurde deswegen im Alter von 38 Jahren ermordet. Er hinterließ Frau und Kinder und ein Land, das schnell wieder in Armut und Elend versank.

Die Geschichte hat bewiesen, dass er Recht hatte, darauf zu bestehen, dass Afrika nicht seine Schulden zahlen sollte. „Schulden sind auch das Ergebnis von Konfrontation. Wenn uns von der Wirtschaftskrise erzählt wird, sagt niemand, dass die Krise einfach plötzlich entsteht. Die Krise ist immer da, aber sie wird schlimmer immer dann, wenn die Volksmassen bewusster werden und von den Ausbeutern ihre Rechte fordern,“ sagte Sankara im Juli 1987 in Addis Abeba.






Sankaras Rede in Addis Abeba 1987, für die er rauschenden Beifall erhielt. Aber gehandelt haben seine Kollegen nicht.


2 Kommentare:

  1. Sehr schöner Artikel! Dankeschön dafür.

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  2. ER war ein großartiger Typ, so à la Gaddafi. Nach fast 30 Jahren wird jetzt dem Mörder der Prozess gemacht. Ein schwacher Trost.

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