Dienstag, 15. Oktober 2013

Warum die westlichen politischen und Finanz-Eliten Waldimir Putin zutiefst hassen


Dies ist ein äußerst interessanter 25-Seiten-Essay, den zu übersetzen ich nicht die Zeit habe. Ich werde die ersten Seiten übersetzen, die sicher etlichen unter euch den Anreiz geben, sich in den englischen Text zu vertiefen. Eine Sache lässt er außen vor: dass der russische Staat praktisch von US-Experten geführt wurde und die Rolle der US-Multis bei der Zerstörung der sowjetischen Industrie.


The Saker
13. Oktober 2013


Die jüngsten Spannungen zwischen der EU und Russland wegen der Greenpeace-Nummer in der Arktik bestätigte nur die Tatsache, die niemand mehr wirklich leugnet. Die westlichen politischen und Finanz-Eliten hassen Wladimir Putin zutiefst und sie sind entsetzt über das Verhalten Russlands sowohl innerhalb Russlands als auch auf der internationalen Szene. Diese Spannung wurde deutlich sichtbar auf den Gesichtern von Obama und Putin auf dem G8-Gipfel in Lough Erne, wo beide Führer direkt angewidert voneinander aussahen. Die Sache wurde noch schlimmer, als Putin etwas Unerhörtes in der russischen Diplomatie tat: er sagte öffentlich, dass Kerry unehrlich wäre und nannte ihn einen Lügner.
Während die Spannungen eine Art Klimax erreichten in der Syrien-Frage, sind die Probleme zwischen Russland und den USA nicht wirklich neu. Ein kurzer Blick auf die jüngste Vergangenheit zeigt, dass die westlichen Mainstreammedien in einer anhaltenden strategischen Kampagne begriffen sind, jede mögliche Schwäche in der russischen „politischen Rüstung“ auszumachen und auszunutzen, um Russland als ein sehr scheußliches, undemokratisches und autoritäres Land zu zeichnen, mit anderen Worten eine Bedrohung des Westens. Lasst mich nur ein paar Episoden dieser Russland-Verteufelungs-Kampagne (in keiner besonderen Reihenfolge) aufzeigen:

  • Berezowski als einen „verfolgten“ Geschäftsmann
  • Politkowskaja „ermordet von KGB-Gorillas
  • Chodorkowski verhaftet wegen seiner Liebe zur „Freiheit“
  • Russlands „Aggression“ gegen Georgien
  • Der russische „Genozid“Krieg gegen das tschetschenische Volk
  • „PussyRiot“ als „Gewissensgefangene“
  • Litwinenko „von Putin ermordet“
  • Russische Homosexuelle vom Staat „verfolgt“ und „misshandelt“
  • Magnitski und das „folgende Magnitski-Gesetz“
  • Snowden als ein „Verräter, versteckt in Russland“
  • Die „gestohlenen Duma & Präsidenten Wahlen“
  • Die „Weiße Revolution“ auf dem Bolotnaja-Platz
  • Der neue Sacharow – Alexei Nawalny
  • Russlands „Unterstützung von Assad“, dem (chemischen) „Schlächter von Baghdad“
  • Die ständige „Einmischung“ Russlands in ukrainische Angelegenheiten
  • Die „vollständige Kontrolle“ des Kremls über die Medien


Diese Liste ist bei weitem nicht vollständig, aber für unsere Zwecke ausreichend. Lasst mich auch gleich hinzufügen, dass es nicht meine Absicht ist, diese Behauptungen eine nach der anderen zu widerlegen. Das habe ich mehrmals schon auf meinem Blog getan, was jeder Interessierte dort nachlesen kann. Ich will auch hier eine sehr wichtige Frage festhalten, die ich nicht beweisen kann, aber von der ich absolut überzeugt bin: 90% der russischen Öffentlichkeit glaubt, dass alle diese Dinge absoluter Nonsense sind, völlig aufgeblasene Nicht-Probleme. Außerdem glauben die meisten Russen, dass die sogenannten demokratischen Kräfte, die von den westlichen Eliten in Russland gestützt werden (Iabloko, Parnas, Golos etc.) Agenten zur Einflussnahme zu Gunsten des Westens sind und von der CIA, MI6, Soros und jüdischen Oligarchen im Exil bezahlt werden. Sicher ist, dass außer diesen kleinen liberalen/demokratischen Gruppen niemand in Russland diese Anschuldigungen ernst nimmt. Die meisten Leute sehen es als genau das, was es ist: eine Schmutzkampagne.

In vieler Hinsicht erinnert dies sehr daran, wie die Dinge während des Kalten Krieges lagen, wo der Westen seine immensen Propaganda-Ressourcen einsetzte, um die Sowjet-Union zu dämonisieren und weltweit anti-sowjetische Kräfte zu unterstützen, aber auch innerhalb der UdSSR. Ich würde behaupten, dass diese Anstrengungen im großen und ganzen sehr erfolgreich waren und dass am Ende der 1990-er Jahre die große Mehrheit in der SU, einschließlich der Russen, von ihren Führern angewidert wurden. Worin liegt heute der große Unterschied?

Um diese Frage zu beantworten, müssen wir zurückblicken auf die Prozesse, die in den vergangenen 20 Jahren in Russland stattfanden, weil nur ein Blick auf die Ereignisse dieser zwei Jahrzehnte es uns erlaubt, an die Wurzel der gegenwärtigen Probleme zwischen Russland und der USA zu kommen. 

Wann ist die Sowjetunion wirklich verschwunden?


Das offizielle Datum vom Ende der SU ist der 26. Dezember 1991, der Tag der Annahme der Deklaration Nr. 142-H durch den Obersten Sowjet der SU, die offiziell die Auflösung der SU als eines Staates und Subjekts internationalen Rechts anerkannte. Aber das ist eine sehr oberflächliche, formelle Sicht der Dinge. Man kann behaupten, dass obwohl die SU auf den Umfang der Russischen Föderation geschrumpft war, sie dennoch in kleinerem Umfang überlebte. Schließlich haben sich die Gesetze nicht über Nacht geändert und auch nicht die Bürokratie, und obwohl die Kommunistische Partei selbt nach dem Staatsstreich vom August 1991 verboten wurde, bestand der Rest des Staats-Apparates weiterhin.

Für Jeltsin und seine Anhänger schuf diese Realität eine sehr schwierige Situation. Die Jetsin-Liberalen hatten die KP und den KGB aufgelöst, aber hatten immer noch einen sehr starken Gegner im Obersten Sowjet der russischen Föderation, dem Parlament der Russischen Föderativen Sozialistischen Republik, gewählt vom Kongress der Volkes-Delegierten der Russischen Föderation. Niemand hatte diese 'sehr' sowjetische Institution aufgelöst, die schnell zum Zentrum der anti-Jeltsin und pro-sowjetischen Kräfte im Lande wurde. Ich kann nicht auf die Details dieses rechtlichen Alptraums eingehen, es genügt zu sagen, dass der Oberste Sowjet sich selbst als das „Russische Parlament“ darstellte (was nicht ganz stimmte) und dass seine Mitglieder eine systematische Kampagne betrieben, um Jeltsin daran zu hindern, seine „Reformen“ durchzuführen (im Nachhinein könnte man sagen, dass sie ihn zu hindern versuchten, das Land zu runinieren). Man könnte sagen, dass das „neue Russland“ und die „alte UdSSR“ um die Zukunft des Landes kämpften. Vorhersehbar wollte der Oberste Sowjet eine parlamentarische Demokratie, während Jeltsin und seine Liberalen eine Präsidialdemokratie wollten. Die beiden Seiten präsentierten das, was den meisten Russen als starker Kontrast erschien.

1) Der russische Präsident Jetsin: offiziell repräsentierte er Russland, im Gegensatz zur Sowjetunion; er präsentierte sich selbst als anti-Kommunist und als Demokrat (vergesst, dass er ein hohes Mitglied der Kommunistischen Partei und sogar Mitglied des Politbüros ohne Stimmrecht war). Jeltsin war auch ganz klar der Liebling des Westens und er versprach, Russland in die westliche Welt zu integrieren.

2) Der Oberste Sowjet: geführt von Ruslan Chasbulatow mit Unterstützung des russischen Vizepräsidenten Alexander Ruzkoi wurde der Oberste Sowjet zum Sammelpunkt all jener, die meinten, dass die Sowjetunion illegal aufgelöst wurde (was stimmt) und gegen den Willen der Mehrheit des Volkes (was ebenfalls stimmt). Die meisten, obwohl nicht alle, Anhänger des Obersten Sowjet waren, wenn auch nicht ausgesprochene Kommunisten, so doch zumindest Sozialisten und anti-Kapitalisten. Ein guter Teil der ziemlich unorganisierten russischen Nationalisten-Bewegung hat auch den Obersten Sowjet unterstützt.

Wir alle wissen, was am Ende geschah: Jeltsin zerschlug die Opposition in einem riesigen Blutbad, viel schlimmer, als es in den westlichen (oder auch russischen) Medien dargestellt wurde. Ich kann dies mit großer Zuversicht schreiben, weil ich persönlich diese Information aus einer sehr guten Quelle erhalten habe: es ergab sich, dass ich während dieser tragischen Tage in Moskau war und dass ich in ständigem Kontakt mit einem Oberst einer ziemlich verschwiegenen Spezialeinheit des KGB, „Vympel“ genannt (mehr darüber weiter unten) stand, der mir sagte, dass die interne KGB-Schätzung bei beinahe 3000 Toten liege. Ich kann auch persönlich bezeugen, dass die Kämpfe viel länger andauerten, als die offizielle Darstellung behauptet. Ich wurde Zeuge eines lang andauernden Kampfes mit MGs von meinem Fenster fünf Tage nachdem der Oberste Sowjet kapituliert hatte. Ich möchte dies betonen, weil ich denke, dass dies eine häufig übersehene Realität illustriert: die sogenannte konstitutionelle Krise von 1993 war in Wirklichkeit ein mini-Bürgerkrieg um das Schicksal der Sowjetunion und erst am Ende dieser Krise verschwand die Sowjetunion wirklich.

In den Tagen, die dem Panzer-Sturm auf den Obersten Sowjet vorausgingen, hatte ich die Gelegenheit, eine Menge Zeit mit Anhängern des Präsidenten und des Obersten Sowjet zu verbringen. Ich nahm mir die Zeit, lange Unterhaltungen mit ihnen zu führen, um für mich selbst herauszufinden, wofür jede Seite stand und ob ich Partei für eine Seite ergreifen könnte. Die Schlussfolgerung, zu der ich kam, war folgende: beide Seiten bestanden aus Kommunisten (ex- oder nicht-ex), beide Seiten behaupteten, dass sie die Demokratie verteidigen und beide Seiten beschuldigten die Gegenseite, Faschisten zu sein. In Realität waren beide Seiten ziemlich ähnlich. Ich glaube, ich war nicht die einzige Person, die so ein Gefühl in jenen Tagen hatte, und ich vermute, dass die meisten Leute in Russland zutiefst das auch fühlten und am Ende von allen beteiligten Politikern abgestoßen wurden.

So und nun kann ich nicht mehr weitermachen. Auf dem Blog von 'The saker' könnt ihr seine hervorragende Analyse weiterverfolgen. Im weiteren Verlauf analysiert er den ökonomischen und politischen Zusammenbruch des Landes, wobei er seltsamerweise aber ausläßt, dass an der Plünderung und Zerstörung der gewaltigen Industrie nicht nur die überwiegend jüdischen Oligarche beteiligt waren, sondern reihenweise US-Multis und dass Jeltsins Ministerium zentral von US-Experten geleitet wurden, bis hin zum Unterrichtsministerium, das Geschichtsbücher mit US-Geschichte herausbrachte für die russische Jugend. Das könnt ihr euch in diesen von mir aufgelegten Videos 'Der unbekannte Putin' anhören.

12 Kommentare:

  1. hervorragende Analyse?
    Assad ist der Präsident von Syrien. Bagdad ist die Hauptstadt vom Irak. Der Schlächter von Bagdad wäre wohl Saddam Hussein, der bekanntlich tatsächlich Giftgas einsetzte. Allerdings nicht von Rußland unterstützt.
    Wenn das die Qualität der Analyse zeigt ...

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    1. Nee, ist klar - ein Flüchtigkeitsfehler macht natürlich die ganze Analyse vollständig zunichte...

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    2. Ich wollte das noch verbessern - von Damaskus soll es wohl heißen - habe es dann aber vergessen. Pardon.

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    3. "Der Schlächter von Bagdad" ist als Eigenname in Anführungsstriche gesetzt.
      Das bedeutet für den mitdenkenden Menschen, dass versucht wird, Assad mit Hussein gleichzusetzen und gegen ihn mit gleichen "Begründungen", den gleichen Mitteln der Destabilisierung und Terrorisierung der Bevölkerung zum Nutzen der angloamerikanischen Interessen, zu liquidieren.

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    4. P.S. Ist wohl schon ein bißchen spät... das "gegen" vor "ihn" muss natürlich weg.

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    5. Genau so ist es gemeint. Er hat es nicht gleich verstehen können. Damit will der autor 2 fliegen mit einer klappe schlagen indem er assad mit Damaskus meint sagt er bagdad um bei dir denken auszulösen. Und wenn du so denkst wie er damit beabsichtigt denkst du " bagdad, moment mal das war doch saddam und ah ja der hat ja sogar giftgas gegen den Iran in einem offiziellen Krieg, Menschenrechts widrig eingesetzt und nicht offiziell gegen die Kurden, alles mit logistischer, materieller und beratender Hilfestellung der westmächte geschehen" und jetzt soll dir aufgehen wir heuchlerisch sie sind. Und assad jetzt für das was sie getan hatten und wieder tun und tun werden zur Verantwortung ziehen wollen. Was gar keinen sinn macht für ihn diese waffen einzusetzen

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  2. Danke Hesika - so hatte ich es natürlich auch verstanden. Aber dann kam mir der Gedanke, dass es einige Leute doch missverstehen könnten, weshalb ich es ändern WOLLTE und dann vergaß. Aber jetzt ist es ja hoffentlich jedem klar, was gemeint ist.

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  3. Obama ist ein Looser. Er würde noch im letzte Atemzug den Befehl geben, Atombomben auf Rußland abzuschießen. An Putin gewandt: traue keinem Ami! Modernisiere die russische Armee mit noch moderneren Antiraketensystemen. Obama ist der schlitzäugigste Möchte-Gerne-Präsident, der aus der Hölle kommt! Amerika muß im Interesse des Friedens in die Knie gezwungen werden! DEUTSCHE, WACHT AUF! Der Feind sitzt nicht in Rußland! Der Feind sitzt in Washington im Weißen Haus! Dieses Haus muß unter dem Arsch von Obama in die Luft gehen! Dann ist Friede auf der Welt!

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    1. Menschen die Loser mit zwei o schreiben sind ....

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  4. Top Filme
    http://einarschlereth.blogspot.se/2013/04/der-unbekannte-putin-teil-1.html
    Eine unendliche Geschichte, welche die Todsünde der Gier zeigt wo Ökonomen der CDU/CSU etc. selbst die Christlichen Kirchen in den Abendländer wegrationalisieren.
    Ob US-amerikanische und europäische Geschichtsbücher darauf verweisen werden?

    Man kann auch eine Ähnlichkeit zu dem dritten arabischen Frühling der Hölle durch die Todsünde der Gier entdecken.
    Das schließen und der Ausverkauf von Betrieben wie in Griechenland.
    Chile; Libyen ...

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