10. Januar 2014
Bei seiner jüngsten Pressekonferenz mit den Medien antwortete der russische Präsident Putin auf eine Frage über das Gerücht von der Installation von Iskander-Raketen vor Polens Haustür.
Er erklärte, dass die US-Raketenabwehr bleibt eine Bedrohung der russischen nationalen Sicherheit und das Russland das Recht hat, Iskander-Raketen in Kaliningrad aufzustellen, dass aber der Schritt noch nicht gemacht wurde. Putin fügte jedoch hinzu, dass die Aufstellung von Iskander-Raketen in Kaliningrad die logische Antwort wäre auf die Pläne Amerikas, ein Raketen-Verteidigungssystem in Europa aufzubauen.
Was wenige, außer einer Handvoll von Militärexperten, jedoch begreifen, ist, dass das US-Projekt, sogenannte Ballistische Verteidigungsraketen und spezielle Radaranlagen in Polen, der Tschechischen Republik, der Türkei und Bulgarien aufzustellen ein höchst provokativer Akt Washingtons gegen Russland ist und riskiert, die Welt um Haaresbreite zu einem Atomkrieg zu führen.
US-Patriot-Raketen in der Türkei |
Putins Bemerkungen kamen nach einem Bericht in der scharf pro-USA deutschen Bildzeitung. Mehrere Tage vor Putins Bemerkungen hatte dies Blatt berichtet, dass geheime Satellitenaufnahmen Iskander-M Raketen zeigten, die nahe der polnischen Grenze stationiert wären. Sowohl die Bild als auch Mainstream-US und EU-Medien stellten den Kaliningrad-Bericht als Bestätigung russischer Aggression und eine Rückkehr zum kalten Krieg dar.
Tatsache ist aber, dass der Kalte Krieg für Washington und die US-Armee niemals endete. Washingtons Raketenverteidigung ist die extremste nur denkbare Provokation im Atomzeitalter.
Es ist die atomare Version von Russischem Roulette, dass die Wahrscheinlichkeit eines Präventivschlages durch Moskau gegen die polnischen Raketen oder das tschechische AMD Radar höchst logisch machen. Etwas Hintergrundmaterial kann von Nutzen sein.
Putin in München
Im Februar 2007 sprach Wladimir Putin vor der jährlichen deutschen Internationalen Sicherheits-Konferenz in München, der vormaligen Wehrkunde-Konferenz. Er hielt eine wichtige Rede, die ungewöhnlich in jeder Hinsicht war, und die viele im Westen überraschte:
„Die NATO hat ihre Front bis an unsere Grenzen vorgeschoben. Es ist offensichtlich, dass die NATO-Expansion keine Beziehung zur Modernisierung der Allianz selbst hat oder mit der Sicherheit in Europa. Im Gegenteil, sie stellt eine ernste Provokation dar, die das Niveau gegenseitigen Vertrauens vermindert. Und wir haben das Recht zu fragen: Gegen wen ist diese Expansion gerichtet? Und was ist aus den Versicherungen unserer westlichen Partner geworden, die sie nach der Auflösung des Warschauer Paktes abgaben?
Es ist unmöglich, das Auftauchen von neuen, destabilisierenden High-Tech-Waffen gutzuheißen … eine neue Ära von Konfrontation, besonders im Weltall. Sternenkriege sind nicht mehr nur Phantasie, sondern Wirklichkeit. Nach russischer Meinung könnte die Militarisierung des Weltalls unvorhersehbare Konsequenzen für die internationale Gemeinschaft haben und nichts weniger als den Beginn einer atomaren Ära provozieren.
…
Pläne, gewisse Elemente des anti-Raketen Verteidigungs-Systems in Europa auszuweiten, muss uns beunruhigen. Wer braucht den nächsten Schritt, was in diesem Fall ein unausweichliches Wettrüsten wäre?“
Das russische Außenministerium antwortete offiziell auf die AMD-Ankündigung Washingtons 2007 und erklärte:
„Die US-Absicht, Raketen-Verteidigungs-Komponenten aufzustellen, die zu einer strategischen Militäranlagen in unmittelbarer Nähe der russischen Grenzen werden, ist eine Quelle besonderer Beunruhigung. Wir müssen die künftigen Einrichtungen bei den weiteren russischen militär-politischen Schritten und der militärischen Planung im Kopf behalten. Derartige Pläne widersprechen der Verpflichtung der NATO, bei der Aufstellung von Streitkräften Zurückhaltung zu wahren, die bei dem Russland-NATO-Gründungsakt gegeben wurden.“
US-Patriot-Raketen-Transport in Sanitz/Deutschland |
Das Pentagon behauptete 2007, dass das Raketensystem den Schutz amerikanischer und NATO-Einrichtungen bezwecke gegen die Bedrohungen von Feinden im Nahen Osten, besonders Iran, nicht von Russland.
Nach den Münchner Bemerkungen von Putin gab das US-Außenministerium eine formelle Erklärung heraus, in der es hieß, dass die Bush-Verwaltung „von den wiederholten bissigen Bemerkungen über das geplante System von Moskau verwirrt sei“.
Bei weiteren Erklärungen bestand Washington darauf, dass die AMD-Installierung in Europa gegen die potentielle Bedrohung eines iranischen Raketenangriffs auf ein EU-NATO-Land oder die USA selbst gerichtet sei. Wie Putin bereits in München gesagt hatte, gebe das keinen militärische Sinn. „Wie wir in Russland sagen, es wäre, als würde man die rechte Hand benutzen, um ans linke Ohr zu fassen.“
Jetzt, sieben Jahre danach, hat Washington, obwohl Moskau eine diplomatische Lösung von Washingtons Verwicklungen in sowohl Syrien als auch dem Iran ermöglicht hat, den AMD-Ring um Russland auf Raketenbasen in Rumänien, der Türkei und Bulgarien und auch nach Polen und die tschechische Republik erweitert. Entscheidend zu begreifen, warum Moskau sich weigert, die US-Raketen-Aufstellung zu akzeptieren, ist die Bedeutung für die Balance des Friedens.
Washingtons Bluff
Die russische Regierung hat keine Zeit verloren, auf den kürzlichen P5+1 Durchbruch zwischen Washington und Teheran über die Verhandlungen zur Lösung von Irans Atomprogramm zu reagieren.
Am 25. November 2013 sagte der russische Außenminister Lawrow den westlichen Medien in Rom: „Wenn der Iran-Deal in die Praxis umgesetzt wird, wird der erklärte Grund für den Bau eines Verteidigungsschildes seine Gültigkeit verlieren.“
Moskau nannte Washingtons Behauptung, der Schild sei gegen den Iran und nicht gegen Russland gerichtet, einen Bluff. Washington antwortete blitzartig.
Am 16. Dezember 2013 erklärte US-Verteidigungsminister Chuck Hagel, dass der P5+1 Handlungsplan „nicht die Notwendigkeit der US- und europäischen Alliierten beseitige, den weiteren Ausbau des Verteidigungsplans in Europa voranzutreiben.“ Und Hagel sagte weiter: „Die NATO-Raketen-Verteidigungs-Bemühungen stellen keine Bedrohung Russlands dar“. Er forderte beide Seiten auf, mit den Konsultationen über künftige Raketenpläne in Europa fortzufahren. Hagel machte sich nicht die Mühe zu erklären, wieso das Teheran-Abkommen nicht die US-AMD-“Notwendigkeit“ beseitige.
Putin erklärte: „Irans Atom-Programm war früher der Hauptgrund für die Aufstellung des Raketenschilds. Und was haben wir jetzt? Irans Atom-Problem schwindet dahin, während der Atomschild bestehen bleibt. Und sogar weiter ausgebaut wird.“
Das fehlende Glied für den Eerstschlag
Hagel verzichtete auf Nettigkeiten und log einfach. Der frühere Chef von Reagans anti-Raketen Pentagon Verteidigungsprogramms, Oberst Robert sagte diesem Autor in einem Telefoninterview 2009, dass der im Aufbau befindliche anti-Raketen Verteidigungs“schild“ rund um Russland, weit entfernt defensiv zu sein, extrem offensiv sei. Bowman nannte das AMD-Programm „das fehlende Glied für einen Erstschlag“.
Die USA verfolgen die Möglichkeit eines Atomkrieges mit ihrem einzigen verbliebenen Rivalen Russland als „denkbar“! Dies ist etwas, das wirklich und wahrhaft „wahnsinnig“ ist.
Das erste Land mit einem Atomaren Raketen“verteidigungs“ Schild (AMD) würde de facto die „Erstschlagfähigkeit“ haben, weil es in der Lage wäre, die atomare Vergeltung durch das Zerstören der Raketen in der Luft untauglich zu machen. Der atomare Raketenverteidigungsschild, der streng geheim vom Pentagon seit den 70-er Jahren entwickelt wurde, umfasst ein erdgebundenes System, das auf einen begrenzten Raketen-Angriff antworten könnte.
Es gibt gegenwärtig fünf Teile des AMD Systems. Theoretisch, wenn abgefeuerte Raketen entdeckt werden und bestätigt wird, dass sie die USA oder ein anderes bestimmtes Land zum Ziel haben, dann ist die nächste Phase, eine oder mehrere der mehr als hundert Abfangraketen zu zünden, um die feindlichen ballistischen Raketen zu vernichten, bevor sie den US-Luftraum erreichen.
Wenn das US-AMD fertig und einsatzbereit rund um Russland ist, würde die Versuchung von jemandem im Pentagon und dem Weißen Haus (nicht, dass jemals eine mental unstabile Person im Weißen Haus sitzen würde), einen atomaren Erstschlag gegen Russlands Atom-Arsenal zu führen, überwältigend sein. Dieses atomare „Primat“ ist seit den 50-er Jahren der Traum des Pentagon gewesen.
Russische Iskander-Raketen |
In einem Artikel vom März 2006 in der führenden US-Außenpolitik Zeitschrift 'Foreign Affairs' gaben zwei hohe US-Militär-Analytiker folgende Bemerkungen zum Besten: wenn die US-atomare Modernisierung wirklich gegen Schurkenstaaten oder Terroristen gerichtet wäre, würde das Land zusätzliche eintausend Bodendetonations-Sprengköpfe benötigen, die man aus dem W-76 upgrade program [ein Programm zur 'Lebensverlängerung' älterer Atomsprengköpfe D. Ü.] gewinnen würde. Die gegenwärtige und künftige US-Atommacht scheint, mit anderen Worten, darauf ausgelegt zu sein, präventiv-Schläge zur Entwaffnung Russlands oder Chinas zu führen.
Kein Wunder also, dass Russland hat oder dabei ist, Iskander-Raketen zu installieren und andere Maßnahmen zu ergreifen, um Washingtons wahnsinniger AMD-Installation zu begegnen.
F. William Engdahl ist geo- und energiepolitischer Analytiker und Autor. Er hat mehrere Bestseller veröffentlicht, darunter „Century of War“ (Jahrhundert des Krieges). Seine Artikel erscheinen in Asia Times, FinancialSense.Com, Asia Inc, Global Research, The 4th Media und nsnbc international.
Quelle - källa - source
Obama spielt World of Warcraft . Putin spielt SCHACH
AntwortenLöschen