Mittwoch, 23. April 2014

DIE SCHÖNSTE UND TIEFSTGELEGENSTE U-BAHN DER WELT (Piter IV)


Einar Schlereth
23. April 2014

Die Stationen liegen oft weit auseinander und haben lange Zugangswege

Wer hätte das gedacht? Dies schreibt sogar Wikipedia zu meinem Erstaunen. Als ich das erste Mal vor der Rolltreppe stand, deren Ende nicht in Sicht war, konnte ich es kaum fassen. Drei Rolltreppen voller Menschen. Alle drei sind nur zur Stosszeit in Gang, ansonsten nur zwei.

Inzwischen habe ich mich ein bisschen schlau gemacht. St. Petersburg wurde ja von Peter dem sogenannten Grossen in einem Sumpfgelände angelegt an einem Ort, wo die Schweden schon eine Stadt mit Festung gebaut hatten (zur Geschichte siehe hier). Wie in Venedig musste man einen groſſen Teil auf Pfählen bauen. Um festen Boden/ Gestein zu erreichen, wurde im Schnitt bis zu 70 m Tiefe gegraben und die neueste Linie 5 musste in 102 m Tiefe gelegt werden.

Kein Ende in Sicht ...
"Die erste Linie entstand 1955. Inzwischen ist es gewaltig gewachsen:
Das Metronetz besteht im Jahr 2013 aus fünf Linien mit insgesamt 113,6 km
Streckenlänge und 67 Stationen. Täglich werden 2,8 Millionen und jährlich
1,02 Milliarden Fahrgäste befördert. Die Petersburger Metro gilt als eine
der architektonisch schönsten der Welt." (Wikipedia)

Doch neben den gewaltigen technischen Problemen und Schwierigkeiten gab
es auch solche politischer und natürlicher Art. Zuerst hat natürlich der
Weltkrieg und die deutsche 900-Tage Belagerung mit ständigen Bombardements
und Luftangriffen zur Einstellung der Arbeiten geführt. Aber die vorhandenen
Schächte waren ideale Luftschutzbunker.

Die Eingänge bestehen oft aus groſzügigen Hallen.
Später dann kam der wirschaftliche Niedergang unter dem Säufer Jeltsin und dann wurden im Jahr 1995 die beiden Stationen Ploschtschad Muschestwa und Lesnaja durch einen unterirdischen Fluss geflutet. Die Schäden konnten nicht repariert werden, weshalb ein neuer Umgehungstunnel gebaut werden musste und die Linie erst 2004 ihren Betrieb wieder voll aufnehmen konnte.

Das hatte eine Menge Geld verschlungen und hatte auch den Gessamtplan für
den Ausbau des Metro-Netzes durcheinander gebracht. Obendrein wurde im Kalten Krieg das Metrosystem als Atombunker ausgebaut. Wie in der "Moskauer Metro erhielten die Stationen am Fusse der Rolltreppen schwere Tore, die im Notfall das unterirdische Netz hermetisch abriegeln konnten. Versorgungslager und Belüftungsanlagen wurden in das System integriert." (Wikipedia)

Zum ersten Mal erlebte ich auch "Stationen geschlossenen Typs". Was das ist?
Nja, man kommt runter und da gibt es keine Gleise. Das Rätsel löste sich
schnell, als ein herandonnernder Zug zum Stillstand kam, öffneten sich die Wände genau vor den Zugeingängen. Es sei zur Sicherheit der Reisenden so
eingerichtet worden, aber vor allem wohl auch (unausgesprochen) zur Sicherheit  der Selbstmörder vor sich selbst.

Seit kurzem wurden hier auch die 'Smartcards' ausgegeben, die am Eingang
elektronisch eingelesen und dann zehn Minuten gesperrt werden, damit nicht
ein Schwarm Freunde gleich hinterherkommt.

Mit herzlichen Grüssen aus dem sonnigen St. Petersburg, wo allerdings ein
eisiger Wind aus Schweden herüberweht.

4 Kommentare:

  1. Da weht Dir ein bisschen Heimat Wind entgegen , Interessant dieses Moskau :) ! Danke das Du uns teilnehmen lässt .

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  2. Das ist St. PETERSBURG!!! Moskwa njet...

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  3. Es wäre wunderbar, wenn die U Bahnstationen in Deutschland genauso schön, sauber, gepflegt und vor allem so sicher wären !

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  4. Ich habe erkannt, dass du das wahre Leben IMMER mit offenen Augen und Ohren erlebst und ehrlich über ALLES berichtest - bitte weiter so ! Ich wünsche dir noch einen schönen und erholsamen Urlaub - ach so - ich habe kürzlich ein 2teiligen Reisebericht namens "Väterchen Don" gesehen, das wäre mit Sicherheit auch noch etwas für dich ! Ich war begeistert, denn ich konnte mir bis dahin nicht vorstellen,dass Russland so schön und natürlich ist UND welch herzliche Freundlichkeit die russische Bevölkerung hat. Ich habe erkannt, dass auch ich noch etwas dazu lernen kann - ich kannte jahrzehnte lang nur die negative westliche Darstellung Russlands. Vielleicht hast du ja mal die Möglichkeit und schaust dir den Film an.

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