Sonntag, 12. November 2017

Das Nachleben resp. die Hinterlassenschaft



Aengeln Englund

November 2017

Einar Schlereth


Aengeln Englund hat die schwedische Seite NACHLEBEN ins Leben gerufen, nachdem seine Frau einem Hirnschlag erlag. Er schreibt:

„Wir leben im Netz und in sozialen Medien. Aber wie sollen wir mit dem digitalen Erbe umgehen, wenn es uns nicht mehr gibt?
Die Habseligkeiten eines nahestehenden Menschen, der verstorben ist, durchzugehen, ist etwas, was den meisten von uns irgendwann tun müssen. Aber heute hinterlassen wir nicht nur physische Habseligkeiten. Die meisten haben außerdem ein enormes digitales Erbe in Form von Dokumenten, Bildern und verschiedene soziale Medien. Und so, wie man vermutlich nicht daran denkt, dass jemand irgendwann unsere Schubladen und Schränke durchsehen muss, so gibt es viele unter uns, die selten einen Gedanken darauf verschwenden, was mit unserem digitalen Erbe geschehen soll, wenn wir mal nicht mehr da sind.
In vielen Fällen ist das bei weitem nicht selbstverständlich. Man weiß vermutlich nicht einmal, wie man in die sozialen Medien oder die Emails des nahestehenden Menschen komme soll. Und auf dieselbe Weise wie in der phyischen Welt ist es hilfreich, auch im Digitalen vorbereitet zu sein.“

Deswegen hat Aengeln Englund, Verfasser, Wolkenspezialist und Redner, der sich seit bald 20 Jahren mit IT, Internet und sozialen Medien beschäftigt, diese Seite gegründet. Efterliv und Das digitale Erbe, soll anderen helfen, mit dem digitalen Erbe Angehöriger fertig zu werden und eine Anleitung geben, wie man sich darauf vorbereiten kann.
In einem Artikel der Zeitschrift ETC Växjö hat Anna-Stina Stenbäck ein paar wichtige Punkte zusammengefasst, wie die gegenwärtige Lage zu dieser Frage in der digitalen Welt aussieht.
Viele Menschen haben z. B. keine Fotoalben mehr, sondern lagern ihre Fotos auf Facebook. Falls die nicht für immer verschwinden sollen, empfiehlt es sich, einem Angehörigen oder nahestehendem Menschen die Kodes für einen Zugang zu überlassen. Man kann Facebook mitteilen, falls ein Angehöriger das Konto des Verstorbenen verwalten will.
Man kann einem Angehörigen auch eine Telefonnummer geben, die mit einem Google-Konto verknüpft ist.
Man soll wagen, über diese Dinge zu sprechen, um es ebenso natürlich zu machen, wie ein Testament zu verfassen.
Facebook hat inzwischen ein Formular für Leute, die ein Konto verwalten wollen oder man kann auch z. B. Eine digitale Gedenkseite erstellen.
Im Fall Google wird es schwieriger. Dort muss man die Art der Beziehung zum(r) Verstorbenen nachweisen und auch einen Gerichtsbeschluss beibringen. Apple hingegen hat noch gar keine öffentliche Instruktion, was man in diesem Fall machen kann.
Eben weil es noch keinerlei ausgearbeitetes System gibt, meint Aengeln, dass es so wichtig ist, Vorbereitungen zu treffen und Informationen einzuholen. Größere Probleme können im Fall von Unternehmen auftreten oder beim Tod von Angestellten, die Geschäftstelefone haben, wo viele auch aus Bequemlichkeit private Dokumente und Fotos lagern.
Ich muss zugeben, dass ich mir darüber auch nur vage Gedanken gemacht habe und dass ich daher die Initiative von Aengeln Englund lobenswert ist. Wie es in Deutschland aussieht, weiß ich natürlich nicht. Ich fände es daher sehr hilfreich, wenn alle, die hierzu Hinweise, Tips, Webseiten, Bloggs kennen, dies weiterreichen. Vielleicht gibt es ja sogar auch so eine Initiative schon in Deutschland. 
Aengeln Englund kann auch via mail kontaktiert werden, falls Interesse an seinen Vortragsthemen bestehen, die er auch auf Englisch hält:
Aengeln Englund <aengeln@aengeln.se>

 

1 Kommentar:

  1. Das ist eine sehr wichtige Initiative. Das Thema hat mich auch schon beschäftigt. Leider schieb ich es immer vor mir her, aber es ist sehr wichtig. Auch die Ordnung in den eigenen Fotos und Dokumenten ist wichtig, um diejenigen, die dann entscheiden sollen, was damit getan werden muss oder kann, nicht mit sinnlosen digitalen Zetteln und unzähligen Kopien die Lust zu nehmen. Allerdings fürchte ich, das viel wertvolles und schützenswertes verschwinden kann und niemand bemerkt es. Vielleicht wäre auch interessant zu Lebzeiten eine Festplatte mit den eigenen Dokumenten, Fotos, Werken und Erinnerungen zusammen zu stellen und diese äusserlich zu kennzeichnen. Wer möchte, Wissenschaftler, Künstler, Journalisten, Historiker, usw. sollte die Möglichkeit haben, seine Festplatte in einer Datenbank nach seinem Ableben "abgeben zu können", um so auch für die fernere Zukunft Zeitdokumente sicher zu stellen.

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