Einar Schlereth
12. September 2018
Klaus Hartmann hat im „Freidenker“, Nr. 3/2018 einen vorzüglichen
Artikel über dieses Thema geschrieben, den er am 28. April 2018 in
Hannover vorgetragen hat. Er zitiert Alfred Kurella im Zusammenhang
mit Feuerbach, wo Kurella sagt: „Feuerbach erkannte die
Selbstentfremdung des Menschen in der Religion, die Erfindung von
fremden, nicht-menschlichen Wesen, die dem Menschen gegenüber
gestellt wurden, als einen gesetzmäßigen und notwendigen Akt im
fortschreitenden Prozeß der Selbsterkenntnis des Menschen.“
(S.10)
Ich schrieb in meinem Artikel ‚Wer ist der größte Diktator?‘
von 2014, dass andere Gesellschaften nicht solch abartige
nicht-menschliche Wesen geschaffen haben, wobei ich an die
alt-ägyptsche und die chinesische Gesellschaft dachte. Diese beiden
Gesellschaften schufen große und mächtige Staaten, die Kulturen
hervorbrachten, die weit weniger gewalttätig, sondern viel humaner
waren als die auf Basis der jüdisch-christlichen Religionen
entstandenen. Die ein kulturelles Niveau erreichten, dass die meisten
Länder bis heute noch nicht entwickelt haben. Man braucht nur an die
hohe Stellung der Frau in Ägypten denken. Immer saßen die Frauen
neben ihren männlichen Pharaonen, auch gab es weibliche Pharaonen,
die Frauen konnten erben, selbständig sein. Per Gesetz konnte kein
Ägypter ein Sklave sein. Die Arbeiter konnten anständig leben, wie
die Ausgrabung der Arbeitersiedlungen rund um die Pyramiden beweisen.
Die Ägypter entwickelten nicht nur eine, sondern gleich drei
Schriften. Und die Schrift von Meroë ist bis heute nicht entziffert.
Es hat über Jahrtausende hinweg alle Barbaren-Einfälle abwehren
können, bis man den Fehler beging, die Heimat von Söldnern
verteidigen zu lassen, den später die Römer wiederholten. Aber ihr
kultureller Einfluss blieb noch Jahrtausende im ganzen Mittelmeerraum
bestehen, insbesondere der ISIS-Kult.
Osiris (Mitte), Isis und Horus |
Das chinesische Reich hat über Jahrtausende keine Expansionskriege
geführt, sondern hat friedlich Handel getrieben bis nach Afrika,
Arabien, Indien und Südostasien. Es hat bis vor 200 Jahren die
fortschrittlichste und größte Volkswirtschaft der Welt gehabt bis
sie von den Christen mit Gewalt zerstört wurde. Chinesische
Erfindungen und Erkenntnisse in allen Wissenschaften – Astronomie,
Medizin, Metallurgie, Technologie, Landwirtschaft und Forschung waren
uns Jahrhunderte oder bis zu 1000 Jahren voraus. Sie wurden zu einem
großen Teil von dem great old man der Sinologie Joseph
Needham in 28 umfangreichen Bänden dargelegt. Von seinem
gigantischen Werk wurden nur ganz wenige Arbeiten ins Deutsche
übertragen.
In einer kleinen Schrift "Chinas Bedeutung für die westliche Welt", die 1977 von der Deutschen
China-Gesellschaft/Köln veröffentlicht wurde, gab uns Needham
folgende wahrlich aktuellen Sätze auf den Weg:
„Zugleich ist es auch nur zu offensichtlich, dass die moderne
Wissenschaft und Technologie – ob im physikalischen, im chemischen
oder im biologischen Bereich – heute täglich neue Entdeckungen
macht, die für den Menschen und seine Gesellschaft potentiell von
höchster Gefahr sind. Ihre Kontrolle muss im Wesentlichen ethisch
und politisch sein, und daher möchte ich nahelegen, dass
möglicherweise in diesem Bereich der besondere Genius des
chinesischen Volkes die gesamte menschliche Welt fördern könnte.“
Und noch wichtiger ist dies:
"(Der Westen habe bislang versäumt) zu realisieren, dass es im Osten eine große Kultur gibt, in der seit 2000 Jahren ein machtvolles ethisches System besteht, das niemals durchübernatürliche Sanktionen gestützt wurde. In diesem Bereich, scheint mir, könnte die chinesische Kultur der Welt ein unschätzbares Geschenk darbringen." (S. 48)
Und noch wichtiger ist dies:
"(Der Westen habe bislang versäumt) zu realisieren, dass es im Osten eine große Kultur gibt, in der seit 2000 Jahren ein machtvolles ethisches System besteht, das niemals durchübernatürliche Sanktionen gestützt wurde. In diesem Bereich, scheint mir, könnte die chinesische Kultur der Welt ein unschätzbares Geschenk darbringen." (S. 48)
Ist es da nicht denkbar, dass die Erfindung humanerer
‚nicht-menschlicher Wesen‘ einen höheren und besseren „Prozess
der Selbsterkenntnis des Menschen“ bewirkte, der seinerseits
wiederum besser entwickeltere Kulturen hervorgebracht hat?
Vor allem, wenn man sich unsere heutige westliche USRAELNATO-geführte
Welt betrachet, hat man doch das Gefühl, dass hier der „Prozess
der Selberkenntnis“ nicht nur zum Stillstand kam, sondern zurück
in die Steinzeit gleitet, wobei ich befürchte, dass wir den Menschen
der Steinzeit Unrecht tun.
Die Religion ist zwar eine „rein phantastische Produktion des
menschlichen Geistes“, wird aber von den meisten Menschen nicht als
solche erkannt, sondern als Realität, die sie ja auch Jahrtausende
lang war in ihrer engen Verknüpfung mit Priester, Bibel und Schwert
und Staat nicht zu vergessen, die bis heute dafür sorgen, dass der
Mensch, wie Kurella sagt, „der entmenschenden Wirkung der
kapitalistischen Produktionsweise“ schutzlos ausgesetzt wird.
Schweden ist angeblich ein säkularer Staat, aber die Kirche geht
überall zur Offensive über. Sowohl politisch als auch geistlich. Da
die Leute nicht mehr in die Kirche gehen, kommt die Kirche über das
Radio, das Fernsehen und die Medien ins Haus – auf unsere Kosten.
Der Klassik-Sender bedeutet polnische katholische Messen und
geistliche Musik gibt es am Sonntag Vormittag, obwohl hier die Kirche
ja lutheranisch ist. Natürlich haut sie auch auf die
anti-Russland-Pauke.
Ein Wunder ist es, dass einzelne mutige Priester dem Papst ans Leder
gegangen sind, was doch auch einige Publizität gewonnen hat. Dass er
vom amerikanischen Kardinal zum Rücktritt aufgefordert wurde, hat er
aber geflissentlich überhört. Dieser Eiertanz begann ja schon bei
Ratzinger. Und was ist daraus geworden? Nichts. Das wird dann doch
wieder schnell unter den Teppich gekehrt. Unsere ewigen Wäärte
dürfen nicht allzu sehr beschmutzt werden. Und wir kommen nirgends
mehr zu Wort.
Klavreström
12. September 2018
einartextlyrikmemoiren
aktuelle, ältere und alte Texte
Dieser Artikel von 2014 „Wer ist der größte Diktator?“ gibt
einige Gedanken zur These von Anselm Feuerbach wieder „Nicht Gott
hat den Mensch geschaffen, sondern der Mensch schuf Gott nach seinem
Bilde.“
(https://einartextlyrikmemoiren.blogspot.com/2014/09/wer-ist-der-grote-diktator.html)
Dienstag, 9. September 2014
Wer ist der größte Diktator?
Einar
Schlereth
Wie
nennt man einen Mann, der fordert, dass ihm jedes Wort geglaubt
wird, der keinerlei Widerspruch duldet, unbedingten Gehorsam
verlangt und absolute Gefolgschaft bei Strafe des Todes? Ein Typ,
der selbstgerecht ist, niemals einen Fehler macht, Frauen für
niedrige Lebewesen ansieht, Millionen in die Hölle jagt und
verfolgt, die nie die Chance hatten, von ihm überhaupt gehört zu
haben, der allen Verbrechern, besonders den Regierenden vorzüglich
für ihre egoistischen und unmenschlichen Ziele dient. Das
ist Gott. Der christliche Gott. Nicht einfach ein Ebenbild eines
normalen Menschen, sondern das Ebenbild eines ganz üblen
Menschen. Andere Religionen haben sich meist ein wesentlich
menschlicheres Ebenbild als Vorbild gewählt, aber die werden vom
Christentum als primitiv angesehen.
Dies ist natürlich kein neuer Gedanke. Ludwig Anselm Feuerbach hat ihn schon vor über 160 Jahren formuliert in seinen Vorlesungen über das Christentum: "Denn nicht Gott schuf den Menschen nach seinem Bilde, wie es in der Bibel heißt, sondern der Mensch schuf ... Gott nach seinem Bilde." Aber er untersuchte nicht die Qualität dieses Typs, den die Menschen sich als allerhöchstes Wesen ausgedacht haben.
Ja, schon gut, ich weiß, das ist für hunderte Millionen Christen heute noch Gotteslästerung, nicht wahr? Ist es aber nicht. Wie könnte es, wenn er nur ein Hirngespinst ist. Er wurde von alten, verknöcherten, menschenfeindlichen und vor allem frauenfeindlichen Fanatikern hunderte Jahre nach seinem angeblichen Tod zusammenphantasiert, wobei ihnen Texte aus allerlei anderen Glaubensrichtungen zu Hilfe kamen. In ihren Phantasien kam eine äußerst brutale, rachsüchtige, niemals vergessende, nachtragende Figur zustande, deren 'Vergebung' und 'Gnade' nur auf Kosten deiner völligen und absoluten Selbstauslöschung zu haben ist. Du musst dich winselnd im Staub wälzen, um Verzeihung betteln und tausendmal ins Heft schreiben: Ich tu's nie wieder.
Allein
diese Bettelei! Man bettelt diesen Brutalo an, er möge einen vom
Schnupfen befreien oder vom Ehemann; er möge die Aktien steigen
lassen, endlich Regen oder Sonne schicken oder er möge den
Nachbarn in die Hölle jagen. Diese Leute meinen wirklich, er
würde für ihre Betteleien ein offenes Ohr haben. Ausgerechnet
für sie. Daraus spricht eine unfassbare Überheblichkeit, ein
enormes Sich-wichtig-nehmen, eine Anmaßung ohnegleichen gegenüber
dem 'höchsten Wesen'. Vielleicht weniger gegenüber ihrem Gott,
als vielmehr gegenüber ihrem Nachbarn, weil sie sich selbst als
den besseren Menschen sehen und den Nachbarn bloß als einen
Unhold. Dies ist natürlich kein neuer Gedanke. Ludwig Anselm Feuerbach hat ihn schon vor über 160 Jahren formuliert in seinen Vorlesungen über das Christentum: "Denn nicht Gott schuf den Menschen nach seinem Bilde, wie es in der Bibel heißt, sondern der Mensch schuf ... Gott nach seinem Bilde." Aber er untersuchte nicht die Qualität dieses Typs, den die Menschen sich als allerhöchstes Wesen ausgedacht haben.
Ja, schon gut, ich weiß, das ist für hunderte Millionen Christen heute noch Gotteslästerung, nicht wahr? Ist es aber nicht. Wie könnte es, wenn er nur ein Hirngespinst ist. Er wurde von alten, verknöcherten, menschenfeindlichen und vor allem frauenfeindlichen Fanatikern hunderte Jahre nach seinem angeblichen Tod zusammenphantasiert, wobei ihnen Texte aus allerlei anderen Glaubensrichtungen zu Hilfe kamen. In ihren Phantasien kam eine äußerst brutale, rachsüchtige, niemals vergessende, nachtragende Figur zustande, deren 'Vergebung' und 'Gnade' nur auf Kosten deiner völligen und absoluten Selbstauslöschung zu haben ist. Du musst dich winselnd im Staub wälzen, um Verzeihung betteln und tausendmal ins Heft schreiben: Ich tu's nie wieder.
Aber ihr Gott ist ja ein viel schlimmerer Unhold. Er ist ein egozentrischer Diktator. Und das Üble an Diktatoren ist, dass den Menschen keine Wahl gelassen wird. Der Mensch hat nur eine Wahl. Für mich oder gegen mich. Genau den Wahlspruch haben Bush, Obama & Co. übernommen. Spielt im übrigen auch gar keine Rolle, ob sie jemals von der Heiligen Dreifaltigkeit gehört haben oder nicht. Haben sie nie von ihm gehört, ist es ihr Pech, denn dann sind sie dennoch verdammt bis in alle Ewigkeit.
Die meisten Menschen kommen ja nicht freiwillig zu ihm - außer den Gehirntoten, den 'im Geiste Schwachen', den mit Verstands-Handicap. Sie werden ihm als Baby in den Schoß gelegt, wogegen sie sich nicht wehren können. All diejenigen, die NICHT kommen, sich nicht unterwerfen wollen, werden mit einem qualvollen Tod bedroht. Wie bitte? Jesus ist doch der Gott der Liebe. Oh ja, so spricht der Gehirntote, der nicht einmal die Bibel gelesen hat. Der nicht Lukas, Kapitel 40 kennt, wo das liebevolle, friedliche Jesulein spricht: "Die, die da nicht wollen, dass ich über sie herrsche, bringet sie vor meinen Thron und zerreisset sie vor meinen Augen." Jawohl, alle Ungläubigen sind gemeint. Aber da die meisten Christen selbst nicht ihren Hokuspokus glauben und ihrem Gott nicht über den Weg trauen, nicht glauben, dass er auch wirklich dieses Urteil vollstrecken wird, gehen sie selbst eigenmächtig zu Werke und murksen mit Begeisterung die Ungläubigen, ihre geschworenen Feinde ab, sobald sich ihnen nur die kleinste Chance bietet. Dabei haben sie in ihrer 2000-jährigen Geschichte große Rafinesse und Perfektion erzielt. Ganz zu Anfang ohne, später mit Folterkammern und heute hat man Abu Ghraib und Guantanamo.
Jene
aber, die ewig betteln, was bekommen sie dafür? Relativ wenig,
wie das mit Wünschen mit oder ohne Gebet halt so geht. Ein
kleiner Teil geht in Erfüllung. Meist dann, wenn man sich selbst
ordentlich anstrengt und abzappelt. Ohne das wird es noch weniger.
Ist das Kind krank, dann wird ohne Unterlass eifrig gebetet und
gebettelt. Und es stirbt halt doch. "Der Herrgott hat es zu
sich genommen." Und sie denken nicht nach, was dieser 'liebe'
Gott da getan hat. Das kleine Wesen ist von ihm schlicht ermordet
worden. Mit dem Spruch 'Der Herrgott hat es zu sich genommen'
verzeiht man einem Mörder und durch die Akzeptanz gleitet man
selbst in die Verrohung.
Denkt: Würde der Nachbar das Kind ermorden, man würde ihm nie und nimmer verzeihen. Er wäre für immer und ewig der Mörder deines Kindes. Aber nicht, wenn Gott es tut. Er kann das Kind, den Ehemann, die Geliebte, Bruder oder Schwester elend zugrunde gehen lassen, verhungern, erfrieren, verdursten lassen, durch Phosphor lebendigen Leibes verbrennen lassen. Macht alles nichts. Er hat es, ihn, sie zu sich genommen und basta. Vergeben und vergessen.
Denkt: Würde der Nachbar das Kind ermorden, man würde ihm nie und nimmer verzeihen. Er wäre für immer und ewig der Mörder deines Kindes. Aber nicht, wenn Gott es tut. Er kann das Kind, den Ehemann, die Geliebte, Bruder oder Schwester elend zugrunde gehen lassen, verhungern, erfrieren, verdursten lassen, durch Phosphor lebendigen Leibes verbrennen lassen. Macht alles nichts. Er hat es, ihn, sie zu sich genommen und basta. Vergeben und vergessen.
Es
gibt zwar immer einige Leute, die nicht vollkommen verroht und
entmenscht sind, die sich dann beschweren. Na da kommen sie beim
lieben Gott gut an. 'Was, du zweifelst an meiner Gerechtigkeit und
Weisheit und Allmacht? Dann ist zweifelsohne der Teufel in dich
gefahren.' Und es hagelt saftige Strafen, tausend Rosenkränze
beten, hundertmal auf den Knien zum Altar hin und zurück
rutschen. Aber am liebsten ist dem lieben Gott Geld. Naturalien
dürfen es auch gerne sein oder ein schönes Grundstück. Seht
ihr, er nennt den Mord, den er begangen hat, das nennt er
Gerechtigkeit. Ganz wie die heutigen Mainstreammedien: aus Unrecht
wird Recht, aus weiß wird schwarz, aus Friede wird Krieg oder
umgekehrt, ganz wie man es gerade braucht. Und bei diesen
Verdrehungen von Recht und Unrecht stehen die Gottesdiener ihrem
Herrn stramm zur Seite.
Und
diese wenigen guten Menschen, die noch menschlich fühlen, werden
dadurch häufig in die schwersten Gewissensqualen getrieben,
Depressionen, was sich am Ende auch physisch auswirkt und erst
einmal als 'die gerechte Strafe' für die Zweifel angesehen wird.
Selten gibt es die normale menschliche Reaktion mit maßloser Wut
und Zorn auf den da oben, was eventuell die Katharsis sein kann
hin zur Gesundung. Häufiger ist wohl, dass ein Zweifel zum
anderen kommt und einer verstärkt den anderen, bis ein
Gedankenblitz die Schleier zerreißt und das Spiel durchschaut und
das elende Joch abgeworfen wird.
Sicher
ist, dass Millionen und aber Millionen gezwungen werden, sich mit
Religion und Gott und all dem Unsinn zu beschäftigen,
notgedrungen, weil sie schon in der Wiege kübelweise damit
überschüttet werden. Dann geht es weiter in der Schule, in der
Armee, in den Medien, der Politik, der Justiz, im Beruf, mit den
Liedern und Sprüchen, der Literatur, den Zeitungen, Filmen,
Theatern und Opern. Die Indoktrinierung und Gehirnwäsche nimmt
kein Ende. Beinahe übermenschliche Kraft gehört dazu, sich durch
dieses Dickicht durchzuschlagen, um irgendwann endlich ins Freie
treten zu können. Aber die ganz große Mehrheit bleibt für immer
in dem Gestrüpp gefangen, wird zu gefühlsmäßigen, geistigen
und seelischen Krüppeln, die anderen zu Leid leben.
Es
wird gerne der Einwand vorgebracht, zu Recht, dass es doch auch
unter den Christen wirklich gute Menschen gibt. Ja, sie sind gute
Menschen trotz ihres christlichen Glaubens. Sie sind Künstler,
denen es gelingt, das ihnen Passende aus dem Sammelsurium
herauszufischen. Wir dürfen nicht vergessen, dass die Bibel kein
einheitliches, geschlossenes Werk ist. Zum Glück gab es damals
noch kein Urheberrecht, weshalb man überall beherzt zugreifen und
klauen konnte, was einem besonders gefiel. So gibt es denn auch
für jeden etwas zu finden. Die guten Menschen, wenn sie die Bibel
lesen, was die Wenigsten tun, kreuzen sich die Stellen an, die
ihrem gesunden Rechtsempfinden entsprechen. Wenn sie nur in die
Kirche gehen und Predigten hören, die ihnen nicht gefallen, dann
gehen sie zum nächsten Prediger, der das für sie Richtige
erzählt. Auf diese Weise bewahren sie sich ihren Seelenfrieden
und können leben, wie sie es für richtig empfinden.
Aber
das sind Wenige. Denkt an die kritischen Zeiten, wenn die Leute
unter einer Diktatur leben. Da wird die Spreu vom Weizen getrennt.
Wenn die Herren Hass und Gewalt und Krieg predigen und die Menge
aufpeitschen gegen andere, die Anderen, die die falschen Gedanken,
den falschen Glauben, die falsche Hautfarbe, das falsche
Parteibuch haben, und die Menge besoffen machen, so dass sie im
Rausch losrennt, um diese 'Feinde' zu schikanieren, einzusperren,
aus dem Land zu jagen, totzuschlagen, da zeigt sich, wieviele
Menschen den Mut aufbringen, sich dieser wachsenden Flut
entgegenzustellen.
Mir
geht es eigentlich auch nicht um den lieben Gott. Soll jeder sich
den Gott zusammenbasteln, der ihm am besten gefällt und sich im
stillen Kämmerlein mit ihm vergnügen. Das größte Übel
ist,wenn diese Gläubigen sich zusammenrotten, Vereine bilden,
Kirchen bauen mit Pfaffen und dem Papst an der Spitze als
Einpeitscher, die in der Regel immer mit den Mächtigen in einem
Bett sich tummeln. Diese Kombination ist gefährlich und hat der
Menschheit nichts als Unglück gebracht. Die größten Kriege der
Welt, die irrsinnigsten Massaker der Weltgeschichte sind von
Anfang an durch 'fromme' Christen aller Couleur und die
christlichen Kirchen veranstaltet worden. Und nie, nie, nie sind
diese Einpeitscher, Kriegshetzer, waffensegnenden Pfaffen für
ihre Schandtaten vor Gericht gestellt und zur Verantwortung
gezogen worden. Dafür hat das weltliche und geistliche Gesindel
gemeinsam mit ihren Gesetzen gesorgt. Also, ich muss mich
korrigieren. Manchmal, aber viel zu selten, hat es einige von dem
Gesindel doch erwischt.
Klavreström,
der 10. September 2014
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