Dienstag, 25. September 2018

Neue Post aus Russland vom 24. September 2018


Stefan Lindgren
Aus dem Schwedischen: Einar Schlereth

Dramatischer zweiter Wahlumgang

Es sieht so aus, als ob «Vereintes Russland» im zweiten Wahlomgang am Sonntag im Kreis Chabarovsk (Ferner Osten) und in der Region Wladimir (Zentral-Russland) verloren hat.
In Wladimir siegte höchstwahrscheinlich der liberal-demokratische (LDPR) Wladimir Sipjagin gegen die aktuelle Gouverneurin Svetlana Orlova von «Vereintes Russland». Als 99,9 % der Stimmen gezählt waren, hatte Sipjagin 57,02 % und Orlova beinahe 20 % Stimmen weniger. Die Auszählung war dramatisch, da Orlowa bis in die frühen Morgenstunden führte.
Im Kreis Chabarow verlor Vjatjeslaw Sjport gegen den Herausforderer der LDPR Sergej Furgal. Als 99,2 % ausgezählt waren, hatte er 27.91 % und Furgal 69,62 % der Stimmen erhalten.
In Chakassien (Sibirien) hätte auch ein 2. Wahldurchgang stattfinden sollen, aber der aktuelle Regionschef Viktor Zimin ist wegen Krankheit zurückgetreten. Der 2. Wahlgang ist jetzt aufgeschoben auf den 7. Oktober zwischen dem 2. und 3. Gewinner, dem Kommunisten Andrej Filjagin.
Im Kreis Pirmojek, wo der aktuelle Gouverneur in dramatischer Weise beim vergangenen Wahlumgang auf dramatische Weise gewann, kommt es wahrscheinlich zur Ungültigerklärung der ganzen Wahl durch das zentrale Wahlbüro in Moskau. Ella Pamfilowa sagte, dass es auf beiden Seiten viel Betrug gegeben habe – mindestens 200 Klagen sind eingegangen.
Kriiker meinten, dass dies zustandekam, um das Gesicht von «Vereintes Russland» zu retten. Aller Voraussicht nach wird eine Neuwahl am 16. Dezember durchgeführt. Der kommunistische Herausforderer Andrej Isjtjenko hat noch nicht gesagt, ob er sich einer erneuten Wahl stellen will, aber er will auf jeden Fall vor Gericht klagen wegen der Vorkommnisse.
[Haben die Russen die Jeltsin-Jahre schon vergessen, dass sie jetzt wieder anfangen, diese liberalen Betrüger und Verbrecher zu wählen? D.Ü.]

Vesti nedeli 23/9, rbc 24/9


Syrien schoss ein russisches Aufklärungsflugzeug ab

Am 17. September schoss die syrische Luftabwehr ein russisches Aufklärungsflugzeug IL-20 über der Küste der Provinz Latakia ab, als es auf dem Weg aus 5 km Höhe zur Landung in der Basis Hmeimin ansetzte, wobei 15 Soldaten getötet wurden.
Als Präsident Putin auf einer Pressekonferenz in Ungarn während seines Staatsbesuchs auftrat, sagte er, es sei eine Folge «einer Kette unglücklicher Umstände» gewesen.
Hinter der diplomatischen Formulierung verbirgt sich etwas ganz anderes. In einer Erklärung von Russlands Außenministerium, auf die Putin verwies, wird Israel für den Vorfall verantwortlich gemacht.
Entgegen eines Abkommens, das von Russland und Israel 2015 geschlossen haben, einander über die eigenen Flug-Operationen zu informieren, hat Israel diesmal erst eine Minute zuvor gesagt, dass man vorhabe, Ziele in der Latakia-Provinz anzugreifen. [D. h. also, die sagen Putin Bescheid, wenn sie Killer-Raids durchführen und Putin sagt dann: Denn man tau? (Das ist Platt-Deutsch: Ran an die Gewehre! Leinen los! Dann macht mal!) Das gleicht ja den Billigungen von Obama für die Drohnen-Morde oder etwa nicht? D.Ü.] Israel hat «bunker busters» (GBU 39) auf Fabrikgebäude abgeworfen, von denen sie behaupten, dass die libanesische «Hisbollah» Waffen lagert zur Verwendung gegen Israel.
Die israelischen Flugzeuge agierten so, dass das russische Flugzeug in die Schusslinie der syrischen Luftabwehr geriet. Das Ereignis riskiert, dass ernste Verschlechterungen zu Israel eintreten werden, die bemerkenswert gut waren.

Die beiden Länder sind verbunden durch eine Reihe von Faktoren. Die Sowjetunion stimmte 1948 für die Bildung Israels. [Was gegen internaionales Recht verstieß.D. Ü.] Über 100 000 Israelis erhalten Pension aus Russland und der Sieg im 2. Weltkrieg wird in Israel auf russisch/ weißrussische Weise am 9. Mai gefeiert, statt am 8. Mai wie in der übrigen Welt.
Israels ständige Angriffe auf Syrien unter dem Vorwand, «Hisbollahs» Waffenimporte aus dem Iran zu zerstören, werden von Russland missbilligt. Russlnd zufolge, hat der Iran keine aggressiven Absichten gegen Israel in Syrien [Iran billigt also Israels Angriffe? D.Ü.] Um die Spannungen zu verringern, haben sich z. B. iranische Verbände von den von Israel besetzten Golanbergen zurückgezogen.
Russland hat Israel solche Rücksicht erwiesen, dass man die Lieferung von Luftabwehrbatterien vom Typ S-300 abgebrochen hat, so dass Syrien sich mit den veralteten S-200 begnügen muss. [Was für ein Kuhhandel! Damit die ISRAEL-Verbrecher bloß kein Flugzeug verlieren! D. Ü.]
«Die israelischen feindlichen Handlungen gegen das russische IL-20 Flugzeug übertreteen den Rahmen der zivilisierten Beziehungen», erklärte der russische Sprecher des Generalstabs Igor Konaschenkow auf einer Presse-Konferenz.
Der Verteidigungsminister Sergej Shoigiu seinerseits rief seinen israelischen Kollegen Avigdor Liberman an und beschimpfte ihn auf reines Russich. Liberman ist geboren und aufgewachsen in der Sowjetunion.

Vesti nedeli 23/9 [siehe meine Übersetzung von heute des FortRuss-Artikels, dass Russland S-300 Systeme nach Syrien schicken will und Israels Reaktion. D. Ü.]


China schlägt zurück

US-Experten, die mit Konsequenzen auf die Zollerhöhungen gegen China gerechnet haben, sind zu dem Ergebnis gekommen, dass beide Partner verlieren – aber die USA am meisten verliert.
Laut Bloombergs Finanzanalytikern können die Zölle, die bereits eingeführt wurden, Chinas BNP um 0,2 % senken. Die Zölle, die gestern in Kraft traten, können Chinas Wachstum um ein halbes Prozent senken. Die Hälfte des gesamtn Exports Chinas in die USA wird berührt.
Wenn die Zölle auf den gesamten Export Chinas ausgedehnt werden, wird die Wirtschaft um 1,5 % sinken. Chinesische Experten machen optimistischeree Prognosen.
Aber was die USA angeht, sagen selbst amerikanische Experten, dass die Verluste größer sind. Die bereits eingeführten Zöll senken das US-Wachstum um 0,7%. Aber die Bauern der USA haben bereits beinahe 6 Mrd. Dollar verloren und der gesamte Landwirtschaftssektor 14 Mrd. Dollar.
Chinas Antwort auf die US-Zölle haben sogar einen weiteren empfindlichen Sektor getroffen. 10 % Zoll auf das amerikanische Flüssiggas LNG hat Chinas Gasimport von 500 000 auf 130 000 Tonnen gesenkt.
Die Ölgesellschaften, die bereits Terminale längs der Ostküste Chinas gebaut haben, können Milliarden verlieren und das Projekt über die Lieferung von 100 Mill. Tonnen ist in Gefahr. Das wird seinerseits bedeuten, dass die US-Gesellschaften versuchen werden, mehr LNG nach Europa zu verkaufen, wo sie mit dem billigeren russischen Gas konkurrieren müssen. Trump hat jedoch in dieser Woche klargemacht, dass die USA ihre Versuche, Nord Strom 2 zu stoppen, aufgegeben hat.
Die Situation China-USA spitzt sich zu durch die USA unerwartet Sanktionen gegen China einführte, weil China Kampfflugzeuge vom Typ Su-35 und die Luftabwehr-Raketen S-400 von Russland kaufen will. Laut Chinas Verteidigungsministerium «trampelt damit die USA offen auf alle Prinzipien, von denen die internationalen Beziehungen gesteuert werden». Der Botschafter der USA in Beijing musste kräftige Proteste entgegen nehmen. «Wir ermahnen die amerikanische Seite, dass sie unmittelbar diesen Fehler korrigiert und die sogenannten Sanktionen abbricht, andernfalls es Konsequenzen nach sich ziehen wird», erklärte Geng Shuang von Chinas Außenministerium.
Wie China zurückschlagen wird, ist noch nicht bekannt. Aber das Netzhandelsunternehmen Alibaba, eins der größten der Welt, das plante, amerikanischen Bauern zu erlauben, in den online-Boutiquen einzukaufen, sagt nun, dass dies unmöglich sei – ein Zeichen an der Wand.
China hat einen geplanten Flottenbesuch in der USA abgesagt und auch ein Treffen zwischen den Generalstäben beider Länder in Beijing.

Vesti nedeli 23/9


Russland erhöht seine Goldreserven
Russland fährt fort, seine Goldreserven aufzubauen. Im August stiegen die monetären Goldreserven um 1,58 % oder mit 31.1 Tonnen und stiegen damit im September auf 1999,95 t.
Das zeigt, dass Russland sich gegen neue und schärfere Sanktionen des Westens gardiert.

war and peace 21/9


Neue Fakten im Fall MH-17


Am 24. Mai demonstrierte die gemeinsame Untersuchungs-Gruppe ihr Resultat über das Boing – Flugzeug MH-17, das 2014 über dem Donbass in der Ukraine abstürzte.
U. a. zeigte man ein Fragment der tödlichen Rakete, auf dem die Herstellungsnummer 9D-13105000 auf einem Mundstück stand und 8 869 032 auf dem Raketenmotor-Körper.
Mit diesen Angaben als Wegweiser hat das russische Verteidigungsministerium nun feststellen können, dass die Rakete 1986 in Dolgoprudnensk hergestellt wurde. Diese Daten sind Staatsgeheimnisse, aber mit Rücksicht auf die Bedeutung wurde ein ungewöhnlicher Beschluss gefasst – das Geheimnis dieser Fabrik zu lüften.
Die Rakete wurde am 29. Dezember 1986 per Eisenbahn an die militärische Einheit nr. 20152 in der Ukraine geliefert. Der Empfang wurde von einer Einheit quittiert, die nach der Unabhängigkeit in die 223. Luftabwehrbrigade in der Ukraine umgetauft wurde. Diese Einheit wurde 2014 im «anti-terroristischen Operationen» gegen den Donbass eingesetzt.
Kiew hat die russischen Angaben als Fälschungen abgetan und Präsident Poroschenko nahm die Gelegenheit wahr, den Freundschaftsvertrag zwischen Russland und der Ukraine zu zerreißen, der immer noch in Kraft war.
Von russischen Seite hofft man, dass die holländischen Untersucher die neuen Angaben beachten und man ist, wie zuvor auch, zur Zusammenarbeit bereit, was die Untersucher bisher ignoriert haben.

Lest auch den norwegischen Blog

vesti nedeli 23/9



Die Bevölkerung schrumpft wieder


Die russische Bevölkerung schrumpft wieder in diesem Jahr nach beinahe einem Jahrzehnt des Zuwachses. Die Verringerung wurde vorausgesehen und ist die Konsequenz der niedrigen Geburtenziffer in den 90-er Jahren und der zyklischen Nachwirkungen der Bevölkerungsverluste im Weltkrieg.

Ein UN-Bericht sagt vorher, dass Russlands Bevölkerung bis 2050 um 11 Millionen schrumpfen wird, während gleichzeitig die Urbanisierung zunimmt.

Ein Halbjahres-Bericht des Statistikdienstes Rosstat zeigt, dass die Bevölkerung zwischen Januar und Juli in diesem Jahr um 91 900 Personen schrumpfte. In diesem Halbjahr war die Einwanderung nicht ausreichend groß, um die negative Demgrafie auszugleichen. 2017 wurden 1,69 Millionen Kinder geboren, was die niedrigste Ziffer seit 2007 ist.

In seiner Wahlkampagne früher im Jahr versprach Präsident Putin, sehr stark in die Familienpolitik zu investieren in den nächsten drei Jahren, inkl. mit Hypotheks -Darlehen und Beiträgen für Kinderfamilien.


Moscow times 20/9



Russische Frauen forschen



Frauen machen 43 Prozent der Forscher in Russland aus, verglichen mit 29 % weltweit, sagte Russlands Vizeminister für Wissenschaft und höhere Bildung, Grigorj Trubnikow, am Donnerstag auf einem Treffen mit Experten des 2. Eurasischen Frauenverbandes.

In Großbritannien liegt die entsprechende Ziffer bei 39 %, bei 28 % in Deutschland und 16 % in Japan. Russland hat auch einen größeren Anteil mit Universitätsexamen pro Tausend als Männer – 33,9 % gegen 26,4 %.

Das 2. Eurasosche Frauenforum fand in St. Petersburg statt vom 19. bis 21. September. Sein hauptsächliches Motte war «Frauen für globale Sicherheit und stabile Entwicklung».

Tass 20/9 



Russland ist wieder in der WADA



WADA, die Welt Anti-Doping Agentur hat am Donnerstag Russland wieder in die Organisation aufgenommen. Die Supension vom September 2015 ist damit aufgehoben. Eine Majorität im Exekutivbüro der Organisation stimmte für den Beschluss, aber die Stimmabgaben sind heimlich. Bekannt ist jedoch, dass England und Norwegen dagegen stimmten, wahrscheinlich auch Schweden.

Die Quelle für alle Anklagen gegen Russland ist der frühere Chef des russischen WADA-Laboratoriums, Grigorij Rodtjenkov, der sehr unzufrieden ist. Sein Advokat Jim Walden fordert jetzt die USA auf, ihre Finanzierung von WADA einzustellen, die sich als «unfähig erwies, mit dem russischen staatlich unterstützten Doping fertig zu werden».


Ap 20/9




Das Problem Idlib




Von der Kontrolle über Syrien durch die extremen Islamisten bleibt nur noch die Idlib-Provinz im Nordwesten. Die Anzahl der Terroristen, die sich dort gesammelt haben, wird auf 60 000 geschätzt. Es ist die größte Konzentration der ISIS und Al Qaida (Nusrah-Front) in Syrien. Etwa 15 000 von ihnen stammen aus dem Kaukasus, Zentralasien, Russland und China.
Wenn die Regierung in Damaskus versuchte, die Situation militärisch zu lösen, eventuell mit Russlands und Irans Hilfe, würde das zu einer Massenflucht in die Türkei führen. Ein umfangreiche militärische Operation knnte dazu führen, dass 800 000 Flüchtlinge in die Türkei fliehen würde, die bereits 3 Millionen aufgenommen hat.
[Diese Ziffer geistert seit Jahren durch die Medien, obwohl inzwischen Millionen Syrer in ihre Heimat zurück gegangen sind. D. Ü.]

Jetzt sieht es so aus, als ob die Frage bis auf weiteres politisch gelöst werden könnte. Am 7. September trafen sich die Präsidenten des Iran, der Türkei und Russlands in Teheran und einigten sich darauf, die Anstrengungen zum Schutz der Zivilisten fortzusetzen und die humanitäre Situation in der Region zu verbessern. Die Türkei sprach von «Versöhnung», was am Ende auf Vorschlag von Putin in «politische Lösung» umgewandelt wurde.

Am 14. September folgte das Treffen in Istanbul mit Repräsentanten von Russland, Türkei, Deutschland und Frankreich, wo alle der Meinung waren, dass das Idlb-Problem einer politischen Lösung bedürfe.

Am 17. September trafen sich erneut Russlands und der Türkei Präsidenten in Sotschi und dort unterzeichneten sie ein gemeinsames Memorandum, die Situation in der Provinz Idlib zu stabilisieren.

Bis zum 10. Oktober 2018 sollen alle schweren Waffen und radikalen Militanten, inkl. ISIS und Tahrir al-Sham (früher als Al-Nusrah bekannt) aus der Region abgezogen werden. Weiter soll vor dem 15. Oktober eine demilitarisierte Zone von 15-20 km Breite gegenüber der syrischen Armee eingerichtet werden.

Mobile Patrouillen von türkischen Truppen und russischer Militärpolizei sollen eingesetzt werden.

Dieses Dokument hat wahrscheinlich selbst von Damaskus und eventuell von Teheran seine Zustimmung erhalten. Außerdem wird es von Brüssel und der USA unterstützt!

Ein diplomatischer Sieg ohne Zweifel, aber das Abkommen lässt gleichzeitig wichtige Fragen unbeantwortet. Wohin sollen die Terroristen gebracht werden? [Dorthin, wo sie hergekommen sind. Zu Trump! D. Ü.] Werden sie wirklich alle ihre Raketen, Kanonen und Granatwerfer freiwillig abgeben, wie das Abkommen vorschreibt – und das wurde laut Putin in das Abkommen geschrieben auf Erdogans Vorschlag.


Vesti nedeli 23/9 

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