Was
wäre, wenn Europa als Kontinent nördlich von Afrika von asiatischen
Forschern ‚entdeckt‘ worden wäre? (Prof. Aram Ziai, Uni Hamburg)
Im Portugal des 15. Jahrhunderts wurde damals ein neuer Schiffstyp entwickelt. Portugal, welches bereits 1418 zu den Seemächten aufstieg, brauchte ein Schiff, welches schnell, wenig bauchig und zugleich hochseetauglich war, um Expeditionen durchführen zu können. Damals übliche Handelsschiffen wie die Kogge waren für solch lange Strecken nicht ausgelegt. So entstand ein neuer, hochseetauglicher Bootstyp mit schmalem Bauch, niedriger Wasserverdrängung und bis zu vier Masten, die es ihm ermöglichten, schnell am Wind zu segeln. Die Karavelle war geboren, die ganze Weltmeere durchqueren konnte und mit ihr zugleich globaler Kolonialismus, Sklavenhandel und grenzenloser Reichtum für jene, die bereit waren, am Elend und Leid anderer Menschen mitzuverdienen. Es begann die Zeit weltweiter, Europäischer Vorherrschaft.
Die Herabwürdigung menschlichen Seins
Um in der eigenen Bevölkerung Akzeptanz zu schaffen für die Verbrechen, die im Zuge von Rohstoffplünderung und Sklaverei anderen Völkern zugemutet wurden, mussten die Bewohner dieser Landstriche aus dem Kreise der menschlichen Gesellschaft ausgegrenzt werden. Es begann die große Verachtung anderer Kulturkreise. Sie wurden diffamiert als zurückgeblieben, unterentwickelt, unzivilisiert und primitiv. Begleitet wurde dies zugleich von der Vorstellung, man selbst, also Europa, bilde die Spitze der Entwicklung der Menschheit und sei somit dazu bestimmt, die gesamte, nichteuropäische Welt zu beherrschen, um diese auf Europäisches Entwicklungsniveau zu heben.
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