Montag, 30. Januar 2017

‚Ein radikal anderer Blick auf die Stalin-Ära‘: Enthüllung der Story hinter einem einzigartigen Farbfoto-Archiv

Wie gut, dass es RT jetzt in den USA gibt und das Archiv nicht in die falschen Hände geraten ist. Glücklich ist die CIA bestimmt nicht über die Veröffentlichung, wo sie doch 100 Jahre schon erzählt, dass die Kommunisten in der Sowjetunion nichts zu fressen haben, daher kleine Kinder fressen, in Lumpen laufen, die Frauen verstaatlicht haben etc. So etwas muss der gute Smith auch noch im Kopf haben, weil er so verblüfft war, dass alles fast wie bei uns aussah. Umsonst wollen nicht mehr als die Hälfte der Russen die Sowjetzeit zurück haben (genau genommen 56% - dazu hier ein sehr anständiger Artikel aus der Schweizer 'Aargauer Zeitung').

RT
Douglas Smith

29. Januar 2017

Aus dem Englischen: Einar Schlereth
Alle Fotos von Douglas Smith/Facebook zur Verfügung gestellt.

RT
Douglas Smith
29. Januar 2017

Aus dem Englischen: Einar Schlereth

Eine einzigartige Bilder-Sammlung aus der Stalin-Ära sind von einem Historiker in den USA hat sowohl das Internet als auch die internationalen Medien im Sturm genommen. RT sprach mit dem Mann, der diese seltenen Bilder ans Licht brachte.

Hinter der Entdeckung des Archivs, das dem vormaligen US-Diplomaten Martin Manhoff gehörte, „steckt ein unglaublicher Zufall“, sagte der US-Historiker Douglas Smith zu RT. Er habe den Diplomaten nicht persönlich gekannt, der die Bilder in der Sowjetunion gemacht hat, bevor er wegen Spionage-Anklage in die USA zurückgeschickt wurde.

„Im vergangenen Sommer erhielt ich von einem Freund einen Anruf, der von einem älteren Ehepaar gehört hatte, die ihr Familien-Material loswerden wollten, das aus einer Menge russischer Bücher, Papieren, Karten, Fotos, Dias und Filmen bestand. Sie wussten nicht genau, was es war oder was sie damit anfangen sollten. Mein Freund stellte den Kontakt her und brachte mich zu ihrem Haus. Ich begann, das Material zu sichten und es wurde mir sofort klar, dass es ein bemerkenswerter Fund war,“ sagte Smith.
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Nie zuvor gesehene Fotos aus der Stalin-Ära, von Douglas Smith zur Verfügung gestellt.
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Die Sammlung von eintausend Fotos sowie einem 16-mm-Film ist umso „verblüffender“, als sie in Farbe ist, sagt Smith und hebt hervor, dass trotz ihres Alters von mehr als 60 Jahren nichts vergilbt ist, sondern in „unglaublich guter Verfassung“ ist.

„Die Farbe hat mich wirklich verblüfft, als ich sie zum ersten Mal sah. Und auch von der Bandbreite der Farben … Wir sind ja nur daran gewöhnt, Fotos aus der Stalin-Ära in Schwarz/Weiß zu sehen, weshalb sie in Farbe zu sehen, ein radikal anderer Blick ist.

Als ich zur selben Zeit in Hamburg studierte, sah es nicht so flott aus.
Szenen aus der Sowjetunion vom Anfang der 50-er Jahre zu sehen, ist äußerst selten. Die wir zu sehen bekamen, waren solche zu offiziellen Anlässen, aber hier war jemand, der versuchte, das Land in anderer Weise darzustellen,“ sagte der Historiker und fügte hinzu, dass er die Bilder „unglaublich ehrlich finde“.

Außerdem meinte er: „Sie sind in gewisser Weise ein Misston, weil die Stalin-Zeit offensichtlich eine schreckliche Zeit in vieler Weise war; unschuldige Leben gingen zu hunderttausenden verloren, aber das Leben ging weiter; furchtbare Sachen können um einen herum passieren, aber die Leute gehen weiterhin ins Freie, sie machen Picknicks, sie schlendern umher, sie kaufen weiter Eiscreme auf der Straße, sie lachen oder lächeln. So entsteht eine seltsame Spannung, die offenbar Teil des sowjetischen Lebens damals war.“

Zu Smiths Favoriten gehört das Foto mit den Mädchen in Schuluniform.

„Es war ein Nachmittag, als Martin Manhoff Kolomenskoye in Moskau besuchte. Es war ein wunderschöner sonniger Tag und er machte eine Menge Fotos von den Monumenten dort und der Szenerie, die von den Menschen genossen wurde. Und da war diese Gruppe von Schulmädchen. Er machte mehrere Bilder von ihnen, und dies ist eins meiner Favoriten in der Sammlung. Sie sehen so frei und glücklich aus, unbefangen in ihrer Schuluniform mit ihren roten Halstüchern.  Es vermenschlicht jene Vergangenheit, was ich wirklich für bedeutend halte,“ sagte er.

"Sie sehen so frei und glücklich aus", schreibt Smith, vielleicht weil sie genug zu essen haben, in die Schule gehen können und nicht in Slums wie in den USA leben müssen.
„Es gibt da definitiv einen historischen Wert. Ich meine, man kann die Bilder schätzen und den Film vom künstlerischen Gesichtspunkt, aber ich denke, für jene, die an Russlands Vergangenheit interessiert sind, werden sie eine sehr wertvolle Quelle sein zum besseren Verständnis der  letzten Jahre von Stalins Herrschaft,“ sagte Smith.

Martin Manhoffs Fotos können den Betrachter zum Nachdenken bringen, dass die Gesellschaften im Westen und in der UdSSR „radikal verschieden“ waren Anfang der 50-er Jahre.

„Damals war das formelle Aussehen an beiden Orten offenkundig. Aber mir fielen einige Ähnlichkeiten unserer Gesellschaften auf, deren wir uns nicht immer richtig bewusst sind.

Wenn man sieht, wie die Leute auf den meisten Bildern gekleidet sind, wie formell die Dinge waren – die Frauen in ihren Kleidern, die Männer in Anzügen und Sportjacken und immer mit einer Art Hut auf dem Kopf – in gewisser Weise analog, wie es auch im Westen war. Es ist interessant zu sehen, dass es in der SU ganz ähnlich war wie bei uns auch,“ erklärte Smith.

Er forschte auch nach jenem Manhoff, der die Bilder machte; er war Assistent des Militärattachés an der US-Botschaft in Moskau mit einem künstlerischen Hintergrund.

Er wurde Fotograf und wurde aus der SU ausgewiesen unter Anklage der Spionage.  Doch der Historiker glaubt nicht, dass es etwas zu tun hatte mit dem Fotografieren in den Straßen von Moskau.

„Ein interessantes Rätsel ist, warum er und mehrere andere im Frühjahr 1954 aus der Sowjetunion rausgeworfen wurden. Mir scheint nach meinen Nachforschungen, dass es sich um eine Standard-Vergeltung war. Im Februar jenes Jahres wurden drei Sowjet-Diplomaten aus den USA hinausgeworfen, und ich denke, dass dies eine Art von Antwort war, ein typischer diplomatischer Schachzug. Ich glaube nicht, dass es etwas mit Spionage zu tun hat. Und die tausende Fotos, die ich fand, deuten in keiner Weise an, dass sie unter Spionage-Gesichtspunkten aufgenommen wurden,“ sagte Smith.

Dennoch gelang es Manhoff, einen der bemerkenswertesten Augenblicke in der sowjetischen Geschichte zu dokumentieren - „auf äußerst einzigartige Weise“. Ein 16 mm Film von Stalins Beerdigung in Moskau im März 1953 ist die wahre „Perle“ der Sammlung, die noch nicht gezeigt wurde.


Stalins Beerdigung, aus der US-Botschaft gefilmt.
„Das war eine der Entdeckungen, die mich schaudern machte. In einer Reihe von Pappkartons fand ich diese alten Behälter für 16 mm Filme. Und einer war in rot beschriftet mit „Stalins Beerdigung“. Ich konnte es einfach nicht glauben! Er filmte vom Fenster der Botschaft aus, die neben dem Hotel National im Zentrum Moskaus lag, mit einem perfekten Blick auf den Trauerzug. Es gibt einen berühmten Film über Stalins Beerdigung mit Namen Velikoe Proshchanie (Der große Abschied) und der zeigt auch viel von der Beerdigung, aber dort fehlen diese 10-15 Minuten, als der Trauerzug die Manege überquerte hinauf zum Roten Platz. So weit ich bisher weiß, ist [Manhoffs Film] einzigartig, was er eingefangen hat – und alles in Farbe,“ sagte der Historiker.

Douglas Smith hat versprochen, dieses Material später zur Verfügung zu stellen, weil er immer noch ringt, „einen Sinn in dieser erstaunlichen Entdeckung“ zu finden.

„Es brauchte Monate harter Arbeit, diese Bilder zu digitalisieren. Sie lagen alle in diesen alten Filmbehältern und erst in den vergangenen Wochen sind sie digitalisiert worden, so dass ich sie durchsehen konnte.“

Bisher sind die wenigen, die Smith auf Facebook gepostet hat, „explodiert in der ganzen Welt“.  Bei so einem durchschlagenden Anreiz können viele tausend Menschen es nicht erwarten, was noch alles kommen wird.

Quelle - källa - source

2 Kommentare:

  1. Vielen Dank für den mutigen und ehrlichen Artikel. Auch wenn Rechte Kapitalismus Fans, Pseudo Liberale und System Linke doof gucken werden.
    Zweitens : Höchste Anerkennung für Deine Kenntnisse von Knoppix, Ubuntu und Windows. Ich war zwar zig Jahre Programmierer, aber bin schon zufrieden, dass Ubuntu und Windows auf einer Festplatte gleichberechtigt installiert sind. Open SUSE ist zwar auch drauf, aber keiner scheint sich um das OPEN SUSE Projekt mehr zu kümmern. Dein erfolgreicher BLOG hat also nicht nur über 6 Millionen Aufrufe, sondern Dich noch zusätzlich gezwungen tiefe Informatik Fähigkeiten zu erlangen. Viele Grüsse und viel Respekt.
    Im übrigen gibt es paar gute Videos über Stalins Verdienste beim youtubekanal thefinishbolshevik, der kommunistischen initiative deutschlands und Texte bei sascha313. Außerdem : Ich bin zwar gegen die Lügen über Stalin. Aber genau so bin ich dagegen wenn hier Leute gegen Wahrheiten schreien, nur weil sie von Rechts kommen. Lügen ist (fast) immer schlecht, weil es ab der ersten Lüge immer komplizierter, anstrengender und selbst zerstörerischer wird. Dann hat der Feind es einfach.
    Na ja lieber Einar, vielleicht werde ich mal zu den Freidenkern vorbei schauen. LG Kurt

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  2. Danke Kurt für dein Kompliment. Deine Tips werde ich auch demnächst anschauen. Muss erst einmal mit den Aufräumarbeiten nach dem Crash noch fertig werden. Ich möchte dir auch empfehlen, immer mal einen Blick auf Google+ (hier oben rechts) zu werfen, weil ich da recht viel interessante Videos zu allen möglichen Themen auflege (dort sind es über 20 Millionen hits!) Viele Leute gehen dorthin, weil sie einfacher kommentieren können. Ciao Einar

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