Endlich mal eine wirklich prinzipielle Stellungnahme. Ein BRAVO für Sharmine. Ich höre schon das GEHEULE - siehe unten den Cartoon von Latuff. Aber das ist nur ein Zeichen, dass diese tapfere Frau denen voll auf die Hühneraugen getreten ist.
Dienstag, 12. August 2014
Sharmine Narwani شارمين نرواني |
Der Ausdruck « Existenzrecht » ist für mich in den Neunziger Jahren präsent geworden, als der Begriff einer „Zwei-Staaten-Lösung“ in dem kollektiven Wortschatz aufgetaucht ist. Bei jeder Debatte an der Uni griff jeder Zionist auf diese drei Zauberwörter zurück, wenn er mit seinen Argumenten am Ende war. Damit setzte er dem Gespräch ein Ende, indem er empört aufrief: „Sie wollen doch nicht behaupten, dass Sie Israel sein Existenzrecht absprechen?“Klar, Israels Existenzrecht durfte man nicht bestreiten, das war soviel, wie das Grundrecht der Juden auf ... Rechte abzuleugnen, und um das Maß voll zu machen wurde einer/m das Schuldgefühl über den Holocaust ins Gesicht geschmissen.
Nur, dass ich sicherlich überhaupt keine Schuld am Holocaust trage - und die PalästinenserInnen auch nicht. Das systematische Programm ethnischer Säuberung, dass in Europa gegen dessen jüdische Bevölkerung vorgenommen wurde, ist auf solch zynische und opportunistische Weise ausgenutzt worden, um die ethnische Säuberung gegen die arabisch-palästinensische Nation zu rechtfertigen, dass ein solches Argument mich völlig kalt lässt. Ich hab mich sogar dabei ertappt, - ach, shocking - die Augen zu verdrehen, als ich in demselben Satz die beiden Vokabeln- Israel und Holocaust - nennen hörte.
Was mich stört in jener Ära der „Nach-Zwei-Staaten-Lösung“, ist die Unverschämtheit von Israels Dasein an sich.
Was für ein fantastischer Einfall, dass eine Ausländergruppe aus einem anderen Kontinent sich eine vorhandenes und bevölkertes Land zueignen darf - und die „internationale Gemeinschaft“ davon überzeugen kann, dass gerade das getan werden musste. Soviel Dreistigkeit, das wäre ja zum Lachen - wenn es nicht so gravierend wäre.
Noch empörender ist, dass die verfolgten Juden eine massive ethnische Säuberung gegen die einheimische palästinensische Bevölkerung vornehmen konnten, nachdem sie selbst die eigene ethnische Säuberung kaum überstanden hatten.
Dabei ist aber das eigentlich Grauenerregende die Massenmanipulation, derzufolge die Palästinenser irgendwie gefährlich wären -- „Terroristen“, fest entschlossen, „die Juden ins Meer zu werfen“. Mein Leben verdiene ich durch die Arbeit mit Worten und es fesselt mich, wie die Sprache zur Schaffung von Wahrnehmungen gebraucht wird. Dieses Tun - oft „ öffentliche Diplomatie“ genannt - ist in der Welt der Geopolitik zum unentbehrlichen Werkzeug geworden. Letztendlich sind die Worte die Bausteine unserer Psychologie.
Bedenkt z.B., wie wir nun den israelisch-palästinensischen Zwist und jede Lösung für diesen nun fortwährenden Konflikt auffassen. Ich werde dabei Auszüge eines früheren Artikels ausgiebig benutzen.
Hinsichtlich dieser Frage haben die USA und Israel den Diskurs weltweit bestimmt, indem sie entschiedene Einstellungen definierten, welche Inhalt und Orientierung der Debatte immer enger beschränken. Zu anderen Einstellungen greifen zu wollen, erschien bis vor kurzem unrealistisch, kontraproduktiv und sogar subversiv.
An der Debatte dürfen nur jene teilnehmen, die deren Grundsätze hinnehmen: Der Staat Israel muss akzeptiert werden, sowie seine regionale Vorherrschaft und seine militärische Überlegenheit; auch die fragwürdige Logik, auf welcher die Ansprüche des jüdischen Staates auf Palästina basieren; und schließlich welche Parteien, Bewegungen und Regierungen akzeptable oder unakzeptable Gesprächspartner bei einer Konfliktlösung sind.
Vokabeln wie Friedenstaube, Falke, Aktivist, Extremist, Gemäßigter, Terrorist, islamisch-faschistisch, Holocaustleugner, Existenzbedrohung, geisteskranker Mollah bestimmen die Teilnahme gewisser Menschen an der Lösung - und können andere augenblicklich davon ausschließen.
Dann kommt der Sprachgebrauch, der „ Israels Existenzrecht“ vor jeder Hinterfragung schützt: Alles, was sich auf den Holocaust, den Antisemitismus und die Mythen der historischen Rechte der Juden auf das ihnen vom Allmächtigen zugeteilte Land beruft - als ob Gott ein Grundstückmaler wäre! Mit so einem Wortschatz soll nicht nur jeder Anfechtung jüdischer Ansprüche auf Palästina vorgebeugt, sondern auch all jene, welche die Legitimation dieses modernen Kolonialversuchs hinterfragen, bestraft und marginalisiert werden.
Dieses kollektive Denken hat aber nichts gefruchtet. Verhüllen, ablenken, ableiten, ausweichen, bagatellisieren - nur dazu hat es geführt, und wir sind einer befriedigenden Lösung keinen einzigen Schritt näher gekommen ... weil die Prämisse gefälscht war.
Für dieses Problem gibt es keine Lösung. Wir haben mit einer Krise zu tun, wo es nur Misserfolg und Irrwege gibt; da muss man kehrt machen. Israel ist das Problem. Es ist der letzte neuzeitliche Kolonialversuch, und er wurde gerade zur Zeit unternommen, wo solche Vorhaben überall weltweit zusammenbrachen.
Es gibt keinen „israelisch-palästinensischen Konflikt “ - denn das würde unterstellen, dass beide Seiten irgendwie gleichgestellt wären mit Hinblick auf die Macht, das Leiden und die verhandelbaren konkreten Elemente. Die Gleichung ist aber nicht im geringsten Maße symmetrisch. Israel ist die Besatzungs- und Unterdrückungsmacht. Die PalästinenserInnen leben unter der Besatzung und werden unterdrückt. Was gibt es da zu verhandeln? Israel hat alle Karten in der Hand. Die Israelis können Grundstücke, Güter, Rechte zurückgeben - aber auch das hat keinen Sinn - denn: was ist mit dem, was übrig bleibt? Warum nicht alle Grundstücke, alle Güter, alle Rechte zurückgeben? Wieso hätten die das Recht, etwas zu behalten - inwiefern macht es einen grundsätzlichen Unterschied, ob Israel vor 1948 oder nach dem willkürlich gewählten Jahr 1967 Grundstücke und Güter an sich gerissen hat?
Worin unterscheiden sich die Kolonialisten vor 1948 von denen, die sich nach 1967 angesiedelt haben?
Gestatten Sie mir eine Berichtigung: Die Palästinenser haben wohl eine Karte in der Hand, welche Israel den Mund wässerig macht: die große Anforderung, am Verhandlungstisch zu sitzen, die alles Übrige zu enthalten scheint. Israel sehnt sich nach der Anerkennung seines „Existenzrechtes“. Aber Israel gibt es ja schon, oder?
Tatsächlich fürchtet sich Israel am meisten vor seiner „Delegitimierung“. Hinter dem Samtvorhang liegt ein Staat, der auf Mythen und Mären errichtet wurde, der ohne den Schutz eines Militärriesen, einer US-amerikanischen Hilfe in Milliardenhöhe und eines einzigen Vetorechts im UNO-Sicherheitsrat nicht fortbestehen kann. Nichts Weiteres schirmt Israel vor seiner Demontage ab. Ohne diese drei Deckungen könnten die Israelis nicht mehr in einem Staat leben, der nunmehr „der unsicherste Ort für die Juden“ geworden ist.
Nehmt den ganzen Diskurs und Anstrich der Propaganda weg und sofort wird Euch klar, dass Israel nicht auf derselben Basis beruht, wie „normale“ Staaten. Nach 64 Jahren hat es immer noch keine Grenzen. Nach 6 Jahrzehnten steht es mehr denn je vereinzelt da. Ein halbes Jahrhundert später braucht er immer noch eine menschenfressende Armee, nur um die Palästinenser daran zu hindern, nach Hause zu kommen.
Israel ist ein misslungener Versuch. Israel muss beatmet werden - schaltet bloß die drei Tröpfe ab und sofort liegt es tot da, und lebt nur noch in der Vorstellung einiger Ausländer, die geglaubt hatten, dass ihnen der Überfall des Jahrhunderts gelingen könne. Da haben sie sich aber mächtig getäuscht.
Das Wichtigste, was wir mit Hinblick auf EINEN Staat machen können, ist, den alten Wortschatz möglichst schnell abzuschaffen. Da gab es sowieso nichts Echtes - es war nur eine in einem besonderen „Spiel“ benutzte Sprache. Schaffen wir ein neues Vokabular mit neuen Möglichkeiten - der neue Staat wird die große Versöhnung der Menschheit bringen. Moslems, Christen, Juden - sie alle werden in Palästina zusammenleben, wie es einst der Fall war.
Jene, denen es nicht passt, können ihr Glück woanders versuchen. Unsre Geduld wird immer dünner, wie die Zelttücher in den Fegefeuerlagern, wo die PalästinenserInnen nun seit drei Generationen leben.
Diese allseitig ausgenutzten Flüchtlinge haben ein Recht auf schöne Wohnungen - mit Schwimmbädern im Garten und Palmen vor dem Halleneingang. Denn der Schadenersatz, der ihnen für diesen misslungenen Versuch des Abendlandes zusteht, wird nie ausreichen.
Und die Juden hasst keiner. Dieses Argument vom Judenhass wird hinausposaunt, wenn man wirklich kein anderes mehr hat - es ist der letzte „Brandschutz“ dieses israelischen Frankensteingeschöpfs. Ich hab einfach keine Lust mehr, die üblichen Beteuerungen vorzubringen, zum Beweis, dass ich die Juden nicht hasse. Es ist einfach nicht zu beweisen, und offen gesagt ist ein solches Argument kein Alibi. Wenn die Juden, die den Holocaust nicht erlebt haben, immer noch Schmerz darüber empfinden, sollen sie das Problem mit den Deutschen regeln. Sie sollen ein gutes Grundstück deutschen Bodens für sich in Anspruch nehmen - dabei wünsche ich ihnen viel Glück.
Und die Antisemiten, denen ein Israel-kritischer Artikel den Mund wässerig macht, rate ich, ihr Glück anderswo zu suchen - sie gehören ja zur Ursache dieses Problems.
Die Israelis, die Palästina als gleichgestellte BürgerInnen mit der palästinensischen Urbevölkerung nicht teilen wollen - die nicht den Verzicht leisten wollen, den sie vor 64 Jahren von den Palästinensern verlangt haben - können ihren zweiten Pass benutzen, und nach Hause fahren. Die anderen, die im Lande bleiben, sollen lieber eine positive Haltung einnehmen - die Palästinenser haben wohl bewiesen, dass sie fähig sind zu vergeben. Das Blutbad, das sie von ihren Unterdrückern erlitten haben, ohne entsprechend zu reagieren, zeigt eine bemerkenswerte Zurückhaltung und Vertrauensfähigkeit.
Wir werden es nicht so sehr mit dem Tod eines jüdischen Staates zu tun haben, als mit dem Wegfall der letzten Überbleibsel des modernen Kolonialismus. Nur ein Übergangsritual - alles geht reibungslos vor sich. In diesem besonderen Moment des 21. Jahrhunderts sind wir alle PalästinenserInnen - diesem Ungerechtigkeitszustand ein Ende zu setzen, ist ein Test für die ganze Menschheit, und keine/r darf da untätig sitzen.
Israel hat kein Existenzrecht. Schafft diese geistige Schranke ab und verkündet es: „Israel hat kein Existenzrecht“. Lasst es auf der Zunge zergehen, twittert es, postet es auf Eure Facebook-Seiten, überlegt es Euch nicht zweimal. Die Delegitimierung ist schon da - nur keine Angst. Palästina wird nie so qualvoll sein, wie Israel es von jeher war.*
*AdÜ: So sicher bin ich nicht, dass Israel das letzte Überbleibsel des Kolonialsystems ist. Es ist nur das Auffälligste.
Übersetzt von Michèle Mialane
Herausgegeben von Fausto Giudice Фаусто Джудиче فاوستو جيوديشي
Quelle: Tlaxcala
merkwürdig! warum beginnt ein Artikel mit einer Entschuldigung? Um dieser Geschichte einigermaßen auf den Grund zu kommen sollte sich Mensch an die historisch sicheren Grundlagen halten. Wie kam es zum Zusammenbruch des osmanischen Reiches - wer war daran beteiligt? - wie kam die Grenzziehung zustande? Was geschah wirklich in Versaille ? könnte die Rede von Benjamin Freedman im Willard Hotel (1961) ein Teil der Wirklichkeit sein? auf welche Weise ist denn der Dollar zur "Weltwährung" (Bretton Woods) geworden und wessen Währung ist der Dollar.
AntwortenLöschenOhne Verschwörung, Ohne Gut oder Schlecht - einfach nur die Fakten - alleine solches historisch zu recherchieren, kann helfen so etwas wie eine "Ordnung" im Kopf zu schaffen. Selbige kann dann auch helfen sich NICHT auf Emotionales einzulassen und sich über die Deutunghoheiten klar zu werden. Das Völkerrecht könnte dabei eine zusätzliche Stütze sein.
Mord und andere Demütigungen machen keinen Sinn - nur wenn Gewinn daraus gezogen wird. Fangen wir doch mal an Rechnungen zu schreiben - statt zu jammern. Wer eine zweideutige Sprache benutzt, sollte sich nicht über Reaktionen des "alten Testamentes" wundern. Wer Religion ruft aber Geld meint - welche Angst mag da herrschen ?
https://www.youtube.com/watch?v=QAULLxu4wJQ völlig richtig. Fragt mal wer das mit Israel geplant hat. Schaut euch das Video an, es ist eine Atombombe hoch 3. Vergesst alles was Ihr glaubtet, falls Ihr dieses Video noch nicht kennt
LöschenDer erste Satz ist fern von merkwürdig, sondern hat den Ursprung in rein sprachlichen Barrieren. Sharmine hat den Text selbst auf Englisch verfasst und startet mit "Excuse me". Allerdings nicht mit der Intention sich entschulden zu wollen, sondern eher ein empörtes "Also entschuldige mal, aber..." oder ein "Wie bitte?!" zu transportieren.
Löschen'Tut mir leid!' kann auf zweierlei Weise ausgesprochen werden. Verzeihung heischend und herausfordernd. Im übrigen kann nicht jeder Artikel bei Adam und Eva anfangen. Hier sagte jemand mal klipp und klar, dass Israel keine Existenzberechtigung hat, d. h. nicht die geringsten Rechte auf das Land. Dass das Land zurückgegeben werden muss und Reparationen gezahlt werden müssen. Ich denke, so etwas wird die Diskussion voranbringen.
AntwortenLöschenAlso,
AntwortenLöschendas seh ich deutlich anders.
diese scheixx beschixxenen 30.000 qkm, meist Ödland, im Gegensatz zu den 25 MIO !!! qkm bevölkerten Moslems Land RECHTFERTIGT genau HIER, das 4000 !!! Jahre JÜDISCH besiedelt ist, ein Staat Israel. Die Juden haben sich schlicht 1948 millitärisch das ZURÜCK geholt, was die Moslems Ihnen 800 n Chr. gewaltsam geraubt haben. Punkt.
Die Moslems können einfach eine ANDERE Religion neben sich NICHT ertragen! Das ist der ganze Sinn des Streits. Sobald die in der EU 50% Bevölkerungsanteil erreicht ham, geht hier dieselbe Scheixxe los.
Die Palis sind eine Erfindung Jassir Arafats und schlicht Araber... gehören also nach Mekka.
Und schon wäre Frieden.
Du bist natürlich einer von den zehntausenden von USRAEL bezahlten Trollen, der die 'Wahrheit' über den rassistisch-faschistischen Apartheidstaat verbreiten soll. Dumm wie bullshit. Aber das gehört ja dazu. Der nicht mal die von 'jüdischen' Experten und Historikern veröffentlichte Literatur kennt. Dass die einzigen WAHREN Juden die Palästinenser sind, die schon immer in Palästina gewohnt haben, weißt du auch nicht. Kennst also nur die Israel-Propaganda-Scheiße. Pack dich!
LöschenGrundstückmaKler*
AntwortenLöschenDie deutsche Bundeskanzlerin hat als „Staatsräson“ das Schicksal des zionistischen Gebildes („Israel“) mit demjenigen des deutschen Volkes verknüpft, was man als Hochverrat am deutschen Volk ansehen kann. Daher muß ich auch der Bundesrepublik Deutschland (BRD) das Existenzrecht absprechen, solange deren Staatsräson davon bestimmt wird, das „Existenzrecht Israels“ nicht in Frage zu stellen.
AntwortenLöschenSehr geehrter (?) muriceps, Sie sollten sich nicht mehr bemühen. Es ist längst geschehen. leider ist es wohl so, "die Lüge muss nur groß genug sein ....". Dieses Volk ist wieder in eine Falle getreten. Siehe Benjamin Freedman, oder Balfour Erklärung. Wer wissen will, der findet.
AntwortenLöschenDass sich die Israelis oder Juden ihr Gebiet zurück erobert haben, kommt mir so lächerlich vor, als hätten die Römer/Italiener im Nachhinein festgestellt, dass Augsburg mal römisches Hoheitsgebiet war
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