Samstag, 11. Oktober 2014

Wirtschaft Russlands am Boden?

Einar Schlereth
11. Oktober 2014

Wie oft haben wir alle von unseren Qualitätsmedien zu hören, zu lesen und zu sehen bekommen, wie schlimm es um Russland steht, welch böser Diktator im Kreml sitzt und wie miserabel es um die russische Wirtschaft steht. Natürlich auch, dass diese großartigen Sanktionen Wirkung zeigen, die Bevölkerung unzufrieden ist und - wie das hysterische Megaphon Samantha Power erst kürzlich versicherte - die Wirtschaft Russlands am Boden liegt.

Was die russische Bevölkerung wirklich fühlt und denkt, habe ich schon in mehreren Artikeln abgehandelt, ebenso die Stellung Putins, der in der Bevölkerung unglaublich beliebt ist mit Umfrageergebnissen, von denen alle unsere westlichen Politiker nur träumen können. Und wie steht es denn nun wirklich um die russische Wirtschaft? Dazu haben wir heute eine Meldung von Ria Novosti:

Russlands Haushaltsüberschuss wächst

Russland hat vom Januar bis August mit einem Haushaltsüberschuss von mehr als 1,5 Billionen Rubel (rund 30 Milliarden Euro) geschlossen. Im Vorjahreszeitraum lag das Plus bei knapp 849 Milliarden Rubel.
Der Überschuss des Gesamthaushaltes der Russischen Föderation sei damit um 80 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum gewachsen, teilte das Schatzamt in Moskau mit. Die Haushaltseinnahmen haben per 1. September mehr als 17 Billionen Rubel betragen, die Ausgaben 15,6 Billionen Rubel.

Wie unsere Haushalte - von Deutschland, der ganzen EU und von den USA mal ganz zu schweigen - aussehen, brauche ich nicht zu erzählen. Das wisst ihr ja schon. Und auch, dass die Sanktionen ein Schuss in den eigenen Fuß gewesen sind.

Aber das ist noch nicht alles zur russischen Wirtschaft.  Hier haben wir noch einen interessanten Artikel:

China steigerte Direktinvestitionen 2014 in Russland um 73 Prozent

Wang Yang
China hat direkte Investitionen in Russland in den ersten acht Monaten 2014 um 74 Prozent gesteigert. Das teilte der chinesische Vizeregierungschef Wang Yang am Samstag in Sotschi in der 18. Sitzung einer russisch-chinesischen Kommission mit, die reguläre Treffen der Regierungschefs beider Länder vorbereitet.
Die absolute Zahl nannte Wang nicht, erinnerte aber daran, dass sich direkte chinesische Investitionen im vergangenen Jahr gegenüber 2012 auf etwas mehr als vier Milliarden US-Dollar versechsfacht hatten.
Wang zufolge realisieren beide Länder diverse Projekte, darunter beim Bau von Flugzeugen, Grenzbrücken und Hochgeschwindigkeitsbahnen. „Wir werden alle Schranken aus dem Weg räumen, die Investitionen im Wege stehen, das Investitionsklima verbessern und neue Formate der Investitionskooperation schaffen“, betonte der chinesische Vizeregierungschef.

Tja, es steht wirklich schlimm um die russische Wirtschaft. Vor allem so isoliert! Aber, wie wir wissen, ist das alles ja nur russische Propaganda. Und um dieser schrecklichen Desinformationskampagne Putins endlich einen Riegel vorzuschieben, hat sich die ach so schlaue Mutti Merkel was ganz Tolles ausgedacht:

Eine Listung russischer und ukrainischer Journalistinnen und Journalisten und damit ein faktisches Berufsverbot innerhalb der Europäischen Union nur auf der Grundlage journalistischer Arbeit“ komme für die Bundesregierung „nicht in Frage“ und werde auch nicht angestrebt. Dies habe ihm das Kabinett von Kanzlerin Angela Merkel auf Nachfrage mitgeteilt, so der stellvertretende Vorsitzende der Linksfraktion im Bundestag. [Das hätte wirklich zu dumm ausgesehen. D. A.] Gehrcke begrüßt ausdrücklich die Information über „diese Klarstellung durch die Bundesregierung und damit auch über ein Stück Rechtssicherheit für russische und ukrainische Journalistinnen und Journalisten“.
Im Kanzleramt denkt man offensichtlich eher daran, mit einem neu aufzubauenden Propagandasender von globaler Reichweite der russischen Informationspolitik gegenzuhalten. Die aus Steuermitteln finanzierte „Deutsche Welle“ soll entsprechend in Stellung gebracht werden. Peter Limbourg, seit einem Jahr Intendant des Auslandssenders, bekundet in der Hamburger Wochenzeitung „Die Zeit“ unumwunden, Deutschland müsse der „Propaganda“ des russischen Präsidenten Wladimir Putin „endlich Paroli bieten“. Der frühere Chefredakteur des Kommerz-TV-Senders N24 will die „Deutsche Welle“ dafür zu einem internationalen Informationssender umbauen, mit einem englischsprachigen TV-Kanal als „Flaggschiff“.
Und das wird unsere "nationale Aufgabe" - mit Steuergeldern, und das, obwohl eine Mehrheit der Deutschen Putin durchaus wohlgesinnt ist. Aber auf Mehrheiten hat die Angela schon immer gepfiffen. Ist das nicht großartig? Wir bekommen endlich wieder einen ganz richtigen und originalen Propagandasender, auf Englisch noch dazu. Ein Schwesterchen der 'Stimme Amerikas', die seit Kriegsende die demokratische Fanfare bläst und sich immer streng an die Wahrheit gehalten hat. Nun, mit Koofmich-Experten wie dem Chef des Kommerz-TV-Senders wird die Wahrheit weiterhin in guten Händen sein.
Das Dumme ist nur, dass in Russland verdammt wenig Leute Englisch können. Die Oligarchen selbstverständlich ausgeschlossen. Aber die braucht man ja eigentlich nicht zu agitieren.

4 Kommentare:

  1. Es ist ein eisiger Schauer der den Politikern aus den USA, der EU und der BRD über den Rücken läuft. Auf der wirtschaftlichen Überholspur tut sich gewaltig Etwas. Sie beginnen zu frösteln und wollen mit Lügen und Wühlmäusen in Richtung Russland und China dagegen halten. Inzwischen haben sie sich durch ihr ukrainisches Lügenmonster einen reichen Erfahrungsschatz aneignen können. Die Sanktionen fallen ihnen nicht nur auf die eigenen Füße, sie knallen ihnen auch noch hart an den Kopf.

    AntwortenLöschen
  2. Hui, ein Erfahrungsschatz durch die ukrainische Praxis. Als ob die gesamte Nachkriegszeit nicht durch ähnliche Praktiken gekennzeichnet war. Mal Noam Chomsky lesen oder das Buch von Daniele Ganser über den US-Amerikanischen Konflikt mit Kuba.
    "Der Westen" hatte schon vor der Ukraine große Praxis in der Propaganda.

    AntwortenLöschen
  3. Das klingt sehr interessant. Wie schaut es aber an der Börse aus? Der Rubel in Talfahrt hieß es da.

    Ist die Volga-Dnepr Airlines auch von den Sanktionen betroffen?
    Stationiert am (NATO) Drehkreuz Leipzig-Halle habe ich gestern wieder eine Maschine im Vorfeld stehen sehen, daneben eine Unmenge an Fracht auf Anhängern, die auf Verladung gewartet haben.

    Bisher wurden dort auch Kraftfahrzeuge, Hubschrauber und Militärische Logistik der NATO transportiert. Das haben die ja ganz gut gemacht.

    Was in der Halle von Volga-Dnepr steht, weiß ich nicht, die haben ja eine extra Wartungshalle im Nordwesten des Airports gebaut.

    Mich würde es nicht wundern, wenn die Sanktionen an denen vorbei gehen, da das Frachtvolumen und sicherlich auch die Transportkosten unschlagbar sind.

    AntwortenLöschen
  4. Mein lieber Herbert, weißt du denn nicht, dass die Börse das größte Manipulationsinstrument von Wallstreet, IWF, Weltbank ist? Auf Global Research ist gestern ein guter Artikel zu den Devisen-Manipulationen erschienen. Das hat mit der Wirtschaft Russlands gar nichts zu tun. Wenn China und Russland erst einmal so weit sind, alles mit den eigenen Währungen abzuwickeln - woran sie und die anderen BRICS-Länder hart arbeiten - werden diese Manipulationen unmöglich werden.

    AntwortenLöschen