Über
Jeju habe ich schon mindestens sechs Artikel geschrieben. Die könnt
ihr alle lesen, wenn ihr in die Suche einfach Jeju eingebt.
Von JEJU den Jemen
sehen – es sind wirklich
besondere Menschen auf Jeju
Kathy Kelly
4.
Dezember 2014
Dorfbewohner suchen nach ihren Habseligkeiten im Jemen. |
Vor
einigen Tagen folgte ich einem ungewöhnlichen Skype-Anruf von jungen
südkoreanischen Gründern der ‘Hope School’. Sie liegt auf der
Insel Jeju, wo sie eine Unterstützer-Gemeinde aufbauen wollen zwischen
den Jeju-Bewohnern und den neu ankommenden Jemeniten, die in Südkorea
Asyl suchen.
Jeju
ist ein Visum-freier Hafen und die Eingangspforte für annähernd 500
Jemeniten, die beinahe 9000 km gereist sind auf der Suche nach
Sicherheit. Traumatisiert von den ständigen Bombardierungen,
Drohungen mit Gefängnis und Folterung und dem Horror der Hungersnot,
sehnen sich die vor kurzem eingetroffenen Jemeniten mit Kindern nach
einem Refugium.
Wie
viele tausend andere, die aus Jemen geflohen sind, vermissen sie ihre
Familien, ihre Nachbarn und die Zukunft, die sie sich einst ausgemalt
haben. Aber jetzt nach Jemen zurückkehren, wäre für sie extrem
gefährlich.
Ob man
die Asylsuchenden Jemeniten in Südkorea willkommen oder abweisen
soll, ist für viele, die auf Jeju leben, eine sehr schwere Frage
gewesen. Die Gründer der «Hope School», die in Gangjeong leben,
eine Stadt, die bekannt ist für ihren tapferen und zähen
Friedens-Aktivismus, wollen den neu ankommenden Jemeniten ein
respektvolles Willkommen zeigen, indem sie Gelegenheiten schaffen,
bei denen die jungen Menschen aus beiden Ländern einander
kennenlernen und besser die Geschichte, Kultur und Sprache des
anderen verstehen lernen.
Sie
versammeln sich regelmäßig für Austausch und Lektionen. Ihr
Curriculum soll Probleme lösen ohne Waffen, Drohungen und Gewalt. In
dem Seminar «Den Jemen von Jeju sehen» wurde ich gebeten, über
Graswurzel-Bemühungen in den USA zu sprechen, um den Krieg im Jemen
zu beenden. Ich erwähnte «Voices», die halfen, Demonstrationen zu
arrangieren gegen den Jemen-Krieg in vielen US-Städten und an denen
wir teilgenommen haben. Und wir haben eine gewisse Bereitschaft in
den Mainstreammedien bemerkt, über das Leiden und die Hungersnot,
die durch den Krieg hervorgerufen wurden, zu berichten.
Ein
jemenitischer Teilnehmer, selbst auch ein Journalist,gab
verärgert seiner Frustration Ausdruck. Ob ich verstünde, wie er und
seine Kollegen gefesselt seien? In Jemen könnten ihn Houthi-Kämpfer
verfolgen. Er könnte von den Saudi- oder Emiraten-Flugzeugen
bombardiert werden; Söldner, die von den Saudis oder den Emiraten
finanziert werden, könnten ihn angreifen; und er wäre ebenso
angreifbar durch Spezial-Kommandos westlicher Länder wie der USA
oder Australien. Obendrein wird seine Heimat durch große Mächte
ausgebeutet, die gierig nach seinen Ressourcen suchen. «Wir sind in
einem riesigen Spiel gefangen genommen,» sagte er.
Ein
anderer junger Mann sagte, er stellt sich eine Armee aus Jemeniten
vor, die alle Menschen, die dort leben, vor allen Gruppen schützen,
die jetzt im Jemen Krieg führen.
Als ich
das hörte, erinnerte ich mich, wie hartnäckig unsere jungen
südkoreanischen Freunde sich gegen den bewaffneten Kampf und
Militarisierung der Insel wehrten. Durch Demonstrationen, Fasten,
zivilem Ungehorsam, Gefängnis, Märsche und intensive Kampagnen,
um Solidarität zu entwickeln, kämpften sie jahrelang
gegen den sürkoreanischen und amerikanischen Militarismus. Sie
verstehen sehr gut, wie Krieg und das nachfolgende Chaos die Völker
spalten und sie noch verwundbarer für Ausbeutung und Plünderung
machen. Daher wollen sie alle, dass jeder in der Schule eine Stimme
bekommt und gehört wird, um die Erfahrung eines respektvollen
Dialogs zu machen.
Wie
können wir in den USA Graswurzel-Gemeinden bilden, um sowohl die
komplexen Realitäten der Jemeniten zu verstehen und zu arbeiten, die
US-Teilnahme an dem Krieg zu beenden? Aktionen unserer jungen
Freunde, die die «Hope School» organisierten, haben ein wertvolles
Beispiel geliefert. Gleichwohl mussen wir dringend alle
Kriegsparteien aufrufen zu einer sofortigen Feuereinstellung, alle
Häfen und Straßen zu öffnen, die so dringend benötigt werden, um
Nahrung zu verteilen und zu helfen, die zerstörte Infrastruktur und
die Wirtschaft im Jemen wieder herzustellen.
An
vielen US-Orten haben Aktivisten 40 Rucksäcke aufgestellt, um an die
40 Kinder zu erinnern, die von einer 500 Pfund Lockheed Martin
Rakete, die auf ihren Schulbus gezielt hatte, am 9. August 2018
getötet wurden.
In den
Tagen vor dem 9. August hatte jedes Kind einen blauen Rucksack von
der UNICEF erhalten, der gefüllt war mit Medikamenten und anderen
wichtigen Sachen, um ihren Familien beim Überleben zu helfen. Als
die Schule vor ein paar Wochen wieder begann, kehrten die Kinder mit
Schultaschen zurück, die immer noch die Blutspritzer aufwiesen. Jene
Kinder benötigen dringend Entschädigung in Form praktischer Pflege
und großzügiger Investitionen «ohne Bedingungen», um ihnen für
eine bessere Zukunft zu helfen. Sie brauchen auch eine
«Hoffnungs-Schule».
Menschen
zu töten, durch Krieg oder Hungersnot, wird nie Probleme lösen. Und
ich glaube, dass schwer bewaffnete Eliten, die ihren persönlichen
Reichtum vergrößern wollen, regelmäßig und bewusst die Saat
der Spaltung gelegt haben im Irak, in Afghanisten, Syrien, Gaza und anderen
Ländern, wo sie wertvolle Ressourcen gewinnen wollen. Ein
gespaltenes Jemen würde den Saudis, den VAR-Staaten, ihren
Koalitionspartnern und der USA erlauben, Jemens reiche Ressourcen zu
ihrem Wohle auszubeuten.
Während
der Krieg weitergeht, sollte jede Stimme, die ihre Bedrängnis
hinausschreit, gehört werden. Als ich dem Seminar in der «Hope
School» folgte, stellte ich mir vor, dass eine wichtige Stimme nicht
im Raum anwesend war: die eines Kindes in Jemen, das zu hungrig war,
um zu schreien.
Kathy
Kelly (kathy@vcnv.org) co-coordinates Voices for Creative Nonviolence
(www.vcnv.org)
danke für den Bericht.
AntwortenLöschenIn dem eingefügten Bericht vom Spiegel suggeriert die Autorin, dass die Menschen da fremdenfeindlich wären.
Was man den Kommentaren nicht entnehmen kann.
Wieder mal ein gutes Beispiel wie unsere Presse agiert.
http://www.spiegel.de/politik/ausland/wie-fluechtlinge-aus-dem-jemen-auf-suedkoreas-insel-jeju-landeten-a-1220057.html#js-article-comments-box-pager
Danke für den Spiegel-Bericht, Palina. Aber wenn man nicht etwas Bescheid weiß, dann kann man damit nicht viel anfangen. Ich habe ja den Krieg von Anfang verfolgt und darüber berichtet, dann kann man die Spreu vom Weizen trennen.
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