Mittwoch, 5. Dezember 2018

Von JEJU den Jemen sehen – es sind wirklich besondere Menschen auf Jeju


Über Jeju habe ich schon mindestens sechs Artikel geschrieben. Die könnt ihr alle lesen, wenn ihr in die Suche einfach Jeju eingebt.


Von JEJU den Jemen sehen – es sind wirklich 

besondere Menschen auf Jeju

Kathy Kelly
4. Dezember 2014


Dorfbewohner suchen nach ihren Habseligkeiten im Jemen.
Vor einigen Tagen folgte ich einem ungewöhnlichen Skype-Anruf von jungen südkoreanischen Gründern der ‘Hope School’. Sie liegt auf der Insel Jeju, wo sie eine Unterstützer-Gemeinde aufbauen wollen zwischen den Jeju-Bewohnern und den neu ankommenden Jemeniten, die in Südkorea Asyl suchen.

Jeju ist ein Visum-freier Hafen und die Eingangspforte für annähernd 500 Jemeniten, die beinahe 9000 km gereist sind auf der Suche nach Sicherheit. Traumatisiert von den ständigen Bombardierungen, Drohungen mit Gefängnis und Folterung und dem Horror der Hungersnot, sehnen sich die vor kurzem eingetroffenen Jemeniten mit Kindern nach einem Refugium.

Wie viele tausend andere, die aus Jemen geflohen sind, vermissen sie ihre Familien, ihre Nachbarn und die Zukunft, die sie sich einst ausgemalt haben. Aber jetzt nach Jemen zurückkehren, wäre für sie extrem gefährlich.

Ob man die Asylsuchenden Jemeniten in Südkorea willkommen oder abweisen soll, ist für viele, die auf Jeju leben, eine sehr schwere Frage gewesen. Die Gründer der «Hope School», die in Gangjeong leben, eine Stadt, die bekannt ist für ihren tapferen und zähen Friedens-Aktivismus, wollen den neu ankommenden Jemeniten ein respektvolles Willkommen zeigen, indem sie Gelegenheiten schaffen, bei denen die jungen Menschen aus beiden Ländern einander kennenlernen und besser die Geschichte, Kultur und Sprache des anderen verstehen lernen.

Sie versammeln sich regelmäßig für Austausch und Lektionen. Ihr Curriculum soll Probleme lösen ohne Waffen, Drohungen und Gewalt. In dem Seminar «Den Jemen von Jeju sehen» wurde ich gebeten, über Graswurzel-Bemühungen in den USA zu sprechen, um den Krieg im Jemen zu beenden. Ich erwähnte «Voices», die halfen, Demonstrationen zu arrangieren gegen den Jemen-Krieg in vielen US-Städten und an denen wir teilgenommen haben. Und wir haben eine gewisse Bereitschaft in den Mainstreammedien bemerkt, über das Leiden und die Hungersnot, die durch den Krieg hervorgerufen wurden, zu berichten.

Ein jemenitischer Teilnehmer, selbst auch ein Journalist,gab verärgert seiner Frustration Ausdruck. Ob ich verstünde, wie er und seine Kollegen gefesselt seien? In Jemen könnten ihn Houthi-Kämpfer verfolgen. Er könnte von den Saudi- oder Emiraten-Flugzeugen bombardiert werden; Söldner, die von den Saudis oder den Emiraten finanziert werden, könnten ihn angreifen; und er wäre ebenso angreifbar durch Spezial-Kommandos westlicher Länder wie der USA oder Australien. Obendrein wird seine Heimat durch große Mächte ausgebeutet, die gierig nach seinen Ressourcen suchen. «Wir sind in einem riesigen Spiel gefangen genommen,» sagte er.

Ein anderer junger Mann sagte, er stellt sich eine Armee aus Jemeniten vor, die alle Menschen, die dort leben, vor allen Gruppen schützen, die jetzt im Jemen Krieg führen.

Als ich das hörte, erinnerte ich mich, wie hartnäckig unsere jungen südkoreanischen Freunde sich gegen den bewaffneten Kampf und Militarisierung der Insel wehrten. Durch Demonstrationen, Fasten, zivilem Ungehorsam, Gefängnis, Märsche und intensive Kampagnen, um Solidarität zu entwickeln, kämpften sie jahrelang gegen den sürkoreanischen und amerikanischen Militarismus. Sie verstehen sehr gut, wie Krieg und das nachfolgende Chaos die Völker spalten und sie noch verwundbarer für Ausbeutung und Plünderung machen. Daher wollen sie alle, dass jeder in der Schule eine Stimme bekommt und gehört wird, um die Erfahrung eines respektvollen Dialogs zu machen.

Wie können wir in den USA Graswurzel-Gemeinden bilden, um sowohl die komplexen Realitäten der Jemeniten zu verstehen und zu arbeiten, die US-Teilnahme an dem Krieg zu beenden? Aktionen unserer jungen Freunde, die die «Hope School» organisierten, haben ein wertvolles Beispiel geliefert. Gleichwohl mussen wir dringend alle Kriegsparteien aufrufen zu einer sofortigen Feuereinstellung, alle Häfen und Straßen zu öffnen, die so dringend benötigt werden, um Nahrung zu verteilen und zu helfen, die zerstörte Infrastruktur und die Wirtschaft im Jemen wieder herzustellen.

An vielen US-Orten haben Aktivisten 40 Rucksäcke aufgestellt, um an die 40 Kinder zu erinnern, die von einer 500 Pfund Lockheed Martin Rakete, die auf ihren Schulbus gezielt hatte, am 9. August 2018 getötet wurden.

In den Tagen vor dem 9. August hatte jedes Kind einen blauen Rucksack von der UNICEF erhalten, der gefüllt war mit Medikamenten und anderen wichtigen Sachen, um ihren Familien beim Überleben zu helfen. Als die Schule vor ein paar Wochen wieder begann, kehrten die Kinder mit Schultaschen zurück, die immer noch die Blutspritzer aufwiesen. Jene Kinder benötigen dringend Entschädigung in Form praktischer Pflege und großzügiger Investitionen «ohne Bedingungen», um ihnen für eine bessere Zukunft zu helfen. Sie brauchen auch eine «Hoffnungs-Schule».

Menschen zu töten, durch Krieg oder Hungersnot, wird nie Probleme lösen. Und ich glaube, dass schwer bewaffnete Eliten, die ihren persönlichen Reichtum vergrößern wollen, regelmäßig und bewusst die Saat der Spaltung gelegt haben im Irak, in Afghanisten, Syrien, Gaza und anderen Ländern, wo sie wertvolle Ressourcen gewinnen wollen. Ein gespaltenes Jemen würde den Saudis, den VAR-Staaten, ihren Koalitionspartnern und der USA erlauben, Jemens reiche Ressourcen zu ihrem Wohle auszubeuten.

Während der Krieg weitergeht, sollte jede Stimme, die ihre Bedrängnis hinausschreit, gehört werden. Als ich dem Seminar in der «Hope School» folgte, stellte ich mir vor, dass eine wichtige Stimme nicht im Raum anwesend war: die eines Kindes in Jemen, das zu hungrig war, um zu schreien.

Kathy Kelly (kathy@vcnv.org) co-coordinates Voices for Creative Nonviolence (www.vcnv.org)

2 Kommentare:

  1. danke für den Bericht.
    In dem eingefügten Bericht vom Spiegel suggeriert die Autorin, dass die Menschen da fremdenfeindlich wären.
    Was man den Kommentaren nicht entnehmen kann.
    Wieder mal ein gutes Beispiel wie unsere Presse agiert.
    http://www.spiegel.de/politik/ausland/wie-fluechtlinge-aus-dem-jemen-auf-suedkoreas-insel-jeju-landeten-a-1220057.html#js-article-comments-box-pager

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  2. Danke für den Spiegel-Bericht, Palina. Aber wenn man nicht etwas Bescheid weiß, dann kann man damit nicht viel anfangen. Ich habe ja den Krieg von Anfang verfolgt und darüber berichtet, dann kann man die Spreu vom Weizen trennen.

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